Gender-Sprach-Verhunzung: Forschung als Luftnummer

Eine Vielzahl der Studien, die derzeit durch die Lande geistern, kann man schon nach kurzem Drüberblicken als Junk einordnen oder als prätentiöses Gedöns, das nicht einmal ansatzweise zeigt, was es zu zeigen vorgibt.

Ein Beispiel, das uns heute auf den Tisch gekommen ist, ist eine „Studie“, man traut sich den Begriff gar nicht mehr zu verwenden, so entwertet ist er zwischenzeitlich, eine Studie der TU-Braunschweig, die angeblich zeigt, „dass geschlechterbewusste Sprache Textverständlichkeit nicht beeinträchtigt“.

Der fett gesetzte Text ist die Behauptung der Überschrift, die auf die Schwierigkeit trifft, dass „Textverständlichkeit“ gar nicht gemessen wurde. Dazu gleich. Zunächst wollen wir uns der Art und Weise widmen, wie hier Lesern ein „bewusst“ untergeschoben wird. Neuerding ist nämlich von geschlechterbewusster Sprache die Rede. Offensichtlich hat sich der Begriff „geschlechtergerecht“, der bislang vor die Sprache gequetscht wurde, abgenutzt, so dass die Genderista nun versucht zu suggerieren, dass derjenige, der sich weigert, die deutsche Sprache durch Innen, oder *_innen oder sonstigen Blödsinn zu verhunzen, ein unbewusster Depp ist, dem die wichtige Kategorie „Geschlecht“ nicht bewusst ist.

Nun zur „Studie“, die Dr. Marcus C. G. Friedrich und Prof. Dr. Elke Heise von der TU Braunschweig durchgeführt haben. Die Studie aus der Überschrift wird im Text zum „Experiment“, was mehr dem Design geschuldet ist als der Tatsache, dass hier tatsächlich unter kontrollierten Bedingungen eine Versuchsreihe durchgeführt wurde. Bleiben wir daher bei Studie und lassen die Pressemelder aus Braunschweig beschreiben, was gemacht wurde:

„Untersucht wurde ein authentischer Stromliefervertrag eines deutschen Stromversorgers. Der Original-Text besteht aus 938 Wörtern und verwendet nur männliche Formen. An 39 Stellen steht „Kunde“, „Kontoinhaber“ oder „er“. Um den Text in eine geschlechterbewusste Sprache zu übersetzen, wurden diese Stellen einfach systematisch durch sogenannte Beidnennungen ersetzt, z. B. „Kunde oder Kundin“. Dieser Text besteht aus 1.013 Wörtern.

Zwei Experten für Textverständlichkeit bewerteten den Original-Text allerdings als unnötig kompliziert. Sie erarbeiteten daher eine verständlichere Version des Original-Textes (1.364 Wörter). Auch von dieser optimierten Version des Stromliefervertrags wurde eine geschlechterbewusste Version erzeugt (1.519 Wörter).






In einem Experiment wurde dann 355 Studierenden per Zufall eine der vier Versionen des Stromliefervertrags vorgelegt. Anschließend bewerteten die Versuchspersonen die Verständlichkeit des Textes, den sie vorher gelesen hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass es keine Unterschiede zwischen den Versionen gab, die nur männliche Formen verwendeten, und den Versionen, die sowohl männliche als auch weibliche Formen verwendeten.“

Dass – wie in der Überschrift behauptet – Texte, die mit Gender Suffixen und Einsprengsel verhunzt werden, genauso verständlich sind, wie normales Deutsch, wurde somit gar nicht getestet. Statt dessen wurden die 355 Studenten, die ohnehin in einem künstlichen akademischen Umfeld in Braunschweig gehalten werden, in dem man ihnen vorgaukelt, es sei normal *_Innen und dergleichen Rattenschwanz in Texten zu verstreuen, und die deshalb alles andere als eine geeignete Gruppe von Probanden sind, um die Verständlichkeit des Gendergedöns zu prüfen, gebeten, den Text, den sie gelesen haben, zu bewerten. Die Bewertung, das kann man dem Text, den Friedrich und Heise im Swiss Journal of Psychology veröffentlicht haben, entnehmen, erfolgt mit dem „comprehensibility questionnaire“ von Friedrich, den er 2017 entwickelt hat. Der „comprehensibility questionnaire“ besteht aus einer Reihe von Fragen, die verschiedenen Skalen zugeordnet werden. So wird z.B. gefragt, ob die Worte im Text einfach zu verstehen waren (Wortschwierigkeit), ob die Sätze einfach aufgebaut wurden (Satzschwierigkeit), ob der Text kaum oder viele Informationen enthielt (Propositionsdichte), ob der Leser zu jeder Zeit wusste, worum es geht (Interferenzdichte) usw. Mit anderen Worten, es wird nicht geprüft, ob der Leser den Text auch VERSTANDEN hat. Um dies zu prüfen, hätte man Tests durchführen müssen, den 355 Studenten Fragen stellen müssen, die sie nur beantworten können, wenn sie den Text verstanden haben.

Stattdessen werden Studenten gebeten, einen Text, den sie gerade gelesen haben, zu bewerten und es wird ganz selbstverständlich vorausgesetzt, dass sie den Text auch verstanden haben. Was, außer der Tatsache, dass Studenten mit Gendergedöns im täglichen Studium konfrontiert werden, es deshalb kennen und die Bewertung eines Textes egal, ob sie den Text nunverstanden haben oder nicht, vornehmen, bei einer solchen Forschung herauskommen soll, ist uns unklar.

Was uns jedoch glasklar ist: Die Frage, ob ein nach allen Regeln des Gendersprech verhunzter Text genau so verständlich ist, wie ein in normaler deutscher Sprache abgefasster Text, wird damit nicht beantwortet.

Insofern stellt die Überschrift der Pressemeldung Fake News dar und die Studie ist Junk.


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