Verschissmus-Sabotage: SPD-Mülheim in Wahrnehmung beschädigt

Fehler und Verantwortung – Zwei Begriffe, an denen man die Misere der heutigen Zeit, in der es von Narzissten nur so wimmelt, die keine Fehler machen, wenn Fehler vorkommen, diese Fehler immer anderen anlasten und in jeden Fall für nichts und niemand Verantwortung übernehmen (wollen) sehr deutlich machen kann.

Mit dem Slogan: “Den Opfern von Krieg und Verschissmuss”, betitelte die SPD Mülheim ihren Trauerkranz, mit dem die Genossen wie jedes Jahr zeigen wollen, wie sehr sie doch am Leid derer, die am Krieg umgekommen oder verstümmelt aus ihm zurückgekommen sind, die unter Faschismus gelitten haben und zum Teil auch noch leiden, Anteil nehmen.

Nun ist ein Fehler wie “Verschissmuss” eine Peinlichkeit erster Güte, mit der sich zwei Fragen verbinden: (1) wie konnte ein Kranz mit einem solchen Fehler am Trauerflor auf einem Friedhof landen, und (2) wer übernimmt für den Fehler die Verantwortung?





An der Posse aus Mülheim kann man nicht nur sehen, welche Schäden an Reputation und Ansehen Narzissmus anrichtet, man kann auch sehen, wie heuchlerisch die angebliche Anteilnahme für die Opfer von Krieg und “Verschissmuss” ist.

Unterscheiden wir zunächst drei Schritte:

  1. Der Kranz nebst Text für die Schleife wird in Auftrag gegeben.
  2. Der Kranz nebst Text für die Schleife wird erstellt.
  3. Der Kranz nebst Text AUF DER SCHLEIFE wird niedergelegt.

Die Punkte 1 und 2 sind externe Punkte, Resultat dessen, was man die SPD-Bürokratie nennen kann. Die WELT berichtet:

“Der Text auf der Trauerschleife der SPD-Ratsfraktion sei jedes Jahr derselbe und vom Fraktionsbüro an die zuständige Gärtnerei in korrekter Schreibweise übermittelt worden. Diese habe in diesem Jahr allerdings erstmals eine neue Schleifendruckerei in Essen beauftragt.”

Die SPD-Trauer zum Volkstrauertag ist also in erster Linie ein Verwaltungsakt oder eine schlechte Angewohnheit. Ein Kranz wird bestellt, wie jedes Jahr, der Text wird bestellt, wie jedes Jahr, derselbe Text, wie jedes Jahr. Um die Erstellung kümmert sich dann ein Nobody in einer Gärtnerei bzw. ein ebensolcher in einer Druckerei.

Hier nun hat der Fehlerteufel nach den Erkenntnissen der SPD in Mülheim an der Ruhr zugeschlagen:

“Die Mülheimer Gärtnerei, bei der wir seit Jahren zuverlässig bestellen, arbeitet seit fast einem Jahr mit einer Essener Schleifendruckerei zusammen, so dass diese in diesem Jahr erstmalig für unseren Kranz geliefert hat. Der Auftrag zum Schleifendrucken erfolgte schriftlich per Fax.

Die Essener Firma erklärte gegenüber der Gärtnerei-Mitarbeiterin, man habe aus dem “F” ein “V” herausgelesen und “sich nichts weiter gedacht”. Dies erklärt jedoch für uns nicht die falsche doppelte Verwendung von “SS” im Neologismus “Verschissmuss”. Eine Fehlereinsicht und plausible Erklärung können wir leider nicht wahrnehmen. Der Glaube an die bloße Naivität einer professionellen Druckerei reicht uns nicht.”

