Kulturkrieg: Miniaturschwanz will mit dem Riesenhund wedeln

Der Hessische Rundfunk, immer eine gute Quelle für linksidentitäre Nebensächlichkeiten, bewirbt derzeit eine Petition, die es mittlerweile auf die Unterstützung von rund 93.500 wohl wohlmeinenden Menschen gebracht hat, und zwar so:

“Veraltete Lehrbücher voller Stereotype, rassistische Sprüche im Alltag – um Diskriminierung bereits an der Schule entgegenzuwirken, fordert eine Petition, im Unterricht stärker auf Rassismus und die deutsche Kolonialgeschichte einzugehen. Das Kultusministerium hält davon wenig.”

Wenn man den Kenntnisstand deutscher Schüler und ihr Abschneiden im internationalen Wettbewerb betrachtet, dann fallen einem als Bildungsforscher eine Vielzahl von Problemen ein, die unbedingt angegangen werden müssen: Mehr relevantes Wissen, weniger Indoktrination, mehr qualifizierte Lehrer, weniger Teilzeit-Fehlbesetzungen, mehr Mathematik und Informatik, mehr ökonomisches Wissen, wohlgemerkt Wissen, keine sozialistische Heilslehre und – besonders wichtig: Vermittlung der Fähigkeit zum kritischen Denken, was die Lehre zumindest der Grundlagen der Aussagenlogik umfasst. Man kann lange über die Fehlstellen in den heutigen Curricula nachdenken und kommt dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen, nur ein Thema kommt nicht vor: Rassismus.



Es macht also Sinn, wenn der Kultusminister in Hessen wenig von dem hält, was mittlerweile rund 93.500 Unterschriften erhalten hat:

“Ich, Saba, habe mich als afrodeutsche während meiner Schulzeit lange als Fremde gefühlt. Wo finde ich meine Geschichte? Warum ist Afrika so weit weg, wenn für Deutschland doch Afrika so nah war?”

Das Problem der Integration fängt schon da an, wo Adjektive und Nomen verwechselt werden und die notwendige Willigkeit, sich in eine VORHANDENE Gesellschaft zu integrieren, nicht besteht. Dass man als “Afrodeutsche” afrikanische Geschichte vermisst, ist ein eindeutiges Dokument gescheiterter Integration oder – wahlweise – ein Zeugnis für die Themen, mit denen man heute seine ideologische Reinheit unter Beweis stellen kann, eine Übung, die unter den ideologisch Tugendhaften besonders beliebt ist. In der Choreographie des konzertierten Vorgehens muss nun ein weißer Deutscher, der bedrängten Angehörigen afrodeutscher Minderheit zur Seite eilen, in einer Demonstration von Mitgefühl mit denen, die die eigene privilegierte Stellung nicht teilen:

“Ich, David, ziehe meine Energie aus Empathie für meine betroffenen Freunde und Nachbarn, um mich als weißer deutscher gegen Rassismus zu stellen. Denn ich fühle ich mich dazu verpflichtet, Aufklärung in den deutschen Lehrplänen und Kitas zu fordern!”

Zu unserer Zeit hätte ein Fatzke, der sich anmaßt, “Empathie” für unsere Situation zu heucheln, die er ganz furchtbar findet, ein paar faustdicke Überraschungen, die man gleichzeitig als durchschlagende Argumente sehen kann, erhalten. Heute ist diese Form des schwulstig-herablassenden Paternalismus nicht nur normal, sie wird auch von ihren Opfern, die offenkundig über keinerlei Stolz und Ehrgefühl verfügen, das es ihnen nahelegt, für sich zu stehen und nicht von der Gnade anderer abhängig zu sein, gewünscht. Heute ist man mit Freuden Opfer, denn die Opferrolle verspricht, quasi im Austausch für die Unterordnung unter den Paternalismus der büßenden weißen Mittelschicht, Einfluss über Mitleid.

Eine der seltsamsten Konstellationen der Geschichte ist dafür verantwortlich, dass in Deutschland ein Miniaturschwanz mit einem Riesenhund zu wedeln versucht. Der Miniaturschwanz besteht aus einem kleinen Teil der absteigenden Mittelschicht, der sich der eigenen Bedeutung, die nicht mehr über Einkommen und Eigentum zur Schau gestellt werden kann, dadurch versichern will, dass er Andere, die er unter sich verortet, zum Opfer stilisiert, sie benutzt, um Druck auf die Mehrheitsgesellschaft auszuüben. Eine Form des Missbrauchs, die ihre Ladung daraus gewinnt, dass die Missbrauchten, ob aus Dummheit oder Täuschung oder Opportunismus, willig mitspielen.



Die Petition, die den hessischen Lehrplan, der ohnehin schon vor linksidentitärem Mist trieft, um “Anti-Rassismus” und “deutsche Kolonialgeschichte” ergänzen will, erhebt die folgenden konkreten Forderungen:

“Diese Petition fordert:

  1. deutsche Kolonialgeschichte lehren;
  2. deutsche Migrationsgeschichte lehren;
  3. Antirassismustraining für Lehrer*innen und Schüler*innen;
  4. Quellen ( z.B Literatur) von BIPOC* müssen im Deutschunterricht, Geschichtsunterricht usw. behandelt werden;
  5. über institutionellen und systematischen Rassismus gegen BIPOC* aufklären;
  6. eurozentrische Perspektiven aus dem Kunstunterricht und Geschichtsunterricht ( u. anderen Bereichen) aufarbeiten und entfernen;
  7. Aufklären über eine respektvolle Sprache unter Ausschluss rassistisch konnotierter Begriffe in Lehrbüchern und im Unterricht; Zugänglichkeit zu Antidiskrimminierungsstellen in der Schule;”
Klicken Sie dieses Dokument konzertierter Aktion und vergleichen Sie die Anzahl der Unterzeichner pro Bundesland. Es lohnt sich!

