“Darf man angesichts des Klimawandels noch in Urlaub fliegen?” Klima-Totalitarismus

Rabulistik kommt heutzutage als “Dissertation in Angewandter Ethik” und von der Ruhr-Universität Bochum, deren Namen wohl nicht umsonst an eine Erkrankung des Verdauungstraktes erinnert.

Die Dissertation, deren Pressemeldung uns heute heimgesucht hat, befasst sich mit einer so wichtigen Frage, wie: “Darf man angesichts des Klimawandels noch in Urlaub fliegen?” Schon darin besteht einer dieser kapitalen Unterschiede zu dem, was die Moralphilosophie und die Ethik eigentlich auszeichnet, denn sie befasst sich mit Fragen des individuellen Lebens und vor allem mit Fragen des individuellen Zusammenlebens und des Schutzes der individuellen Freiheit gegenüber denen, die sie gar so gerne einschränken und kontrollieren wollen.

Die meisten Moralphilosophen und Ethiker, die wir kennen, gehen von umfassender individueller Freiheit aus und stellen die Frage, unter welchen Umständen es für ein Individuum rational und angeraten sein kann, auf einen Teil der eigenen Freiheit zu verzichten und sie einem Gewährsmann, der eine Gegenleistung für den Verzicht auf Freiheit zu erbringen hat, zu übertragen, z.B. einem Staat, der fortan für Sicherheit sorgt und damit eine Grundlage für Eigentum schafft.



Heute ist das anders. Die ethische Welt steht Kopf. Nicht mehr die Maximierung menschlicher Freiheit, individueller Freiheit steht im Vordergrund, sondern eine neue Variante kanonischer Religiosität, die menschliches Verhalten unter die Messlatte eines angenommenen Einflusses individuellen Handelns auf den – sie ahnen es schon: Klimawandel stellt. Und das ist dann auch der Gegenstand der Dissertation von Anna Luisa Lippold:

“”Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand, und es gibt keine Möglichkeit, die Bedrohung in letzter Sekunde abzuwenden, wie zum Beispiel bei diplomatischen Krisen”, macht Dr. Anna Luisa Lippold deutlich.”

Das Problem mit zirkulärer Argumentation, die auf einer Prämisse aufbaut, deren Korrektheit eigentlich erst zu zeigen wäre, ist, dass sie sich nicht mehr von Religion unterscheiden lässt, schlicht keine Wissenschaft darstellt:

“Der Teufel ist die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand, und es gibt keine Möglichkeit, die Bedrohung in letzter Sekunde abzuwenden, wie zum Beispiel bei diplomatischen Krisen, macht Dr. Anna Luisa Lippold deutlich.”

Der Austausch eines Wortes reicht, um zu verdeutlichen, dass Frau Lippold nicht zu denen gehört, von denen man weltbewegende Überlegungen erwarten kann. Schon die irre Behauptung, es habe nie eine “größere Herausforderung” für die Menschheit gegeben (es gab zwei Weltkriege, eine Reihe von Eiszeiten und ganz offenkundig das, was Robert Schoch als “solar event” bezeichnet, aber das nur nebenbei), als einen Klimawandel, der es nicht geschafft hat, in den letzten Jahrzehnten für mehr als 0,43 Grad Celsius Erwärmung zu sorgen, macht deutlich, dass es hier nicht um Wissenschaft, sondern um eine als Dissertation verpackte Selbstverwirklichung geht. Wer sich mit angewandter Ethik befassen will und seine eigenen Prämissen nicht zu hinterfragen im Stande ist, dem zuzuhören oder dessen Geschreibsel zu lesen, ist reine Zeitverschwendung, schon deshalb, weil die Zirkularität, die schon darin angelegt ist, dass vorausgesetzt wird, was zu zeigen wäre, in einer wirren Argumentation wiederkehrt, über die man, aus Angst vor Genickstarre, gar nicht erst beginnen sollte, den Kopf zu schütteln.

Das, was Argumentation sein soll, geht bei Lippold wie folgt:

Eine Pflicht des Einzelnen, seine Emissionen “herunterzuschrauben” gebe es vermutlich nicht. Warum nicht, weil der Einfluss des Einzelnen zu gering sei, als dass er einen Unterschied machen würde. Deshalb sieht Lippold “die moralische Pflicht nicht in erster Linie und vor allem nicht ausschließlich in der Verringerung des CO2-Ausstoßes des Individuums”.

