“Terror” im Bundestag: Die Angst der Abgeordneten vor den Bürgern

Das Sanktuarium ist zerstört.

Das Innere Heiligtum des Abgeordneten-Kults, das bislang einen safe space, darin Schutz vor “dem Bürger” geboten hat, es ist entweiht.

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die so gerne ÜBER Bürger reden, sie wurden bedrängt, gefilmt, aufgefordert, MIT Bürgern zu reden. Im Bundestag. Im Inneren Heiligtum. Im Sanktuarium. Von BÜRGERN. Von NORMALEN Bürgern.
Die Etikette und die Zugangsregeln zum Inneren Heiligtum sehen es vor, dass nur auf politische Korrektheit geprüfte Bürger, die das vertreten, was die MS-Parteien als politisch korrekt genehmigt haben, geladen werden. Politische Aktivisten für die Langweiler-Themen, die bei Linken so beliebt sind, sie haben Zugang.

Es gibt keine Bedenken, wenn Einheitsmeiner, die Verschärfung vorhandener Politik legitimieren sollen, im Bundestag einen PR-Stunt aufführen.



Aber wehe, in den Bundestag dringen ganz normale Bürger vor, die sich verhalten, wie es Boris Reitschuster hier dokumentiert hat. Wer bei Reitschuster nachsieht, sieht freundliche, Fragen stellende Menschen, die sich normal verhalten. Das geht nicht. Das ist Bedrängung, Übergriff, das ist Terror:

Wo kämen wir hin, wenn ganz normale Bürger, die eine ANDERE Meinung haben, als die Mehrheit derer, die sie angeblich repäsentieren wollen, einfach so ihre Meinung im Flur des Bundestags zum Ausdruck bringen könnten, einfach so einen der Abgeordneten, die mehrheitlich auf imaginierten Wolken durch das Innere Heiligtum schweben, auf den Boden der Realität zurückholen würden? Unvorstellbar. Unvorstellbar deshalb, weil die meisten derer, die im Bundestag sitzen, entweder auf den Pöbel, den sie Bürger nennen, herunterschauen:

Der Impersonator von Ludwig dem XIV will bei seinen Machtphantasien nicht gestört werden. Und so lange ihn eine Mauer und viele Personen des Wachdiensts von denen trennen, vor denen er so große Angst hat: den Bürgern, ist das auch in Ordnung. Solange fühlt er sich sicher, der Abgeordnete, dann ist er ein Tier, ein richtiges kämpferisches Tier, ein Kampfschwein:

Aber wehe, der anti-bürgerliche Schutzwall, die Mauer, die Abgeordnete vor Bürgern schützt, ist löchrig und normale Bürger dringen ein, stellen Fragen, filmen Abgeordnete, bedrängen sie schon alleine durch ihre Anwesenheit. Das geht zu weit. Man redet ÜBER Bürger, aber doch nicht MIT Bürgern. Man ist doch in die Politik gegangen, um vor dem Plebs sicher zu sein, ihm nur noch in regulierten Räumen örtlich organisierten Wahlkampfes und nur ganz gelegentlich zu begegnen, weil ohnehin nur von der handvoll Getreuer besucht, die ihre ganze Hoffnung auf eine halbe Stelle oder eine Mitarbeiterstelle in den Abgeordneten vor Ort gesetzt haben.

Wir sehen dieses Phänomen der unteren Mittelschichtsangehörigen, die einen Weg über den Schutzraum von Schule und Universität und den Parteikanal direkt in ein Parlament gefunden haben, ohne Umweg in der Realität, an einem Arbeitsplatz, in einem Raum, der von normalen Bürgern heimgesucht wird, an vielen Stellen.

