Autonomes Fremdsprachen-Lernen online: Probieren Sie Duolingo!

von Dr. habil. Heike Diefenbach

In Reaktion auf die Mini-Serie über die Möglichkeit und den Nutzen des Fremsprachen-Lernens für ältere Menschen haben einige Leser bei uns nach Empfehlungen zum autonomen Fremdsprachen-Lernen online gefragt. Mit diesem Post wollen wir auf diese Frage reagieren.

Wir sind weder Linguisten, noch Pädagogen, und sind uns darüber bewusst, dass es von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, wie jemand Bestimmtes – für seine Zwecke und in seinen Umständen – am besten eine Fremdsprache lernt. Wir wollen deshalb hier nicht so tun, als gäbe es das eine optimale Sprachenlern-programm. Und wir wollen auch nicht diskutieren, welche Aspekte einer Sprache – Verstehen von geschriebener Sprache, Verstehen von gesprochener Sprache, Kommunizieren durch Sprechen, Kommunizieren durch Schreiben –  man wie gut auf welche Weise – online, mit oder ohne Lehrer, mit oder ohne muttersprachlichem Tutor etc. – lernen kann.

Wir gehen hier pragmatisch davon aus, dass jemand in Zeiten des Lockdowns eine Sprache online erlernen oder sie zumindest in ihren Grundzügen kennenlernen will, und dass er oder sie kein oder möglichst wenig Geld dafür ausgeben kann oder möchte. Und unter diesen Bedingungen scheint uns die beste Empfehlung zu sein, „Duolingo“ auszuproberen.

Natürlich gibt es eine riesige Menge an Sprachlern-Angeboten im Internet in allen möglichen Formaten, aber die meisten von ihnen kosten eine gewisse Summe Geld, stellen auf eine ganz bestimmte Klientel ab oder sind relativ verbindlich und lassen insofern vergleichsweise wenig Spielraum zum wirklich selbstbestimmten Lernen oder auch nur zum schlichten Ausprobieren einer bestimmten Fremdsprache. Je nachdem, welche Ziele man genau mit dem Fremdsprachen-Lernen verbindet, mögen solche Angebote attraktiv und effizient sein, aber wie gesagt gehen wir hier von den beiden Bedingungen „Lockdown“ und „Kein-bis-Wenig-Geld-Investieren“ aus.

Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass der am Erlernen einer Fremdsprache Interessierte sich nicht so „frei“ in die Sprache hineinstürzen möchte, dass er versucht, auf sich allein gestellt, vielleicht bloß mit einem guten Wörterbuch ausgesrüstet oder mit Hilfe automatischer Übersetzungsprogramme, zu entschlüsseln, was Liedtexte oder Radiosendungen oder Kochrezepte oder ganze Romane in der entsprechenden Sprache sagen. Dies alles kann das Sprachenlernen durchaus befördern, aber u.E. eher in ergänzender Weise denn als Ersatz für einen halbwegs strukturierten Sprachlern-Kurs. Wir gehen also auch davon aus, dass ein Interesse an einem irgendwie strukturierten Lernprogramm besteht. Und vor diesem Hintergrund erscheint uns wie gesagt Duolingo als die bei Weitem beste Option (und nein, wir werden nicht von duolingo gesponsert J ).

 

Was ist Duolingo?

Duolingo ist ein kostenloses Programm zum autonomen und strukturierten Erlernen einer Fremdsprache, das unter der Adresse https://www.duolingo.com/ eine webseite unterhält, aber auch als App für das Smartphone erhältlich ist. (Beide, die web-Seite und das App, sind etwas unterschiedlich; alles Folgende bezieht sich auf die web-Seite.) Mit dem Programm kann eine große Zahl von Sprachen erlernt werden, vor allem europäische Sprachen, darunter die häufig erlernten europäischen Sprachen Spanisch, Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch, bis hin zu vergleichsweise selten gesprochenen und erlernten europäischen Sprachen wie z.B. Walisisch und die in Schottland gesprochene Variante des Gälischen. Ebenfalls angeboten werden wichtige außereuropäische Sprachen, darunter Arabisch, Japanisch, Chinesisch und Hindi. Unter den Sprachen Afrikas ist (bislang) leider – neben Arabisch – nur Swahili vertreten. Mit Duolingo kann man Hawaianisch und Navajo lernen, auch Esparanto wird angeboten und – für Fans der „Enterprise“ – Klingonisch. Die einzige „tote“ Sprache, die man (bislang) mit Duolingo lernen kann, ist Lateinisch. An Duolingo arbeitet ein Team von Mitarbeitern, das weltweit vier Büros unterhält, ständig weiter. Kurse für bereits angebotene Sprachen werden aktualisiert oder ergänzt, und die Aufnahme weiterer Sprachen in der Zukunft ist zumindest nicht ausgeschlossen.