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Da sind wir aber erleichtert. Jede rationale Argumentation ist an diesem Punkt eigentlich am Ende. Aber die Rabulistitik von Lippold, sie beginnt jetzt erst.

Räumen wir zunächst die Scherben der philosophischen Gefäße, die Lippold so nebenbei zerschlagen hat, weg. Es gibt genau eine Pflicht für Menschen, die, sich selbst zu erhalten, und selbst darüber gibt es Streit. Einigkeit unter Philosophen herrscht indes, dass Menschen keine über die Selbsterhaltung hinausgehende Pflichten haben. Das hat einen einfachen Grund: Die meisten Philosophen glauben an die Rationalität, sind der Ansicht, was den Menschen vom Idioten unterscheidet, sei die Rationalität. So schreibt z.B. Thomas Hobbes:

“Ein Gesetz der Natur, lex naturalis, ist eine von der Vernunft vermittelte Vorschrift oder allgemeine Regel, nach der es einem Menschen verboten ist, das zu tun, was sein Leben vernichten oder ihn der Mittel zu seiner Erhaltung berauben kann, und das zu unterlassen, wodurch es seiner Meinung nach am besten erhalten werden kann.” (99)

Aus dieser Pflicht zur Selbsterhaltung, die sich bei nahezu allen Philosophen findet, leiten sich alle Rechte ab, die ein Mensch hat. Es leiten sich keine weiteren Pflichten ab. Es gibt weder eine “moralische Pflichte, die Rechte zukünftiger Generationen zu wahren”, noch gibt es eine Pflicht, “das kollektive Handeln voranzubringen”, und schon gar nicht gibt es eine “Pflicht, sich selbst zu beschränken”, wie Lippold mit Blick auf den Fetisch, dem sie auf den Leim geht, den menschengemachten Klimawandel, schreibt. Im Gegenteil: Derjenige, der INDIVIDUELLES LEBEN ÜBER ALLES ANDERE STELLT, kann nicht umhin, jede Form der “Pflicht zur Selbstbeschränkung” als Drohung aufzufassen, als Anschlag auf sein Recht, ein Leben in Zufriedenheit und nach eigenem Gutdünken zu führen. Aber zu derartigen Normalitäten des menschlichen Lebens kommt man natürlich nur, wenn man im EINZELNEN das höchste Gut sieht.

Das ist bei Lippold anders. Das höchste Gut für sie ist nicht die Erhaltung des eigenen Lebens und das Recht, das eigene Leben auf diesem Planeten so komfortabel wie nur möglich zu gestalten, sondern ein kollektives, schlimmer noch, ein eingebildetes Gut, das in der Sicherstellung eines zukünftigen Zustandes bestehen soll, für wen auch immer. Die individuelle Freiheit wird hier also geopfert zugunsten einer Pflicht, durch konkrete Selbstschädigung, “Pflicht zur Selbstbeschränkung”, einen zukünftigen Zustand, von dem man nicht weiß, wie er aussehen wird, für eine zukünftige Generation, von der man nicht weiß, ob es sie geben wird und von der man nicht weiß, ob sie nicht auch zur Selbstbeschränkung hinsichtlich des Klimawandel-Fetisches gezwungen werden wird, herzustellen

Man soll also konkretes Wohlbefinden zugunsten der Einbildung eines zukünftigen Zustandes opfern.

Das erinnert sehr an die Lehre der katholischen Kirche, nach der irdisches Leid mit Blick auf das Jenseits gerechtfertigt wird, denn im Jenseits wartet das Paradies. Immerhin hat die katholische Kirche noch den Individuen ein jenseitiges individuelles Paradies versprochen. Lippold verspricht nicht einmal das, sie will die Verminderung aktueller Lebensqualität für konkrete Individuen, durch ein eingebildetes, prognostiziertes Wohlbefinden zukünftiger Generationen legitimieren.

Das ist totalitaristischer Krempel.

