CBD: Das Cannabinoid der Cannabis sativa-Pflanze wirkt anti-inflammatorisch und anti-viral – und ist auch wirksam gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2

Cannabis (Hanf), eine aus Zentralasien stammende Pflanze, gehört zu den ältesten von Menschen kultivierten Pflanzen; in Europa ist sie möglicherweise bereits in der Bronzezeit oder sogar schon im Neolithikum angebaut worden (Mercuri et al. 2002: 264). Die Pflanze wurde u.a. als Tierfutter verwendet, aus ihren Fasern wurden Seile und Textilien angefertigt, und aus ihren Samen kann Speiseöl gewonnen werden. Darüber hinaus wurden/werden verschiedene Bestandteile der Pflanze für medizinische Zwecke verwendet. Zur Nutzung der psychoaktiven Eigenschaften von Cannabis werden die getrockneten Blüten zerrieben und in handgerollten Zigaretten als „Joints“ oder in Pfeifen oder Wasserpfeifen geraucht, oder mit Wasser aufgegossen und als Tee getrunken – das sind die sogenannten Marihuana-Zubereitungen –, oder es wird eine ölige Zubereitung, das sogenannte Haschisch-Öl, auch Honig-Öl oder Cannabis-Öl genannt, aus dem komprimierten und gereinigten Harz – aus den Trichomen bzw. harzabsondernden Drüsen – der weiblichen Cannabis-Pflanze hergestellt, die – ggf. unter Vermischung mit Tabak – geraucht, eingeatmet oder oral zugeführt werden kann und eine stärkere psychaktive Wirkung hat als Marihuana.

Der hauptsächliche Bestandteil mit psychoaktiver Wirkung in Cannabis – sei es als Cannabis sativa L. oder als Cannabis indica klassifiziert; diese botanische Unterscheidung hat ohnehin keine belastbare genetische Grundlage (s. McPartland 2018; Sawler et al. 2015) – ist das sogenannte THC (∆-9 tetrahydrocannabinol). (Gemäß des Bundesgesetzes der USA gilt Cannabis mit einem Gehalt von weniger als 0,3% THC nicht als Marihuana, sondern als „industrial hemp“, d.h. industrieller oder Nutz-Hanf). Bei THC handelt es sich um eines von mehr als einhundert bekannten Phytocannabinoiden, die bislang in der Cannabis-Pflanze identifiziert wurden. Phytocannabionoide, d.h. von Pflanzen hergestellte Cannabinoide, sind den Endocannabinoiden im Endocannabinoid-System (ECS) im menschlichen Körper sehr ähnlich. Das ECS wiederum ist ein umfangreiches Netzwerk von chemischen Signalen und zellulären Rezeptoren, die überall im menschlichen Körper (und in dem, wie es scheint, aller Tiere, aber jedenfalls in den Körpern aller Wirbeltiere) vorhanden sind. Dieses Netzwerk ist ein sekundärer Metabolismus insofern es eine Vielzahl von Funktionen des menschlichen Körpers regelt; es regelt den Hormonhaushalt, den Appetit, das Schmerzempfinden, den Schlaf, sorgt für Temperaturausgleich uvam. (Bellocchio et al. 2008; Pagotto et al. 2006).

Quelle: https://sonapharmacy.com/what-is-the-endocannabinoid-system/

Das ECS ist eine vergleichsweise neue Entdeckung; es wurde erst am Ende der 1980er-Jahre entdeckt, und zwar als Folge von Forschung, die klären sollte, wie und warum Cannabis psychoaktiv auf Menschen wirkt bzw. warum Marihuana-Konsum „high“ macht. Festgestellt wurde im Zuge dieser Forschung, dass im Körper von Versuchstieren ebenso wie von Menschen Rezeptoren vorhanden sind, die auf die Verbindungen, die im Harz der Cannabis-Pflanze vorkommen, reagieren. Es wurden zwei Rezeptoren, CB1 und CB2 genannt (eben weil sie mit THC reagieren), identifiziert:

“Researchers soon identified a second type of cannabinoid receptor, dubbed ‘CB2’, which is prevalent throughout the immune system and the peripheral nervous system. CB2 receptors are also present in the gut, spleen, liver, heart, kidneys, bones, blood vessels, lymph cells, endocrine glands and reproductive organs. The CB1 receptor mediates psychoactivity. CB2 regulates immune response” (Lee 2012: o.S.);

d.h.

„Forscher entdeckten bald einen zweiten Typ von Cannabinoidrezeptoren, den so genannten CB2-Rezeptor, der im gesamten Immunsystem und im peripheren Nervensystem verbreitet ist. CB2-Rezeptoren sind auch im Darm, der Milz, der Leber, dem Herzen, den Nieren, den Knochen, den Blutgefäßen, den Lymphzellen, den endokrinen Drüsen und den Fortpflanzungsorganen zu finden. Der CB1-Rezeptor vermittelt die Psychoaktivität. CB2 reguliert die Immunantwort” (Lee 2012: o.S.).

