Der Schmarotzer
Er ist ein historischer Typus (Der bestimmte Artikel “der” transportiert ein grammatisches, kein biologisches Geschlecht!). Seine berühmteste Form hat er bei Charles Dickens in Gestalt von Harold Skimpole in der Erzählung „Bleak House“ gefunden. Der erfolgreiche Schmarotzer kann sich anbiedern, er ist ein Stichwortgeber, ein Zyniker, der die Menschen, von denen er lebt, verachtet, einer, der sich selbst als Leuchtturm der Moral inszeniert, um zu kaschieren, dass er von anderen lebt, an ihnen parasitiert.
Heute, da wir alle gleichwertig sind, Anbiederung institutionalisiert und Schmarotzertum zur von Steuerzahlern finanzierten Maßnahme geworden ist, gibt es den Schmarotzer natürlich nicht mehr, als Wort nicht mehr, denn von einem Schmarotzer zu sprechen, ist (angeblich) beleidigend, entwertend, ist Rassismus und somit rechts, sich wie ein Schmarotzer zu verhalten, ist etwas anderes.
Um diesen historischen Typus nicht vollkommen in Vergessenheit geraten zu lassen, geben wir nun einen Beitrag aus der Zeitschrift „Treviris“ in Teilen wieder. Er ist 1834 wie die Zeitschrift in Trier erschienen und war Bestandteil der 19. Nummer dieses sehr kurzlebigen Periodikums, das seinem ersten nur noch zwei weitere Jahrgänge folgen lassen konnte, ehe es von der Zensur ereilt wurde, die damals noch offen ausgeübt wurde.
Die Kunst, von anderen zu leben:
DER SCHMAROTZER
„Der Schmarotzer – mit diesem Namen bezeichnen wir einen Jünger der gastronomischen Kunst voll mannigfaltiger und schöner Kenntnisse – einen Menschen, der keine Sorgen hat. Kennt er wirklich eine so ist es die, dass dem Menschen doch gar zu viel im Leben zustoßen kann; gleichwohl aber wird er nie von einem tiefen Schmerz, von einem innigen Mitgefühl für menschliches Leiden durchdrungen. Er badet sich in den kräftigen Brühen aus der Küche seiner Nachbarn […]
Die Leiden des Lebens gleiten an ihm herab, ohne dass er davon mehr empfindet als ein Elephant von den Hagelkörnern, die auf ihn herunterfallen. […]
Ein echter Schmarotzer muss ein Mensch von nicht allzu großem Verstande und darf nur unter gewissen Bedingungen witzig sein. Zur hauptsächlichen Sorge muss er es sich machen, sich den Ruf eines prächtigen Kerls, eines angenehmen Gesellschafters zu erwerben und zu erhalten, wenngleich diejenigen, die ihn loben, sich den eigentlichen Grund dieses Lobes selbst nicht zu erklären wissen. […]
Wir haben einen merkwürdigen Schmarotzer gekannt, der gewiss ein Genie war, und der es dahin gebracht hatte, in einer einzigen Familie fünfzigmal eingeladen zu werden, und warum? Es war ihm gelungen, sich in den Feuerungs-Apparat im Saale sterblich zu verlieben. So oft ein Fremder zugegen war, brachte der Schmarotzer die Unterhaltung immer geschickt auf die Ofenschaufeln und Feuerzangen und verschaffte irgend einem Familienmitglied Gelegenheit, eine Familiengeschichte zu erzählen, in welcher sich auf die merkwürdigste Art der Mut einer Großmutter entwickelte, einer feinen Dame, die zu der Zeit der Gegebenheit kaum 22 Jahr alt war und als zarte Jungfrau mit einer Feuerzange die Zudringlichkeit eines unbewaffneten Fremden abwehrte, der allgemein für einen Dieb gehalten wurde, aber den die Dame selbst im Verdacht eines viel schwärzeren Frevels hatte. […]
Der Schmarotzer muss bei allen Gelegenheiten zu verstehen geben, dass er mit vornehmen Personen in Verbindung steht. […]
Muss der Schmarotzer nicht durchaus ein gutmütiger Mensch sein? Kann wohl die Härte, die Bosheit, der Neid des Gastgebers in sein Herz dringen? Er kann sich den Magen verderben, das ist möglich; die Gicht kann ihm zuweilen einen Angstschrei entlocken, das kann sich zutragen; aber wenn verdrießliche Menschenfeinde von der Hinfälligkeit der menschlichen Natur, von der Niedrigkeit und Grausamkeit sprechen, die man in der Welt antrifft, so wird unser Schmarotzer mit einem Blick unendlicher Menschenfreundlichkeit die Hand auf seinen runden Bauch legen und ernsthaft erklären, dass er fest überzeugt sei, alle Menschen seien gut“.
Natürlich besteht keine Ähnlichkeit mit heute lebenden Personen. Der Schmarotzer ist verschieden als der Sozialismus das Licht der Welt erblickt hat und Bevormundung von Mitmenschen an die Stelle des Gesellschaft-Leistens getreten ist.
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“Der Sozialismus ist der phantastische jüngere Bruder des fast abgelebten Despotismus, den er beerben will. Seine Bestrebungen sind also im tiefsten Verstande reactionär. Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, ja überbietet alles Vergangene dadurch, daß er die förmliche Vernichtung des Individuums anstrebt…” (Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches, Aphorismus 473, 1878)
“Fast abgelebt” traf zu Nietzsches Zeiten ja noch irgendwie zu. Daß Sozialisten heute – als (auch von sich selbst) als “progressiv” (also “fortschrittlich”) – bezeichnet werden, könnte schräger kaum sein, denn was bitteschön ist älter als die Idee des “göttlichen, weil absolut gerechten” Staates durch maximale “Umfairteilung” aller Ressourcen durch die Staatsgewalt. Schon die allerersten Stadtstaaten – so zeichnet eich in den letzten Jahrzehnten neuerer historischer Entdeckungen ab – waren von der Eliminierung privaten Eigentums und “Umfairteilung” über die Staatstempel geprägt, wie auch den damit verbundenen blutigen Aufständen kleinerer Gruppen an Untertslanensklaven gegen die Priester- und Staatskaste.
Und an all jene, die da mit Marx oder Jesus vom pösen Gele und Zins faseln, die den Menschen “verdorben haben” – das Geld ward zu der Zeit noch nicht mal erfunden. Es kam erst später – freilich ebenfalls als staatliches Monopol – daher, um die längst bestehenden staatlichen Marktmonopole weiter zu sichern.
Damals hieß Staat noch Tempel und die Prieterkaste, die den Staat erfand, setzte erst viel später die “weltliche” Subkaste der Ruler ein, die heute die Staatskaste in Majorität vertritt
Kurios, wie wenig die ewige sozialistische Diktaturidee bis heute bei den meisten Historikern betrachtet wird, die wie ein roter Faden alle Staatswesen seit Erfindung durchzog, ja selbst die Essener, bei denen wohl auch ein Jesus einen Gutteil seiner Revoluzerideologie abbekam, waren den heutigen “Alternativ” Grünlinken in Pseudoaromut lebend, aus Protest gegen die babylonischen, reichen Eltern, erstaunlich ähnlich – bis hin zu ihren versteckten Reichtümern / Erbschaften in ihren “Einsiedlerhöhlen”…
Ich wette, da wird noch viel mehr Erstaunliches an Parallelem zutage treten, wenn man mal mit diesem neuen, bisher unüblichen Blickvektor – hinschaut.