Bildungs-Gleichstellung: Plagiator im Bundestag ist seinen Doktortitel los
In letzter Zeit wird die Liste derer, die eines Doktortitels verlustig gehen, weil ihnen nachgewiesen wird, dass sie sich des geistigen Eigentums Anderer bemächtigt haben, die Leihgabe aber nicht als solche kenntlich gemacht haben, immer länger.
Nun hat es den CDU-Bundestagsabgeordneten Frank Steffel (aus – wen wundert es: Berlin) erwischt. Die FU-Berlin, von der man den Eindruck hat, dass sie die Doktortitel zeitweise verschenkt zu haben scheint, eine Tradition, die u.a. in Gender Studies diffundiert ist und seither in unterschiedlichen Fachbereichen ausgelebt wird, hat Steffel mit Beschluss vom 4. Februar seinen Doktortitel „Dr. rer. pol“ entzogen. In der Begründung heißt es:
„Frank Steffel wird vorgeworfen, dass er in seiner Arbeit an zahlreichen Stellen wörtliche oder fast wörtliche Übernahmen in erheblichem Umfang nicht als solche gekennzeichnet hat. Für jede der vom Gremium überprüften Passagen gibt der Verfasser in seiner Dissertation zwar eine Quelle an. Es wird jedoch nicht ersichtlich, dass er wörtlich oder fast wörtlich Texte anderer Autoren in seine Dissertation eingefügt hat und in welchem Umfang. Frank Steffel wurde die Möglichkeit der Stellungnahme eingeräumt. In seiner Stellungnahme wies er insbesondere darauf hin, dass er keinen Täuschungsvorsatz gehabt habe. Ebenso verwies er auf die Darlegungen zur Zitierweise seines damaligen wissenschaftlichen Betreuers im Promotionsverfahren. Dazu wurden Stellungnahmen von Mitgliedern der damaligen Promotionskommission eingeholt sowie vom damaligen Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft.
Unter Berücksichtigung aller Stellungnahmen bejahten das Prüfungsgremium und das Präsidium der Freien Universität Berlin eine zumindest bedingt vorsätzliche Täuschung und eine Verletzung des Gebotes der wissenschaftlichen Redlichkeit.
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft distanziert sich von der Darstellung des wissenschaftlichen Betreuers der Dissertationsarbeit, der zufolge die von Frank Steffel gewählte Zitierweise damals am gesamten Fachbereich Wirtschaftswissenschaft üblich gewesen sei. Auch zum damaligen Zeitpunkt galten die Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis und eine wortwörtliche Wiedergabe eines Textes habe als direktes Zitat mit Anführungszeichen gekennzeichnet werden müssen.“
Bei derartigen Begründungen kann man nur feststellen, dass sich hier Abgründe auftun. Aber auch das ist nichts Neues, die Talsohle dieser Abgründe kann man in einer beliebigen Arbeit aus Gender, Queer oder sonstigen Jammer Studies begutachten.
Bleibt noch nachzutragen, dass 13 Tage für die Verwaltung des Deutschen Bundestages nicht ausreichend sind, um den Titel von Steffel von dessen Profilseite zu entfernen.
Die Dissertation von Steffel trägt den Titel:
Bedeutung und Entwicklung der Unternehmer in den neuen Bundesländern nach der deutschen Einheit 1990
2001 hat Holger Wild im Tagesspiegel zu Steffels Dissertation das Folgende geschrieben:
„W99/2066? Die Signatur kennt der Mann an der Ausleihe der Bibliothek der Wirtschaftswissenschaften der FU. “Ach, der Steffel”, grinst er, “da geradeaus, dann rechts, an den gelben Regalen entlang bis ganz hinten”. Nach der Dissertation des Dr. Frank Steffel wird nicht zum ersten Mal gefragt. “Hat aber keinen sonderlichen Tiefgang”, warnt der Bibliothekar, “da sind manche Diplomarbeiten wissenschaftlich anspruchsvoller”. Er kennt Steffel von der Ausleihe – oder kennt ihn eigentlich nicht. “Seine Sekretärin hat meist telefonisch Bücher bestellt, die er dann abholen ließ.”