Inzwischen weiß man, dass die Dinge komplizierter liegen, dass nämlich von Pflanzen produzierte Cannabinoide auf den menschlichen oder tierischen Körper auch auf anderen Wegen als über die CB1- oder CB2-Rezeptoren das ECS direkt oder indirekt beeinflussen (Di Marzo & Piscelli 2015: 694; 695).

Halten wir fest: Als „Cannabinoide“ werden alle chemischen Substanzen, unabhängig von ihrer chemischen Struktur und ihrer Herkunft, bezeichnet, die an die CB1 und CB2 genannten Rezeptoren im Körper (mehr oder weniger leicht) „andocken“ können, und sie führen einen Teil des Wortes „Cannabis“ in ihrem Namen, weil diese Substanzen bzw. die Rezeptoren, an die sie „andocken“ können, im Zuge der Forschung über die psychoaktive Wirkung der Cannabis-Pflanze entdeckt wurden. Es handelt sich also um eine empirisch-funktional definierte Gruppe von Substanzen, keine taxonomisch-strukturell definierte.

Wie die Forschung der letzten Jahrzehnte ergeben hat, sind Cannabinoide nicht nur in der Cannabis-Pflanze enthalten, sondern auch in anderen Pflanzen, darunter in verschiedenen Spezies von Echinacea, in Helichrysum umbraculigerum, einer in Südafrika heimischen Pflanze, und in Radula marginata, in Deutschland auch als Lebermoos bezeichnet (Berman et al. 2023; Pollastro et al. 2017; Toyota et al. 2002; Woelkart et al. 2008). Von Pflanzen produzierte Cannabinoide werden oft als „Phytocannabinoide“ bezeichnet, um sie von solchen Cannabinoiden zu unterscheiden, die der menschliche (oder tierische) Körper selbst produziert; Letztere werden als „Endocannabinoide“ bezeichnet. Die am besten erforschten Endocannabinoide sind die Anandamide und das sogenannte 2-AG, das für „2-arachidonoylglycerol“ steht (Di Marzo & Piscitelli 2015), von deren vielfältigen Zusammenhängen mit Phytocannabinoiden die folgende Abbildung einen visuellen Eindruck gibt (auch wenn man die einzelnen in ihr benutzten Abkürzungen nicht kennt und die in ihr dargestellten Mechanismen nicht versteht):

Quelle: Di Marzo & Piscitelli 2015: 693 (Figure 1)

Diese komplizierte Lage der Dinge verweist auf einen nach wie vor sehr hohen Forschungsbedarf, aber auch auf die vielfältigen potenziell vorhandenen Möglichkeiten, Phytocannabinoide zur Prävention von Erkrankungen, Erleichterung von Beschwerden oder sogar Heilung von Krankheiten einzusetzen, wenn es gelingt, sie so einzusetzen, das das ECS in seinen Funktionen unterstützt wird.

Quelle

Lange bevor THC im Jahr 1964 von dem israelischen Chemiker Raphael Mechoulam – der im März dieses Jahres im Alter von 92 Jahren verstorben ist; ein Interview mit ihm aus dem Jahr 2007 können Sie hier nachlesen – als der hauptsächliche psychoaktive Bestandteil der Cannabis-Pflanze identifiziert wurde, hat der irische Arzt William Brooke O’Shaughnessy, der von 1808 bis 1889 lebte, Experimente mit Bezug auf die pharmakologischen und toxikologischen Eigenschaften von Cannabis Indica durchgeführt und sie zur Behandlung von Tetanus, Tollwut und Krampfanfällen bei Säuglingen vorgeschlagen (O’Shaughnessy 1843; s. hierzu auch MacGillivray 2017; Zuardi 2006).

Stasiłowicz et al. (2021: 2) berichten, dass Cannabis im Jahr 1851 zum ersten Mal in die dritte Ausgabe des amerikanischen Arzneibuchs aufgenommen wurde, und zwar mit Bezug auf die Verwendung von Cannabisblüten als Analgetikum, Antikonvulsivum und Hypnotikum, aber im Jahr 1941 von der American Medical Association für die zwölfte Auflage der U.S.-Pharmacopeia wieder entfernt wurde.