In allen sozialistischen Gesellschaftsentwürfen werden aktuell lebende Menschen zu Gunsten der großen Utopie der klassenlosen Gesellschaft geopfert. Der aktuelle sozialistische Glaubenskatechismus hat einfach nur die klassenlose Gesellschaft durch die Fiktion einer behaupteten “Generationengerechtigkeit” ersetzt, die natürlich nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat, denn Gerechtigkeit ist ein individuelles Konzept. Gerechtigkeit gibt es nur im Vergleich der Relation von Einsatz und Auszahlung zwischen Hans A und Hans B. Es gibt sie nicht zwischen Generationen, denn Generationen bestehen aus Individuen, aus Hans A bis Hans Z – das gilt auch für die Zukunft, also für nachfolgende Generationen. Nur Individuen leben, nicht die Generation. Nur Individuen leiden, nicht die Gesellschaft.

Derartige einfache Überlegungen sind in kollektive Schädel nicht zu bekommen. Der Wirrwarr von Gedanken, der in diesen Schädeln herrscht, verhindert das. Es ist ein Wirrwarr, das einem Fetisch huldigt, den es nicht gibt. Diesen Fetisch zur allein akzeptierten Gottheit erklärt, der man zu willen sein müsse, an der man sein Handeln ausrichten müsse, um dieses Handeln dann in Trivialitäten zu finden, die zeigen, dass hier kein Denker am Werk war, sondern ein Aktivist, der es geschafft hat, für nichtsnutzigen Aktivismus einen Deppen zu finden, der dafür einen Doktortitel verleiht:

“Demonstrationen organisieren oder daran teilnehmen, seinen politischen Vertreter anschreiben, Politiker nicht an der Wahlurne für klimaschützende Maßnahmen abstrafen und vor allem sein soziales Umfeld sensibilisieren und alles in allem für ein gesellschaftliches Klima sorgen, in dem ambitionierter Klimaschutz über parteiliche Grenzen hinweg möglich ist, das liegt in der Macht eines jeden”, sagt Lippold.”

Finden Sie hier etwas Anderes als kruden Aktivismus eines Überzeugungstäters, der jede Grundfähigkeit dessen vermissen lässt, der sich mit Fragen von Philosophie, Moral und Ethik befassen will?
Wir auch nicht.



Jede Philosophie beginnt mit der Infragestellung der Fragestellung. Das Bonmot ist nicht erst seit Descartes versucht hat, zur letzten Gewissheit vorzudringen, ein Grundpostulat aller philosophischen Anstrengungen. Schon deshalb ist das, was Dippold zusammengeschrieben hat, weder ein Beitrag zu Ethik noch einer zur Philosophie, denn wer denkt, er könne von Menschen Opfer verlangen, und diese Opfer aus seinem höchstpersönlichen und vollkommen unbelegten Glauben an einen von Menschen verursachten Klimawandel heraus zu legitimieren sucht, der hat in Philosophie und Ethik nicht verloren, der gehört in die entsprechenden Lobbyverbände der Hysteriker, die von sich denken, sie hätten das Recht, von anderen Einschränkungen ihres jeweiligen Lebens zu verlangen. Dieses Recht kann man sich natürlich nehmen, man muss aber bereit sein, die Folgen davon zu tragen.

Zitieren wir noch einmal Thomas Hobbes:

“Folglich ist dies eine Vorschrift oder allgemeine Regel der Vernunft: Jedermann hat sich um Frieden zu bemühen, solange dazu Hoffnung besteht. Kann er ihn nicht herstellen, so darf er sich alle Hilfsmittel und Vorteile des Krieges verschaffen und sie benützen. Der erste Teil dieser Regel enthält das erste und grundlegende Gesetz der Natur, nämlich: Suche Frieden und halte ihn ein. Der zweite Teil enthält den obersten Grundsatz des natürlichen Rechts: Wir sind befugt, uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen (100).”

Wenn der individuelle Friede durch stetige Übergriffe pseudo-moralischer Dünnbrettbohrer, die der Ansicht sind, ihr Glaube an einen Fetisch gebe ihnen das Recht, andere gängeln zu wollen, bedroht ist, dann obliegt es dem Einzelnen, die Grenze zu ziehen, ab der er sich zur Wehr setzt. Letzteres ist abermals eine Pflicht, die man dieses Mal bei Kant nachlesen kann: die Pflicht zur Notwehr!

Die Frage aus der Pressemeldung, die wir zum Titel dieses Textes gemacht haben, müssen wir nicht wirklich beantworten: Sie haben eine klare Vorstellung, welche Antwort auf die geheuchelte Frage von Lippold gegeben wird – oder?



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