Allerdings variiert das Kursangebot je nachdem, welche Ausgangssprache man auswählt. Wählt man Englisch als Ausgangssprache, steht einem das gesamte bislang verfügbare Kursangebote von Duolingo zur Verfügung (soweit wir es überschauen); wählt man Deutsch als Ausgangssprache, dann stehen derzeit aber nur drei Fremdsprachenkurse zur Verfügung, nämlich Kurse für Englisch, Französisch und Spanisch. Für deutsche Muttersprachler, die nicht Englisch können, ist das Sprachlern-Angebot von Duolingo also derzeit noch relativ eingeschränkt. Deutsche Muttersprachler, die zumindest Schul-Englisch können, sollten „ihrem“ Kurs aber folgen können, wenn sie als Ausgangssprache Englisch wählen, womit ihnen das gesamte Duolingo-Angebot zur Verfügung steht.

Es gibt eine Pro-Version von Duolingo, die über die kostenlose Version hinaus allerdings keine nennenswerten Vorteile bietet, was das Kursprogramm betrifft. Man könnte meinen, dass ein großer Vorteil der Pro-Version darin besteht, dass keine Werbung angezeigt wird, aber die Werbung in der kostenlosen Version ist wenig auffällig, und sie kann durch einen Ad-Blocker ohnehin leicht beseitigt werden.

 

Was und wieviel lernt man mit Duolingo?

Duolingo ist u.E. vor allem dazu geeignet (und gedacht), eine Fremdsprache zu vermitteln, von der der Lernende vorher keine oder wenig Kenntnis hatte, oder anders gesagt: es bietet Kurse für Anfänger. Wenn man einen Kurs beginnt, kann man einen Einstufungstest machen, und je nachdem, wie man in diesem Test abschneidet, kann man mehr oder weniger weit im Kursverlauf mit dem Lernen einsteigen, muss es aber nicht; man kann also immer ganz am Anfang, als sogenannter blutiger Anfänger ohne jede Vorkenntnis, beginnen, aber man kann nicht an einer beliebigen Stelle im Kursverlauf beginnen, sondern nur dort, wo man aufgrund des Einstufungstestes von Duolingo verortet wurde.

Je nachdem, welche Sprache man mit Duolingo lernt, kann der Kurs den Lernenden mit Bezug auf Vokabel- und Grammatikkenntnisse bis zum Fortgeschrittenen-Niveau entsprechend des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen, d.h. zumindest zum B1-Niveau, vielleicht auch zum B2-Niveau, führen, was für ein kostenloses Sprachlern-Programm durchaus nicht schlecht ist. Was Anforderungen wie das freie Kommunizieren in der gelernten Sprache oder das Briefe- oder Berichte-Schreiben in der gelernten Sprache betrifft, so dürfte man mit Duolingo allein allerdings auf dem A(nfänger)-Niveau verbleiben, obwohl man fairerweise einräumen muss, dass Duolingo durch die Vokabel- und Grammatikkenntnisse, die es vermittelt, die Grundlagen dafür legt, sich sprachlich und schriftlich äußern zu können; es wird in Duolingo nur nicht speziell geübt (und man kann es selbst üben).



Duolingo vermittelt in seinen Kursen vor allem die Fähigkeit, die gelernte Sprache zu verstehen und hier besonders, aber nicht nur, in ihrer geschriebenen Form zu verstehen. Eigenes Sprechen wird in Duolingo so gut wie gar nicht gefordert, aber erstens steht es einem frei, alle Lern-Sätze mehrfach nachzusprechen, zweitens zeichnet dies nicht speziell Duolingo aus, sondern ist mehr oder weniger ein Merkmal jedes Selbstlern-Programms, und drittens könnte man argumentieren, dass freies Sprechen auch in von Lehrern geleiteten Kursen nur sehr mangelhaft erlernt werden kann. Es kann eben nur in freier Kommunikation erlernt werden.

