Paxlovid: Lauterbachs Wundermittel ist bei den meisten wirkungslos

Vor ein paar Tagen hat die ARD-tagesschau die folgende Meldung verbreitet:

Der oberste Pharmavertreter Deutschlands, der wohl einen Exklusivvertrag mit Pfizer abgeschlossen hat, um deren hoffnungsvolle Geldbringer einmal mehr zum Goldesel zu machen, will die Verschreibung von Paxlovid vereinfachen: Ärzte sollen das Medikament vorrätig halten und großzügig an diejenigen, die positiv auf COVID-19 gestestet wurden, verteilen. Ein weiterer Coup für Pfizer und seinen deutschen Partner aus der Goldgrube in Mainz, der ein paar Milliarden Euro wert sein wird, umverteilte Steuergelder, aus den Taschen der Bürger in die Taschen von Pfizer/Biontech, verteilt durch Minister Karl, bei dem sich die Frage aufdrängt, was er davon hat, Türklinken für Pfizer zu putzen.

Wäre die Verschreibung und Anwendung von Paxlovid oder Nirmatrelvir, wie es auch heißt, eine Frage des Behandlungserfolgs, dann wäre der Markerfolg des Medikaments vermutlich nicht dem vergleichbar, der sich erreichen lässt, wenn Minister Karl die Werbetrommel für Paxlovid/Nirmatrelvir rührt. Denn: das Medikament ist in erster Linie bei den meisten positiv auf COVID-19 Getesteten nutzlos und kommt in zweiter LInie mit Nebenwirkungen. In der kurzen Zeit, die Paxlovid/Nirmatrelvir auf dem Markt ist, das sind nur wenige Monate, wurden bereits 15.571 Meldungen zu Nebenwirkungen, die sich nach Verabreichung des Medikaments eingestellt haben, in der Datenbank der WHO “VigiAccess” erfasst. In der Regel handelt es sich um Erkrankungen der Verdauungsorgane, des zentralen Nervensystems bzw. der Atemwege, die sich nach Verabreichung von Paxlovid/Nirmatrelvir einstellen.

Eine neue Studie aus Israel zeigt nun, dass diesen Nebenwirkungen herzlich wenig Wirkung gegenübersteht, dass es NICHT einmal zu rechtfertigen ist, Paxlovid/Nirmatrelvir an Angehörige von Risikogruppen, die jünger als 65 Jahre sind, abzugeben. Die Studie von der wir sprechen, ist die hier:

Arbel, Ronen, Yael Wolff Sagy, Moshe Hoshen, Erez Battat, Gil Lavie, Ruslan Sergienko, Michael Friger et al. (2022). Nirmatrelvir Use and Severe Covid-19 Outcomes during the Omicron Surge. New England Journal of Medicine.

Die Autoren haben die Omikron-Welle, die durch Israel geschwappt ist, zum Anlass genommen, um die Wirkung von Paxlovid/Nirmatrelvir, das in Israel Risikopatienten verschrieben wird, zu untersuchen. Es werden also AUSSCHLIESSLICH Israelis betrachtet, die Risikofaktoren aufweisen, von denen angenommen wird, dass sie – eben wegen dieser Risikofaktoren – mit einem schwereren Verlauf einer COVID-19 Erkrankung rechnen müssen.

  • Ganz oben auf der Liste der Risikofaktoren, die hier berücksichtigt werden, steht eine Kompromittierung des Immunsystems, z.B. wegen Leukämie, HIV/AIDS usw.
  • Dann folgt bereits – aus Gründen der politischen Korrektheit -ein vermeintlich nicht vorhandener Schutz gegen COVID-19 durch COVID-19 Impfung / Gentherapie, wobei dann, wenn ein Israeli nur eine Dosis von BNT162b2 / Comirnaty erhalten hat [in Israel hat Pfizer ein Monopol] angenommen wird, dass kein Immunschutz vorhanden sei. Zumindest fragwürdig, das Ganze.
  • Ergänzt werden die beiden genannten Faktoren durch unterschiedliche Ko-Morbiditäten wie Krebs, Diabetes, neurologische Erkrankungen, Erkrankungen von Leber und Niere, auch eine Organ-Transplantation zählt als Risikofaktor.