Was sich auf den ersten Blick liest, wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Studenten der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik, kann in zwei Teile geteilt werden: Die Punkte 1 und 2 sind unproblematisch, da sie ohnehin Bestandteil des Geschichtsunterrichts sind. Die Punkte 3 bis 7 sind mit einem Schulwesen in einem freien Land, in einer offenen Gesellschaft nicht vereinbar, sie stellen einen Angriff auf die individuelle Integrität dar.

Ein obligatorisches Antirassismustraining für Schüler und Lehrer (Punkt 3) ist ein ideologischer Eingriff in die Freiheit des Einzelnen, von dem zudem nicht bekannt ist, welchen Nutzen er denn haben soll. Solche Formen der individuellen Formung sind aus dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus bekannt. Für sie ist in einer offenen Gesellschaft kein Platz. Zu diesem faschistischen Instrument des Übergriffs in die individuelle Freiheit passt die in Punkt 7 geforderte Säuberung von Lehrbüchern von dem, was irgendwelche Spinner in ihrer Phantasie als “rassistisch konnotierte Begriffe” ansehen. Wer es nicht aushält, dass Autoren früher von Neger geschrieben haben, wenn sie afro-Amerikaner meinten, der muss für sich überlegen, ob ihm diese Welt, die nicht dauerhaft auf seine Befindlichkeitchen Rücksicht nehmen wird, überhaupt erträglich ist. Da menschliche Gesellschaften sich mindestens so sehr durch Gehässigkeit auszeichnen, wie sie sich durch Wohlwollen auszeichnen, wäre es sinnvoller, Schülern Resilienz gegen die Unbillen des Lebens beizubringen, anstatt sie in einem Schutzraum zu halten, der vielleicht dem entspricht, was die woke Mittelschicht für Realität hält, aber sich nicht Realität ist.

Ein Angriff auf die kulturellen Grundlagen westlicher und vor allem europäischer Gesellschaften stellt Punkt 6 dar. Die Tatsache, dass im Geschichts- und im Kunstunterricht vornehmlich die Geschichte westlicher Staaten und die Kunst, die Bürger dieser Staaten geschaffen haben, im Kunstunterricht behandelt werden, hat etwas damit zu tun, dass dieser Unterricht in Europa und nicht in Afrika stattfindet. Wer in Burundi zur Schule geht, der wird vermutlich wenig von Franz Marc oder Edgar Degas hören. Umgekehrt wird man in deutschen Schulen wenig bis nichts von Turuso, Peter K. und Hutu Körben hören. Das hat mit Ethnozentrismus nichts zu tun. Insofern Europäer in Europa geboren sind, stehen sie in Kontinuität der europäischen Geschichte und der europäischen Kultur, nicht der afrikanischen Geschichte und auch nicht der afrikanischen Kultur.



Die Punkte 4 und 5 beziehen sich auf BIPOC. Für alle, die rätseln, was das ist, das ist der neueste Twist im Wahn: Black, Indigenous und People of Color. Bekanntermaßen gibt es in Deutschland viele eingeborene Schwarze und auch so viele afrodeutsche oder Menschen, die irgendwann aus Afrika nach Deutschland gekommen sind und nun in der xten Generation immer noch mehr Verbindung mit Afrika als mit Deutschland zu fühlen scheinen, dass es notwendig ist, das Curriculum von Schulen, diesen veränderten Tatsachen anzupassen.

Es gibt die ulkigsten Zufälle. Drei verschiedene Petitionen, eine aus Baden-Württemberg, eine aus Bayern, eine aus Berlin und alle haben genau die selbe Anzahl an Unterstützern. Someone smell a rat?

Nun, diese Petition, die nicht nur in Hessen lanciert wird, sondern Teil einer konzertierten Aktion ist, ist ein Angriff auf die kulturellen Grundlagen des Westens im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen, und es ist der Versuch eines Miniaturschwanzes mit dem Riesenhund zu wedeln. In den Daten des Statistischen Bundesamts finden sich 529.000 Personen, die eine Migrationsgeschichte aufzuweisen haben, die irgendwann einmal im nicht-arabischen Afrika begonnen hat. 529.000 Afrodeutsche, das macht 0,6% der Bevölkerung. Für diese 0,6% der Bevölkerung sind rund 93.500 Unterzeichner der Petition bereit, die Kultur und Verankerung westlicher Staaten in einer Geschichte, die nun einmal mehrheitlich von Weißen und nicht von Afrikanern oder Singalesen oder Azteken geprägt ist, über Bord zu werfen.

Das ist bemerkenswert und erklärungsbedürftig.

In Deutschland gibt es derzeit rund 130.000 Buddhisten, deren Glaube im Religionsunterricht keine Berücksichtigung findet. Sicherlich muss dem im hessischen Curriculum Rechnung getragen werden, um den unhaltbaren Zustand der durch die institutionelle und systemische Diskriminierung von Buddhisten (also deren Nichtberücksichtigung) im Lehrplan entstanden ist, zu beenden.



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