Sind Sie ein Toilettenpapier-Hamsterer? Machen Sie den Selbsttest!

Glauben Sie, dass COVID-19 Ihnen gefährlich werden kann?
Sind Sie alt?

  1. Weinen Sie während trauriger oder romantischer Filme? 
  2. Können Sie Schwierigkeiten nicht ohne die Hilfe von anderen überwinden?
  3. Machen Sie sich mehr Sorgen als andere?
  4. Haben Sie Angst davor, Schmerzen zu spüren?

Dann sind Sie unser Mann!
Dann haben wir Sie, Sie Toilettenpapier-Hamsterer.

Die herausragende Erkenntnis, dass mehr Toilettenpapier als gewöhnlich, zwischen dem 23. und dem 29. März in Haushalten von älteren Menschen (, die in vielen Ländern zur Selbst-Quarantäne aufgefordert wurden), die COVID-19 als eine Gefahr für sich angesehen haben und ansonsten die emotionalen Reaktionen zeigen, die oben zusammengestellt sind (1-4), verdanken wir einer grundlegenden Studie von Lisa Garbe (Universität St. Gallen), Richard Rau (Universität Münster) und Theo Toppe (Max-Planck-Institut Leipzig).



Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, wer dafür verantwortlich ist, dass Sie im Supermarkt vor Regalen standen, die einst Toilettenpapier, nun aber gähnende Leere enthielten: Nun wissen Sie es: ältere, emotionale Menschen, die Angst vor COVID-19 haben.

Quelle

Ja.
Das deckt sich nicht mit ihren Beobachtungen und auch nicht mit den vielen Videos über Hamsterkäufer, die durch Internet gingen und ausnahmslos Angehörige der unteren Mittelschicht gezeigt haben, die aufgebrochen waren, die eigene Familie gegenüber anderen besser zu stellen?

Das mag daran liegen, dass die Studie von Garbe, Rau und Toppe ausgemachter Junk ist.

1.029 Erwachsene aus 35 Ländern, das klingt zunächst einmal gut, wäre vielleicht auch gut, wenn zumindest versucht würde, die unterschiedlichen Regelungen, unter denen die 1.029 Erwachsenen aus Europa und den USA leben, zu kontrollieren. Um fair zu sein: Die Autoren versuchen, die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Ländern zumindest ansatzweise zu erheben. Dabei scheinen sich jedoch Probleme eingestellt zu haben, denn drei der fünf Regelungen, die erfasst wurden, verschwinden spurlos, werden in der Analyse nicht berücksichtigt.

Hinzu kommt, dass es die Autoren irgendwie bewerkstelligt haben, in den USA und Kanada 82% weiblicher und in Europa 68% weiblicher Teilnehmer zu rekrutieren. Diese massive Unterrepräsentation von Männern, vor dem Hintergrund betrachtet, dass Emotionalität (vielleicht auch Hysterie) vornehmlich ein Problem von Frauen ist, macht die Ergebnisse weitgehend zunichte, vor allem deshalb, weil die schiefe Verteilung in keiner Weise zum Anlass genommen wird, nach Geschlecht zu kontrollieren. Aber vermutlich hätte dies die Ergebnisse, die schon ohne Kontrolle eher mager bis nicht vorhanden sind, vollkommen zerstört. Leider erfahren wir auch nichts darüber, ob Befragte, die sich als “divers” bezeichnen, mehr Toilettenpapier einkaufen und horten als andere. Wieder eine Forschungsopportunität vertan. 



Besonders tödlich für die vorliegende Toilettenpapierforschung ist indes, dass schlicht nichts herauskommt. Wir haben zu diesem Zweck die zentrale Tabelle 2, die die kompletten “Nichtergebnisse” zusammenfasst, dargestellt. Man muss die Tabelle vor dem Hintergrund betrachten, dass die Autoren eigentlich daran interessiert waren herauszufinden, ob Toilettenpapier-Hamsterer sich im Hinblick auf ihre Persönlichkeitsstruktur von Nicht-Hamsterern unterscheiden. Wie man der gähnenden Leere der Tabelle, ab der mit “Emotionality” bezeichnete Zeile entnehmen kann, ist dabei nichts, wirklich gar nichts herausgekommen. Selbst die wenigen Werte, die die Autoren berichten, sind kaum berichtenswert, denn sie sind nicht statistisch signifikant. 

Was macht man am Ende einer Forschung, die Ergebnisse wie die oben dargestellten, erbringt? Eigentlich nicht viel. Angesichts erklärter Varianz von zwischen 2% und 15% nimmt man normalerweise einen Eimer und wirft den Krempel hinein, meldet vielleicht noch an die Erfinder des 24-Item Kurzinventars zur Erfassung von Persönlichkeit “HEXACO” (hat nichts mit Benzin zu tun), dass ihr Krempel nichts misst und geht seines Weges. Nicht so die drei tapferen Recken aus St. Gallen, Münster und Leipzig. Sie haben das Nichts so lange gedreht und gewendet, bis sie sich davon überzeugt hatten, dass Emotionalität (Emotionality) und Gewissenhaftigkeit (Conscienciousness) einen Effekt auf die Anzahl der Toilettenpapierrollen hat, die man zuhause hortet. Das haben beide Konzepte nicht. Und deshalb, aber nur deshalb sind diejenigen, die wir oben als Toilettenpapier-Hamsterer entlarvt haben, fein raus.

Wir leben im Jahr 2020, institutionalisierte Wissenschaftler erforschen den Konsum von Toilettenpapier. Der wissenschaftliche Werte dieser revolutionären und durch keinerlei Theorie getrübten Forschung ist abgrundtief, also in jedem Fall unterirdisch.


Garbe, Lisa, Rau, Richard & Toppe, Theo (2020). Influence of Perceived Threat of COVID-19 and HEXACO Personality Traits on Toiletpaper Stockpiling. Plos One.


In Mainstream-Medien finden Sie die Ergebnisse von Junk Studien, als wären sie berichtenswert.
Bei uns finden Sie die Begründung, warum der Junk nicht berichtenswert ist.

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