Nun gut. Wir können uns die Schwierigkeiten ja vorstellen, die es einem “aktiven mittelständischem Unternehmer und Wirtschaftspolitiker” bereitete, eine Dissertation fertigzustellen. Er selbst erwähnt sie im Vorwort: Wenig Zeit, dazu die “Gefahr, zu stark in die leidenschaftliche Unternehmerpraxis zu entgleiten und damit den wissenschaftlichen Anspruch zu vernachlässigen”. Obendrein galt es zwischendurch, eine Wiederwahl in das Abgeordnetenhaus zu bestehen – mit dem, so lesen wir im Lebenslauf, “besten Wahlergebnis aller Bewerber”. Gleichwohl: Seit Sommer 1999 ist Frank Steffel Doktor der Wirtschaftswissenschaften.”
Seit Februar 2019 ist er das nicht mehr.
Der Doktorvater von Steffel, der offenkundig behauptet, dass man 1999 in Berlin, an der FU, am Fachbereich Wirtschaftwissenschaften, direkte Zitate nicht mit Anführungszeichen kenntlich gemacht hat, ist übrigens: Dietrich Winterhager.
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Komisch,
die Verlautbarungspresse bringt auch bei diesen Dingen nie was, wenn´s “um die AfD geht”.
Wer sich jedoch die qualitativ hochwertigen und geschliffenen Reden der wahren Opposition anhört, der ahnt aber schon, warum da nichts kommt bzw. warum da die AfD nicht ergiebig ist.
Der Spagat ist nicht mehr zu übersehen.
Gehen sie mal davon aus, dass die Dissertationen der AfDler mehrfach schon geprüft wurden. Da scheint sich nichts zu finden.
Daß Sie da mal nicht enttäuscht werden. Wer Munition findet muß die ja nicht gleich auch verballern.
Das ist doch sich eine Form von Betrug, oder?
Darf man solche Politiker nun als Betrüger bezeichnen?
Wozu aufwerten?
Dem Freien Schreiben in der Grundschule folgt nun das Freie Promovieren in der Uni. Das entbehrt nicht einer inneren Logik.
Es gibt da eine Maßnahme, mit der man eine gewisse Schadensbegrenzung erreicht. Ich nehme von meinen jungen Damen und Herren nur noch Referate an, die handschriftlich verfertigt wurden. Wenn sie dann abschreiben, haben sie wenigstens ein bißchen was gelernt. Und das ist ja der Sinn der Sache.
So weit sind wir schon.
Es ist wie in der Genderszene: Man befördert sich gegenseitig.
Das Statusdenken in unserer Gesellschaft hat einen viel zu hohen Stellenwert.
Wissen kann man viel, ob man das angeeignete Wissen auch mit Verstand, Vernunft und Weisheit anzuwenden versteht, in eine ganz andere Sache.
Titel und akademischer Status finden an echten, nichtstaatlichen Märkten schon lange kaum mehr Wertschätzung – dafür umso mehr bei staatlichen und staatsnahen Entitäten wie in der Politik, wo sich gegenseitig und zugleich um die Wette Brotfressuren und Docktoreien geangelt und “fairteilt” werden. Der durchweg staatliche akademische Betrieb ist so vorletztes Jahrhundert wie die ganze staatliche Kaste. Der modernde Gestank – den “drinnen” eh niemand riecht – ist nur immer schwerer zu überdecken.
Im “realen Leben” jenseits des Staatswesen sind weder staatliche Titel noch zertifikate etwas wert – dort zählt vielmehr, was jemand wirklich kann und was das anderen wirklich wert ist – und nicht, was sich eine Clique untereinander zubehauptet zu können und zu bewerten. Staat ist das Jauchebecken der Gesellschaft.
Der Eindruck mag täuschen, aber alle Doktortitelverlustträger zeigten während des Prozesses der Prüfung eine extrem arrogante und herablassende Art gegen Kritiker, manche traten sogar nach Überführung und Aberkennung großspurig in Erscheinung mit gigantischen Comebackplänen oder reiten bis heute auf Baron Münchhausens Kanonenkugel über die transatlantische Brücke hin und her… Eine Scharlatanin sogar durfte nach Aberkennung des erschlichenen Titels auf dem Scheinheiligenschein direkt nach Rom in den Vatikan schlittern, dort betet sie nun täglich drei Rosenkränze für die baldige Seligsprechung der frommen Angela aus Uckermark.