Achtklässler in einer indonesischen Schule, die zusätzlich zum Englischunterricht in der Schule Duolingo benutzen, haben im Vergleich zu denjenigen, die Duolingo nicht benutzen, im Vokabel-Test, der die experimentelle Studie abschloss, statistisch signifikant besser abgeschnitten:

„This demonstrates that using Duolingo Application has a significant effect on students’ vocabulary mastery” (Aulia, Wahjuningsih & Andayani 2020: 131).

Aber es scheint, dass der positive Effekt des Lernens mit Duolingo über die Aneignung von Vokabeln bzw. den Aufbau eines Wortschatzes in der zu erlernenden Sprache hinausgeht:

Eine Studie von Loewen et al. (2019), die getestet hat, ob es einen Unterschied für englische Muttersprachler macht, wenn sie Türkisch nur im obligatorischen Unterricht durch einen Lehrer oder zusätzlich mit Hilfe von Duolingo in der App-Version lernen, hat ebenfalls einen positiven Effekt von Duolingo festgestellt:

„The current study investigates the semester-long learning experiences and results of nine participants learning Turkish on Duolingo. The participants showed improvement on L2 measures at the end of the study, and results indicate a positive, moderate correlation between the amount of time spent on Duolingo and learning gains. In terms of perceptions of their experiences, the participants generally viewed Duolingo’s flexibility and gamification aspects positively; however, variability in motivation to study and frustration with instructional materials were also expressed” (Loewen et al. 2019: 293).

Jiang et al. (2020) haben in einer Studie über die Effizienz der Duolingo-Kurse für Spanisch und Französisch festgestellt, dass bei Absolventen der entsprechenden Duolingo-Kurse – insgesamt haben 210 Personen im Alter zwischen 18 und 83 Jahren an der Studie teilgenommen – mit Bezug auf ihre Fähigkeiten im Lesen der Fremdsprache und im Verstehen der gesprochenen Fremdsprache keine statistisch signifikanten Unterschiede zu den Absolventen von (amerikanischen) universitären Sprachkursen am Ende ihres vierten Semesters zu beobachten waren, wobei

„[f]orth semester is the highest level in most university basic language programs and is often used as the criterion for meeting the language requirement“ (Jiang et al. 2020: 6).

Dieses Ergebnis ist insofern besonders bemerkenswert als sich die Duolingo-Absolventen ihre Kenntnisse in etwa der Hälfte der Zeit aneigneten, die die Absolventen der universitären Sprachkurse hatten, nämlich in durchschnittlich 112 Stunden.

Man kann also mit Hilfe von Duolingo relativ viel in relativ kurzer Zeit lernen.

 

Wie lernt man mit Duolingo?

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Die Sprachkurse in Duolingo sind in einer Baumstruktur organisiert, bei der die jeweils vorhergehenden Lektionen absolviert sein müssen, damit sich weitere Lektionen öffnen, und dies deshalb, weil die Lektionen inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Lektionen sind entweder solche, die den Wortschatz in Verbindung mit einem bestimmten Thema (wie z.B. „Tiere“, „Berufe“ oder später „Politik“) aufbauen, oder solche, die bestimmte grammatische Strukturen (Pluralbildung, Verbkonjugation in verschiedenen Zeiten, Fürwörter, etc.) aufbauen. In beiden Fällen geschieht dies anhand von Beispielsätzen, die man in die Ausgangssprache übersetzen muss, anfänglich durch die richtige Anordnung der Einzelworte, die vorgegeben werden, dann in freier Übersetzung (d.h. ohne Hilfe durch vorgegebene Einzelworte), und schließlich muss von der Ausgangssprache in die zu lernende Sprache übersetzt werden. Meist erscheinen die Beispielsätze auf dem Bildschirm, aber oft werden die Beispielsätze auch nur gesprochen, und man muss eintippen, was man hört, was das Verstehen der gesprochenen Sprache schult.

Man lernt also sowohl Vokabeln als auch grammatische Strukturen nicht „an sich“, sondern immer in einem Verwendungskontext. Manchmal werden Beispielsätze gegeben, die inhaltlich keinen Sinn machen, wie z.B. „Dein Bär trinkt Bier“. Dies verhindert zum einen, dass man Sätze sozusagen automatisch übersetzt, weil man meint, das kenne man schon oder das könne nur dies oder jenes bedeuten, und zum anderen trainiert es die gewonnen Kenntnisse über Satzbau oder grammatische Strukturen jenseits bekannter oder erwartbarer Inhalte.

