Junk Umfrage: Die überstrahlende Merkel (Forsa forciert)
Forsa, das Institut, bei dem wir nie wissen, ob wir lachen oder weinen sollen, macht eine Meinungsumfrage für n-TV und RTL. Die Meinungsumfrage ist keine Reality Show, mehr eine Inszenierung in: wie man nicht befragt. Aus der letzten Meldung, die unter der Überschrift “Merkel überstrahl alle Parteivorsitzenden” steht und bei uns die Assoziation vom Einäugigen, der unter den Blinden König ist, auslöst, haben wir ein paar Stellen herausgenommen, um deutlich zu machen, wo der Hase im Pfeffer liegt.
Das Ergebnis:
“Auch zu Beginn des neuen Jahres führt Bundeskanzlerin Angela Merkel das Ranking der beliebtesten Politiker in Deutschland an. Mit 59 von 100 Punkten liegt Merkel im ersten Politiker-Ranking 2020 unverändert an der Spitze. Ihr folgt Grünen-Chef Robert Habeck mit 50 Punkten. Rang drei teilen sich SPD-Finanzminister Olaf Scholz und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet von der CDU mit jeweils 46 Punkten.”
Die Messung:
“Für das Politiker-Ranking ermittelt Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL regelmäßig, wie hoch das Vertrauen der Bürger zu den einzelnen Politikern ist. “Bitte geben Sie für den jeweiligen Politiker an, bei wem das Land in guten Händen ist”, werden die Befragten gebeten. Dabei können die Befragten ihre Einschätzung auf einer Skala von 0 (“ist überhaupt nicht in guten Händen”) bis 100 (“ist voll und ganz in guten Händen”) abgeben.”
Was für ein Unsinn.
“Bei wem das Land in guten Händen ist”, ist eine Formulierung, die, wenn man sie hört, nicht wirklich die Assoziation “Vertrauen zu” auslöst, besonders dann nicht, wenn es sich um eine relationale Abfrage, also den Vergleich mit anderen handelt und die Wahl sich als eine Wahl des geringeren Übels darstellt. Dass Deutsche diese Wahl zwischen
ScyllaMerkel und CharybdisHabeck, Söder und den anderen als eine Wahl des kleineren Übels auffassen, dafür spricht der geringe Wert von 59 Punkten, den Merkel erreicht und der als solcher vollkommen leer, ohne Aussage ist.
Stellen Sie sich die lange Skala einmal vor, im Telefoninterview, denn Forsa macht Telefoninterviews. Der Wert, den Sie wählen, ist in jedem Fall ein zufälliger Wert und wenn wir sie in zwei Wochen wieder fragen, dann haben Sie keine Ahnung mehr, welchen Wert Sie vor zwei Wochen angegeben haben, es sei denn, sie haben “0” (überhaupt nicht in guten Händen) oder 100 (ist voll und ganz in guten Händen) gewählt. Insofern ist die Tatsache, dass sich die Werte von einer auf die nächste Woche bei Forsa ungefähr entsprechen ein untrügliches Zeichen dafür, dass der neue Wert irgendwie mit dem alten Wert gewichtet wird, sonst ginge das Ganze auf und ab wie eine Achterbahn.
Stellt man dies in Rechnung, dann ist 59 von 100 Möglichen ein lausiges Ergebnis. In einem Test wäre es gerade im Bereich von ausreichend und mit Sicherheit in keinem Bereich, der stahlt. Die Abfrage von Forsa ist also einzig dazu gedacht, den Politiker, der aus welchen Gründen auch immer, in Führung liegt, ob die Rohdaten seine Führung zeigen oder eine nachträgliche Gewichtung sie herstellt, das sei einmal dahingestellt, hochzujubeln. Dass dem so ist, zeigt auch die seltsame Formulierung: “Bitte geben Sie für den jeweiligen Politiker an, bei wem das Land in guten Händen ist”, die mit Vertrauen überhaupt nichts zu tun hat, aber als “Vertrauen” ausgelegt wird.