Scham- und Schuldgefühle dieser leuchtenden Vorbilder des Volkes?: natürlich nicht, stören doch nur bei der Steuergeldabzockerkarriere.
Mir scheint eh, die Transatlantikbrücke ist die Verschlimmbesserungsanstalt für gestrauchelte und enttarnte Poli-ticker (Beispiele kennt jeder). Die tauchen dort für einige Jahre ab, machen eine Zusatzausbildung für “höhere!” Aufgaben (für nicht-erwischt-werden vielleicht auch) zumal sie wegen ihrer verkorksten Vita leicht zu handhaben und zu steuern sind. Da muß dann keiner mehr genötigt oder gar unter Druck gesetzt werden. Die sind dann richtig handzahm, sonst ist EdeKa.
So geht es dahin. Der Vater hat durch Fleiß ein Unternehmen aufgebaut, der Sohn versilbert es um sich einem windigen Titel zu verschaffen und einem windigen Job (Politiker) nachzugehen!
schön, einer weniger von diesen Polit-Betrügern!
Oder gibt das keine Konsequenzen mehr?
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da muß jetzt wieder so ein “Gender-Techniker” ala Stöcker ran und uns erklären warum das gut und richtig ist, wie das auch ok war das die grüne Schnulze in US Eis aus Plastikbechern mit Plastiklöffeln ist und uns das verbieten will und beide, sie und al Gore soviel fliegen.
Los Stöcker ran…
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aber das verstehen wir nicht, wir sind ja in der Ich-Entwicklung nur auf der Stufe E3 und nicht wie die Gutmenschen auf der göttlichen Stufe E7.
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http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/zukunftsanalyse-nach-jane-loevinger-weg-vom-leistungsideal-a-1248816.html
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und auch bei Stasi-Kahane und ihr AA gibt es Fortschritte:
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https://philosophia-perennis.com/2019/02/18/95-prozent-der-bz-leser-fordern-sofortigen-stopp-der-finanzierung-der-amadeu-antonio-stiftung/
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https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/antonio-stiftung-greift-ddr-forscher-an-und-sperrt-journalisten-aus
Mir fällt etwas anderes auf. Bei Promotion wird die Doktorarbeit auf wissenschaftliche Qualität überprüft, nicht forensisch auf Fälschung. Darum ist der Uni nicht vorzuwerfen, einer solchen aufgesessen zu sein.
Stattdessen ist ihr Nachlässigkeit bei Qualitätsprüfung vorzuwerfen. Denn eine Fälschung kann DEFINITIV nicht wissenschaftlich wertvoll sein.
Mich stört an der ganzen Sache, daß es immer nur um aus meiner Sicht Formfehler geht. Steffel hat z.B zitiert und Quellen genannt aber halt unsauber ohne Anführungsstriche. Was früher in allen Arbeiten, die ich in den 90ern in den Ingenieurwissenschaften in der Hand hatte, ganz normales Vorgehen war. Schon um die Lesbarkeit und den Lesefluss zu befördern… Aber der breiten Öffentlichkeit wird mit dem Vorwurf “Plagiat” suggeriert, die wissenschaftliche Erkenntnis, der Wissenszugewinn selbst wäre geklaut.
Wenn es nach mir ginge, dann gäbe es klare Kriterienkataloge, nach denen eine wissenschaftliche Arbeit zu prüfen sei, incl ihrer Form. Hauptkriterium dabei die Art des wissenschaftlichen Arbeitens und eben die Frage nach dem wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn und inwiefern dieser die Vergabe eines Titels rechtfertigt. Die Prüfer müssten diese Kriterien belegbar abarbeiten und ihre jeweilege Bewertung nachvollziehbar begründen und das Gänze würde transparent sowohl dem Einreicher ausgehändigt als auch zusammen mit der Arbeit jederzeit einsehbar archiviert.