Perversion des menschlichen Daseins: Opfer, Verzicht, Armut – Selbstschädigung als politisches Programm

Es gab einmal Sozialpsychologen, die dachten, es gebe zwei Möglichkeiten, um Menschen im Hinblick auf ihre Handlungsentscheidungen zu beeinflussen: Belohnung und Bestrafung.

Das macht Sinn, denn wenn man etwas tut, dann verspricht man sich einen Nutzen davon, keinen Schaden. Und wenn ein Schaden droht, dann ist das Grund genug, die entsprechende Handlung zu vermeiden. Auf dieser Logik basiert Abschreckung wie sie z.B. im Strafgesetzbuch detailliert ausformuliert ist. Auf dieser Logik basiert Erziehung. Letztlich basieren Gesellschaften auf dieser Logik: Man kooperiert mit anderen, wegen eines dabei erwirtschafteten Nutzens und sieht davon ab, anderen zu schaden, wenn ein eigener Schaden droht.

Obschon es Leute gibt, die allen Ernstes erzählen wollen, es gäbe altruistische Handlungen, ist uns bislang keine einzige Handlung bekannt, die nicht mindestens einen psychologischen Nutzen für denjenigen hat, der sie ausführt.

Einigen wir uns also bis hierhin darauf, dass zwei Grundlagen Kooperation zwischen Menschen ermöglichen: Belohnung und Bestrafung. Wer geht zur Arbeit, wenn er nicht dafür belohnt wird? Wer sieht davon ab, andere zu bestehlen, wenn er nicht damit rechnen muss, dafür bestraft zu werden? Sicher, man kann an dieser Stelle eine dritte Variable einführen: Moral, die es verbietet, andere zu schädigen. Aber letztlich lässt sich auch Moral auf eine Entscheidung, moralisch sein zu wollen, zurückführen. Denn: warum sollte man moralisch sein wollen, wenn nicht, weil man sich einen Vorteil davon verspricht oder einen Schaden vermeiden will? Das ist letztlich die Sichtweise, die Thomas Hobbes in seinem Leviathan ausgeführt hat: Er führt alle Errungenschaften menschlichen Zusammenlebens letztlich auf die Vernunft zurück. Die Entscheidung, Belohnung Bestrafung vorzuziehen.

Seit einigen Jahren gibt es eine großangelegte Aktion interessierter Kreise, die versuchen, diese Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu zerstören. Die versuchen, selbstschädigendes Verhalten zu bewerben und zu befördern, um daraus für sich einen Vorteil zu ziehen.

Diese morbide Pervertierung des menschlichen Daseins kommt in Formulierungen wie:

  • Leben in Freiheit ist nicht gratis;
  • Verteidigung der Freiheit verlangt Opfer;
  • Verzicht ist Solidarität;

Der Anschlag auf gesellschaftliche Grundlagen ist ein kollektivistischer Anschlag, der von Individuen selbstschädigendes Verhalten verlangt, um dadurch einem größeren, amorphen und immateriellen Guten gerecht zu werden. Die Perversion menschlichen Daseins könnte kaum größer ausfallen.

Diese Perversion, sie findet ihren Ausdruck in dem, was wir die Politik der Häme genannt haben, wenn ein Polit-Darsteller, der Wirtschaftsminister sein will und als solcher sein Amt eigentlich dazu nutzen muss, den Wohlstand der deutschen Bevölkerung zu mehren, Bürger dazu aufruft, Verzicht zu üben, um Vladimir Putin zu schädigen.

Diese Perversion wird von Christian Lindner zum Ausdruck gebracht, wenn er staatliche Maßnahmen, um die Kostensteigerungen bei Energie abzumildern, ausschließt, und sich stattdessen zu der Aussage versteigt, die Kosten zu schultern und für den Fall, dass das nicht möglich sein sollte, in Armut zu leben, das sei “Solidarität mit der Ukraine” oder in seinen Worten:

“Wir müssen gemeinsam erkennen, dass es auch unser Beitrag zur Solidarität mit der Ukraine ist, negative wirtschaftliche Auswirkungen in Kauf zu nehmen”.