Warum also die implizite Anspielung “Land in guten Händen” an das Amt des Bundeskanzlers? Nun, unter Sozialforschern ist es ein offenes Geheimnis, dass Befragungen, an denen Amtsinhaber beteiligt sind, in den meisten Fällen einen Amtsinhaber-Bonus produzieren. So wie man in Nachwahlumfragen immer mehr Befragte findet, die von sich behaupten, sie hätten die Partei gewählt, die gewonnen hat, als zuvor, so findet man auch mehr Befragte, die dem Amtsinhaber einen Bonus über seinen Konkurrenten (so es sie gibt) verleihen. Die Erklärung ist in beiden Fällen dieselbe: Man will nicht zugeben, dass man die Partei gewählt hat, die unterlegen ist, im ersten Fall und man will nicht zugeben, in einem Land zu leben, in dem ein Amtsinhaber die Geschäfte führt, bei dem man die Vermutung hat, dass das Land bei ihm nicht in guten Händen ist.
Kurz: Die Forsa Umfrage produziert eines dieser Artefakte, die für die politische Klasse so nützlich sind, und sie produziert dieses Ergebnis über den Trick einer viel zu großen Skala, die so absurd lang ist, dass allein die Nennung, von 0 bis 100 bei jedem Normaldenkenden die Einsicht auslösen muss, dass mit so einem Unsinn nichts gemessen werden kann, was sich als valide oder reliabel erweist. Soll es auch gar nicht, denn die absurde Monsterskala dient dazu, den Amtsinhaberbonus zu feiern, was bei einem Mittelwert von 59 (gerade ausreichend) ein absurdes Unterfangen ist.
Nicht absurd genug indes, als dass es nicht weit und breit berichtet würde.
Wir antworten natürlich mit 19, nein 27, vielleicht auch 48,3 auf die Frage nach den guten Händen. Dieses Mal.
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Jetzt weiß ich auch warum Forsa mich nicht zur Umfrage eingeladen (habe mich dort mal angemeldet), aufgrund vorheriger Umfragen wussten die schon wie meine Abstimmung lauten würde.
Diese getürkten Umfragen sind eine einzige Farce und das Ergebnis steht schon vorher fest.
Aber das passt zu Deutschland, zu den Kriminalstatistiken, Wahlprognosen, den Lügen, dem Verharmlosen, Verheimlichen der linksgestrickten Medien.
Linksextreme Terroristen werden als “Aktivisten” bezeichnet, etc., etc..
Mich wundert heutzutage gar nichts mehr.
Da wird die schlechtestes Kanzlerin der Nachkriegsgeschichte als überstrahlende Politikerin dargestellt.
Man weiß gar nicht mehr ob man lachen oder weinen soll.
Zum Weinen? Zum Kotzen! Nicht verwunderlich, daß Ostdeutsche mit Erinnerungs- und vor allem Urteilsvermögen ein Dauer-Dejavù haben. Honecker wurde vermutlich nicht wesentlich platter von seinen Presseorganen bejubelt. Wo sind eigentlich die sich selbst zertifizierten Faktencheckerwichtel?
Vielleicht sollte man die Frage so stellen wie in den USA: Sind Sie mit Merkels Politik einverstanden oder nicht einverstanden? Bei Trump liegen die Werte derzeit bei 44:53% (bei Obama sah es zur entsprechenden Phase seiner Amtszeit recht ähnlich aus). Aber vielleicht wäre der direkte Vergleich für Merkel dann doch zu blamabel?
Die Pariser Marktweiber hätten 1788 mit Sicherheit ebenfalls mehrheitlich befunden, daß Frankreich bei Louis XVI in guten Händen ist. Die Pariser Bäcker hätten in bezug auf Marie Antoinette wohl ebenso abgestimmt.
Ceaucescu hatte bis zu seinem letzten, leider vorzeitig abgebrochenen Auftritt ebenfalls hervorragende Zustimmungswerte, wie dieser noch lebende Fettkloß in Nordkorea heute noch.
