Delta und Impfung: Der deutsche Gesundheitsminister baut an einem neuen Märchen

“Spahn warnt vor Sorgenherbst.
Experten schätzen die Gefahr [,die von der Delta Variante (b.1.617.2) ausgeht] derzeit als gering ein – sofern sich möglichst viele Menschen impfen lassen.
Angesichts der Ausbreitung der als besonders ansteckend geltenden Delta-Variante warnt Bundesgesundheitsminister Spahn zur Vorsicht.
“Ich appelliere an alle Reisenden, sich sorgsam über das Infektionsgeschehen zu informieren …”
Auf die Frage, ob die Menschen trotz Delta-Variante sorglos ihren Urlaub buchen könnten, sagt er: “Grundsätzlich ja. Bei Reiseländern, die von der Delta-Variante bereits stark betroffen sind, sieht das aber anders aus”. Dort sei das Risiko, sich anzustecken und die Virusvariante mit nach Hause zu bringen, viel höher. Auf einen Urlaubssommer dürfe kein “Sorgenherbst” folgen.”

Alles Zitate von tagesschau.de und aus dem Handelsblatt.
Haben Sie es eigentlich auch satt, von Bankkaufmännern und anderen Fachfremden im Hinblick auf ihre Gesundheit belehrt zu werden und in paternalistisch prätentiöser Weise zu “den Menschen” gezählt zu werden. “Die Menschen”, das ist eine sprachliche Figur, die Polit-Schranzen und ihre Stichwortgeber immer dann nutzen, wenn sie sich, als Popanze voller Wissen und Kenntnis inszenieren und der unkundigen, dummen, tumben Masse aus Idioten gegenüberstellen wollen, “den Menschen” eben, “den Menschen”, die einfach in Urlaub fahren, “den Menschen”, die sich mit Delta anstecken, “den Menschen”, die man belehren, behindern, deren Freiheit man begrenzen muss, weil man selbst zu den Gesalbten gehört, die sich einbilden, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, wir können diese aufgeblasenen Luftnummern nicht mehr ertragen und nein, wir zitieren den Spruch von Max Liebermann jetzt nicht.

Statt dessen ein paar Wahrheiten über Delta aus dem, was die Bundesregierung “Virusvariantengebiet” nennt: dem Vereinigten Königreich. Wir Briten haben erhebliche Erfahrung mit Virusvarianten, was schon daran liegt, dass sie bei uns gefunden werden, während man beim Robert-Koch-Institut nach wie vor keine Merkel-Variante finden kann.

Delta, aka: b.1.617.2, aka: indische Variante, aka: indische Mutante, aka: indische Doppelvariante: ANSTECKUNGSGEFAHR:

Quelle

Secondary Attack Rates stellen Schätzung für die Menge der Infektionen, die ein Infizierter bewerkstelligen kann, dar. In der Tabelle oben, die wir aus der aktuellen Berichterstattung von PHE, Public Health England, entnommen haben, kann man sehen, dass die secondary Attack Rate von Delta (b.1.617.2) höher ist als die von Alpha (b.1.1.7, aka: britische Variante, aka: britische Mutante). Im Mittel liegt sie bei 12,4% in Haushalten und bei 7% außerhalb. Ein Infizierter muss somit im eigenen Haushalt, Kontakt zu 8 Personen haben, um eine Person anstecken zu können. Außerhalb seines eigenen Haushalts muss er Kontakt zu 14 Personen haben, um eine davon anstecken zu können. Damit nicht genug, denn britische Analysen sind gründlich. Ansteckung auf Reisen:

Quelle

Die fünfte Spalte gibt die Secondary Attack Rates unter Reisenden an. Sie beträgt für Delta 2,3%, d.h. ein infizierter Reisender muss mit 43 Personen in Kontakt kommen, um einen davon anstecken zu können. Nicht unbedingt das, was man als effiziente Strategie bezeichnen würde, um sich als Virus zu verbreiten, und Delta ist auch hier besser als Alpha.

Einmal mehr kleben die Polit-Darsteller ihre Hoffnungen an die falsche Variante.

Delta ist harmloser als Alpha:

Dass Delta nicht das Potential hat, das sich deutsche, sorry: besorgte deutsche Polit-Darsteller wünschen, das macht auch die folgende Abbildung deutlich. Delta bleibt doch weit hinter allem, was sich die professionellen Panikeure erhoffen, zurück: Im Vergleich zu z.B. Alpha, aka: b.1.1.7, aka: britische Variante, aka: britische Mutation, werden weniger Infizierte im Krankenhaus vorstellig. Von denen, die vorstellig werden, müssen weniger über Nacht bleiben und die Sterberate bleibt mit 0,1% deutlich hinter den 1,1% von Alpha zurück.

