Fremdsprachen-Lernen und –Beherrschen im Erwachsenen-Alter, Teil 1: Doch, es ist möglich!
von Dr. habil. Heike Diefenbach
Sie haben Fremdsprachenunterricht in der Schule gehabt und seitdem keine Fremdsprache mehr zu lernen versucht? Oder Sie haben irgendwann im Erwachsenenalter einen Fremdsprachen-Kurs absolviert – oder begonnen und abgebrochen, vielleicht auch mehrere? Sie haben Fremdsprachen-Kenntnisse, die Sie einmal hatten, mangels Gebrauch oder Übung wieder vergessen? Sie haben kein Interesse (mehr) an Fremdsprachen oder wissen nicht, wozu sie sie erlernen sollten. Am Urlaubsort wird ohnehin Englisch oder Deutsch gesprochen, für die Erledigung Ihrer Aufgaben an Ihrem Arbeitsplatz, soweit sie noch nicht in Rente sind, verlangt Ihnen keine (weiteren) Fremdsprachen-Kenntnisse ab? Oder Sie haben Interesse an Fremdsprachen, interessieren sich vielleicht besonders für eine bestimmte, haben aber das Gefühl, dass Sie in Ihrem Alter die Sprache ohnehin nicht mehr „so richtig“ lernen könnten, weil sie einfach „zu alt“ dafür seien?
Wie dem auch sei – Fremdsprachen zu lernen, auch so gut zu lernen, dass man in der Fremdsprache „flüssig“ werden kann, ist auch erwachsenen Menschen möglich und auch solchen im höheren Erwachsenenalter. Und es ist nicht nur möglich, sondern auch empfehlenswert, denn es ist eine sehr effiziente Form des Gehirntrainings – unabhängig davon, ob man die Fremdsprache jemals soweit beherrscht, dass man „flüssig“ in ihr wird. Das jedenfalls ist das, was dem derzeitigen Stand der entsprechenden wissenschaftlichen Forschung entspricht.
Vielleicht überrascht Sie der erste Punkt mehr als der zweite, weil sie irgendwo gehört oder gelesen haben, dass es für das Fremdsprachenlernen – wie für andere Lernprozesse – eine sogenannte kritische Periode gibt, nach deren Ende der Erwerb einer Fremdsprache nicht mehr so gut gelingt, dass man sie tatsächlich beherrschen kann. Behandeln wir hier also zunächst diesen ersten Punkt (den zweiten behandeln wir in den nächsten Tagen).
Also:
Können ältere Menschen Fremdsprachen noch so weit erlernen, dass sie sie tatsächlich beherrschen?
Die These von der kritischen Periode für das Fremdsprachenlernen stammt von Eric H. Lenneberg, der im Jahr 1967 geschrieben hat:
„Thus we may speak of a critical period of language acquisition. At the beginning it is limited by lack of maturation. Its termination seems to be related to a loss of adaptability and inability for reorganization in the brain, particularly with respect to the topographical extent of neurophysiological processes” (Lenneberg 1967: 179).
Die „kritische Periode“ ist also eine Art Gelegenheits-Zeitfenster, das den Zeitraum „einrahmt“, innerhalb dessen die biologischen bzw. neurophysiologischen Bedingungen für das Erlernen einer Sprache (als Muttersprache oder als Fremdsprache) optimal sind.
Lennebergs These basiert auf früheren Arbeiten über die biologischen bzw. neurophysiologischen Voraussetzungen für den Spracherwerb bei Kindern, wobei allerdings der Erwerb der Erst- bzw. Muttersprache oder der Erwerb einer Zweitsprache in Kindesalter im Zentrum stand (insbesondere auf Penfield & Roberts 1959). Lenneberg hat auf diesen Arbeiten aufgebaut, ist aber insofern über diese Arbeiten hinausgegangen als er sich nicht auf die Betrachtung des Anfangsstadiums im Gelegenheitsfenster beschränkte, sondern sich sozusagen auch dafür interessierte, wie „breit“ das Gelegenheitsfenster ist, ab wann der Mensch sozusagen an ihm vorübergegangen ist.
