Wogegen schützen COVID-19-Impfstoffe? Schützen sie überhaupt? Ziehen Sie sich warm an!

Der Jubel über den Durchbruch bei Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 / COVID-19 ist noch nicht verhallt.
Alle freuen sich darüber, dass der Impfstoff eine 90%ige Effektivität hat.

Aber was bedeutet eine 90%ige Effektivität?

Heißt das:

  1. Unter Geimpften stecken sich 90% weniger Personen an als unter Nichtgeimpften?
  2. Unter Geimpften erkranken 90% weniger Personen schwer an COVID-19 als unter Nichtgeimpften?
  3. Unter Geimpften sterben 90% weniger Personen an COVID-19 als unter Nichtgeimpften?

Beantworten Sie diese Fragen für sich und erzählen Sie uns bitte per Kommentar, was Sie nach der Lektüre dieses Beitrags gedacht haben.

Beginnen wir bei Pfizer/Biontech und BNT162(b1 oder b2).
Der Impfstoff sei zu 90% effektiv.

Wie kommt man auf diese 90%.
Wie muss man sich überhaupt einen klinischen Trial vorstellen?
Groß!

Es nehmen doch 30.000 Personen am Trial, entweder in der Impf- oder der Kontrollgruppe teil.
Das ist viel.

90% Effektivität bedeutet also, dass von den 30.000 – 3.000 an COVID-19 erkrankt sind, 2.700 davon in der Kontrollgruppe?
Ja?
Nein!
Falsch.



Wenn Sie einen Trial beginnen und Probanden erhalten eine Saline Lösung oder den Impfstoff, der getestet werden soll, gespritzt, dann wissen Sie nicht, wer überhaupt an COVID-19 erkranken wird. Ergo muss ein Punkt bestimmt werden, bei dessen Erreichen angenommen wird, dass ein “Endpunkt” erreicht ist. Im Kontext von klinischen Trials bedeutet das, dass man eine Zahl von Erkrankten, an COVID-19 Erkrankten, vorbestimmen muss, deren Erreichung dazu führt, dass eine Bestandsaufnahme gemacht wird. In den derzeitigen Trials stellen 150 bis 160 Ereignisse diesen Endpunkt dar.

Ereignisse bezieht sich offenkundig auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 und eine nachfolgende Erkrankung an COVID-19. Aber welche Form der Erkrankung? Eine milde oder eine schwere Erkrankung, eine Einweisung ins Krankenhaus, ein Versterben an COVID-19?

  • Verstorbene als Ereignis, das wäre der notwendige Endpunkt, wenn man etwas darüber aussagen wollte, ob der Impfstoff, der gerade getestet wird, die Mortalität an COVID-19 reduziert.
  • Einweisungen in ein Krankenhaus, das wäre der notwendige Endpunkt, wenn man etwas darüber aussagen wollte, ob der Impfstoff, der gerade getestet wird, einen Schutz vor schwerer Erkrankung an COVID-19 bietet.

Die Infection Fatality Rate, also die Wahrscheinlichkeit, nach Infektion mit SARS-CoV-2 zu sterben, liegt derzeit bei ~1,4%. Bei 30.000 Personen in einem klinischen Trial, dessen Endpunkt erreicht ist, wenn 150 oder 160 Personen an COVID-19 erkrankt sind, kann man somit 1 bis 2 Personen erwarten, die an COVID-19 sterben. Um Aussagen darüber machen zu können, ob der Impfstoff, der gerade getestet wird, die Sterblichkeit reduziert, müsste man die Trials um den Faktor 10 bis 15 vergrößern, also auf 300.000 bis 450.000 Probanden, um sicherzustellen, dass eine relevante Anzahl von Testpersonen an COVID-19 versterben kann. Die derzeitigen Trials sind viel zu klein, um diese Aussage zu machen. Pfizer/Biontech rekrutiert 30.000 Testpersonen.

Für die Hospitalisierungsrate gilt dasselbe. Sie beträgt derzeit rund 3,4%. Die Probleme, die sich daraus ergeben, sind identisch.

Quelle

Mit anderen Worten: Die derzeitigen Trials können keinerlei Aussage darüber machen, ob der getestete Impfstoff vor einer schweren Erkrankung oder gar einem Versterben an COVID-19 schützt.

Der Endpunkt derzeitiger Trials ist erreicht, wenn 150 bis 160 Ereignisse vorliegen, und Ereignisse liegen dann vor, wenn ein Proband positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde und leichte Symptome zeigt. Die 90% Effektivität, die derzeit so frenetisch gefeiert wird, bedeutet somit, dass die Wahrscheinlichkeit einer leichten Erkrankung an COVID-19 durch den Pfizer/Biontech Impfstoff um 90% geringer ist, wobei die Anzahl der Ereignisse, die diesem Anteil zugrunde liegen, wohl derzeit nicht größer als 90 bis 100 ist.