Demoskopie wäre beinahe zu einer Wissenschaft geworden, aber die Güllners dieses Landes haben Noelle- Neumann keine Chance gelassen.
Das bedeutet, die heute herrschenden Kräfte werden weiterhin die Umfragen gewinnen, aber Trump hat gezeigt, daß tatsächliche Wahlen etwas ganz anderes ergeben können.
Warten wir es mal ab, am Ende kommt alles ganz anders.
Es kommt immer anders , als man denkt. Vor allem, wenn es manipuliert wurde.
Und die Noelle-Neumann kann man vergessen. Na, sie ist ja auch schon tot.
Vor Jahren wurde sie einmal gefragt und ob sie als Studentin “Mein Kampf ” gelesen hätte. Es war ein Video.
Sinngemäß antwortete sie: “Mein Kampf” haben wir als Studenten damals natürlich nicht gelesen, aber ich habe Hitler als einen sehr charmanten Mann kennengelernt.
Na, bitte, wenn selbst die Noelle-Neumann Hitler als charmant bezeichnet, dann kann man doch dem deutschen Volke nicht übelnehmen, wenn sie fast alle von diesem Mann begeistert waren.
Vielleicht kommt man an das Video noch irgendwie ran.
Noelle Neumann und Adolf Hitler – echt jetze? – Mal eine kleine Vermutung zur Auflockerung: Sie sind über Siebzig?
Ja echt jetzte. Machen Sie sich doch die Arbeit, das Video aufzuspüren. Ist ca. 30 – 35 Jahre alt.
Ich habe ja nicht behauptet, dass die beiden miteinander gebumst , sondern nur, dass sie ihn charmant fand.
Also warum die Aufregung… oder war es Ihre Freundin, weil Sie so entsetzt reagieren?
@ Dieter Rief
Ehe Sie das nächste Mal die Klappe aufreißen, informieren……. https://www.sueddeutsche.de/politik/elisabeth-noelle-neumann-ist-tot-frau-professor-allensbach-1.8521
Auch die Forschung folgt jetzt wohl dem Trend der Politik, die mit unscharfen Begriffen wie „Hass“ und „Angst“ und „Seenotrettung“ um sich wirft, zu emotionalisieren und „irrationalisieren“.
„Das Land in guten Händen“ wissen nimmt der Politik den rationalen Aspekt und hat rein gar nichts mehr damit zu tun, ob man die Migrationspolitik, die Klimapolitik, die Mietpreisbremse usw. gut oder schlecht findet.
Man fühlt sich ja gern wie das Kind, über das die es liebende Mutter (oder der allwissende Vater) die schützenden Hände hält. Mutti/Vati weiß schon, was richtig ist.
„Den Zuspruch für Merkel erklärt sich Forsa-Chef Manfred Güllner auch aus Merkels Rückzug aus vielen tagespolitischen Debatten.“ Ja, so geht Politik: Man steht über allen strittigen banalen Dingen.
Es ist ohnehin völlig albern, Personen, die für ein bestimmtes Bundesland, einen Teilaspekt der Politik (Giffey) oder eine konkrete Partei stehen und zum Teil objektiv betrachtet eher machtlos sind, die Verantwortung fürs gesamte Land zuzuschustern.
Bei einer repräsentativen Umfrage ob man lieber Phase-4 Krebs oder die Beulenpest hätte, ständen die Chancen gut das die Beulenpest zur beliebtesten Krankheit Deutschlands würde.
…sind das nicht die selben Leute, die gestern noch erzählt haben, Trump hätte in den USA “inzwischen die geringste Zustimmung in der Bevölkerung seit Amtsantritt”?
Diese Leute erinnern sich doch nicht dran, was sie gestern sagten.
Ich ziehe aus dieser Umfrage eher die Erkenntnis, dass die Bürger bei keiner der genannten Personen Deutschland in guten Händen sehen, was Rückschlüsse auf die Qualität unseres politischen Personals zulässt.