Allerdings muss man sich als Lernender gerade die grammatischen Strukturen teilweise selbst erschließen, denn es gibt zwar „Tips“, die man zu Beginn der jeweiligen Grammatik-Lektion lesen kann, aber es gibt sie (bislang) nicht zu jeder Grammatik-Lektion, und sie sind meist recht kurz gehalten. Uns scheint, dass diese Art des impliziten Lernens fehleranfällig bzw. unzureichend ist und man von den Grammatik-Lektionen in Duolingo den größten Nutzen hat, wenn man daneben ein Grammatiklehrbuch zu Rate zieht, konkret: sich zuerst dort über die entsprechenden grammatischen Strukturen unterrichtet und dann mit Duolingo diese Strukturen einübt.

Jede Lektion umfasst mehrere Durchgänge, in denen die jeweiligen Inhalte anhand der Beispielsätze vermittelt werden, und nach Abschluss dieser Durchgänge eine Reihe von Trainingsdurchgängen. Das Ganze ist in vier Ebenen organisiert. Wenn man sie absolviert hat, hat man „Ebene 5“ erreicht. Man kann jederzeit im Verlauf des Kurses auf die Ebene 5 von vorher absolvierten Lektionen zurückkommen, um bereits Gelerntes wieder zu üben. Darüber hinaus kennzeichnet Duolingo Lektionen, die lange nicht wieder geübt wurden, als „gebrochen“, die man wieder „heilen“ kann, wenn man die entsprechende Lektion wieder übt. Und der „Lektionen-Baum“ ist durch verschiedene „checkpoints“ gegliedert, an denen man das zuvor Gelernte aus mehreren Lektionen üben kann.

Ergänzt wird der „Lektionen-Baum“ durch kleine Geschichten, in denen jeweils verschiedene Personen (meistens zwei) miteinander kommunizieren und dabei Vokabeln und Grammatik benutzen, die in den Lektionen vermittelt werden.

Pädagogisch gesprochen basiert Duolingo also auf audio-visuellem Lernen und implizitem Lernen, bei dem man selbst erschließt, wie etwas warum in der zu lernenden Sprache funktioniert, was dazu führt, dass man das Gelernte besser internalisiert und deshalb besser erinnert. Es kombiniert diese Art impliziten Lernens mit einem expliziten und direkten Feedback darüber, ob man Sätze richtig übersetzt hat oder nicht, und was man ggf. falsch gemacht hat. Hat man in bestimmten Sätzen Fehler gemacht, werden sie zeitverzögert erneut angeboten, bis man keine Fehler mehr in ihnen macht. Insofern (aber nur insofern) ist Duolingo also ein personalisiertes Lernprogramm und verwendet die (keineswegs neue) sogenannte „spaced repetition“-Strategie in der Variante, die den „half life regression“-Algorithmus benutzt (Settles & Meeder 2016). Bei dieser im Deutschen auch als „verteilte Wiederholung“ bekannten Lern- bzw. Erinnerungstechnik wird Erlerntes, sagen wir: eine Vokabel, die zunächst im Kurzzeitgedächtnis gespeichert wird, mehrfach und jeweils nach bestimmten zeitlichen Abständen, nämlich dann, wenn man etwa an dem Punkt angekommen ist, an dem man die Vokabel fast vergessen hat, wieder abgefragt wird bzw. für die Lösung einer bestimmten Aufgabe erinnert werden muss. Die Vokabel muss dann bewusst erinnert werden, und was man bewusst zu erinnern versucht, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, beim nächsten Mal wiedererinnert zu werden und mit der Zeit im Langzeitgedächtnis gespeichert zu werden. Die Wirksamkeit dieser Strategie konnte in entsprechenden experimentellen Studien mehrfach belegt werden (s. z.B. Chukharev-Hudilainen & Klepikova 2016; einen Überblick über die Forschung zu verschiedenen Aspekten der „spaced repetition“-Strategie gibt Kang 2016).

