Mitte-Studien Junk: Das Waterloo journalistischer Sorgfalt als ARD-vorab-Manipulation

Blicken Sie noch durch die vielen „Mitte-Studien“ durch?

2006 publizierte die Friedrich-Ebert-Stiftung die erste „Mitte-Studie“ unter dem Titel „Vom Rand zur Mitte“, 2008 hat sich dann die Erkenntnis gesetzt, dass vom „Rand zur Mitte“ irgendeine Art von Bewegung ist, also wurde „Bewegung in der Mitte“ getitelt. Zwei Jahre (2010) später war die Mitte dann nicht mehr in Bewegung, sondern „in der Krise“, um sich dann im Jahr 2012 endgültig im Umbruch zu finden. Ab 2014 wird es dann spannend, denn seit 2014 hat auch die Heinrich-Böll-Stiftung eine Mitte-Studie vorzuweisen. Und so kommt es, dass die Friedrich-Ebert-Stiftung eine „fragile Mitte“ findet, während die Heinrich-Böll-Stiftung eine „stabilisierte Mitte“ vorgefunden hat. Die stabilisierte Mitte der Heinrich-Böll-Stiftung hat sich dann 2016 in eine „enthemmte Mitte“ verwandelt, während die Friedrich-Ebert-Stiftung im Jahr 2016 nur eine gespaltene, aber keine enthemmte Mitte finden konnte. Die enthemmte Mitte der Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahre 2016 hat dann angeblich die „Flucht ins Autoritäre“ (2018) angetreten, während die „gespaltene Mitte“ der Friedrich-Ebert-Stiftung 2018 endgültig verloren gegangen ist. „Verlorene Mitte“ lautet der Titel des neuerlichen Machwerks.

Wäre es nicht so ärgerlich für die Sozialwissenschaften und so teuer für Steuerzahler, man könnte über den Blödsinn, den die Herren Decker und Brähler in Leipzig für die Heinrich-Böll-Stiftung produzieren und den ebensolchen, den Andreas Zick, der die Stiftung gewechselt hat, von der Amadeu-Antonio zur Friedrich-Ebert-Stiftung und Beate Küpper in Bielefeld für den politischen Verein der SPD zusammenschustern, lauthals lachen.

Aber: Alle zwei Jahre stecken beide Stiftungen mehrere 10.000 Euro (vermutlich mehr als 100.000 Euro), die sie aus Steuergeldern erhalten haben, in die Finanzierung des immerselben Blödsinns, den wir an unterschiedlicher Stelle bereits zerlegt haben (einfach nach Mitte-Studie suchen!).
Offenkundig ist die Kritik, die regelmäßig über die Mitte-Studie, die Zick und Küpper, beide nicht wirklich als Leuchttürme der empirischen Sozialforschung, wohl eher als Dämmerlichter, wenn überhaupt bekannt, jedes zweite Jahr für die FES zusammenbasteln, bei den Verantwortlichen angekommen. Wie anders kann man es erklären, dass sie die Ergebnisse der Studie lancieren, bevor die Studie veröffentlicht ist und geprüft werden kann?

Damit die Prüfung des Hokus Pokus, den die FES veröffentlicht, zusätzlich erschwert wird, wird die Studie, die von Steuerzahlern finanziert wird, deren Druck von Steuerzahlern bezahlt wird, über den Verlag Dietz-Nachfolger in Bonn verlegt, so dass die Steuerzahler, die den Junk sowieso finanziert haben, ein weiteres Mal zur Kasse gebeten werden, wenn sie prüfen wollen, was sie da finanziert haben.
Derartige Ringfinanzierungen sind ein Markenzeichen korrupter Systeme.

Damit das überfallartige Verbreiten des weitgehend substanzlosen Blödsinns auch gelingt, wurde dieses Mal offenkundig auf die Dienste von Konstantin Kumpfmüller zurückgegriffen. Er hat am heutigen Donnerstag, den 25. April, um 8.02 Uhr einen Beitrag, der mit „Verlust demokratischer Orientierung“ überschrieben ist, veröffentlicht, in dem er Ergebnisse der neusten Mitte-Studie der FES präsentiert.
Bei der Friedrich-Ebert-Stiftung erhalten Pressevertreter für den heutigen Tag den folgenden Hinweis:

Am 25. April ab 18.00 Uhr werden somit die Ergebnisse veröffentlicht, die Kumpfmüller bereits um 8.02 Uhr veröffentlicht haben will. Man fragt sich: Welche Agenda steht dahinter?

Die Agenda, die immer dahintersteht: Die Manipulation der Öffentlichkeit.

Wir zitieren aus dem, was Kumpfmüller seinen Lesern als Ergebnisse präsentieren will:

„Die zentralen Ergebnisse der neuen “Mitte-Studie” erscheinen zunächst widersprüchlich. Demnach ist die Zustimmung zu menschenfeindlichen und antidemokratischen Einstellungen in Deutschland konstant auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig aber befürwortet ein Großteil der Deutschen die Demokratie und begrüßt die Vielfalt der Gesellschaft.“

Menschenfeindliche Vorurteile sind demnach in den vergangenen fünf Jahren annähernd konstant geblieben. Sie betreffen vor allem Sinti und Roma, Eingewanderte und Muslime.