Wenn einem angeblich Liberalen, der sich als Finanzminister aufführt, nicht einfällt, dass man, um die Heizkosten oder die Treibstoffkosten zu reduzieren, STEUERN streichen könnte, dann ist offenkundig, dass das einzige Motiv, das die derzeitige Oligarchie an der Spitze der politischen Korruption, die deutsches Regierungssystem ist, nur noch darum geht, Bürger zu schädigen und den eigenen Nutzen, den sie mit dem Nutzen des Staates verquickt haben, zu mehren.

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Und natürlich steht die Aussage, höhere Kosten und damit einhergehend, geringere Freiheit sei solidarisch, denn Ressourcen sind begrenzt und Freiheit in westlichen Gesellschaften etwas, das man sich mehr oder minder erkaufen muss, in einer Reihe mit dem Vorschlag, man möge sich doch eine Kugel durch den Kopf jagen, aus Solidarität mit den Opfern von Al Kaida. Indes, das wäre unpopulär, denn Selbtschädigung muss so verpackt werden, dass derjenige, der sich tatsächlich selbst schädigt, dem Eindruck erliegen kann, er würde nicht sich selbst schädigen, sondern andere “unterstützen”.

Wenn es darum geht, Aberwitz in sprachliche Verpackung zu stopfen, dann ist Martin Ganslmeier immer eine gute Adresse. Der Mann vom NDR, bei dem wir uns seit Jahren fragen, was das, was er zwischen beiden Ohren feil bietet, eigentlich für einen Zweck hat, er fordert in einem Kommentar die Deutschen zum Verzicht auf, um über Verzicht, “Putin an seiner Achillesferse zu treffen”. Die Achillesferse von Putin, so Ganslmeier, das sei Erdgas, Kohle und Öl.

“Die Politik muss dringend die Bürger darauf vorbereiten, dass die Verteidigung der Freiheit auch von uns Opfer verlangt.”

So schwadroniert Ganslmeier, der Selbstzufriedene, denn er hat diese Notwendigkeit ja bereits erkannt, kann sie formulieren, weiß, dass es darum geht, auf “Erdgas, Kohle und Öl aus Russland zu verzichten, [damit] … nicht weiterhin jeden Tag eine Milliarde Euro in Putins Kriegskasse fließt”. Da ist sie wieder, die Frage, was dieses Gehäuse zwischen den Ohren von Ganslmeier für einen Zweck erfüllt.

Im Jahr 2021 haben Deutschland und Russland Waren im Gesamtwert von rund 60 Milliarden Euro ausgetauscht. Russland gehört zu den wenigen Ländern, mit denen Deutschland eine negative Zahlungsbilanz vorzuweisen hat. Rund 6,5 Milliarden Euro hat Russland 2021 gegenüber Deutschland gut gemacht, vornehmlich durch den Verkauf von Erdöl, Erdgas, Kohle und Metallen, die sich zusammen auf 26,1 Milliarden Euro summierten, 98% des Werts der russischen Exporte nach Deutschland. Erdgas, Erdöl und Kohle addieren sich auf 21,6 Milliarden Euro im Jahre 2021, das macht pro Tag einen Wert von 71,5 Millionen Euro, die nach Russland fließen, nicht etwa in die Kriegskasse von Putin, denn auch russische Unternehmen haben Unkosten und erwirtschaften Gewinn nur dann, wenn der Umsatz die Kosten übesteigt. In jedem Fall hat sich Herr Ganslmeier mit der einen Milliarde täglich, die in Putins Kriegskasse fließt, mindestens um den Fakor 14 verrechnet. Vermutlich mit Absicht, um ein wenig zu dramatisieren, um die Notwendigkeit für Bürger, selbstschädigendes Verhalten durch Verzicht zu üben, deutlicher zu machen.

Zu Deutsch: Ganslmeier betrachtet Lügen wohl als Mittel zum Zweck, und der Zweck ist die Pervertierung der menschlichen Existenz, denn ein “Leben in Freiheit ist nicht gratis”, so schreibt er, und hat natürlich Recht. Solange man seine Freiheit gegen Übergriffe von Leuten wie Ganslmeier verteidigen muss, ist Freiheit nicht gratis. Doch zurück zum Kern der Sache, dem Versuch, Bürgern selbstschädigendes Verhalten als “Solidarität”, “Verteidigung der Freiheit”, “Preis der Freiheit” schmackhaft zu machen.