Eine Interpretation dieser Vorstellung stellt auf das biologische Alter einer Person ab, denn mit zunehmendem Lebensalter nimmt die neuronale Plastizität des Gehirns, d.h. seine Fähigkeit, sich in Abhängigkeit von Anforderungen, die durch die spezifische Lebensweise oder spezifische Verhaltensweisen von Menschen entstehen, umzuformen ab:
„In the course of their lives, adults acquire a rich model of the world that enables the flexible deployment of established behavioral repertoires. For this reason alone, the number of situations requiring a plastic response is likely to decrease with advancing adult age. In addition, putting a premium on stability favors continuity of social structures, which in turn may facilitate the deployment of plastic potential in the next generation … Finally, the metabolic cost of plasticity is likely to be exacerbated in older individuals who have accumulated damage, reflecting evolved limitations in somatic maintenance … Primarily for these reasons, we assume that the brains of older adults are less able to react to a supply–demand mismatch with a plastic response, relative to the brains of normally developing children and adolescents, and are also less in need of doing so …” (Lindenberger & Lövdén 2019: 201),
und
“… with advancing adult age, plasticity might increasingly serve the function of maintaining behaviorally relevant neural substrates …” (Lindenberger & Lövdén 2019: 213-214).
Lennebergs These von der kritischen Periode für das Erlernen von Zweit- oder Fremdsprachen oder genauer: die Ableitung aus ihr, dass man ab einem bestimmten Zeitpunkt im Lebensverlauf zu alt sei, um Fremdsprachen noch so weit zu erlernen, dass man sie beherrscht (und nicht bloß z.B. ein Hotelzimmer in der Sprache buchen kann), war und ist bis heute umstritten, jedenfalls mit Bezug darauf, wo genau im Kindes- oder Jugendalter diese kritische Periode zu verorten sei, und wer sich dafür interessiert, wird bei einer entsprechenden Recherche eine Vielzahl von Studien finden, die sich bemühen, die kritische Periode für das Erlernen einer Zweit-/Fremdsprache zu bestimmen.
Im Jahr 2018 sind die Ergebnisse einer vielbeachteten und methodisch elaborierten experimentellen Studie (Hartshorne et al. 2018) veröffentlicht worden, die sich anschickt, die Frage nach der Verortung der kritischen Periode für das Fremdsprachenlernen im Lebensverlauf auf einer bis dahin unerreicht breiten Datenbasis, nämlich auf der Basis von 669.498 Englisch-Sprechern, die Englisch als Muttersprache oder als Zweit- oder Fremdsprache erlernt hatten, zu beantworten.
Die Autoren der Studie stellen fest, dass „… native-like ultimate attainment“ (Hartshorne et al. 2018: 7), definiert als „… the average performance for subjects no older than 70 years old and with at least 30 years of experience with English“ (Hartshorne et al. 2018: 12) „… is fairly consistent for learner who begin prior to 10-12 years of age“ (Hartshorne et al. 2018: 10). Dabei spielte es kaum eine Rolle, was die Muttersprache der English-Lerner war (Hartshorne et al. 2018: 12). Damit ist die kritische Periode für das Fremdsprachenlernen bestimmt; sie liegt bei einem Lebensalter von 10-12 Jahren.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Presse (zumindest der englischsprachigen), aber keineswegs nur dort, aufgenommen und weit verbreitet. Ein typisches Beispiel für die Art der Darstellung der Studienergebnisse in der Presse bietet die BBC:
„If you want to have native-like knowledge of English grammar, for example, you should ideally start before age 10, say the researchers. People remain highly skilled learners until 17 or 18, when ability tails off” (https://www.bbc.co.uk/news/health-43947365).
Und der Guardian hat getextet:
„If you haven’t started a new language by the age of 10, you have no chance of achieving fluency, according to new research.”
Warum also noch versuchen, Fremdsprachen zu lernen, wenn man älter als 18 Jahre ist – oder älter als zehn Jahre, wenn man ohnehin danach keine oder kaum eine Chance mehr hat, eine Fremdsprache so gut zu erlernen, dass man in ihr „fließend“ ist!? Der Erstautor der Studie, Joshua Hartshorne, hat im Interview mit MIT News immerhin bestätigt:
“If you want to have native-like knowledge of English grammar you should start by about 10 years old. We don’t see very much difference between people who start at birth and people who start at 10, but we start seeing a decline after that”
Aber in ihrem Artikel bemerken die Autoren auch, dass
„… the exact timing of the critical period may be obfuscated by older learners deploying conscious learning strategies, absorbing explicit instruction, or transferring knowledge from the first language” (Hartshorne et al. 2018: 13).
