“Selbstmord aus Angst vor dem Tod” – In der Berliner Rechtsmedizin ist das Absurde normal

Wir befinden uns am Anfang einer Selbstmordwelle, sagt der Berliner Rechtsmediziner Michael Tsokos, der sich kurz zuvor darüber beklagt hat, dass Virologen eine apokalyptische Überzeichnung der Gefahr, die COVID-19 darstellt, vorgenommen hätten. Ob der Mann aus der Charité einen anderen aus der Charité dabei im Auge hat? Wer weiss.

Acht Fälle konstituieren die Grundgesamtheit, auf deren Basis der Rechtsmediziner eine Selbstmordwelle für die zweite Hälfte des Jahres ankündigt.



Die Beweislast für die anstehende Selbstmordwelle ist so erdrückend, dass der RBB gleich eine ganze Sendung dem Versuch gewidmet hat, die “apokalyptische Überzeichnung”, von der Tsokos spricht, auf Selbstmorde zu übertragen.

  • Ein 23jähriger verliert seinen Job und springt aus dem Fenster;
  • Ein 39jähriger hat Angst, infiziert zu sein, und springt vor einen fahrenden Zug;
  • Ein 53jähriger schreibt: “macht Euren Coronastaat ohne mich” und erhängt sich;

Keiner der acht Selbstmörder war übrigens mit SARS-CoV-2 infiziert.

Die “Motivation aus dem Leben zu scheiden, weil man Angst vor einer Erkrankung hat”, so sagt Tsokos im Brustton der Überzeugung, die sei ganz neu. Das habe man noch nie gesehen. Tsokos ist offenkundig nicht in Literatur bewandert, hat noch nie etwas von Ernest Hemingway gehört, einer der berühmten Selbstmörder wegen Krankheit. Wem Hemingway als Falsifikator der Allaussage des Rechtsmediziners nicht ausreicht, dem sei Arshile Gorky anempfohlen, der sich am Ende einer langen Leidenskette erhängt hat, aus Angst vor weiterer Krankheit.

Es ist sicher nicht verwunderlich, dass ein Rechtsmediziner, der sich zu Allaussagen, also Aussagen zeitlicher und räumlicher Un-Beschränkung hinreißen lässt, in seinem Bemühen, eine Selbstmordwelle zu kreieren, die etwas ganz Neues, nie Dagewesenes beschreibt, die vielleicht sogar als Tsokos-Welle in die Geschichte der Selbstmorde eingeht, auch für absurde Aussagen, Widersprüche in nur wenigen Worten empfänglich ist. Und so spricht der Rechtsmediziner die folgenden geschichtsträchtigen Sätze:

“Was wir hier sehen sind Todesfälle, …, die einfach Angst vor dem Tod haben, das ist auch für mich etwas ganz Neues. Normalerweise hat man als Suizident Angst vor dem Leben, vor dem Weiterleben mit einer schweren Erkrankung, aber hier hat jemand Angst vor dem Tod und geht deshalb den Weg des Todes, das ist etwas ganz Neues …”

Emile Durkheim hat ein dickes Buch über Selbstmord geschrieben. Er kennt den egostischen, den altruistischen, den fatalistischen und den anomischen Selbstmord. Alle vier Arten des Selbstmords entstehen aus einem Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft. Beginnen wir hinten beim fatalistischen Selbstmord, bei dem die Gesellschaft Menschen durch Überreglementierung in den Freitod treibt (fatalistisch – was heute wohl ausgeschlossen ist) bzw. bei der Gesellschaft in der Regellosigkeit herrscht, mit der Individuen nicht zurecht kommen, weshalb sie sich umbringen (anomisch). Altruistischer Selbstmord resultiert aus einer Überhöhung der Gesellschaft, er ist eine Art Opfer für die nächste Generation. Egoistischer Selbstmord ist das Ergebnis einer Betonung der eigenen Person, die mit gesellschaftlichen Regeln in einen Konflikt gerät, der nicht lösbar ist.

Keiner der Selbstmorde, die Durkheim beschreibt, wird aus Angst vor dem Tod begangen. Vermutlich hat Durkheim einfach der Sinn für das Absurde gefehlt, der Sinn für den Widerspruch, der einen normal Denkenden davor zurückschrecken lässt, Sätze vom Stapel zu lassen, wie die, die Tsokos gleich mehrfach wiederholt, um sicherzustellen, dass es kein Versehen ist, dass er wirklich denkt, Selbstmörder hätten Angst vor dem Tod und würden sich deshalb umbringen.

Wenn Sie demnächst einem Feuerwehrmann mit Brandbombe begegnen oder einem Toleranten, der Menschen anderer Meinung umbringt oder einem Arzt, der kerngesunde Menschen umbringt, um ihnen zu helfen, dann sind Sie vermutlich nicht im Irrenhaus, wie man denken könnte, nein, dann sind Sie in Berlin.




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