Der Tagesschau dummer Geist

Niemand will einen Film über Sabina Matthay drehen. Die unbekannte Journalismus-Darstellerin beim Bayerischen Rundfunk ist ein hohler „Klotz, der sich unflätig ausdrückt und nicht demokratisch legitimiert ist“, so charakterisiert sie ein Beobachter. Obwohl Matthay gerne als graue Eminenz erscheinen würde, ist sie nichts anderes als ein „dummer Geist“, finden deshalb auch Medienschaffende. …

Wir könnten die Analogien noch weitertreiben, die Analogien zu dem, was die ARD-Tagesschau ihren Lesern / Zuschauern heute wieder als „Beitrag“ zumutet, ein weiteres Stück „Schmierenjournalismus“. Schmierenjournalismus hat nach unserer Beobachtung zugenommen, etwa in dem Maße, in dem der Anteil weiblicher Journalisten-Darsteller gestiegen ist. Schmierenjournalismus ist das klassische Endprodukt, bei denen, die durch das Zusammentreffen von Unfähigkeit, Inkompetenz und Ahnungslosigkeit ausgezeichnet sind, so dass nur noch Emotion und Expletive bleiben.





Johnsons böser Geist“, so meint Sabina Matthay den Beitrag in der ARD überschreiben zu müssen. Der böse Geist, der Mephisto, der dem eigentlich guten Boris böse Dinge einredet, die der gute Boris dann ausführt. In einem Beitrag, der vor Ressentiments, Beleidigungen und Dummheit nur so strotzt, versucht Matthay „Dominic Cummings“, den „bösen Geist“, zu entlarven.

Ausgangspunkt ist eine Channel4-Verfilmung (Matthay behauptet, es sei ein BBC-Drama, aber das ist falsch!), in der Benedict Cumberbatch Dominic Cummings verkörpert. Das Drama trägt den Titel „Brexit – the uncivil war“ und zeigt, wie Cummings die Campaign „Leave“ zum Erfolg geführt hat, mit „unlauteren Mitteln“, wie Matthay in derogativer Absicht anführt, ohne die angeblich unlauteren Mittel zu benennen. Wo Kompetenz fehlt, muss eben mit Insinuieren und mit dem Appell an das Gefühl gearbeitet werden. Und bei Matthay fehlt Kompetenz und Anstand …

Campaign Leave wurde von der Electoral Commission dafür bestraft, dass sie zu viel Geld für die Kampagne ausgegeben hat (dahingehend gibt es strikte Regeln im UK). Weil Leave zuviel ausgegeben hat, wurden von der Electoral Commission noch £61.000 quasi als Top-up an Strafe gefordert. Die entsprechenden Strafen sind jedoch kein Monopol von Campaign Leave, auch Remainer wurden von der Electoral Commission bestraft, nicht einmal die Liberal Democrats, die in Deutschland zwischenzeitlich so verehrt werden, sind vor einer Strafe gefeit. Das gehört im UK dazu. Aber Matthay verschweigt es. Derogativ die Absicht, manipulativ die Ausführung.

Ähnlichkeiten wären nicht zufällig …

Cummings habe in „Downing Street“ eine „Terrorherrschaft“ errichtet, Mitarbeiter (natürlich ungenannt bleibende) hätten „ständig Angst um ihre Arbeitsplätze“, so behauptet sie, ohne jeden Beleg, vermutlich in freier Erfindung. Dismissal sind im Vereinigten Königreich schon deshalb häufig, weil Mitarbeiter nicht verbeamtet oder wie in deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern in voller Inkompetenz jahrzehntelang an Positionen kleben können und senderintern so verschoben werden, dass sie den geringsten Schaden anrichten. Wer im UK nicht die erwartete Kompetenz mitbringt, wird entlassen, meist in gegenseitigem Einvernehmen. Matthay weiß das nicht oder sie verschweigt es. Entweder sie ist inkompetent oder boshaft.

Aber halt, ein Beleg: „Kürzlich wurde eine Beraterin des Schatzkanzlers (gemeint ist der britische Finanzminister „Chancellor of the Exchequer“ Sajid Javid) auf sein Geheiß (auf Geheiß von Dominic Cummings) an die Luft gesetzt“.

Die „Beraterin“, die an die Luft gesetzt wurde, trägt den Namen „Sonia Khan“. Matthay kennt ihn nicht oder verschweigt ihn, damit niemand auf die Idee kommt, zu prüfen, was sie behauptet. Khan wurde tatsächlich an die Luft gesetzt, aus No 10. Downingstreet wurde sie von der Polizei entfernt, und zwar deshalb, weil es Indizien dafür gibt, dass Khan interne Informationen über die Strategie von Boris Johnson an Philip Hammond geleakt hat. Welcher Arbeitgeber würde Arbeitnehmer nicht entlassen, die seine Betriebsgeheimnisse an die Konkurrenz verraten?