Das heißt, dass “ältere Lernende” durch effizient(er)e Lernstrategien das Lebensalter, in dem die kritische Periode zu verorten ist, noch oben verzerren. Ein solcher Effekt ist aber nur denkbar, wenn die effizient(er)en Lernstrategien bei „älteren Lernenden“ zu einem entsprechenden Lernerfolg geführt haben, also zu guter Sprachbeherrschung, wie sie im Test gemessen wurde, der in der Studie verwendet wurde. Denn nur unter dieser Bedingung könnten sich effizient(er)e Lernstrategien in einer solchen „Verzerrung“ niederschlagen.
Scott Chacon, der CEO des Unternehmens “Chatterbug”, das online-Fremdsprachen-Unterricht anbietet, und der sich die Studie von Hartshorne et al. schon aus Geschäftsinteresse heraus genauer angesehen hat, kommt aufgrund seiner Reanalyse der Daten, die die Autoren anerkennungswerterweise für Prüfzwecke und Reanalysen bereitgestellt haben, zu seiner eigenen „Schlagzeile“. Sie lautet:
„MIT Scientists prove adults learn language to fluency nearly as well as children” (Chacon 2018).
Wie kann das sein?
Chacon bestreitet nicht, dass ein statistischer Vorteil mit Bezug auf die Beherrschung der englischen Sprache für diejenigen besteht, die sie in Kindheit oder Jugend erlernt haben. Aber er betrachtet Personen, die Englisch irgendwann in Alter von 20 oder mehr als 20 Jahren erlernt haben, und beobachtet, dass es in dieser Gruppe
„..a lot of late learners [gibt] who outperformed many native English speakers” (Chacon 2018).
Tatsächlich schneidet das oberste Quartil derjenigen, die Englisch in Alter von 20 Jahren oder älter gelernt haben, mit Bezug auf die Beherrschung der englischen Sprache zum Meßzeitpunkt in etwa so gut ab wie die Personengruppen derer, die Englisch gelernt haben, bevor sie fünf Jahre alt waren, zehn Jahre alt waren oder 20 Jahre alt waren.
Darüber hinaus bemerkt Chacon, dass die Studie von Hartshorne et al. keine Informationen darüber berücksichtigt, wie intensiv oder extensiv die Englisch-Learner tatsächlich der englischen Sprache ausgesetzt waren:
„If you start ‘studying’ a language at the age of 5, you’re not sitting down with a book and explicitly learning the language for an hour a day. You’re almost certainly in a classroom environment where that language is spoken, possibly for several hours per day. If you start learning a language after you’re 20 years old, you almost certainly cannot be in a classroom for several hours per day. This brings up a big problem with the interpretation of this data. It gives us a lot of information, but it doesn’t give us the most important thing, which is the total amount of exposure that these students have had. I would argue that on average, your exposure per day to a language if you start after the age of 20 is going to be way lower than if you start when you’re 5” (Chacon 2018).
Und wenn diese immerhin höchst plausible Annahme zutreffen sollte, dann wäre z.B. ein Jahr Englisch-Lernen im Alter zwischen fünf und sechs Jahren (qualitativ und) quantitativ nicht vergleichbar mit einem Jahr Englisch-Lernen im Alter zwischen 20 und 21 Jahren:
“If you’re in an English speaking school for 5 hours a day as a kid and your parent is studying the same language for an hour a day while you’re there and the kid learns 5 times faster than the parent, is it fair to then conclude that kids learn better than adults? It’s highly possible that this learning difference by age is not due to some magic change in brain plasticity, but simply that adults don’t have as much time to be exposed as children and often hit a point where it stops being helpful to improve after a while. They become totally fluent at this slower pace and reaching native-level mastery provides little additional advantage. Maybe it’s not that it’s harder for older learners or that they’re not capable, maybe it’s just that they don’t have the same opportunity” (Chacon 2018).
Wenn Chacon also die besten Englischsprecher (genau: das oberste Quartil) in der Gruppe der Über-20-Jährigen mit den Englischsprechern in verschiedenen Gruppen von Unter-20-Jährigen vergleicht, ist das sein Versuch,
„to isolate a cohort of language learners who may have had more opportunity for exposure. I would guess that the post-20 learners would have much less uniform types of opportunities than children, whose experiences are probably much more similar in nature. It’s certainly not perfect, but it does indicate that there is a cohort in the post-20 crowd that does very well” (Chacon 2018).