Gegenüber Asylsuchenden verschlechterten sich die Einstellungen im Vergleich zur Vorgängerstudie. So stimmte mehr als jeder Zweite (54,1 Prozent) negativen Meinungen gegenüber Asylsuchenden zu. 2016 waren es noch knapp 50 Prozent.

Solche Meinungen können mit einer höheren Gewaltbilligung und -bereitschaft und damit einer Verrohung der Gesellschaft einhergehen, sagt Institutsleiter Andreas Zick: “Lippenbekenntnisse zur Demokratie werden nach der Studie nicht reichen.”

Einmal ehrlich: Haben Sie auch nur ein konkretes Ergebnis gelesen oder sind sie dem Versuch, mit schwarzer Wortmagie, Stimmung zu machen, auf den Leim gegangen? Was sind „menschenfeindliche und antidemokratische Einstellungen“? Mit welchen Indikatoren wurden die beiden latenten Konzepte erhoben, denn es sind latente Konzepte. Nicht einmal Zick würde seine Befragten fragen: Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie menschenfeindlich sind Sie? Ohne die Art und Weise der Datenerhebung, ist die Meldung wertlos und nur für Leute ansprechend, die nicht mit dem Hirn, sondern mit dem Bauch reagieren und nicht auf kognitiven, sondern auf affektiven Gehalt.

„Menschenfeindliche Vorurteile“, von denen Kumpfmüller faselt, wurden nicht gemessen. Die latenten Konzepte, die in der Bielefelder Studie erhoben wurden, messen EINSTELLUNGEN nicht Vorurteile. Einstellungen werden über Fragebatterien abgefragt. Vorurteile gelten gemeinhin als verfestigte Shortcuts, die die Orientierung in der Welt erleichtern, z.B. in dem sie Handlungsentscheidungen anleiten. Vorurteile sind nämlich nicht per se schlecht. Problematisch sind sie nur, wenn sie – obwohl sie sich als falsch erwiesen haben, beibehalten werden, weil der Vorurteilsträger affektiv an ihnen hängt. Eine solche differenzierte Betrachtung von „Vorurteil“, die sich noch in Gordon Allports „Nature of Prejudice“ findet, ist leider unter dem Ansturm der Gutmenschenarmee, die das, was sie für ihre intentionale Gutheit halten, mit einer erstaunlichen kognitiven Ahnungslosigkeit verbinden, nur noch intellektuell Eingeweihten bekannt.

Aber, wie gesagt, Vorurteile haben Zick und seine Mitarbeiten gar nicht gemessen. Sie haben Einstellungen gemessen. Und Einstellungen haben in den Sozialwissenschaften einen schlechten Ruf. Das wiederum wissen auch nur diejenigen, die Sozialwissenschaftler sind. Denn: Einstellungen sind sogenannte weiche Indikatoren und mit weichen Indikatoren verbindet sich grundsätzlich das Problem, dass man nicht wirklich weiß, was man mit ihnen anfangen soll, so lange es nicht gelingt, sie (a) theoretisch einzubinden, (b) an harte Indikatoren zu binden oder (c) sie mit Verhalten in Verbindung zu bringen. Fangen wir hinten an: Die Versuche, Verhalten mit Einstellungen in Verbindung zu bringen, sind zahlreich, sehr zahlreich. Selbst das erfolgreichste Modell, die TORA von Icek Ajzen und Martin Fishbein (Theory of Reasoned Action) arbeitet mit Verhaltensabsichten, also nicht mit Verhalten und steht auf einer theoretischen Basis. Ansonsten muss man die Versuche, Einstellung und Verhalten in Beziehung zu bringen, als weitgehend gescheitert ansehen. Für die Mitte-Studie folgt daraus: Irrelevanz!

Den Einstellungsfetischisten, die es furchtbar finden, wenn Befragte aus ihrer Sicht „menschenfeindliche Einstellungen“ äußern, aus denen genau nichts folgt, sind derartige theoretische Konzepte in der Regel fremd. Sie berauschen sich am Datum, nicht am Gehalt, so gibt Andreas Zick den folgenden höchst inhaltsleeren (und schon oben zitierten) Satz zur Relevanz seiner Ergebnisse zu ARD-Protokoll: „Solche Meinungen können mit einer höheren Gewaltbilligung und -bereitschaft und damit einer Verrohung der Gesellschaft einhergehen“.

Solche Meinungen können auch zur Aufnahme von Streunerkatzen oder zur freiwilligen Arbeit in einem Obdachlosenasyl führen.

Ganz automatisch haben wir die Konsequenzen der Einstellungen, die Zick und Konsorten gemessen haben wollen, mit Verhalten und somit einem harten Indikator in Verbindung gebracht. Wir sind eben Sozialforscher. Zick bringt die Einstellungen, die er gemessen hat, mit anderen Einstellungen in Verbindung. Denen, die sich mit Sozialforschung auskennen, gilt dies, solange es nicht theoretisch rigide vorbereitet ist, als Kardinalsünde, die den Dilettanten vom Profi unterscheidet.

