Impfpanoptikum: Szenen eines Dammbruchs

Stellen Sie sich die Szene vor.
Eine Meute drängt sich vor den geschlossenen Türen eines Kaufhauses.
Dann, um kurz vor 9.00 Uhr, nähern sich Angestellte des Kaufhauses, um die Türen zu öffen.
Die Türöffnung führt zu einer Sturzflut kaufwütiger Hyänen, die sich auf Wühltische und alles, was nicht festgeschraubt oder -genagelt ist, stürzen.

Haben Sie sich das im Bilde vorgestellt?
Gut.
Das frei-assoziative Wortdurcheinander im Impfpanoptikum, in dem Hysteriker, Kleingeistige, Möchtegerngroße und Panikorchestrierer miteinander wetteifern, es ist die verbale Variante des oben beschriebenen Bildes.

Machen wir einen Streifzug durch das Impfpanoptikum.

Offenkundig sind COVID-19-Impfstoffe Ladenhüter.
Nur wenige wollen sie.
Nur wenige wollen Langzeitfolgen riskieren, die sie nicht kennen.
Aber Polit-Darsteller wollen die Ladenhüter in den Oberarm bringen.
Also versuchen sie sich als verbaler Klinkenputzer, der das vertreiben soll, was offenkundig kaum jemand mehr will.
Und das kommt dabei heraus:

Na, Fremdsprachenkurs gefällig? Umsonst bei Duolingo zu haben, eine Kunde, die noch nicht ins Saarland vorgedrungen ist.

Vielleicht, so haben sich Österreicher gefragt, kommt Sinnvolleres heraus, wenn man eine quantitative Befragung durchführt.
Nein, nicht wirklich, schon deshalb nicht, weil bei quantitativen Befragungen die Antworten vorgegeben werden und damit das Neue in aller Regel an der geistigen Beschränktheit der Befrager scheitert:

Kennen Sie eigentlich das NIMBY-Problem?
Das Ergebnis oben ist ein gutes Beispiel dafür. Man selbst würde sich natürlich nie gegen Bezahlung impfen lassen, weil man als guter und vor allem gehorsamer Staatsbürger gerne den Oberarm frei macht, wenn die Regierung es verlangt. Aber die anderen, die anderen! Die sind nicht so gute Staatsbürger, die muss man kaufen oder bestechen, denn das sind alles Egoisten, die nur auf ihren Vorteil reagieren … Natürlich sind diejenigen, die sich um den Pieks in den Oberarm streiten, auch um ihren Vorteil bedacht, aber das ist eine andere Erzählung.

NIMBY steht übrigens für Not in My Backyard, nicht in meinem Hinterhof. Es ist eine Variante des St. Florian Prinzips: “Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“

“Wir brauchen eine Impfpflicht für das Personal in Kitas und Schulen”, so sprach der Herr über die kollektiven Entscheidungen, Wolfram Henn, seines Zeichens Mitglied des Deutschen Ethikrats. Wer solche Ethikräte hat, der muss sich um moralischen Verfall keine Sorgen machen: Zwang ist somit ethisch, das hatten wir schon einmal. Warum ist Zwang ethisch? Weil: “Wer sich aus freier Berufswahl in eine Gruppe vulnerabler Personen hinein begibt, trägt eben besondere berufsbezogene Verantwortung“, so sprach Herr Henn am Montag zur “Rheinischen Post”.

Denn, so Henn, die nichtgeimpften Kinder werden von der nichtgeimpften Lehrkraft angesteckt und tragen das Virus dann nach Hause und stecken dort ihre Eltern an, die – vermutlich Lehrkraft in anderer Schule – von zuhause aus das Virus auf Schulreise mitnimmt. Nun gibt es keinerlei empirische Evidenz für diese Behauptung, dafür genug Evidenz für das Gegenteil, dafür nämlich, dass Schulen die insgesamt besten Orte sind, an denen man sich vor einer Ansteckung sicher fühlen kann:

Aber derartige Einbrüche der Realität in die bornierte Welt der Ideologie würden von denen, deren Glaubenssystem dadurch erschüttert wird, vermutlich als unethisch diffamiert werden.

Weiter im Panoptikum.
Wenn diese Pandemie etwas erreicht hat, dann Kleinstdiktatoren, Gestalten, von denen Sie oder wir noch nie etwas gehört haben, dazu zu motivieren, sich an die Öffentlichkeit zu trauen, um dort ihre eigene totalitäre Phantasie zum Besten zu geben: Möchtegernkleinst-Diktatoren stehen derzeit hoch im Kurs. Wer nichts auf sich hält, der versucht dadurch zu punkten, dass er besonders herbe Einschränkungen für die Feinde aller Impf-Fanatiker fordert: die Impfverweigerer:

Was für eine Heinz.
Sie sehen, selbst der letzte intellektuelle Ladenhüter traut sich aus dem Schutzregal, das er die letzten Jahre über bewohnt hat. Es ist erstaunlich, zu welchen totalitären Höhen sich Persönchen dann aufschwingen, wenn sie sich im Schutze der Mehrheit wähnen. Dass eine Mehrheit ein ziemlich fluides Konzept ist, das von Meinungsgezeiten hierhin und dorthin gespült wird, das sei nur am Rande erwähnt, nicht dass die Persönchen noch der Mut verlässt und sie zurückkehren auf ihr Schutzregal.


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