Chacon halt es deshalb für durchaus möglich,
„that this learning difference by age is not due to some magic change in brain plasticity, but simply that adults don’t have as much time to be exposed as children and often hit a point where it stops being helpful to improve after a while. They become totally fluent at this slower pace and reaching native-level mastery provides little additional advantage. Maybe it’s not that it’s harder for older learners or that they’re not capable, maybe it’s just that they don’t have the same opportunity (Chacon 2018).
Und Chacon hat Recht: Wir wissen nicht, in welchem Kontext Englisch-Lerner der zu lernenden Sprache wie und wie lange ausgesetzt waren, und können diese fehlenden Informationen nicht mit dem Alter in Zusammenhang bringen, in dem jemand das Englisch-Lernen begonnen hat. Die Kenntnis des Alters, in dem jemand angefangen hat, Englisch zu lernen, allein, ist wenig aufschlussreich. Die optimalen Bedingungen in der „kritische Periode“ von 10 bis 12 Jahren für das Fremdsprachen-Lernen sind vielleicht nicht nur oder nicht einmal hauptsächlich neuropyhsiologische, insbesondere die neuronale Plastizität des Gehirns, sondern solche, die mit der Art und dem Ausmaß des Sprachen-Lernens in dieser Periode zu tun haben.
Außerdem kritisiert Chacon den Test, anhand dessen Hartshorne et al. „fluency“ in der englischen Sprache gemessen haben. Seiner Meinung nach misst der Test nicht „fluency“, also „Flüssigkeit“ in der englischen Sprache, sondern
„…highly pedantic grammatical accuracy. If you got through this entire test at all, you’re probably pretty close to basic fluency” (Chacon 2018).
Als Beispiel hierfür führt er die Frage an, welches von zwei Bildern dem Satz „Every hiker climbed a hill“ entspricht, dasjenige, das drei Wanderer zeigt, die auf drei verschiedene Berge steigen, oder dasjenige, das dieselben drei Wanderer zeigt, die (jeweils getrennt, wie im ersten Bild,) auf denselben Berg steigen.
Und im Zusammenhang mit der Schwierigkeit des Tests, der mindestens sieben bis acht Jahre Englisch-Lernen erfordert, bevor irgendeine Lerngruppe (auch die Muttersprachler!) einen Testscore von 90 Prozent richtigen Antworten erreicht, wirft Chacon auch die grundlegende Frage auf, warum es überhaupt das Ziel der meisten Englisch-Lernern sein sollte, von Muttersprachlern ununterscheidbar zu werden:
„Finally, the thing I would like everyone to take away from this is how good adults can be at language learning. It may be harder for us to get to where we could pass for a native, but that’s probably pretty obvious and not why most of us start learning a language, right? You’re not trying to be a spy” (Chacon 2018)
Wäre das Sprachen-Lernen allein oder hauptsächlich von der neuronalen Plastizität des Gehirns abhängig, die nach einer „kritischen Periode“ der Optimalität von Lernbedingungen abnimmt, dann wäre allein die Tatsache, dass das oberste Quartil der Englisch-Lerner von 20 Jahren oder älter einen Testwert erreicht, der dem Median der jüngeren Englisch-Lerner entspricht, eine Anomalie, die es zu erklären gelte, vielleicht eben durch die Art und das Ausmaß, in dem die Lerner der englischen Sprache ausgesetzt waren.
Halten wir also fest:
Obwohl es schwieriger ist, eine Fremdsprache bis zum Niveau der Ununterscheidbarkeit von Muttersprachlern (oder bis zu nahezu diesem Niveau) zu erlernen, wenn man im Erwachsenenalter beginnt , sie zu lernen, als wenn man sie in der in der Kindheit oder speziell in der „kritischen Periode“ im Alter von 10 bis 12 Jahren, lernt, ist es durchaus nicht ausgeschlossen und empirisch keine Seltenheit, dieses Niveau zu erreichen, wenn man die Sprache als Erwachsener lernt/gelernt hat.
Und wenn man davon ausgeht, dass die meisten Menschen ohnehin nicht den Ehrgeiz oder die Erfordernis haben, eine Sprache bis zu diesem Niveau zu erlernen, sondern sie insofern beherrschen wollen als sie spontan in der Sprache kommunizieren und sie in Schrift und Sprache verstehen wollen, dann gibt es überhaupt keinen Grund dafür, zu meinen, man könnte die interessierende Sprache nicht „richtig“ erlernen, nur, weil man im jüngeren oder älteren Erwachsenenalter ist.
