Potsdamer Schmierentheater um Bergmann-Klinikum: Das deutsche Überlebenswunder hängt am seidenen Faden

Die Welt steht kurz davor, Angela Merkel heilig zu sprechen. Die größte Stärke Deutschlands, so verkündet Cornelia Karin Hendrich, die als Welt-Redakteur ausgegeben wird, sei die – Achtung, halten Sie sich fest: “rationale Entscheidungsfindung auf höchster Regierungsebene in Verbindung mit dem Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung”. Diese Behauptung schließt sich nahtlos an die Freude darüber an, dass Merkel von der New York Times gelobt worden sei “Merkel habe während der Krise ‘klar, ruhig und regelmäßig kommuniziert”. Man beachte, dass sich das Lob nicht auf getroffene Maßnahmen, sondern lediglich auf verbale Tätigkeiten bezieht.

Die New York Times hat Merkel gelobt. Die New York Times, das ist für Hendrich von der Welt offenkundig der Pantheon des Wissens. In der New York Times wird, wie einst in der Bibliothek von Alexandria, das Wissen der Menschheit gesammelt und dann temperiert unter die Dummen geworfen, z.B. wenn die “New York Times” die “deutsche Ausnahme … erklärt”. Die Ausnahme, das sind die unglaublich (im Sinne des Wortes) wenigen Deutschen, die an COVID-19 versterben. Die Erklärung für solche Phänomene, die wird heutzutage nicht mehr von denen erwartet, die etwas davon verstehen, nicht mehr von Wissenschaftlern, Biologen, Virologen, nein, Journalisten, zumeist ohne (einschlägige) Ausbildung, um das Thema, zu dem sie sich auslassen, überhaupt beurteilen zu können, ausgerechnet diese Journalisten, werden zu den neuen Priestern des Wissens erklärt und wenn sie im Pantheon des Wissens der “New York Times” arbeiten, dann sind es nicht nur Priester, dann sind es Hohepriester.



Deutlicher kann man den Irrtum, dem viele Journalistendarsteller anheim gefallen sind, nicht machen. Sie denken, es ginge um Kommunikation, darum, eine Geschichte zu schreiben, oft genug zu erfinden, die dann als Wahrheit durchgesetzt werden soll, so wie derzeit die Erzählung durchgesetzt werden soll, dass Merkel und Spahn und all die anderen aus der Berliner Laienspielschar auch nur ansatzweise kompetent auf SARS-CoV-2 und COVID-19 reagiert hätten. Um diese Geschichte durchzusetzen, ist eine geringe Anzahl an COVID-19 Verstorbener besonders wichtig.

Vor diesem Hintergrund bitten wir die Leser, die folgende Geschichte zu lesen, die uns aus Potsdam zugetragen wurde.

Das Potsdamer Ernst von Bergmann-Klinikum ist das Vorzeigeklinikum von Brandenburg. Der Ruf des Krankenhauses ist so gut, dass das Bergmann-Klinikum zum Hub für COVID-19 Erkrankte in Brandenburg gemacht wurde. Nicht zuletzt die Tatsache, dass das Klinikum zu den TOP-Krankenhäusern in Deutschland zählt, dürfte dazu beigetragen haben. Man kann also, wenn die Auszeichnungen von Kliniken in Deutschland nicht nach dem Prinzip, wer gut zahlt, wird ausgezeichnet, vergeben werden, davon ausgehen, dass das Bergmann-Klinikum keine Klitsche ist, dass dort verantwortungsvolle Ärzte zu finden sind.

Für die letzte Annahme spricht auch, dass sich die Klinikleitung am 29. März 2020 entschieden hat, von den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts abzuweichen und die Tests auf SARS-CoV-2 auszuweiten:

Um das, was wir jetzt aus Brandenburg berichten, einordnen zu können, ist es wichtig, die folgende Zeitschiene in Erinnerung zu behalten:

Wie Sanche et al. in ihrer Studie zeigen können, vergehen

  • 3.5 bis 5.1 Tage zwischen Infektion und ersten Symptomen;
  • 4.6 bis 6.6 Tage zwischen den ersten Symptomen und einer stationären Aufnahme ins Krankenhaus;
  • 8 bis 17.3 Tage zwischen der Aufnahme und der Entlassung als geheilt bzw. zwischen 8.7 und 14.9 Tage zwischen der stationären Aufnahme und dem Tod des Patienten;

Zwischen Inkubation und Heilung bzw. Tod vergehen somit zwischen 16.1 und 29 Tage.


