„Höchst bedenklicher“ Junk: Antisemitismus durch Islamfeindlichkeit bedingt

Unter dem Titel „Experten sehen Antisemitismus bei Muslimen als Folge von Islamfeindlichkeit“, hat die WELT gerade einen Beitrag veröffentlicht, bei dem wir uns überlegt haben, ob es sich dabei um einen Aprilscherz handelt. Tut es aber nicht. Der Beitrag ist ernst gemeint. Die „Abschlussdokumentation“, die keinen Titel hat, den man bei der WELT kennt, die von „Experten“ erstellt worden ist, die man bei der WELT offenkundig auch nicht kennt, jedenfalls nicht mit Namen und die des „Präventionsprojekts ‚Extreme out – Empowerment statt Antisemitismus‘ des Liberal-Islamischen Bundes in Hamburg, das „zwischen 2015 und 2018 an zwei Schulen in Dinslaken und Duisburg-Marxloh“ umgesetzt worden ist, zum Gegenstand hat, sie soll von “Experten” erstellt worden sein, die zu dem Ergebnis gekommen sein wollen, dass der „Antisemitismus junger Muslime“ durch die zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland mitverursacht sein soll, diese “Abschlussdokumentation” ist real und von Steuerzahlern wie gewöhnlich teuer bezahlt.

Angesichts von soviel Expertenwissen und angesichts von so viel „Ergebnis“, das am Ende von DREI Jahren Forschungstätigkeit steht, die vom „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ finanziert wurde, haben wir uns auf die Suche nach diesem Präventionsprojekt gemacht und sind auf der Seite von Lamya Kaddor gelandet, die zwar nicht als Wissenschaftler ausgewiesen ist, aber immerhin einen Magisterabschluss in Arabistik, Islamwissenschaft und Erziehungswissenschaft erreicht zu haben scheint. Das qualifiziert Kaddor zwar nicht zur empirischen Sozialforschung, aber offenkundig ist die Frage, ob Projektnehmer des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge für das Projekt, das sie umsetzen wollen, auch geeignet sind, nicht Grundlage der Vergabe von Steuermitteln beim Bundesamt. Kaddor ist ehemalige Vorsitzende und Mitglied im Vorstand des Liberal-Islamistischen Bundes in Hamburg. Das reicht dem Bundesamt anscheinend, um Steuermittel weiterzureichen, und es erklärt, warum man bei der WELT, bei der ansonsten nicht vergessen wird darauf hinzuweisen, dass der Experte ein Professor an der Universität X ist, dieses Mal nur von „Experten“ die Rede ist und sogar deren Namen verschwiegen wird.

Denn ob Kaddor ein Experte für empirische Sozialforschung ist, das wäre noch zu zeigen und die Informationen, die uns vorliegen, sprechen eher für das Gegenteil.

So sollen die „Experten“ nach Angaben der Welt den „höchst bedenklichen Mechanismus“ identifiziert haben, nach dem Jugendliche muslimischen Glaubens ihren „Antisemitismus“ damit rechtfertigten, dass sie „durch die zunehmende Islamfeindlichkeit selbst abgewertet werden“. Diese, die-deutsche-Gesellschaft-ist-schuld-Behauptung bleibt bei der WELT unbelegt und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der „Abschlussdokumentation“, denn man kann diesen wohl frei erfundenen Zusammenhang nicht belegen, setzt er doch voraus, dass junge Muslime nicht nur eine zunehmende Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft wahrnehmen, sondern dass es diese Islamfeindlichkeit in zunehmendem Maß und empirisch nachweisbar auch gibt. Und spätestens, wenn man versucht, eine Theorie dafür zu finden, dass ein Individuum Vorurteile gegen eine Gruppe von Individuen bildet, weil es sich selbst als Gegenstand von Vorurteilen sieht, wird es haarig, so haarig, dass man am besten die Finger davon lässt.

Ob die befragten jungen Muslime oder die „Experten“, diesen Zusammenhang zwischen einer zunehmenden Islamfeindlichkeit, der Wahrnehmung einer zunehmenden Islamfeindlichkeit, einer gefühlten Erniedrigung und eigenem Antisemitismus hergestellt haben, das sei einmal dahingestellt. Es ist belanglos, denn die Ergebnisse des „Präventionsprojekts“, die die WELT als Ergebnisse präsentieren will, die an zwei Schulen in Dinslaken und Duisburg-Marxloh gewonnen wurden, sind belanglos.

Die präsentierten Ergebnisse basieren auf je 10, in Worten: ZEHN Muslimen im Alter von 12 bis 27 Jahren, was die Frage aufwirft, wie lange man als Muslim in die Schule geht. Jenseits dieser Frage sollte aber klar sein, dass man auf Basis von Aussagen, die maximal 20 Muslime getroffen haben, von denen unklar ist, ob sie überhaupt zum Befragungszeitpunkt Schüler waren, nicht auf DIE Muslime, DIE jungen Muslime schließen kann und mit Sicherheit kann man auf einer derart dünnen Datengrundlage keine Mechanismen identifizieren. Bestenfalls kann man den Eindruck gewinnen, dass es einen Mechanismus geben könnte. Ob es ihn gibt, ist einer empirischen Prüfung, einer quantitativen Prüfung vorbehalten, für die wiederum eine entsprechende Ausbildung und entsprechende Daten notwendig sind.

Folglich kann man beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Handlungsempfehlungen des Projekts, das drei Jahre lang Steuergelder verschlungen hat, in den Mülleimer durchreichen, denn sie entbehren jeder empirischen Basis, sie sind auf Basis von belanglosem Andekdotenmaterial gewonnen und keiner quantitativen Prüfung zugeführt worden.

Stattdessen kann man sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vielleicht überlegen, wie man die Vergeudung von Steuergeldern in nutzlosen Projekten, die von Personen durchgeführt werden, deren Qualifikation, ein solches Projekt durchzuführen, sofern vorhanden, zumindest nicht ersichtlich ist, erklären will.

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