Damit sollte der erste Punkt geklärt sein, und damit sollte auch klar geworden sein, dass unsere Leser, die des Englischen nicht (hinreichend) mächtig sind, um die englischsprachigen Zitate in diesem Text zu verstehen, durchaus hoffen können, sie demnächst zu verstehen, falls sie sich die entsprechenden Englisch-Kenntnisse aneignen wollen, egal, wie alt sie sind.
Der zweite bzw. die Frage danach, ob und warum es empfehlenswert, speziell für ältere Menschen, ist, Fremdsprachen zu lernen wird im bald folgenden Teil 2 dieser Mini-Serie behandelt.
Literatur:
Chacon, Scott, 2018: MIT Scientists Prove Adults Learn Language to Fluency Nearly as Well as Children.
https://medium.com/@chacon/mit-scientists-prove-adults-learn-language-to-fluency-nearly-as-well-as-children-1de888d1d45f
Hartshorne, Joshua K., Tenenbaum, Joshua B. & Pinker, Steven, 2018: A Critical Period for Second Language Acquisition: Evidence from 2/3 Million English Speakers. Cognition 177: 263-277. doi: 10.1016/j.cognition.2018.04.007. Epub 2018 May 2.
Lenneberg, Eric H., 1967: Biological Foundations of Language. New York: John Wiley and Sons.
Lindenberger, Ulman & Lövdén, Martin, 2019: Brain Plasticity in Human Lifespan Development: The Exploration-Selection-Refinement Model. Annual Review of Developmental Psychology 1(2019): 197-222.
Penfield, Wilder & Roberts, Lamar, 1959: Speech and Brain Mechanisms. Princeton: Princeton University Press.
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Das macht Hoffnung.
Wer die Zukunft in diesem Vater- und Mutterland als düster bewertet (- ich gehöre dazu), sollte sich eine andere Heimat suchen. Wäre ich jünger und hätte also noch beruflichen Ehrgeiz, würde ich in die USA, nach Kanada, Australien, Neuseeland gehen. Da gäbe es kein Sprachproblem.
Aber im Alter … Italienische Schweiz oder Ungarn sind meine Favoriten. Italienisch scheint mir einfacher.
Ich ziehe gerade nach Ungarn um. Brutal andere Sprache Finno-Ugrisch. Kein Anklang an irgendeine Romanische Sprache oder Deutsch/Englisch . Ich probiere es mit 68 trotzdem. Meine Ungarische Partnerin und ich leben mit Google Translate bis ich mehr als 10 Worte sprechen und vor Allem VERSTEHEN kann. Abenteuer im Supermarkt sozusagen bis zur Bejarati Ajto (Haustür).
Die Grunderfahrung ist, dass Kinder quasi automatiscsh lernen, erwachsene nicht. Die stimmt.
Dann gibt es nicht das da: Jean Paul über sein Verhältnis zu Fremdsprachen: Er läse in einer ihm unbekannten Sprache einfach solange fort, bis er das Aha-Erlebnis habe: Jetzt versteh’ ich das! Normalerweise stelle sich dieser Effekt zuverlässig nach kurzer Frist ein, hehe.
Zwei Punkte zur Ergänzung:
Was bei diesen Überlegungen meiner Meinung nach immer zu kurz kommt, ist die Frage nach der Motivation. Wer mit über 20, 30 oder älter anfängt, ernsthaft eine Fremdsprache zu lernen, ist normalerweise äußerst motiviert. Und das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Lernen überhaupt.
Aber auch: Meiner Erfahrung nach (lebe seit Jahrzehnten im Ausland) gibt es in der Tat ein Zeitfenster für das Erlernen bei der (perfekten) Aussprache. Das hat wohl in erster Linie etwas mit dem Hören, Erkennen und Erlernen von Phonemen zu tun, ähnlich wie man ja auch nur als Kind “perfect pitch” erwerben kann.
Angesichts der Tatsache, dass heute fast nirgendwo mehr “BBC English” gesprochen wird, sollte das aber niemanden abhalten, seine Sprachkenntnisse zu vertiefen.