Jemand, der Symptome von COVID-19 zeigt, ist somit mindestens 3 Tage als asymptomatischer Träger des Virus unterwegs gewesen.
Jemand, der mit Symptomen in eine Klinik eingeliefert wird, hat knapp 5 Tage mit dem Virus gelebt.
Jemand, der an COVID-19 verstorben ist, hat durchschnittlich mindestens 23 Tage mit dem Virus verbracht.


Sanche, Steven, Lin, Yen Ting, Xu, Chonggang, Romero-Severson, Ethan, Hengartner, Nick & Ke, Ruian (2020). The Novel Coronavirus, 2019-nCoV, is Highly Contagious and More Infectious Than Initially Estimated.


Die Leitung des Bergmann-Klinikums hat sich also nicht an die Vorgaben des RKI gehalten, sondern mehr als vom RKI empfohlen, getestet. Die Tests können in Potsdam im Klinikum selbst durchgeführt werden, so dass man davon ausgehen kann, dass die Ergebnisse innerhalb nur weniger Stunden, maximal von ein, zwei Tagen vorliegen.

Der 30. März ist der erste Tag, an dem entsprechende Tests durchgeführt worden sind, also Tests für alle Mitarbeiter, alle Patienten und alle Neuaufnahmen. Für die Analyse der mehreren Tausend Tests werden zwei bis drei Tage ins Land gegangen sein, so dass am 3 oder spätestens am 4. April, also am letzten Wochenende, ein Überblick über die Anzahl von positiv auf COVID-19 Getesteten vorgelegen hat.

Das Ergebnis der Tests: 103 von 2.380 Mitarbeitern wurden positiv getestet, 27 an COVID-19 Verstorbene, 88 an COVID-19 erkrankte Patienten.

Diese Daten haben wir den Potsdamer Neuesten Nachrichten entnommen, die zudem Folgendes schreiben:

“Das Geschehen am Bergmann-Klinikum hatte sich in den vergangenen Tagen dramatisch entwickelt. Allein am Dienstag meldete die Stadt fünf weitere Todesfälle nach Coronavirus-Infektionen am Klinikum, 21 sind es damit dort bisher.”

Wegen des “Corona-Ausbruchs”, so heißt es weiter, sei das Robert-Koch-Institut eingeschaltet worden. Es sei ein Aufnahmestopp verhängt worden.
Und der Oberbürgermeister von Potsdam, dessen Parteizugehörigkeit nicht schwierig zu raten ist, hat Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.



Warum?
Die Berliner Zeitung beschreibt die Begründung wie folgt:

“Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) geht mit ungewöhnlicher Härte gegen mögliche Missstände in der wichtigsten Vorzeigeklinik der Stadt vor: Wegen der ungewöhnlichen Häufung von Todesfällen im Ernst von Bergmann-Klinikum in Potsdam in Zusammenhang mit Covid-19 hat Schubert nun gleich mehrere Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. „Nach den uns vorliegenden Daten gab es eine Verletzung ärztlicher Meldepflichten seitens des Klinikums an das Gesundheitsamt“, sagte Schubert zur Begründung.”

Rekapitulieren wir doch einmal von hinten.

Am Dienstag, den 6. April wurden fünf COVID-19 Todesfälle in Potsdam gemeldet. Die Patienten müssen sich seit spätestens 29. März in Behandlung befunden haben. Der 29. März ist der Tag, an dem die Klinik ihre Tests ausgeweitet hat, also explizit von den Vorgaben des RKI abgewichen ist und VIEL MEHR getestet hat und dabei viele Fälle unter Mitarbeitern und Patienten identifiziert hat. Normalerweise ist das ein Grund, die Klinikleitung zu loben, denn nunmehr wissen die Verantwortliche, woran sie sind, können die Mitarbeiter, die positiv getestet wurden , aus dem Verkehr gezogen und die Patienten, die positiv getestet wurden, von anderen Patienten isoliert werden.

Nicht so in Potsdam.
Dort läuft der Oberbürgermeister Amok.

Denn: Offenkundig geht es darum, die “Häufung von Todesfällen im Ernst von Bergmann-Klinikum” als “ungewöhnlich” darzustellen, sie zum Ausreißer-Wert erklären zu können.



