Tagesschau-Bruderkuss-Ikonographie: Zwischen widerlich und abstoßend

Wem ist die folgende Abbildung, mit der die Tagesschau den Text „Das Erfolgsrezept der Populisten“ bestückt hat, aufgestoßen?

Uns. Wem noch?

Bilder sind bekanntlich suggestiv und wecken bei manchen einen Widerwillen, der im ersten Moment gar nicht attribuiert werden kann. Der Widerwille, den man bei der Tagesschau hier offensichtlich wecken will, ist ein perfider, der aus einer historischen Analogie besteht.

 

Was genau will Tagesschau, die sich schon vor Jahren von der Berichterstattung verabschiedet hat und nunmehr auf dem Weg in ein ideologisches Shithole zu sein scheint, mit dieser Abbildung suggerieren?

Beamen wir uns zurück ins Jahr 1979 und erinnern wir uns an das zu diesem Zeitpunkt zwischen dem Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), Leonid Breschnew, und dem Staatsratsvorsitzeden der DDR, Erich Honecker, besonders häufig und innig praktizierte Ritual des sozialistischen Bruderkusses. In seiner bekanntesten Variante ging es 1979 wie folgt um die Welt:

Diese Variante wiederum, das wissen diejenigen unter uns, die noch wissen, dass es in Berlin einst eine Mauer gab, die den freien Westteil, von denen getrennt hat, die im Osten eigesperrt worden sind, hat einen berühmten Niederschlag als Graffiti auf der Berliner Mauer gefunden, mit der Unterschrift: „Mein Gott, hilf mir diese tödliche Liebe zu überleben“.

By Bundesarchiv, B 145 Bild-F088809-0038 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de

Nicht nur ist die Ikonographie der Tagesschau widerlich, revolting, wie man im Vereinigten Königreich sagt, sie ist auch im Hinblick auf die historische Analogie, die hier unterschwellig hergestellt werden soll, abstoßend.





Zwei konservative Politiker, die beide durch ihre besondere Popularität unter Wählern ausgezeichnet sind, in eine Reihe zu stellen, mit Kommunistischen Parteivorsitzenden, deren Popularität nicht über diejenigen hinausgegangen ist, die ihnen die Stange halten mussten, ist an sich schon geschmacklos. Zwei Politiker, die angetreten sind, den Sumpf der Korruption, den Parteien und vor allem deren Kostgänger über Jahrzehnte aufgebaut haben, trockenzulegen und die zudem den Willen ihrer Wähler umsetzen, mit zwei Führern kommunistischer Parteien in eine Reihe zu stellen, für die Korruption ein Mittel des Machterhalts und die Unterdrückung ihrer Bevölkerung fester Bestandteil desselben war, eines Machterhalts, den sie mit allen Mitteln betrieben haben, wie all die Regimekritiker, die in Bautzen im Stasi-Knast saßen oder im Gulag der Sowjetunion gedarbt sind, bestätigen können, ist nurmehr durch eine Niedertracht zu erklären, deren Ausmaß erschrecken muss.

Die Tagesschau hat einen neuen Tiefpunkt der Berichterstattung erreicht.



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