Würden Sie sich gegen COVID-19 impfen lassen? Bereitschaft schwindet

Das Hamburg Center for Health Economics hat seit dem April drei Befragungen zur Akzeptanz der Maßnahmen, die Regierungen zur Eindämmung der Verbreitung von SARS-CoV-2 umgesetzt haben, durchgeführt. Die Befragungen sind aus einem methodischen Gesichtspunkt heraus interessant, denn es handelt sich um Panel-Befragungen, d.h. theoretisch sollen dieselben Befragten zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt werden, es handelt sich um Befragungen, die in sieben europäischen Staaten durchgeführt wurden und es handelt sich um Befragungen, die mit einer Fallzahl von “mehr als 7.000 Befragten” (mit genauen Zahlen haben es die Hamburger nicht so) eine solide Grundlage bieten sollten, um die Akzeptanz der Befragten mit Bezug auf die Maßnahmen, denen sie unterworfen wurden, zu messen.

Bislang sind zwei Berichte in Hamburg veröffentlicht worden (ein dritter für September ist wohl in Vorbereitung), die wir hier und hier verlinkt haben.



Wir befassen uns mit dem zweiten Bericht, in den die Ergebnisse der ersten Befragungswelle aus dem April und der zweiten aus dem Juni eingegangen sind. Das Schöne an Panelbefragungen besteht darin, dass man, da dieselben Befragten mehrfach zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt werden sollen, Veränderungen in Einstellungen und Ansichten dokumentieren kann. Das ist die Theorie. In der Realität gibt es Panelmortalität: Befragte, die an der ersten Welle teilgenommen haben, aber aus welchen Gründen auch immer, an der zweiten Welle nicht mehr teilnehmen (wollen). Die Hamburger haben eine Panelmortalität von 40% zwischen der ersten und der zweiten Welle. Das ist immens. Damit die Fallzahl nicht in den Keller geht, denn von “mehr als 7.000 Befragten” in sieben Ländern sind in der zweiten Welle nur noch “mehr als 4.200” geblieben, haben die Hamburger aufgefüllt, neue Befragte rekrutiert und damit das Paneldesign mehr oder weniger beschädigt, vor allem deshalb, weil die Auszählungen die sie präsentieren, für die zweite Welle auf allen Befragten basieren.

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Schade, denn die Ergebnisse, die die Hamburger gewonnen haben, dokumentieren ein zurückgehende Unterstützung für die Einschränkungen, die mit den Maßnahmen gegen COVID-19 einhergehen. Der Anteil derjenigen, die die Maßnahmen bedingungslos unterstützen ist von 19.9% im April 2020 auf 10,5% im Juni in den sieben Ländern, die die Befragung umfasst, in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Dänemark, den Niederlanden, Frankreich, Portugal und Italien gesunken. Der Anteil der Befragten, die die Maßnahmen unterstützen, ist von 47,9% auf 42,7% gesunken. Die Regierungen der sieben Länder können sich also nach wie vor auf die Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung stützen, aber die Mehrheit schrumpft.

Für uns besonders interessant sind die Fragen zur Bereitschaft, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die folgende Abbildung zeigt den jeweiligen Anteil der Befragten, die bereit sind, sich impfen zu lassen (links), die nicht bereit sind, sich impfen zu lassen (Mitte) und die zögern, sich impfen zu lassen (rechts). Wie man sieht, sind in Deutschland und Frankreich, die Anteile derjenigen, die nicht bereit sind, sich impfen zu lassen, besonders hoch und sie wachsen.

Die Frage, ob man sich gegen COVID-19 impfen lässt, und zwar mit einem Impfstoff, der in aller Eile entwickelt wurde, ist natürlich eine Frage des Vertrauens. Was sonst? Wer denkt, dass ein Impfstoff nicht sicher ist, dass die Tests, die durchgeführt wurden, um die Unbedenklichkeit des Impfstoffes zu gewährleisten, nicht ausreichen, wer denkt, die Gefahr, als Folge der Impfung ernsthaft zu erkranken, weil die Nebenwirkungen nicht hinreichend erforscht wurden (denn dazu benötigt man viel Zeit: Langzeitfolgen kann man nach einem Jahr Entwicklungszeit nicht kennen), der wird dem Impfstoff vielleicht nicht sofort negativ, sondern eher zögerlich gegenüberstehen. Um Bürger, die zögerlich sind oder die eine Impfung ablehnen, von deren Bedeutung zu überzeugen, ist eine entsprechende Kommunikation, die diese Bürger ernst nimmt, ihre Bedenken adressiert, notwendig. Eine solche Kommunikation muss im vorliegenden Fall die jeweilige nationale Regierung führen, und damit sind wir zurück bei dem Kernproblem, das sich mit dem neuen Impfstoff verbindet: Vertrauen. Vertrauen nicht nur in den Impfstoff, dessen Sicherheit, Vertrauen auch in die jeweilige Regierung, deren Kompetenz und deren Wahrheitsliebe. Bürger, die der Ansicht sind, von ihrer Regierung belogen zu werden, werden ihr eher nicht vertrauen.



Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist eine Frage des Vertrauens, wie die Ergebnisse aus Hamburg zeigen, denn die Bereitschaft geht mit dem Vertrauen in die Regierung zurück. Wer seiner Regierung nicht traut, der lässt sich auch nicht impfen. Interessant an den Ergebnissen ist zudem, dass Misstrauen nicht auf die eigene Regierung beschränkt ist, sie umfasst auch die WHO, die EU und Wissenschaftler, die in telegener Form und im Auftrag ihrer Regierung, für Maßnahmen werben und nicht selten Doom und Gloom verbreiten. Der einzige Unterschied, der sich im Vergleich der vier Ergebnisse unten finden lässt, ist: Nationale Wissenschaftler erhöhen, wenn ihnen Misstrauen entgegen gebracht wird, den Anteil derjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, erheblich, und zwar um satte neun Prozentpunkte.

Zwischenzeitlich haben die Hamburger Ergebnisse einer dritten Welle vorzuweisen. Wie heute üblich, werden die Ergebnisse zunächst der befreundeten Presse, in diesem Fall dem Spiegel, mitgeteilt, so dass sie verbreitet werden können, bevor andere Wissenschaftler die Gelegenheit hatten, die Verlässlichkeit dessen, was behauptet wird, zu prüfen. MMnews hat den Beitrag im Spiegel gelesen und zitiert Jonas Schreyögg, einen der Verantwortlichen für diese Befragung wie folgt:

“Die Impfbereitschaft ist in allen sieben Ländern gesunken”, sagte Jonas Schreyögg, Wissenschaftlicher Direktor am Hamburg Center for Health Economics (HCHE). “Sie liegt zwischen 48 Prozent in Frankreich und 74 Prozent in Dänemark.” In Deutschland sei die Impfbereitschaft von 70 Prozent im April auf 57 Prozent im September gesunken. Als eine Ursache nennt Schreyögg im “Spiegel” die Zweifel an der Sicherheit eines Impfstoffes. Außerdem sei die Impfthematik komplex.”Die Ablehnung einer Immunisierung ist bei wenig gebildeten Menschen deutlich höher als bei gut gebildeten.”

Das – mit Verlaub – ist vollkommener Blödsinn, wenngleich es gerade unter denen, die sich für gebildet halten, in Mode ist, auf diejenigen, die man für ungebildet hält, herunterzuschauen und ihnen zu unterstellen, sie seien nicht in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Wir halten jede Wette, dass Herr Schreyögg so komplexe Zusammenhänge wie den Aufbau eines Verbrennungsmotors nicht in derselben Weise zu durchdringen in der Lage ist, wie ein Mechatroniker mit Hauptschulabschluss. Kurz: Ein Bildungsabschluss hat NICHTS mit Bildung zu tun. Wenn jemand einen Universitätsabschluss vorzuweisen hat, dann folgt daraus mitnichten, dass er intelligenter und fähiger ist, komplexe Thematiken zu verstehen als ein Hauptschulabsolvent. Wenn man an Hochschulen blickt, gewinnt man eher den Eindruck, dass ein entsprechender Abschluss mit geringerer Intelligenz und Fähigkeit, komplex zu denken, einhergeht.



Fest steht indes, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, im September weiter gesunken ist, von 61% im August auf nunmehr 57% für Deutschland. Die schwindende Bereitschaft deutet darauf hin, dass auch das Vertrauen in die Regierung schwindet. Aber eine solche Feststellung ist natürlich nicht populär mit denen, die in Berlin ihre eigene Bubble bewohnen und sich doch tatsächlich für die Elite (in welcher Hinsicht auch immer) halten. Da ist es schon einfacher, auf Menschen mit Hauptschulabschluss oder mit Realschulabschluss herunter zu schauen und sie für unfähig zu erklären, komplexe Thematiken zu durchschauen, die ein Herr Schreyögg natürlich durchschaut, vor allem hat er intime Kenntnisse über die Reaktionsformen eines menschlichen Organismus auf Adenoviren. Es war schon immer so, dass Bildungstitel mit einem gerüttelten Maß an Einbildungskraft einhergegangen sind und viele Träger von solchen Titeln dachten, dass sie das, was für sie ein komplexer Zusammenhang ist, besser verstehen können als Menschen, die diese Bildungstitel nicht vor sich hertragen. Dass sie die Zusammenhänge für komplex halten, weil sie sie nicht verstehen, ist dabei die eigentliche Ironie, denn das eigene Nichtverständnis wird zur Basis der Behauptung gemacht, dass Menschen ohne höhere Bildungstitel, es noch weniger verstehen als man selbst, der es gar nicht versteht.

Einbildung ist eben alles.

Nutzen wir die Gelegenheit, um unsere Leser zu fragen, wie sie zur Impfung gegen COVID-19 stehen. Sind Sie bereit, sich mit einem Impfstoff, von dem die Bundesregierung sagt, dass er sicher sei, impfen zu lassen oder nicht?

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