Das wichtigste – neben übersichtlichen Grammatikbeschreibungen und ausreichend Lektüre – ist mE, daß man ein Interesse an der Sprache gewinnt, einen “Draht” bekommt.
Bei Schulenglisch klappte das bei mir recht gut, weil die Lehrer zwar meist nicht besonders gut waren, aber mich die englischen Texte von Pop- und Punksongs interessierten und ich wissen wollte, was da gesungen wird. Dann kam ich noch an eine US-Brieffreundin, und von da an war das Interesse gegeben, sich in dieser Sprache auszutauschen, und das Vokabular wuchs stetig. Wenn man es schafft, ein Fenster zu einer anderen Welt zu bekommen, lernt man mE recht schnell und gründlich. Die Schwierigkeit ist vA, den Zugang zu diesen “interessanten Teilen” zu finden.
Ich halte es für unnötig, z.b. Englisch wie ein Muttersprachler zu sprechen. Das wird nie ganz funktionieren und warum auch? Warum sollte man akzentfrei sprechen? Irgendwann wird es sowieso bemerkt, daß man Ausländer ist. Ich verstehe auch nicht, woher dieser Anspruch kommt. Man könnte sogar noch weiter gehen und eine Anpassung, inklusive Cockneyakzent oder Amikauderwelsch, für sprachliche Arschkriecherei (bestes Beispiel: Moderatorinnen im Deutschlanfunk) halten.
Warum also sollten wir kein Helmut Kohl-Englisch sprechen? Es muß doch nicht besonders ,,britty” sein, verstanden muß es werden.
Meines Erachtens beherrscht man eine Sprache dann, wenn man am Telephon komplexe Zusammenhänge erklären kann. Dafür muß man nicht alle Vokabeln kennen.
Eingeborene, die einen sofort als sprachwilligen Ausländer identifizieren können, sind oft nachsichtig, sprechen deutlicher und langsamer, um einem zu helfen. Dadurch lernt man sehr gut. Warum sollte ich also so tun, als sei ich ein Muttersprachler, außer ich habe einen Adolfschuldkomplex?
Mit freundlichen Grüßen
Ja, man kann auch im Alter eine Sprache lernen. Ich lerne seit 5 Jahren russisch. Da ich fast keine Gelegenheit habe mich mündlich auszutauschen, blieb es bis jetzt beim Lesen. Mittlerweile lese ich nicht nur Kitschromane.
Sprache lernen bedeutet ja nicht nur parlieren sondern hat den tieferen Sinn die Menschen in ihrem Sosein besser zu verstehen. Englisch ist die leichtere Variante der germanischen Sprachen. Hintergrund auch oft der Wertewesten. Russisch zu denken macht schon eine andere Welt aus. Dies hier versuchen zu erklären würde zu weit führen. Für mich bin ich überzeugt, wenn ich nach Sibirien auswandern würde, ich dort nicht nur in die mündliche Sprache hineinwachsen würde, ich die Menschen in ihrem Sosein dort auch sehr gut annehmen und verstehen könnte. Da stört es dann nicht, wenn muttersprachliche Phoneme nicht exakt übernommen werden können.
Ich hatte Englisch und Französisch in der Schule und habe ab 40+ noch Spanisch und Schwedisch gelernt; den größten Teil davon autodidaktisch, da es hervorragende Grammtikbücher und – vor allem im Internet – Hörübungen gibt. Vokabeln lernen habe ich schon in der Schule geliebt, Druck war da nie nötig. Die gesamte Struktur einer neuen Grammatik herauszufinden und danach zu verinnerlichen, ist für mich sehr spannend. Das einzig mühselige ist das Halten der einzelnen Sprachniveaus, wenn man sie länger nicht benötigt.
Okay, ich werde bald 54 Jahre alt und nutze die Corona-Haft, um Spanisch zu lernen und um meine 10 Jahre Schul-Russisch wieder aufzufrischen. Es läuft, auch wenn ich hin und wieder ein russisches Wort in einen spanischen Satz einbaue – oder andersherum. Hoffentlich kann ich beides in den für dieses Jahr geplanten Urlauben (Ecuador und Kamtschatka) anwenden. Aber könnten Sie vielleicht auch ein paar Tipps geben, wo und wie man am besten online lernen kann? (Fast) alles andere fällt ja derzeit aus.
