Diffamierungs-Subkultur: Tagesschau fördert Hate Speech

Stellen Sie sich vor, unter einem Beitrag der Tagesschau über einen Politiker der Grünen steht: „Der nächste Irre steht bereit“. Oder: „Da sieht man mal, dass man es auch als Hilfsschüler schaffen kann“ oder „BSE und seine Folgen“.

Das ist nur eine kleine Auswahl der Kommentare zum Facebook-Post „Johnson liegt bei der Wahl des neuen Tory-Parteichefs vorn“. Was die Kommentare so bemerkenswert macht, ist nicht so sehr, dass sie auf der Seite eines öffentlichen Senders stehen, der doch angeblich einer Nettikette verpflichtet ist und seine Nutzer ständig darauf hinweist, dass sie persönliche Beleidigungen und „Hate Speech“ unterlassen sollen. Offenkundig und wenig überraschend angesichts der ideologischen Ausrichtung der Tagesschau gelten je nach Beitrag unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe, offenkundig ist die Bigotterie der grundlegende öffentlich-rechtliche Wert.

Selbstverständlich werden die Redakteure, also die, die die entsprechende Position bekleiden, in vielen Fällen, ohne das notwendige Format zu haben, behaupten, es gebe keinen politischen Bias, keine ideologische Schieflage in der Berichterstattung der Tagesschau. Deshalb sind solche kleinen Indizien, wie geduldete Diffamierungen oder selektiv gelöschte Hate Speech so verräterisch und so vielsagend.

Wie dem auch sei, was uns insbesondere fasziniert, ist die Notdurft mancher Nutzer von Facebook, die sie dazu veranlasst, Personen zu beschimpfen, die sie persönlich nicht kennen, Kommentare zu posten, die keinerlei kognitiven Gehalt haben bzw. die dann, wenn sie einen kognitiven Gehalt haben, nur das Ausmaß der vorhandenen Unkenntnis bei dem jeweiligen Nutzer deutlich machen.

Während man diejenigen, die Falsches posten, von mit Johnson angeblich steigenden Chancen eines schottischen Unabhängigkeits-Referendums (eine wilde Phantasie) bis zur falschen Behauptung, Johnson habe das Brexit-Referendum von 2016 mit Lügen beeinflusst, schnell mit Dunning-Kruger erklären kann: Wenig Ahnung von etwas trifft auf die große Überzeugung kompetent zu sein, wobei hier die vermeintliche Kompetenz entweder und ausgerechnet aus der Berichterstattung der deutschen Medien abgeleitet werden soll oder auf Grundlage eigener Assoziationen herbeiphantasiert wird, ist der Drang, sich durch die Denunziation eines Menschen, den man persönlich nicht kennt, in eine Reihe mit all den anderen zu stellen, die den Drang auch spüren, schon schwieriger zu erklären.

Man kann es sich zunächst einfach machen und das Naheliegende formulieren: Es sind niedrige Instinkte, die ein Individuum dazu veranlassen, ein anderes Individuum, das er nicht kennt, von dem er nichts weiß, im besten Fall nichts anderes kennt, als das, was in Medien berichtet wird, zu diffamieren oder zu beleidigen.





Aber damit hat man nur eine notwendige Grundlage beschrieben. Niedrige Instinkte, vermutlich auf Neid oder eine andere psychische Störung gegründet, sind nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Es muss noch etwas dazukommen, immerhin erfolgt die Äußerung öffentlich und in dem Glauben, sich durch Diffamierung auszeichnen zu können, dadurch einen „Status“ gewinnen zu können. Wäre dem nicht so, es wäre ausreichend, für sich zu schimpfen, ohne Zeugen. Das ist aber nicht der Fall. Normalerweise wird die Diffamierung (oder Beleidigung) Anderer auch nicht positiv sanktioniert, weshalb sie früher z.B. auf die kleinen Kreise der Klatschweiber oder auf Intriganten beschränkt war. Wird Diffamierung (oder Beleidigung) zu einem öffentlich praktizierbaren Verstoß gegen Anstand und gute Sitten, dann muss die notwendige Bedingung „niedrige Instinkte“ noch durch eine weitere notwendige Bedingung ergänzt werden, um diesen Umstand erklären zu können.

Denn: Das Diffamieren oder Beleidigen erfolgt auf Facebook öffentlich und unter Hinterlassung eines klickbaren Links auf die eigene Timeline, der je nach Einstellungen der Name und die soziale Einbindung und mit ein wenig Aufwand der Wohnort und die Adresse zu entnehmen sind. Die Diffamierer wollen also ganz öffentlich als Diffamierer erkannt werden und zu ihrer Diffamierung stehen.

Damit wird die Erklärung eine subkulturelle Erklärung, denn derart verhält sich nur, wer sich in einer Subkultur wähnt, in der er sicher ist, für seine Diffamierung Applaus zu erhalten, Likes, im Fall von Facebook.

Niedrige Instinkte werden also in einer Subkultur ausgelebt, in der sich der Auslebende dahingehen sicher fühlt, dass die Ausprägung, die seine niedrigen Instinkte annehmen, zumeist Diffamierung oder Beleidigung, zumindest nicht auf Ablehnung trifft. Das ist nur dann der Fall, wenn Diffamierung und Beleidigung eine Art Währung darstellen, die getauscht werden kann: Je mehr Likes ein Diffamierer für seine Diffamierung erhält, desto zufriedener geht er, der so leicht zufriedenzustellen ist, am Abend ins Bett.

Nun zeigen die Eingangsfrage, dass in der Subkultur, die die Tagesschau für sich und ihre Kommentatoren geschaffen hat, nur Diffamierung einer bestimmten ideologischen Ausrichtung akzeptiert und entsprechend prämiert wird. Das wiederum kann nur damit erklärt werden, dass auf den Seiten der Tagesschau aktiv eine Subkultur, die eine ideologisch eindeutig bestimmte Diffamierung positiv sanktioniert, befördert wird, eine Art Nachzugseffekt der ideologisch Engstirnigen, ein online-Hate-Speech-Echozimmer, in das sich nur gelegentlich Andersmeinende verirren.

Erstaunlich für eine Organisation, die von den Gebühren aller Bürger lebt.


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