Der Idealbürger, wie ihn sich die Ganslmeiers vorstellen

Der Kern dieser Perversion ist die Aussage, dass Einschränkung Freiheit sei oder zu Freiheit führe, wobei die Perversion bei Ganslmeier noch weiter getrieben wird, denn die Einschränkung führt nicht zu eigener, sondern zu einer amorphen Freiheit, die bei den Leuten, denen sie angeblich zugeschrieben wird, den Ukrainern, mit Sicherheit nie ankommen wird.

Leute wie Ganslmeier, von denen wir uns fragen, ob der Versuch, andere um den Verstand zu reden, bei ihnen erfolgreich war, was voraussetzt, dass Verstand vorhanden war und somit die Frage absurd werden lässt, Leute wie Ganslmeier sind offenkundig instrumentell, für diejenigen, die Anstoß daran nehmen, dass es Bürgern in westlichen Gesellschaften gut geht, gut gegangen ist. Leute, die jeden Vorwand aufgreifen, wenn er verspricht, die Lebensqualität der Bürger, deren Wohlstand und damit deren Unabhängigkeit zu beschädigen, am besten zu zerstören. Leuten, denen totalitäre Gefängnisse als Gesellschaft vorschweben, Gefängnisse, in denen sie Wärter spielen wollen. Leute, die die Ganslmeiers dieser Welt benötigen, damit Absurditäten und Perversionen über den Staatsfunk in die Gehörgänge derer gespült werden, die der staatlichen Propaganda noch zugänglich sind.

Eine besonders schöne Absurdität, die uns zurückführt zur Frage, was das Behältnis zwischen den beiden Ohren von Ganslmeier für einen Zweck erfüllt, liest sich so:

“Wie also die Lücken schließen, ohne dass die Energiepreise durch die Decke gehen …,” fragt Ganslemeier und gibt gleich im nächsten Satz die Antwort: “Energie- und Wirtschaftsexperten sagen, das sei machbar, aber es würde für alle Bürger und Unternehmer teuer, vielleicht sogar sehr teuer”.

Wenn etwas sehr teuer wird, kann man dann sagen, dass die Preise für dieses Etwas “durch die Decke gehen”? Ganslmeier gehört zu denjenigen, die das seltene Talent haben, sich innerhalb von zwei Sätzen zu widersprechen und sich dabei selbst daran zu hindern, die eigene Dummheit zu bemerken, indem sie unterschiedliche Begriffe zur Beschreibung desselben nutzen. Das ist ein Talent. Irrenanstalten leben von diesem Talent ihrer Insassen.

Das bringt uns zurück zur öffentlich-rechtlichen Anstalt, die ARD ist. Wir stimmen mit Ganslmeier überein, dass es notwendig ist, Freiheit zu verteidigen, vor allem gegen Anschläge auf den Verstand, wie sie von Ganslmeier in Serie vorgebracht werden. Wir wollen deshalb konstruktiv sein und schlagen  vor, dass aus Solidarität mit der Ukraine und weil den Medienschaffenden die Freiheit der Ukrainer so sehr am Herzen liegt, so viel mehr als die Freiheit der eigenen Bevölkerung, denn gegen Teile dieser Bevölkerung haben dieselben Medienschaffenden die drakonischen und nichtsnutzenden Maßnahmen gegen COVID-19 immer verteidigt, deshalb schlagen wir vor, dass die Gebäude aller öffentlich-rechtlichen Sender ab sofort nicht mehr beheizt werden. Treffen wir Putin an seiner Achillesferse. Lassen wir diejenigen für die Freiheit der Ukrainer kämpfen, die die Freiheit der Ukrainer ständig im Mund führen.

Ein wenig frieren für die Freiheit – Mal sehen wie lange es dauert, bis einige aus den öffentlich-rechtlichen Anstalten ihren Rest-Verstand wieder entdecken.



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