Das sollte einen nicht wundern. Gleiches gilt auch für das Erlernen eines Musikinstrumentes. Das ist allgemein bekannt. Es gibt für jedes Instrument und jedes musikalische Niveau einen ungefähren Zeitkorridor, um das Niveau zu erreichen. Vom sogeannten musikalischen “Genie” bis hin zum angeblich Unbegabten unterscheidet sich der Aufwand an Übungsstunden meist nur unwesentlich – sofern es keine echten motorischen Probleme gibt. Natürlich sind die im Vorteil, die intelligent UND motorisch schnell und präzise sind. Aber für das Ergebnis, ein schwieriges Stück gut vorzutragen, muss man nicht beides sein, sondern kann durch etwas mehr Übung das selbe Niveau erreichen, wie das angebliche Genie. Aber auch das Genie muss ein Stück regelmäßig spielen und üben, damit es das sauber und gut vorträgt. Denn das perfekte Gedächtnis hat meist auch das Genie nicht. Wenn Kinder schon mit 3 oder 4 Jahren unterrichtet werden, auch noch sehr zeitintensiv, haben diese schlicht einen zeitlichen Vorteil gegenüber solchen, die erst später anfangen.
Wobei… die Kinder, die ich so beobachten konnte (jetzt so 10-13 Jahre alt), die anders als ich schon ab der 1. Klasse Englisch hatten, scheinen in der Zeit wenig bis nichts gelernt zu haben. Dieses unstrukturierte Brockenverabreichen scheint mir nichts zu bringen.
Die neurophysiologischen Bedingungen sind die eine Sache, es ist nicht zu bestreiten, dass mit zunehmendem Alter das Fremdsprachenlernen schwieriger wird. Doch ein zweiter wichtiger Faktor ist die Motivation. Wenn man weiß, wozu man die Sprache lernt, macht man nicht nur schneller Fortschritte, man behält das Gelernte auch leichter im Kopf. Ich war schon über Dreißig als ich angefangen habe, Japanisch in Wort und Schrift zu lernen, und wenn ich auch nicht behaupte, wie ein native speaker zu sprechen und zu schreiben, kann ich alles verstehen, was Japaner sagen, und mich über jedes Thema unterhalten. Dazu hat auch beigetragen, dass ich seit über zwanzig Jahren beruflich in Japan lebe. Ich habe in der Zwischenzeit auch angefangen, Chinesisch und Indonesisch zu lernen, bei beiden Sprachen habe ich relativ rasche Fortschritte gemacht, doch weil ich die Sprachen nicht täglich brauchte, habe ich sehr rasch auch wieder viel vergessen. Wenn ich aber vergleiche, was manche Türkischstämmige, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, für ein rudimentäres Deutsch sprechen, dann unterstützt das meine These, dass die Motivation und nicht die neurophysiologischen Fähigkeit der ausschlaggebenede Faktor ist.
Eine Englisch-Lehrerin hat zu uns Schülern gesagt: “If you want to speak english, you have to learn to think in english!” Als ich das begriffen hatte, fiel mir der Englisch-Unterricht leichter. Gilt für andere Sprachen sicher auch.
Ich kann mir vorstellen, dass das Umschalten im Hirn jüngeren Menschen evtl. leichter fällt.
Danke, das motiviert mich meinen Italienischkurs auszugraben 😀
@Peterson: Ungarisch ist wahnsinnig schwer. Es gibt ja immer diese Fremdsprachen-Lern-Seiten die Werbung machen, von wegen Sprache lernen in 4 Wochen. Ja, habe ich mir mal angesehen und dann suchte ich ungarisch. Nix gefunden. Ungarisch bieten sie nicht an, wundert mich nicht, in 4 Wochen lernt man das sicher nicht. Ich habe mir vor meinem ersten Urlaub über google-tanslate aber immerhin Folgendes gemerkt: Guten Tag! Auf Wiedersehen! und Danke!
Ansonsten kann man auch mit Händen und Füßen reden und bekommt so tatsächlich, was man möchte. Aber vielleicht bin ich auch nur besonders gut in Pantomine… 😉
Ich habe festgestellt, dass sich die Ungarn total freuen, wenn sie merken, dass man Interesse an ihrer Sprache hat. Im Gegensatz zu meinem Heimatland, fühlte ich mich dort willkommen geheißen. Hier habe ich immer häufigerer das Gefühl, ich bin nur noch als Melkkuh geduldet. 🙁