Wer nachlesen will, kann dies in den Supplementary Materials zum oben genannten Beitrag tun.

Es ist wichtig festzustellen, dass die Personen, für die Daten im Datensatz von Arbel et al. (2022) vorhanden sind, ausschließlich Personen sind, die als RISIKOPATIENTEN im Falle einer COVID-19 Erkrankung gezählt werden. Alle Patientendaten stammen aus dem Clalit Health System. Insgesamt finden sich darin 109.254 Israelis, die im Zeitraum vom 9. Januar bis zum 31. März 2022 positiv auf SARS-CoV-2/Omikron [b.1.1.529] getestet wurden, darunter 3.902 positiv Getestete, die mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt wurden. Für diese beiden Gruppen haben die Autoren die Fälle gesammelt, in denen eine Hospitalisierung erfolgt ist, und sie haben die Fälle gesammelt, in denen der Patient verstorben ist.

Wir haben die Ergebnisse der Autoren genommen und in einer – wie wir denken – etwas übersichtlicheren Weise zusammengestellt und zudem das Risiko, an/mit COVID-19 hospitalisiert zu werden bzw. zu versterben, auf Basis der Rohdaten neu berechnet. Die Autoren berechnen Hazard Ratios auf Basis einer COX-Regression, indes, jeder, der schon einmal eine COX-Regression gerechnet hat, weiß wie willkürlich die Ergebnisse dann werden, wenn das Ereignis, das zur Schätzung des Verlaufs genutzt wird, also Hospitalisierung ja/nein bzw. Tod ja/nein selten und zwischen Gruppen sehr ungleich verteilt ist. Man sieht das in der Regel an einer horizontalen Linie im graphischen Output, die parallel zur x-Achse verläuft, das sieht dann so aus:

Die Autoren vermeiden es, Gütemaße für ihre COX-Regression anzugeben. Indes, wer einen Verlauf wie den dargestellten sieht, der benötigt keine Gütemaße um zu wissen, dass hier keine signifikanten Ergebnisse vorliegen.

Also kehren wir zurück zum guten alten Taschenrechner.
Falls Sie zu einer Risikogruppe gehören, dann können Sie anhand der Daten, die wir nun zusammengestellt haben, und angesichts der Nebenwirkungen, die wir oben kursorisch zusammengestellt haben, für sich entscheiden, ob das Kosten/Nutzen-Verhältnis für oder gegen eine Anwendung spricht:

  • Wahrscheinlichkeit, hospitalisiert zu werden:
    • 40-64jährige aus der Risikogruppe
      • Mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt: 1.418, hospitalisiert: 7, Risiko: 0,5%;
      • Nicht behandelt 65.015, hospitalisiert: 327, Risiko: 0,5%:
    • 65+jährige aus der Risikogruppe:
      • Mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt: 2.484, hospitalisiert: 11, Risiko: 0,44%;
      • Nicht behandelt 40.377, hospitalisiert 766; Risiko: 1,9%;
  • Wahrscheinlichkeit mit/an COVID-19 zu versterben:
    • 40-64jährige aus der Risikogruppe:
      • Mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt: 1.418, verstorben: 1, Risiko: 0,07%;
      • Nicht behandelt: 65.015, verstorben: 16, Risiko: 0,02%
    • 65+jährige aus der Risikogruppe:
      • Mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt: 2.484, verstorben: 2, Risiko: 0,08%;
      • Nicht behandelt: 40.377, verstorben: 158, Risiko: 0,4%;

