Pflanzliche Heil- oder Hausmittel wissenschaftlich untersucht: Wie wirksam sind sie?

Im Gesundheitsreport aus dem Jahr 2019 der STADA Arzneimittel AG wird berichtet:

„… 14 Prozent [der 18.010 Befragten zwischen 18 und 99 Jahren in neun europäischen Ländern], also nahezu jeder Siebte, habe den Glauben an die klassische Medizin weitgehend oder vollständig verloren“ (STADA 2019: 10-11),

während 64 Prozent aller Befragten im Jahr 2019 der „klassischen Medizin“ „vertrau[t]en“ (STADA 2019: 8, Abbildung).

„Ein Fünftel setzt – ergänzend zur klassischen Medizin – auf Alternativen wie Homöopathie und Akupunktur sowie auf funktionelle Lebensmittel wie Probiotika. Dafür zeigen sich Frauen offener als Männer: Jede vierte Frau schwört darauf, aber nur etwa jeder sechste Mann“ (STADA 2019: 10).

Weiter unten im Bericht ist die Rede von „27 Prozent Hausmittelanhängern“, d.h. von Personen, die

„… sobald sie erste Symptome einer leichten Erkrankung spüren … [auf]Hausmitteln wie Tee, Hühnerbrühe, Zwieback oder eine Wärmflasche [setzen]. Vor allem Menschen über 50 Jahre setzen bevorzugt darauf … Auf dem Spitzenplatz in der Kategorie liegen die Deutschen: Von ihnen setzt jeder Zweite auf Hausmittel“ (STADA 2019: 11).

Auch

„… Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel etablieren sich immer mehr als Teil eines gesunden Lebensstils. Für 28 Prozent der befragten Europäer gehören sie schon heute dazu“ (STADA 2019: 6).

Und im STADA-Gesundheitsreport 2020 lesen wir:

„Bis zu 16 Prozent [der Befragten in den verschiedenen Ländern] (wie in Russland) haben in Zeiten des Coronavirus den Glauben an die Gesundheitsversorgung komplett verloren (länderübergreifend unter allen Befragten neun Prozent) …  Zehn Prozent möchten sich künftig mehr auf Selbstmedikation verlassen. Das gilt vor allem für Spanier: Hier sind es 20 Prozent der Befragten“ (STADA 2020: 21).

Vor dem Hintergrund dieser Daten, angesichts dessen, was in der jüngeren Vergangenheit mit Bezug auf die „Impf“-Stoffe gegen Covid-19 bekanntgeworden ist, und angesichts zunehmend bekannt werdender Probleme der (westlichen) Schulmedizin, z.B. mit Bezug auf Resistenzen gegen Antibiotika, und einem zunehmenden Bewusstsein über die Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die in der Schulmedizin standardmäßig eingesetzt werden, sowie über mögliche nachteilige Interaktionen zwischen diesen Arzneimitteln ist es sinnvoll, wenn nicht notwendig, in Sachen alternative Heilmittel und speziell pflanzliche Heimittel sozusagen die Spreu vom Weizen zu trennen, indem man der Frage nachzugeht, welche wissenschaftlichen Befunde es zu welchen Wirkungen welcher Pflanzen(bestandteile) vorliegen.

Tatsächlich ist es irreführend, eine Dichotomie zwischen Arzneimitteln der (westlichen) Schulmedizin und „alternativen“ Heilmitteln herstellen zu wollen, zumindest dann, wenn man unter die „alternativen“ Heilmittel pflanzliche Mittel fasst, denn pflanzliche Bestandteile bilden oft die Basis für die pharmazeutische Entwicklung von Arzneimitteln oder sind im Endprodukt enthalten. Die Forma Bionorica, ein Hersteller von rein pflanzlichen Arzneimitteln mit Hauptsitz in Bayern, beschreibt den Unterschied zwischen rein pflanzlichen Arzneimitteln oder Phytopharmaka und chemisch-synthetischen Arzneimitteln wie folgt:

„We develop and produce evidence based phytotherapeutics, i.e. herbal remedies based on scientific studies and modern research, for decades. In contrast to chemical-synthetic drugs, the active ingredients in herbal drugs does not consist of a single isolated substance. Herbal medicinal products are complex multi-substance mixtures, where every single substance makes up its active ingredient”.

