Postwertzeichen – Schliemanns Schlümpfe und Helge Lindh – kommt zusammen, was unvereinbar ist?

Es geht um Briefmarken.

Falls Sie nicht wissen, wie das Motiv auf die Briefmarke, die Sonderbriefmarke, die der Bund als “Hoheitszeichen” herausgibt, kommt: Lesen Sie weiter.

Es ist wie immer eine Geschichte voller wichtiger Menschen, die ganz wichtige Dinge für uns anderen, weniger wichtige Menschen entscheiden. Denn: Was auf einer Postwertmarke abgebildet ist, das muss Gegenstand sorgfältiger Auswahl sein, an der sorgfältig ausgewählte Experten, darunter handverlesene Abgeordnete des Deutschen Bundestags beteiligt sind. Nur so ist sichergestellt, dass die Sondermarken des Jahres 2022 gesellschaftlich so bedeutende Themen abdecken wie: Rumpelstilzchen, Benjamin Blümchen und Schlümpfe, dass gesellschaftlich so wichtigen Ereignissen, wie dem 50sten Jähren der Weltumweltkonferenz in Stockholm oder dem Geburtstag von Otl Aicher (100), Heinrich Schliemann (200) oder Heinrich Heine (225) und gesellschaftliche Themen wie die “Organspende” auf Briefmarken zu Ehren kommen.

Deutsche Delegation zur Stockholm Konferenz von 1972

Nun ist jede Auswahl von Motiven natürlich Interesse geleitet, das Thema “Organspende”, eine der besten Einkommensquellen für so manchen Mediziner macht dies ebenso deutlich wie die Würdigung der “Weltumweltkonferenz 1972 in Stockholm”, die im Juni 1972 stattgefunden hat. Einer Konferenz, deren wesentliches Ergebnis in der Schaffung des Umweltprogramms UNEP der UN, mit Sitz in Nairobi, Kenia und der Schaffung von Earthwatch besteht, die gemeinsam mit 25 Prinzipien am Ende der Konferenz standen und erstmals dafür gesorgt haben, dass internationale Kooperation in Umweltfragen verbindlich verabredet wurde, womit die Grundlage für den Klimawahn, den wir heute sehen, gelegt wurde. 1972 ist auch das Jahr, in dem “The Limits to Growth“, die erste Übung in Umwelthysterie des Club of Rome erschienen ist, jenes Club of Rome dessen Existenz für die Gründung und Etablierung des World Economic Forums von Klaus Schwab so wichtig war. Alles in allem, ein schicksalträchtiges Jahr, das Jahr 1972. Ob die Mitglieder der deutschen Delegation in Stockholm wussten, wofür sie den Weg bereiten?

Und natürlich ist 1972 auch ein Jahr, in dem sich weit mehr ereignet hat, als eine Umweltkonferenz in Stockholm, aber alle anderen Ereignisse sind den Motiv-Auswählern keine Marke wert, darunter:

  • Die Olympischen Spiele in München;
  • Die ersten Bilder vom Mars, die Mariner 9 schickt;
  • Die Gründung von City, Rockband, DDR;
  • Die erste Folge von “Raumschiff Enterprise – Beam me up Scotty” flimmert über deutsche Fernseher;

Und natürlich gibt es nicht nur Positives im Jahr 1972, es gibt auch Negatives:

  • Palästinensische Terroristen nehmen israelische Sportler bei den Olympischen Spielen als Geisel, töten 11 Geiseln und einen Polizisten. Die Spiele gehen weiter.
  • Heinrich Böll erhält den Nobelpreis in Literatur;

Was für 1972 gilt, das gilt auch für andere Jahre. Ein kurzer Überblick über die Jubiläen, die unbebriefmarkt bleiben:

100 Jahre:

  • Howard Carter entdeckt den Eingang zum Grab von Tutanchamun (4. November 1922);
  • Reichspräsident Friedrich Ebert, SPD,  macht das “Lied der Deutschen” zur Nationalhymne (11. August 1922);
  • Uraufführung von F.W. Murnaus Nosferatu in Berlin (5. März 1922);
  • Gründung der AG “Pfälzer Künstler” (16. Januar 1922);

150 Jahre:

  • Ein einheitliches Strafgesetzbuch tritt für alle deutschen Bundesstaaten in Kraft (1. Januar 1872):
  • In Leipzig beginnt der Prozess wegen Hochverrats gegen August Bebel und Wilhelm Liebknecht (11. März 1872);
  • Die Dresdner Bank wird gegründet (12. November 1872):
  • In den USA erhält John G. Taylor ein Patent auf eine Achterbahn, die erste Achterbahn!
  • Erstes Fussball “Länderspiel” der Welt zwischen Schottland und England in Glasgow (November 1872);

200 Jahre:

  • Die Frankfurter Sparkasse wird gegründet (12. Juni 1822);
  • Jean Francois Champollion ist es gelungen, die Hieroglyphen mithilfe des Rosetta-Steins zu entziffern (27. September 1822)
  • Die Katholische Kirche erlaubt die Verbreitung des heliozentrischen Weltbildes (11. September 1822);
  • E.T.A. Hoffmann stirbt in Berlin (25. Juni 1822);

All das und noch viel mehr, wird zugunsten der Schlümpfe, zugunsten von Organspende und Weltumweltkonferenz ignoriert. Verantwortlich dafür ist ein Programmbeirat beim Bundesministerium für Finanzen, der mindestens einmal im Jahr auf Einladung des BMF zusammenkommt, um den Bundesfinanzminister bei der Auswahl der Themen zu beraten. Dem Programmbeirat gehören maximal 14 Mitglieder an, darunter zwei aus dem Bundestag, jedenfalls steht es so im Verteilungsschlüssel des Bundesministeriums der Finanzen. Demnach käme es in diesem Jahr zu einer Wahl zwischen vier Kandidaten, was wir nicht für sehr wahrscheinlich halten, wir denken eher, das Gremium, der Programmbeirat wird aufgeblasen, um zwei weitere MdBs erweitert, denn die Aufgabe, Schlümpfe und Benjamin Blümchen auszuwählen, die ist so wichtig, dass sie umso besser erledigt werden kann, je mehr Bundestagsabgeordnete daran beteiligt sind.

Und natürlich kann man die grafische Gestaltung der Schlümpfe und von Benjamin Blümchen auf einer Postwertmarke nicht einfach einem der 100 Grafiker überlassen, die bereit stehen, um das entsprechende Motiv zu gestalten. Die Prüfung der grafischen Qualität obliegt einem weiteren Gremium, dem Beirat für die grafische Gestaltung der Sonderpostwertzeichen beim Bundesministerium der Finanzen (Kunstbeirat), der ebenfalls mit hochkarätigen Experten, darunter zwei Kunst-Experten aus dem Bundestag besetzt ist:

Sie sehen zum einen, dass in Deutschland kein Furz gelassen werden darf, ehe nicht die Windrichtung bestimmt und die Verträglichkeit der Emission geprüft ist, sie sehen zudem, den MdB und Kunstexperten Helge Lindh.

Diesen Helge Lindh:

Den Sachverständigen in geschmackvoller Oberbekleidung, Helge Lindh:

Den ethischen Sachverständigen Helge Lindh, der unangefochten die Wahl zum Denkbehinderten der Kalenderwoche 5 gewonnen hat:

Und Sie sehen, dass selbst die letzte Nebensächlichkeit zu einem Wichtigkeitspopanz aufgeblasen und inszeniert wird …

Als Hans Herbert von Arnim den Staat als Beute der Parteien beschrieben hat, hat er untertrieben, sowas von untertrieben…


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