Warum?

Darum (wir zitieren noch einmal):

„Die zentralen Ergebnisse der neuen “Mitte-Studie” erscheinen zunächst widersprüchlich. Demnach ist die Zustimmung zu menschenfeindlichen und antidemokratischen Einstellungen in Deutschland konstant auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig aber befürwortet ein Großteil der Deutschen die Demokratie und begrüßt die Vielfalt der Gesellschaft.“

Die Interpretation der Ergebnisse, die sich hier niedergeschlagen hat, ist durch und durch ideologisch. Sie ist geprägt von den Vorurteilen, so unsere Hypothese, wie sie sich bei linken Gutmenschen finden. Denn: Die Ergebnisse kann man auch so interpretieren, dass ein Großteil der Deutschen Demokratie wichtig findet, aber bestimmte Politikbereiche, die ihnen von der politischen Klasse aufgezwängt werden, und vor allem DEREN BEWERTUNG nicht teilt. Dass Bürger die Bewertung von Politdarstellern oder vermeintlichen Sozialwissenschaftlern nicht teilen, sollte in einer Demokratie eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die schon dadurch begründet ist, dass in Demokratien die Bürger und deren eigenständige politische Willensbildung als souverän vorausgesetzt werden.

Aber: Zick et al. messen angeblich menschenfeindliche Einstellungen gegenüber Sinti und Roma mit einer Aussage, die Sinti und Roma eine größere Affinität zu Kriminalität attestiert. Wer der Aussage: „Wer irgendwo neu ist… sollte sich erst einmal mit weniger zufriedengeben“, zustimmt oder etwas zustimmt, gilt den Zicks als Feind der Zugewanderten. Kurz: Menschenfeindlichkeit wird von Zick und anderen so gemessen, wie man das von linken Gutmenschen erwarten würde, wobei sie ihre ideologische Interpretation noch über die Realität, wie sie sich in Daten und Erfahrungen von Menschen niederschlägt, stellen. So ist die Frage, ob Sinti und Roma häufiger kriminell sind als andere Bevölkerungsgruppen, eine empirische Frage. Wer sie, wie die Zicks vorab als beantwortet ansieht und generell ausschließt, dass Sinti und Roma häufiger kriminell sind als andere Bevölkerungsgruppen, der erklärt damit seine Vorurteile zur Richtschnur und jeden, der sie nicht teilt, zum Menschenfeind, was wiederum nicht nur menschenfeindlich, sondern vor allem antidemokratisch und dumm ist.

Die Einstellung, dass jemand, der zuwandert, sich zunächst mit weniger zufrieden geben soll, als jemand, der schon länger hier ist, ist eine Einstellung, die viel mit Gerechtigkeit und gar nichts mit Menschenfeindlichkeit zu tun hat. Dass ein jahrzehntelanger Einzahler in die Sozialsysteme mehr Anrechte auf eine Auszahlung haben sollte als ein Zugewanderter, der keinerlei Beitrag in die Sozialsysteme geleistet hat, kann nur derjenige verneinen, der eine sozialistische Ideologie zur Grundlage seines Denkversuchs gemacht hat. Bekanntermaßen haben Sozialisten kein Problem damit, an der Leistung anderer Menschen zu schmarotzen und stellen deshalb Gleichheit über Gerechtigkeit. Möchtegern-Sozialforscher, die ihre ideologischen Vorurteile zur Richtschnur für Befragte erklären, sind alles, nur keine Sozialforscher. Sie bringen die Zunft in Verruf, arbeiten ihren ideologischen Herren zu und machen die Sozialwissenschaften in ihrer Gesamtheit lächerlich.

Journalisten, die wie Kumpfmüller von einer „Zustimmung zur Demokratie“ schreiben, ohne auch nur eine Idee davon zu haben, was hier gemessen wurde, die von „menschenfeindlichen Vorurteilen“ fabulieren, obwohl keinerlei Vorurteile erhoben wurden, die kritiklos inhaltsleere Begriffe, die allein dem affektiven Eindruck-Schinden dienen, wie „negative Meinungen gegenüber Asylsuchenden“ „Zustimmung zu abwertenden Einstellungen“ oder „antipluralistischen Überzeugungen“ an ihre Konsumenten weiterreichen, sind eine Schande für ihre Zunft, schon weil sie die Bewertung anderer, die sie nur dem Namen nach kennen, zu Dingen, von denen sie nicht wissen, was sie eigentlich bezeichnen (was sind die „abwertenden Einstellungen“?), gedankenlos übernehmen und sich vor einen Karren spannen lassen, von dem sie nicht wissen, wer ihn lenkt, geschweige denn, wohin er fährt.

Die meisten totalitären Systeme bauen auf Dummheit und Gedankenlosigkeit, ergänzt um ein Quantum Arschkriecherei, Andienbereitschaft, gewürzt mit psychischer Not durch soziale Zuordnung jemand zu sein und einem gerüttelten Maß an Boshaftigkeit.

Diese Zutaten finden sich anscheinend in Deutschland in Hülle und Fülle, und bei der ARD sitzen Sie wie immer in der ersten Reihe.


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