“Wir entwickeln und produzieren seit Jahrzehnten evidenzbasierte Phytotherapeutika, d.h. pflanzliche Heilmittel, die auf wissenschaftlichen Studien und moderner Forschung basieren. Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Arzneimitteln bestehen die Wirkstoffe in pflanzlichen Arzneimitteln nicht aus einer einzigen isolierten Substanz. Pflanzliche Arzneimittel sind komplexe Mehrstoffgemische, bei denen jede einzelne Substanz den Wirkstoff bildet“.

Bionorica stellt z.B. das bekannte Sinupret her, das u.a. gepulvertes Eisenkraut, gepulverte Enzianwurzel und gepulverte Holunderblüten enthält.

Um die Wirksamkeit solcher Mitteln ein- und ggf. wertschätzen zu können, ist es hilfreich, sich eigenes Wissen über die wissenschaftlich belegbaren Effekte von Pflanzen, die in solchen Mitteln verarbeitet sind, anzueignen.

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Der weit überwiegende Teil der Pharmaindustrie, der sich nicht auf die Entwicklung und Produktion von Phytopharmaka spezialisiert hat, sondern chemisch-synthetische Arnzeimittel herstellt, hat als solcher kein Interesse daran, dass sich Wissen um wissenschaftlich belegbare medizinisch wünschenswerte Effekte, z.B. antibakterielle oder antivirale Effekte, von Pflanzen verbreitet. Für Menschen, die vergleichsweise leichte Beschwerden haben und sich selbst medikamentieren wollen oder die vom Arzt eine Diagnose samt eines ihr entsprechenden Rezeptes für chemisch-synthetische Arnzeimittel – und ggf. ohne Aufklärung über rein pflanzliche Alternativen – erhalten haben, ist es wichtig, gg. die Existenz pflanzlicher Alternativen zu kennen und sich ein Bild von ihrer Wirksamkeit und ggf. von ihren Nebenwirkungen machen zu können.

Bislang treffen viele Menschen entweder gar keine bewusste Entscheidung über die Einnahme eines Medikamentes, das ihnen der Arzt verschrieben hat, oder sie entscheiden sich bewusst, wann immer es möglich erscheint, gegen solche Medikamente und vielleicht für eine Selbstmedikamentierung mit pflanzlichen Mitteln aufgrund einer vagen Vermutung, dass, was natürlich sei, auch gut sein müsse und jedenfalls nicht schaden könne. Beides halten wir für einigermaßen unverantwortlich. Und deshalb planen wir, unsere Leser in Zukunft einigermaßen regelmäßig über die wissenschaftlich belegbaren Effekte verschiedener pflanzlicher Arzneimittel aufzuklären, selbstverständlich ohne damit eine Form medizinisch qualifizierter Beratung anzubieten, die sie sich bei entsprechend geschultem Personal holen müssen. Wir wollen damit aber dazu beitragen, dass unsere Leser in ein Gespräch mit medizinisch geschultem Personal besser vorbereitet hineingehen können und der Verantwortung für die eigene Gesundheit bzw. im Umgang mit dem eigenen Körper besser gerecht werden können.

Wir werden die neue Reihe demnächst beginnen und auf die wissenschaftlichen Befunde zur Wirksamkeit von Kurkuma im Kampf gegen Diabetes Mellitus vom Typ 2, also der sogenannten Altersdiabetes, die jedoch auch immer mehr junge Menschen trifft, eingehen.


Literatur:

STADA Arzneimittel AG, 2020: STADA Health Report 2020: Gesundheit auf allen Wegen? So geht Europa Richtung Zukunft. Bad Vilbel: STADA.

STADA Arzneimittel AG, 2019: STADA Group Gesundheitsreport 2019: 18.000 Befragte. Neun Länder. Ein Thema: Die Zukunft deiner Gesundheit. Bad Vilbel: STADA.

 

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