Insbesondere für 40 bis 64jährige ergibt sich keinerlei Nutzen aus einer Behandlung mit Paxlovid/Nirmatrelvir und wenn man das Ausmaß des jeweiligen Risikos betrachtet, wegen  [oder mit?] COVID-19 hospitalisiert zu werden bzw. daran zu versterben, dann stellt sich die Frage nach dem Nutzen von Paxlovid/Nirmatrelvir neu. Indes, die Autoren sehen, wenig überraschend diesen Nutzen für Risikopatienten, die das 65. Lebensjahr erreicht haben und sie sehen es für Risikopatienten, die 40 Jahre und älter sind, wenn diese über keine vorausgehende Immunisierung verfügen, worunter die Autoren verstehen, dass der jeweilige Patient nie mit SARS-CoV-2 infiziert, nicht geimpft oder nur einmal geimpft ist. Eine Sammelkategorie, die man eigentlich nicht interpretieren kann. Die Autoren tun es dennoch, und zwar auf Basis dieser Ergebnisse:

  • Nicht immunisierte Israelis [einmal oder nicht geimpft] aus der Risikogruppe:
    • 40-64jährige: 20.555, hospitalisiert: 183, Risiko: 0,9%, Risiko nach Behandlung mit Paxlovid/Nirmatrelvir: 0,2%;
    • 65+jährige: 3.318, hospitalisiert: 277; Risiko: 8,3%, Risiko nach Behandlung mit Paxlovid/Nirmatrelvir: 1,2%;

Die dargestellten Ergebnisse sind Tabelle S5 aus den Supplementary Materials entnommen bzw. von uns berechnet worden. Das ist die Tabelle:

Das sind Ergebnisse, die eine COX-Regression produziert hat. Sie erinnern sich vielleicht: Wir haben oben auf die Problematik sehr schiefer Verteilungen im Kontext einer COX-Regression hingewiesen. Hier ist sie deutlich zu sehen. “Nirmatrelvir therapy” soll für beide Altersgruppen das Risiko einer Hospitalisierung deutlich reduzieren um 73% [1-0,23*100] für 40-64jährige um 85% für 65+jährige. Indes reicht ein Blick auf das Konfidenzintervall, die beiden Zahlen in Klammern, um den Unfug, der hier berechnet wurde, deutlich zu machen. Eine Behandlung mit Paxlovid/Nirmatrelvir hat für 40 bis 64jährige entweder die Reduktion des Risikos einer Hospitalisierung um 97% oder deren Erhöhung um 67% zur Folge. Das ist Blödsinn, den jedes Statistikprogramm ausgibt, wenn die Daten nicht den Mindestanforderungen entsprechen, die erfüllt sein müssen, um sinnvolle Berechnungen durchzuführen. Die Erwartung ist, dass diejenigen, die ein solches Ergebnis errechnen, erkennen, dass es sich dabei um Blödsinn handelt. Im vorliegenden Fall wird diese Erwartung enttäuscht. Die Autoren aus Israel interpretieren den Junk aus Tabelle S5 munter und knüpfen daran die Empfehlung, dann, wenn Personen an COVID-19 erkranken und nicht oder nur einmal geimpft sind, Paxlovid/Nirmatrelvir zu verabreichen. Das sind dieselben Autoren, die das folgende Ergebnis unbeachtet lassen:

  • Wahrscheinlichkeit mit/an COVID-19 zu versterben:
    • 40-64jährige aus der Risikogruppe:
      • Mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt: 1.418, verstorben: 1, Risiko: 0,07%;
      • Nicht behandelt: 65.015, verstorben: 16, Risiko: 0,02%

Für 40-64jährige aus der Risikogruppe, so zeigen ihre eigenen Ergebnisse, ist das Risiko an COVID-19 zu versterben dann höher, wenn sie mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt wurden als wenn sie nicht mit Paxlovid/Nirmatrelvir behandelt wurden. Es ist, mehr als doppelt so hoch, um genau zu sein.

Die Not mancher Wissenschaftler, die eigenen Ergebnisse politisch korrekt zu schreiben, ist erschreckend.



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