Schließlich sei noch erwähnt, dass Duolingo dem allgemeinen Trend der „gamification“ folgt und spielerische Elemente aufweist, die den Lernenden dazu motivieren sollen, „am Ball“ zu bleiben, z.B. durch motivierende Botschaften (die man jedoch abstellen kann) oder verschiedene „Ligen“, in denen man „spielt“. U.E. kann man gut auf solche Dinge verzichten, sie machen für den Lernprozess keinen Unterschied, sie machen den Kurs fast etwas lächerlich, obwohl er das inhaltlich betrachtet keineswegs ist. Aber das sollte einen nicht davon anhalten, Duolingo zu nutzen – und ein guter Ad-Blocker kann die Püppchen, die jeden richtig übersetzten oder gehörten Satz beklatschen, leicht zum Verschwinden bringen und die Ernsthaftigkeit in den Kurs zurückbringen.

Und es soll ja Menschen geben, denen der „gamification“-Ansatz in Lernprogrammen gefällt und die durch spielerische Elemente zum Weiterlernen motiviert werden, bzw. Menschen, deren Lernerfolg durch „gamification“ tatsächlich gesteigert wird (einen Überblick über die diesbezügliche Forschungsliteratur aus den Jahren 2011 bis 2019 bzw. 2008 bis 2019 geben Azzouz Boudadi & Gutiérrez-Colón 2020 und Dehghanazadeh et al. 2019).

 

Duolingo – und was noch?

Es sollte bis hierhin klar geworden sein, dass man mit Duolingo in ziemlich kurzer Zeit ziemlich viel lernen kann, besonders, was das Vokabular und die Grammatik einer Fremdsprache betrifft. Man lernt also die Grundlagen der Sprache kennen, die es einem erlauben, die Sprache recht schnell zu verstehen, vor allem, aber nicht nur,  in ihrer geschriebenen Form. Dies erreicht man mit Duolingo in effizienter Weise und ohne jeden finanziellen Aufwand. Für diejenigen, die vor allem lernen wollen, recht schnell und frei in der Fremdsprache zu kommunizieren, ist Duolingo nicht die beste Empfehlung (– für sie dürfte kein Weg an einem speziellen, auf Kommunikation abgestellten, Immersionskurs vorbeiführen).

Der Erfolg, den man mit Duolingo erreichen kann, hängt zweifellos auch davon ab, ob und wie und wieviel man sich neben der möglichst täglichen Sitzung in Duolingo noch mit der Sprache, die man lernen will, beschäftigt. Was die Sitzungen in Duolingo selbst betrifft, so wurde schon darauf hingewiesen, dass man sich das Leben deutlich leichter macht, wenn man zur Unterstützung der Grammatik-Lektionen ein gutes Grammatik-Buch zur Hand hat.

Was die Vokabel-Lektionen betrifft, so erfordern sie kein zusätzliches Material, aber ein gutes Wörterbuch hilft, sei es in Druckform oder eines der vielen im Internet verfügbaren Wörterbücher. Außerdem kann man, wenn man will, Bücher erwerben, die die 1.000, 1.500 oder 2.000 häufigsten Worte in der Sprache zusammenstellen und in Beispielsätzen vorstellen, oder nach Themen geordnete Wortsammlungen – das Angebot ist riesig, zumindest für die gängigen Sprachen.

Sehr empfehlenswert für alle Fremdsprachenlerner finden wir die web-Seiten von „reverso.net“. Dort findet man für die auf der Welt wohl am häufigsten gesprochenen Sprachen ein Online-Wörterbuch, eine Wortsuchfunktion, die das gesuchte Wort im Satz-Kontext präsentiert, eine Synonymen-Such-Funktion, eine Übersetzungsfunktion, Konjugationstafeln für Verben in der gewählten Sprache und noch mehr.

Wer möchte, kann irgendwann im Verlauf seines Duolingo-Kurses oder nach seinem Abschluss „Clozemaster“ benutzen, denn es setzt ein Mindestmaß von Kenntnis der zu erlernenden Sprache voraus, auf der man aufbauen kann. Wenn man diese Mindestkenntnisse hat, kann man mit „Clozemaster“ sein Vokabular und sein grammatisches Verständnis anhand von Einsetzübungen trainieren (daher der Namen: Clozemaster).

Aus eigenen Erfahrungen mit dem Sprachen-Lernen können wir außerdem dringend empfehlen, von Anfang an in der zu lernenden Sprache zu lesen (zu versuchen). Diese Form der Immersion in die Sprache nimmt die „Fremdheit“ der Sprache, verschafft kleine Erfolgserlebnisse, aber ist natürlich auch frustrierend, wenn man durchgängig nichts bis wenig versteht. Als Anfänger ist man deshalb gut beraten, kleine Texte im Internet in der zu lernenden Sprache zu lesen, vielleicht Kurznachrichten, die man idealerweise schon gehört hat, so dass man auf die Worte und den Satzbau achten kann und sich nicht auf den Inhalt konzentriert.