Die SPDler sind also in ihrer Wahrnehmung selbst Opfer, nicht Täter. Es ist nicht etwa so, dass die Genossen entweder beim Niederlegen des Kranzes keinerlei Interesse an dem Gegenstand, den sie abladen hatten. Es ist auch nicht so, dass kein Genosse, der vor Ort war, in seiner Wahrnehmung eine mit seinen Erwartungen konkurrierende Meldung Marke: “”Verschissmuss?”, was zum Teufel ist hier passiert?”, erhalten hat. Nein, ein Externer, ein Nicht-Genosse musste die Herrschaften, die wahrscheinlich so sehr in ihrer eigenen Anteilnahme und ihrem mitgefühlten Leid, mit den Opfern von Krieg und “Verschissmuss” versunken sind, dass sie keine Zeit hatten, sich für die in Auftrag gegebene Arbeit anderer zu interessieren, auf den Fehler hinweisen.



Und nun, um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wollen sich die Genossen, die nicht in der Lage sind, den umfangreichen Text, der den Kranz, den sie niederlegen oder der in ihrem Namen niedergelegt wird, auch nur kursorisch zu prüfen, zum Opfer stilisieren:

Nun werde geprüft, ob der Fehler dort entstanden und womöglich bewusst herbeigeführt worden sei. In der Druckerei habe man zwar eine Verwechslung der Anfangsbuchstaben F und V eingeräumt, weil das Bestellungsfax unleserlich gewesen sei. „Das erklärt aber noch nicht, wie das gesamte Wort so stark abgeändert werden konnte“, sagte (Rodion) Bakum weiter – zumal „SS“ im Wort zu finden war. „Der Glaube an die bloße Naivität einer professionellen Druckerei reicht uns nicht.“

Lächerlicher geht es wohl nicht mehr.

Aus dem PR-Desaster soll nun eine Opfermythos konstruiert werden: Die SPD in Mülhausen, ein Haufen von Genossen, die mit dem Lesen von Text auf Kränzen überfordert sind oder sich nicht für den Text interessieren, will von dunklen Mächten in Essener Druckereien sabotiert worden sein. Gleich doppelt soll der SPD ein Doppeltes-S untergeschoben worden sein, und wie jeder von uns weiß, ist ein doppeltes S, ein SS, wie in Genossen, Bewusstsein, Interesse, Missbrauch oder Altersschwäche ein eindeutiger Hinweis darauf, dass hier ein Nazi am Werk war, der die SPD in der Öffentlichkeit an Reputation und Ansehen schädigen will (so als könnte man das Ansehen der SPD noch schädigen) und genau weiss, dass die Genossen (SS!) zu blöd, zu faul, zu desinteressiert, zu altersschwach, zu unbewusst sind, den Text des Kranzes, den sie selbst in Auftrag gegeben haben, zu lesen.

Es ist eben alles ein Verwaltungsakt des Virtue Signallings. Es wird etwas bestellt, das zeigen soll: Die SPD ist gut. Das was bestellt wird, mit dem die SPD in Mülheim ihre moralische Qualität demonstrieren will, wird von anderen erstellt, von anderen geliefert, vielleicht von anderen niedergelegt, wahrscheinlich aber von einem SPD-Mitglied aus Mülheim, dessen Wahrnehmung sabotiert wurde, ein Interessierter der SPD kommt in dem ganzen Prozess nicht vor. Die Genossen haben durch die Erteilung des Auftrags ihre Schuldigkeit getan.

Zuweilen, wenn man sich in einer peinlichen Situation findet, geht es nicht anders: dann muss man sich entschuldigen, sein Bedauern zum Ausdruck bringen und die Verantwortung übernehmen. Die SPD in Mülheim, in der WELT vertreten durch ihr Vorstandsmitglied Rodion Bakum, hat sich dazu entschieden, keine Verantwortung zu übernehmen und den Fehler bei anderen zu suchen.

Die Leute, die nicht in der Lage sind, sechs Worte Text auf einer Schleife an einem Kranz zu kontrollieren, wollen in Stadtrat, Landtag, Bundestag sitzen und dort über Vorhaben, Anträge, Gesetzentwürfe entscheiden, die in jedem Fall deutlich mehr als sechs Worte umfassen.

Aus einer peinlichen Situation ist nun eine extrem peinliche Situation geworden.



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