Hinzu kommt, dass in den derzeitigen Trials keine besondere Berücksichtigung von älteren Menschen erfolgt. Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 ernsthaft zu erkranken oder zu sterben, mit dem Alter steigt. Die Trials tragen diesem Umstand nicht Rechnung. Sie gehen davon aus, dass ein Impfstoff, ist er erst einmal entwickelt, auf alle Altersgruppen dieselbe Wirkung hat. Eine seltsame Annahme, wenn man weiß, dass sich für ältere Menschen ein höheres Risiko mit einer Erkrankung an COVID-19 verbindet.

Und wie steht es mit der Frage, ob ein Impfstoff davor schützt, SARS-CoV-2 zu verbreiten?

Auch diese Frage wird von derzeitigen Trials nicht beantwortet, denn dazu wäre es zum einen notwendig, die Testpersonen mehrfach pro Woche auf SARS-CoV-2 zu testen, und es wäre notwendig, dies über einen längeren Zeitraum zu tun. Beides ist in den Designs der derzeitigen klinischen Tests nicht vorgesehen.

Es ist also nicht möglich, auf Grundlage der klinischen Trials Aussagen darüber zu machen, ob eine Impfung vor einer schweren Erkrankung an COVID-19, einer Hospitalisierung oder dem Tod schützt. Nicht einmal darüber, ob Geimpfte SARS-CoV-2 verbreiten können, kann eine Aussage gemacht werden. Die einzige Aussage, die man auf Grundlage der klinischen Tests machen kann, lautet: Personen, die mit einem Test-Impfstoff geimpft wurden, haben – im Fall von BNT162 eine um 90% reduzierte Wahrscheinlichkeit, positiv auf SARS-CoV-2 gestestet zu werden und leichte Symptome zu entwickeln, denn ein Ereignis, wie es im Rahmen der klinischen Trials definiert ist, tritt ein, wenn ein Proband positiv getestet ist und leichte Symptome, also im einfachsten Fall einen leichten Husten, entwickelt hat.

Keine der drei oben genannten Wirkungen einer Impfung wird durch die klinischen Tests bestätigt. Vielmehr hoffen die Veranwtortlichen der Pharma-Unternehmen, wie Peter Doshi in seinem hervorragenden Dossier schreibt, aus dem wir große Teile dieses Beitrags entnommen haben, darauf, dass – wie bei den Impfstoffen gegen Influenza auch bei Impfstoffen gegen COVID-19 aus der Wirksamkeit bei leichter Erkrankung auf die Wirksamkeit bei schwerer Erkrankung geschlossen werden kann.

“But the truth is that the science remains far from clear cut, even for influenza vaccines that have been used for decades. Although randomised trials have shown an effect in reducing the risk of symptomatic influenza, such trials have never been conducted in elderly people living in the community to see whether they save lives.”

Die ganze Geschichte der Wirksamkeit der derzeit getesteten Impfstoffe steht und fällt darüber hinaus mit der Annahme, dass Impfstoffe über alle Altersgruppen gleich wirksam sind. Warum Sie das sein sollten, wenn schon sicher ist, dass die Anfälligkeit für eine schwere Erkrankung an COVID-19 über Altersgruppen unterschiedlich verteilt ist, ist eine offene Frage:

“But when vaccines are not equally effective in all populations the theory breaks down. If frail elderly people, who are understood to die in disproportionate numbers from both influenza and covid-19, are not enrolled into vaccine trials in sufficient numbers to determine whether case numbers are reduced in this group, there can be little basis for assuming any benefit in terms of hospital admissions or mortality. Whatever reduction in cases is seen in the overall study population (most of which may be among healthy adults), this benefit may not apply to the frail elderly subpopulation, and few lives may be saved.”

In Deutsch: Ob der neue Impfstoff die älteren Menschen, die ihn zuerst erhalten sollen, überhaupt in irgend einer Weise zu schützen vermag, ist unsicher, ob er einen erkennbaren Effekt auf die Sterberate hat, ist unsicher, ob sein Nutzen in irgend einem Verhältnis zu den Kosten steht, ist fraglich.

Wie so oft ist die Euphorie unter Polit- und Journalismus-Darstellern ihrer Unkenntnis geschuldet, und sie steht in keinem Verhältnis zu dem, was es tatsächlich über die Effektivität eines Impfstoffes zu berichten gibt.



 

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