Tatsächlich wird aus dieser Geschichte nur dann ein Schuh, wenn man annimmt, den Ärzten im Ernst von Bergmann-Klinikum sei bekannt gewesen, dass Patienten auf der Intensivstation mit COVID-19 infiziert sind, die Ärzte hätten es aber unterlassen, die Infizierten zu melden. Wie wir alle wissen, gibt es in Deutschland nichts Wichtigeres als zu melden, wen und was auch immer. Warum aber sollten dieselben Ärzte, die angeblich COVID-19-Patienten nicht melden, die Tests in der eigenen Klinik ausweiten, wenn sie nicht die Absicht hätten, ein genaues Lagebild der Verbreitung von SARS-CoV-2 zu gewinnen, eines, das man, nachdem die Tests auf der Webseite der Klinik angekündigt sind, kaum wird verschweigen können? Das ist absurd, schon deshalb, weil das Ernst von Bergmann-Klinikum das Hub für COVID-19 Patienten aus Brandenburg ist.

Aus den berichteten Ereignissen wird viel eher ein Schuh, wenn man sich unsere Vermutung, dass in Deutschland die wahre Anzahl der an COVID-19 Gestorbenen verheimlicht wird, zur Ausgangsprämisse macht, dann bekommt alles einen ganz neuen Sinn:

Die Verantwortlichen am Ernst von Bergmann-Klinikum weiten die Tests auf SARS-CoV-2 bzw. COVID-19 am eigenen Klinikum aus und weichen von der Vorgabe aus Berlin, vom RKI, ab.
Als Ergebnis der Ausweitung wird eine große Zahl von positiv Getesteten unter Patienten und Mitarbeitern festgestellt.

Unter normalen Umständen kann man ein solches Vorgehen angesichts der Ergebnisse nur loben, denn Schlimmeres wurde verhindert.

Nicht in der Stadt des tobenden Oberbürgermeisters. Er lobt nicht die Initiative, die sehr deutlich zeigt, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts dazu, wer getestet werden soll und wer nicht, unzureichend sind, er versucht sie zu kriminalisieren und holt alle Mittel aus seinem Arsenal, die er finden kann: Das Ordnungsamt wird auf den Weg gebracht und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Getoppt wird die hysterische Reaktion nur durch die Begründung “Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz”, die darin vorgesehene Meldepflicht.

Wenn Ärzte an einem Klinikum in Deutschland also darauf drängen, auch die Menschen zu testen, die auf Basis der Empfehlungen des RKI nicht getestet werden, wie die Dinge in Potsdam nun einmal so liegen, scheinen darunter viele alte Menschen, die sich auf Geriatriestationen befinden, zu fallen, wenn diese Tests durchgeführt werden und belegt wird, dass die Testkriterien des RKI unzureichend sind, dann folgt daraus, dass die entsprechenden Ärzte vom Oberbürgermeister der Stadt, die Träger des Klinikums, an dem die Ärzte VERANTWORTUNG ÜBERNOMMEN HABEN, ist, von Ordnungsamt und Staatsanwaltschaft verfolgt werden.

Derartige Strukturen laden zum Vertuschen und nicht testen, nicht wissen wollen ein. Einmal mehr gibt es Hinweise darauf, dass das deutsche Wunder der Nichtsterblichkeit, kein Wunder, sondern Unterschlagung zu sein scheint. Aber das passt natürlich nicht zur “rationalen Entscheidungsfindung auf höchster Ebene”, von der in der Fanpost, die u.a. die Welt an Kanzler Merkel schickt, fabuliert wird. Es geht darum, eine Erzählung durchzusetzen, nicht der Wirklichkeit gerecht zu werden.

Als der Chinesische Arzt Li Wenliang an die Öffentlichkeit gegangen ist, um darüber zu informieren, dass in Wuhan ein neues Virus die Runde macht, wurde er von den Verantwortlichen der Kommunistischen Partei China (KPCh) kriminalisiert, sie haben ihn mit Polizei und Ordnungsmacht verfolgt, gemaßregelt und zum Schweigen gebracht. Ob sich der Oberbürgermeister von Potsdam, Mike Schubert (SPD), das Chinesische Vorgehen zum Vorbild genommen hat, das wissen wir nicht, aber die entsprechende Vermutung liegt nahe.


Wer weitere Informationen zu diesem Schmierentheater hat: sciencefiles @ textconsulting.net oder
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