Quelle

Tatsächlich bleibt die Variante, wegen der Spahn so besorgt ist, in allem deutlich hinter b.1.1.7/Alpha zurück, aber im Gegensatz zu Alpha gibt es bei Delta nennenswerte Wachstumsraten, sie eignet sich also, um Angst zu verbreiten und Panik zu schüren.

Wir sehen somit derzeit im Vereinigten Königreich etwas, was wir schon mehrfach gesehen haben. Eine Variante von SARS-CoV-2 wird durch eine andere ersetzt. Zwischenzeitlich ist die Wuhan-Variante nahezu ausgestorben, b.1.1.7 befindet sich auf dem Rückzug und b.1.617.2 scheint an die Stelle von b.1.1.7 zu treten. Gleichzeitig vollzieht sich ein Prozess, der von anderen Viren, Coronaviren bekannt ist: Das Virus wird harmloser, es mutiert zu Varianten, die weniger Anlass zur Besorgnis geben als ursprüngliche Varianten. Auch das ist nicht neu, sondern normal, denn das Ziel eines Virus ist die Reproduktion, wenn es seinen Wirt umbringt, ist es Essig mit der Reproduktion.

Nun behaupten Deutsche Politdarsteller, dass die geringere Durchschlagkraft von Delta auf eine Impfung zurückzuführen sei und drängen deshalb Ungeimpfte zur Impfung. Abermals hält die Realität nicht, was die Polit-Darsteller versprechen:

Quelle

17.656 derjenigen, für die eine Infektion mit der Delta-Variante belegt sein soll, 33%, sind geimpft und infizieren sich dennoch. Das ist einer der Knaller in der Tabelle oben. Der zweite, der nicht nur Herrn Spahn Sorgen machen sollte, sind die Sterberaten.

  • Die Sterberate unter Ungeimpften beträgt 0,1%;
  • Die Sterberate unter Erstgeimpften, bei denen die Impfung weniger als 21 Tage zurückliegt, beträgt: 0,02%;
  • Die Sterberate unter Erstgeimpften, bei denen die Impfung mehr als 21 Tage zurückliegt, beträgt: 0,1%;
  • Die Sterbreate unter Zweimal-Geimpften beträgt: 0,64%;

Zweifache Impfung ist demnach für die Delta-Variante mit einem 6fachen Sterberisiko im Vergleich zu nicht Geimpften verbunden. Das ist nicht wirkklich ein Beleg für die Effektivität der Impfung, selbst wenn das Ergebnis noch auf wackeligen empirischen Beinen steht. Nun kann man zwei Dinge anführen: (1) Durchgeimpft, so kann man behaupten, seien im Vereinigten Königreich vor allem ältere Menschen, so dass diejenigen, die sich mit Delta/b.1.617.2 infizieren, vor allem jüngere Menschen sind, was erklären könnte, dass die Hospitalisierungsraten und die Sterberaten so viel geringer sind als bei Alpha. Das mag zum Teil stimmen, ignoriert aber die Tatsache, dass zu denen, die im Vereinigten Königreich zuerst geimpft wurden, auch alle Angestellten im NHS und in Schlüsselindustrien Beschäftigte gehören. Das sind überwiegend junge Menschen. (2) In allen Kategorien, die in der Tabelle oben berücksichtigt sind, von allen Delta-Infizierten, von Delta-Infizierten, die in Notaufnahmen vorstellig wurden, über Delta-Infizierte, die hospitalisiert wurden, beträgt der Anteil der Ungeimpften stur 66%. Wäre Impfung dafür verantwortlich, dass weniger Hospitalisierungen zu vermelden sind, die Anteile der Geimpften müssten sinken, sie bleiben aber gleich. 

Kurz:

  • Die Ansteckungsgefahr, die von der Delta-Variante von SARS-CoV-2 ausgeht, ist höher, als die, die von Alpha ausging. Es bedarf nunmehr 43 Kontakten, statt 66 Kontakte (Alpha), um als Infizierter auf Reisen einen anderen anzustecken, man muss also umgekehrt gesehen, als Uninfizierter mit 43 Infizierten in Kontakt kommen, um seine Infizierung sicherzustellen.
  • Die Gefahr einer Hospitalisierung, ernsthafter Erkrankung bzw. von Tod, die von der Delta-Variante ausgeht, ist deutlich geringer als die, die von Alpha ausging.
  • Ein Zusammenhang zwischen Impfung und seltenerer Hospitalisierung/ ernster Erkrankung lässt sich auf Basis der Daten nicht feststellen.

Alles, was Spahn behauptet, ist seiner Phantasie entsprungen. Es dient einzig dazu, Angst und Schrecken zu verbreiten.



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