Zum Aufbau eines themenspezifischen Wortschatzes kann man Textchen zu genau diesen Themen suchen, also z.B. Kochrezepte in der zu lernenden Sprache sammeln – und zu verstehen zu versuchen bzw. die verwendeten Worte nachzuschlagen, versteht sich.

Oder man liest Lernbücher, deren Anforderungen an die Kenntnis der zu lernenden Sprache unterschiedlich sind und oft unterschieden sind gemäß des oben schon erwähnten Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

Wir kennen Leute, die Sprachen u.a. mit Hilfe von Liedtexten oder Gebrauchsanweisungen (ja, wirklich!) lernen, solche, die Comics in der zu lernenden Sprache lesen, solche, die Filme in der zu lernenden Sprache anschauen oder ggf. die entsprechende Sprachoption ihrer Lieblings-Serien auf DVD wählen – die Möglichkeiten sind nahezu unendlich.

Wie genau jemand dabei vorgeht, ist abhängig von seiner Motivation, seinem Zeitbudget, seinem persönlichen Lernstil und v.a.m., aber je mehr man in die zu lernende Sprache eintaucht, desto mehr und schneller lernt man – Vieles davon unterhalb der Bewusstseinsschwelle, das jedoch bei entsprechender Gelegenheit bewusst wird oder ins Bewusstsein gerufen werden kann. Wir würden daher – wie in anderen Zusammenhängen des Lebens – empfehlen: Lesen, lesen und weiterlesen! (Und, klar, wenn’s geht und man es möchte: Sprechen, sprechen, und weitersprechen!)

Duolingo ist u.E. eines der besten Lerninstrumente, wenn nicht das beste Lerninstrument, das kostenfrei diese Immersion in die neue Sprache ermöglicht insofern es die Grundlagen schafft, auf denen man aufbauen kann. Wenn Sie also eine Fremdsprache lernen möchten – zunächst unverbindlich und kostenfrei, aber mit der Bereitschaft, möglichst täglich ein Stündchen oder ein halbes für’s Lernen aufzubringen, – dann probieren Sie Duolingo aus!


Literatur:

Aulia, Husnur R., Wahjuningsih, Eka & Andayani, Rika, 2020: The Effect of Duolingo Application on Students’ English Vocabulary Mastery. English Language Teaching and Research Journal (ELTR Journal) 4(2): 131-139.

Azzouz Boudadi, Nadia & Gutiérrez-Colón, Mar, 2020: Effect of Gamification on Students’ Motivation and Learning Achievement in Second Language Acquisition within Higher Education: A Literature Review 2011-2019. The EuroCALL Review 28(1): 57-69,

Chukharev-Hudilainen, Evegeny, & Klepikova, Tatiana A., 2016: The Effectiveness of Computer-based Spaced Repetition in Foreign Language Vocabulary Instruction. CALICO Journal 33(3): 334-354.

Dehghanzadeh, Hojjat, Fardanesh, Hashem, Hatami, Javad, et al.:2019: Using Gamification to Support Learning English as a Second Language: a Systematic Review. Computer Assisted Language Learning (E-pub ahead of print -6 Aug 2019.) DOI: 10.1080/09588221.2019.1648298.

Jiang, Xiangying, Rollinson, Joseph, Plonsky, Luke, et al., 2020: Duolingo Efficacy Study: Beginning-level Courses Equivalent to Four University Semesters. Duolingo Research Report DRR-20-04.

Kang, Sean H. K., 2016: Spaced Repetition Promotes Efficient and Effective Learning: Policy Implications for Instruction. Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences 3(1): 12-19.

Loewen, Shawn, Crowther, Dustin, Isbell, Daniel R., et al., 2019: Mobile-assisted Language Learning: A Duolingo Case Study. ReCALL 31(3): 293-311. doi: 10.1017/S0958344019000065.

Settles, Burr & Meeder, Brendan, 2016: A Trainable Spaced Repetition Model for Language Learning. Proceedings of the 54th Annual Meeting of the Association for Computational Linguistics : 1848-1858.




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