COVID-19-Impfung: politische Inszenierung ohne Wert? Bedenkliche Ergebnisse neuer Studie

Vorab das, was die Komödianten, die sich Faktenchecker nennen, besonders interessiert: Der Beitrag, über den wir heute berichten, ist in Nature erschienen, (WOW), er ist peer reviewed (double WOW) und an dem Beitrag sind so renommierte Forscher wie Peter D. Kwong und David D. Ho beteiligt (triple WOW).

Gegenstand der Studie mit dem Titel “Antibody Resistance of SARS-CoV-2 Variants B.1.351 and B.1.1.7” ist die Frage, welche bislang entwickelten bzw. vorhandenen Varianten zur Herstellung von Immunität gegen SARS-CoV-2 bzw. Behandlung von COVID-19 durch die neuen Varianten von SARS-CoV-2, das, was in Deutschland unter britischer und südafrikanischer Mutation bekannt ist, effektiv ist.

Bereiten wir die Bühne für die Ergebnisse vor. Die beiden folgenden Abbildungen zeigen Google Suchen nach “britischer” und “südafrikanischer Mutation” links insgesamt und rechts aus dem Bereich von Regierung und Justiz.

Wie man sieht, wirkt der Brexit immer noch nach. Das Bemühen, Britannien mit negativen Dingen in Zusammenhang zu bringen, ist stark entwickelt. Und wie immer, führt ideologische Verblendung auch in diesem Fall dazu, dass die Aufmerksamkeit auf genau den falschen Gegenstand gebündelt wird.

Quelle

Hauptdarsteller des vorliegenden Bühnenstücks ist SARS-CoV-2 mit der folgenden Mutationsgeschichte:

Die phylogenetische Geschichte von SARS-CoV-2 in einer Abbildung. Wir reden von den orangenen und violetten Segmenten, die mit b.1.1.7 und b.1.351 beschriftet sind. Wie man sieht, sind beide Mutationen bislang noch Minderheiten. Beide Mutationen zeichnen sich vor allem durch Mutationen in der Receptor Binding Domain des Spike Proteins aus, namentlich N501Y (b.1.1.7) und E484K (b.1.351).

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Mutationen im Spike-Protein sind deshalb kritisch, weil alle Gegenmaßnahmen, die bislang getroffen wurden, von monoklonalen Antikörpern (REGNCOV etc.) bis zu Impfstoffen (Moderna, Pfizer/Biontech) die RBD im Spike-Protein avisieren und Gefahr laufen, durch Mutationen in genau diesem Bereich unwirksam zu werden. Der Beitrag, dessen Autorenliste von Pengfei Wang angeführt wird, (daher Wang et al. 2021) untersucht die Fähigkeit unterschiedlicher Abwehrmaßnahmen gegen SARS-CoV-2 in seiner b.1.1.7 bzw. b.1.351 Variante, und zwar umfassend.

  • Von 20 Probanden ist Blutserum vorhanden, 10 davon waren schwer, 10 mäßig an COVID-19 erkrankt, sollten demnach über Antikörper gegen SARS-CoV-2 verfügen;
  • Weitere 12 Blutseren stammen von Probanden, die an Phase I des Trials mit dem Impfstoff von Moderna teilgenommen haben;
  • Blutserum von 10 Teilnehmern des Phase II Trials von Pfizer/Biontech runden das Bild ab;

Für alle Blutproben und für monoklonale Antikörper, wie sie in REGNCOV Verwendung finden, untersuchen die Autoren die Fähigkeit der darin enthaltenen Antikörper, eine Ausbreitung von SARS-CoV-2 in einer der beiden Varianten b.1.1.7 bzw. b.1.351 zu verhindern. Hier die Ergebnisse:

  • monoklonale Antikörper-Therapien wirken gegen b.1.351 NICHT und gegen b.1.1.7 nur teilweise;
  • Die Antikörper in Convalescent Plasma von Personen, die eine Erkrankung an COVID-19 hinter sich haben, sind in der Lage b.1.1.7 zu neutralisieren, verlieren ihre Wirksamkeit aber weitgegend gegen b.1.351;
  • Die beiden mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna sind gegen b.1.1.7 wirksam, ihre Wirksamkeit gegen b.1.351 ist indes so eingeschränkt, dass sie in Frage steht;

Die Autoren bezeichnen ihre Ergebnisse in der Gesamtschau als besorgniserregend und runden ihren Beitrag mit den folgenden Worten ab:

“The recent emergence of B.1.1.7, B.1.351, and P.1 marks the beginning of SARS-CoV-2 antigenic drift. This conclusion is supported by data presented herein, illustrating how so many of these spike changes conferred resistance to antibody neutralization, and by studies reporting similar spike mutations selected by antibody pressure in vivo. Mutationally, this virus is traveling in a direction that could ultimately lead to escape from our current therapeutic and prophylactic interventions directed to the viral spike. If the rampant spread of the virus continues and more critical mutations accumulate, then we may be condemned to chasing after the evolving SARS-CoV-2 continually, as we have long done for influenza virus. Such considerations require that we stop virus transmission as quickly as is feasible, by redoubling our mitigation measures and by expediting vaccine rollout.”

Antigenic drift beschreibt die Häufung mehr oder weniger kleiner Mutationen genau an den Stellen eines Virus, die von Antikörpern erkannt und angegriffen werden. Mit zunehmender Mutationshäufigkeit steigt die Gefahr, dass ein neuer Stamm von SARS-CoV-2 entsteht, der von Antikörpern nicht erkannt werden kann. Der Prozess der antigenic drift ist von Influenza-Viren bekannt, bei denen geringfügige Mutationen der Glycoproteine Hemagglutinin (H) oder Neuramidase (N) zu neuen Stämme H1N1 oder H3N2 oder H5N1 von Influenza mutieren, für die ein neuer Impfstoff entwickelt werden muss, weil der alte Impfstoff keinen Schutz gegen die neuen Stämme gibt. Die Autoren befürchten eine ähnliche Entwicklung für SARS-CoV-2 was bedeuten würde, dass jährlich mit neu auftauchenden Stämmen von SARS-CoV-2 zu rechnen wäre, für die wiederum eigens Impfstoffe oder auf monoklonalen Antikörpern basierende Therapien entwickelt werden müssen.

Für die derzeitigen Impfstoffe, die alle entwickelt wurden, als weder b.1.1.7 noch b.1.351 oder P1 (die in Brasilien gefundene Mutation, die weitgehend mit b.1.351 übereinstimmt, lediglich um K417T ergänzt) vorhanden waren, könnte dies bedeuten, dass sie schon obsolet sind, ehe die Impfungen abgeschlossen sind. In jedem Fall bedeutet es, dass eine Impfung keinerlei Gewähr dafür bietet, dass SARS-CoV-2 eingedämmt wird oder verschwinden wird. Insofern ist der letzte Satz, den Wang et al. schreiben, eher ein frommer Wunsch, denn die Wahrscheinlichkeit, dass alle geimpft sind, ehe so viele Mutationen in der Receptor Binding Domain angehäuft sind, dass ein neuer Stamm von SARS-CoV-2 entsteht, gegen den Impfstoffe keinerlei Schutz bieten, wird mit jeder Mutation geringer.

Bleibt nachzutragen, dass – wie Google Trends zeigt – in Deutschland, in der deutschen Politik das Augenmerk einmal mehr auf das Falsche, in diesem Fall die falsche Variante von SARS-CoV-2 gerichtet wird.


Wang, Pengfei et al. (2021). Antibody Resistance of SARS-CoV-2 Variants B.1.351 and B.1.1.7. Nature.


 

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