Zuerst ist es uns bei Angestellten von Hochschulen aufgefallen. Vor allem in den Sozialwissenschaften wollen angebliche Wissenschaftler nicht mehr das, was ihr Gegenstand ist, menschliches Verhalten und seine institutionalisierten Ausprägungen erforschen. Sie wollen nicht mehr Verhalten erklären oder gar verstehen, nein, sie sind an der Hochschule hängen geblieben, weil ihr Ego nicht für die Welt des Arbeitsmarkts gerüstet ist. Um diese Persönlichkeitsschwäche zu kompensieren, setzen sie eine Position an einer Hochschule mit “Kompetenz” gleich und verbreiten ihre Ideologie, die grundsätzlich und unveränderlich EIN Merkmal aufweist: Sie ist belehrend und versucht, die Bürger, vor denen man so viel Angst hat, dass man ihnen auf keinen Fall begegnen will, zu erziehen. Paternalismus, nein Maternalismus ist, was Hochschulangehörige auszeichnet – es ist an die Stelle von Kompetenz getreten. Persönlichkeitswerdung durch Fernkampf – zu Scheitern verurteilt. Seinen Niederschlag findet diese Angst vor dem Forschungsgegenstand in den Sozialwissenschaften darin, dass empirische Sozialforschung fast nur noch als “Meinungsforschung” betrieben wird, als sykonphantische Meinungsforschung wie sie z.B. in den Mitte-Studien der Universität Leipzig zum Ausdruck kommt. Es gibt keinerlei Bemühen mehr, Befragte zu verstehen oder gar ihr Verhalten zu erklären. Sogenannte Forschung wird ausschließlich dazu missbraucht, das eigene Mütchen zu kühlen und sich als tugendhaften Helden über die Befragten, die man zu Rechtsextremen oder Antisemiten oder was auch immer definiert, zu erheben. 

Und das sind die “Forscher”, die sich immerhin noch der Gefahr von Daten aus der realen Welt aussetzen – Daten, die sie natürlich heftig verdrehen und in ihre Ideologie einpassen. Das Gros der vermeintlichen “Forscher” fürchtet sich aber selbst vor solchen Datenleaks aus der Realität und fühlt sich viel wohler im Gespräch mit Seinesgleichen, Experteninterview genannt, oder beim Kaffeekränzchen, das als “Fokus Group” verklärt wird. Realität und Bürger, die Ausdruck von Realität sind, stören im ideologischen Gefängnis.



Viele Abgeordnete teilen diese Lebensunfähigkeit, diese Unfähigkeit, außerhalb ihres Schutzraums zu existieren, denn außerhalb ihres Schutzraums müssen sie für sich stehen. Dann sind sie ein ganz normaler Bürger, der andere Bürger mit seinem Charme, pfft, okay, mit seiner Kompetenz, argh, mit seiner Höflichkeit, umgänglichen Art, seiner Sprachgewalt, seinem Charisma, seinem Wissen, seinen Argumenten überzeugen muss. Sie sehen das Problem?

Die meisten Abgeordneten können ihre Inszenierung nur aufrechterhalten, wenn sie vor Bürgern, Fragen und Kritik geschützt sind, wenn sie in einem Schutzraum existieren, in dem die Sicherheit durch Wachmänner und Barrieren gewährt und die Inszenierung durch Medien ins Wohnzimmer “der Menschen” übertragen werden kann, als politisches Schauspiel, als Politainment, wie es Andreas Dörner einst genannt hat. Aber die ganze Inszenierung bricht natürlich in sich zusammen, wenn der Schutzraum von Bürgern penetriert wird, die nicht als Komparsen auf die Parlamentsbühne geladen wurden. Stellen Sie sich vor, sie sitzen im Theater und betrachten eine Aufführung von Wagners Ring der Niebelungen. Und gerade als Siegfried von Hagen ermordet wird, treten Bürger auf die Bühne und hinterfragen Hagens Absicht, stellen seine Fähigkeit, kaltblütigen Mord zu begehen, in Frage. Die ganze Inszenierung ist mit einem Schlag dahin. Die Schauspieler sind als Schauspieler bloßgestellt, zu Bürgern auf einer Bühne degradiert.

Im Bundestag ist es genau so.



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