Aber das erzählt Matthay nicht. Sie weiß es entweder nicht, ist also inkompetent oder sie verschweigt es, wäre demnach bösartig.

Und weiter geht es in der Tradition des „bösen Geistes“, die natürlich in Analogie zum „Volksschädling“ steht, nur dass der böse Geist nicht das deutsche Volk, sondern das britische Volk heimsuchen will, indem er den willenlosen, ihm ausgelieferten Boris Johnson manövriert und lenkt, wie es ihm gefällt. Es ist wirklich unglaublich, welchen Müll manche Journalismus-Darsteller zu verbreiten bereit sind, um ihre Animositäten auszuleben und ihren vollständigen Mangel an Kompetenz zu überdecken.

Aber, so fährt Matthay fort, um zu belegen, dass Cummings ein böser Geist ist, ein „Jud Süß“, in der Darstellung von Leon Feuchtwanger, Cummings habe „Verachtung für die meisten Politiker“ (wir auch), er sagt, „politische Bürokratien würden von Narzissten dominiert“ (damit hat er sicher recht, man betrachte nur deutsche Darsteller wie Stegner oder Matthay), Cummings bedient sich „rüder Sprache“, habe „ungehobeltes Auftreten“ und „schlampige Kleidung“.

Der böse Geist, ein Clochard?

Wir wollen nun nicht bewerten, ob sich Frau Matthay durch ihre Kleidung zur Schlampe qualifiziert, uns reicht es, ihr derogatives in offenkundig diffamierender Absicht verbreitetes „Oeuvre“ zu betrachten, und es zu kontrastieren mit einem Text aus dem Guardian, der ebenfalls Dominic Cummings und das BBC-Drama über ihn zum Gegenstand hat.






Der Guardian ist nicht dafür bekannt, Tory-freundlich zu sein. Er ist auch nicht dafür bekannt, Cummings freundlich zu sein. Er ist eher dafür bekannt, auch in aussichtsloser Situation noch Labour freundlich zu sein. Und doch beschäftigt der Guardian Journalisten, die ihre Position im Gegensatz zu Sabina Matthay nicht dazu missbrauchen, sich auszukotzen.

Cummings, so zitiert der Guardian Tim Bale, einen Professor der Zeitgeschichte am Queens College, der über ebendiese der Conservative Party geschrieben hat, sei das Gegenteil des egozentrischen Politiker-Clichés, er sei jemand, der an die Sache, der er sich verschrieben habe, glaube.

Die Charakterisierung, die Cummings im Guardian erfährt, ist eine ganz andere, als die von Matthay in der ARD. Seine Charakterisierung ist fair, deutlich und versucht, dem Menschen gerecht zu werden, im Gegensatz zu Matthay, die nur versucht, sich moralisch auf Kosten eines Menschen zu profilieren, ein Verhalten, das man nur verachten kann. Die Charakterisierung im Guardian, sie geht wie folgt weiter:

Cummings ist niemand, der vor Konfrontation zurückschreckt. Er wird von seinen Mitarbeitern als „verrückt, exzentrisch und brillant“ beschrieben. Er ist für sein schmuddeliges Aussehen bekannt. Er verachtet die Arbeitsweisen in Whitehall und in Westminster. Er ist ein Freund der deutlichen Worte. So hat er David Cameron als „Sphinx ohne Rätsel“ [zutreffend] und den Berater von Cameron „Ed Llewellyn“ als „drittklassigen nach oben kuschenden nach unten tretenden Arschkriecher“ bezeichnet, eine Aussage, die ihm von David Cameron als Retourkutsche die Bezeichnung Karriere-Psychopath eingetragen hat. Kurz: Cummings ist einer, der das Establishment aufmischt, unter anderem deshalb, weil er es verachtet. Cummings, wäre er nicht bekannt dafür, dass er sich nicht dafür interessiert, was über ihn gesprochen wird, wäre auch einer, der Matthay verachtet.

„Vote leave, take control“, ist Cummings masterstroke. Als Chef von Vote Leave hat er dieses Motto, das in Britannien jedes Kind kennt, geprägt und Gisela Stuart, Labour-MP, die mit Cummings zusammengearbeitet hat, sagt über diese Zeit: „Ich habe gerne mit ihm zusammengearbeitet, weil er sich eine Meinung dazu bildet, was er tun will, und sich dann strategisch und unaufhaltsam auf das konzentriert, was getan werden muss, um sein Ziel zu erreichen.

Die Frage, ob man einem Menschen, über den man schreibt, gerecht wird, ist eine Frage des Wollens. Wer Menschen diffamieren will, wird sie diffamieren, wer sie fair und weitgehend korrekt darstellen will, wird sich bemühen, sie nicht nur als „bösen Geist“, als „Jud Süß“ darzustellen, sondern als Menschen mit Können und Fehlern. Wer sich nicht darum bemüht, tut dies entweder deshalb nicht, weil ihm die Kompetenz fehlt, um sich informiert mit anderen auseinanderzusetzen oder weil er bösartig ist.



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