Heute sind einige Phytocannabinoide bzw. synthetisch hergestellte Varianten von Phytocannabinoiden für die Verwendung in Medikamenten zugelassen. So hat die U.S.-amerikanische FDA im Jahr 2018 das Medikament namens „Epidiolex“ zur Behandlung von epileptischen Anfällen im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom, Dravet-Syndrom oder dem Tuberösen Sklerosekomplex zugelassen, dessen hauptsächliche aktive Zutat das Cannabinoid CBD ist. CBD ist das in der Cannabis-Pflanze nach dem THC am zweitstärksten vertretene Cannabinoid. Ein Jahr später wurde Epidiolex unter dem Namen „Epidyolex“ in der EU und im Vereinigten Königreich zugelassen. Das Medikament „Canemes“ enthält den Wirkstoff „Nabilon“, bei dem es sich um eine vollsynthetische Variante von THC handelt. Es wird zur Behandlung von erwachsenen Krebspatienten mit Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie eingesetzt (sofern sie nicht auf andere antiemetischen, d.h. den Brechreiz reduzierenden, Behandlungen, ansprechen). Das über die Mundschleimhaut aufzunehmende Spray „Sativex“ ist ein Medikament für Multiple Sklerose-Patienten mit resistenter Spastik; es enthält den Wirkstoff „Nabiximols“, bei dem es sich um ein Ganzpflanzenextrakt aus Cannabis sativa L. handelt, das wiederum zu gleichen Anteilen THC und CBD enthält.

Aufgrund der Abwesenheit psychoaktiver Effekte und der im Vergleich zu anderen Cannabinoiden weitgehenden Abwesenheit von Nebenwirkungen (Bilbao & Spanagel 2022: 17; 20; 21; Chesney et al. 2020: 1801) von CBD ist dieses Cannabinoid für die Medizin von besonderem Interesse. Und das schlägt sich in der Häufigkeit entsprechender Forschung nieder: Seit dem Jahr 2000 werden in „pubmed“, einer Datenbank, in der biomedizinische Fachveröffentlichungen geführt werden, 9.636 Veröffentlichungen zum Thema CBD geführt. Erforscht werden die Wirkungen von CBD vor allem als Schmerzmittel, bei psychiatrischen Störungen, im Kampf gegen Rheuma, die Alzheimer-Krankheit und gegen Krebs. (Jeder kann die Datenbank nach dem Stichwort „CBD“ durchsuchen und sich hiervon selbst überzeugen.) Klinische Studien sind im Rahmen dieser Forschung noch vergleichsweise selten; „pubmed“ führt für den genannten Zeitraum 404 Veröffentlichungen zu den Wirkungen von CBD, die auf klinischen Studien basieren. Unter diesen wiederum sind 310 Veröffentlichungen, die auf randomisierten kontrollierten Studien (RCT für „randomized controlled trials“) basieren, die derzeit als die Studien mit dem besten Studiendesign gelten.

Auch, wenn die Mehrzahl dieser Studien im Anschluss an die Darstellung der eigenen Ergebnisse weitere systematische Forschung, besonders in Form von RCTs, anmahnt, so dürfen die antiemetische, analgesische, antikonvulsive und antiinflammatorische Wirkung von CBD sowie seine Fähigkeit, den Muskeltonus zu verbessern, die Stimmung zu heben, kognitive Leistungsfähigkeit zu befördern, und den Appetit anzuregen (s. Verweise auf Forschungsergebnisse hierzu z.B. bei Henshaw et al. 2021: 178 bzw. Endnoten 3 bis 8), inzwischen als empirisch gesichert gelten. Einigen Autoren gilt CBD bereits als „Wunderdroge“ („wonder drug“; Khalid et al. 2021: 1564).

Es ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend, dass in den letzten Jahren auch über das Potenzial von CBD im Zusammenhang mit Covid-19 diskutiert wurde (m.W. beginnend mit Hill 2020), wobei die antiinflammatorische Wirkung und seine antimikrobielle oder speziell antivirale Wirkung (Blaskovich et al. 2021; Mahmud et al. 2022; Sea et al. 2023) im Zentrum des Interesses steht. Und es dürfte auch nicht überraschend sein, dass just im Zusammenhang mit CBD als Waffe gegen Covid-19 Autoren auf den Plan getreten sind, die sich gegen (ihrer Meinung nach)

“[f]alse marketing claims of ‚immune boosting‘ or antiviral effects …” (Brown 2021),

d.h.

„falsche Marketingbehauptungen über ‘immunstärkende’ oder antivirale Wirkungen …“ (Brown 2021),

von CBD verwahren wollten, oder in (ihrer Meinung nach)

“[u]nsubstantiated health claims for COVID-19 infections …” (Tran et al. 2021),

d.h.

„unbegründeten gesundheitsbezogene Angaben für COVID-19-Infektionen …“ (Tran et al. 2021)

eine „Rückkehr zur Schlangenöl-Medizin“ („return of snake oil medicine“; Tran et al. 2021) zu erkennen vermochten.

Liebe Leser,

Texte wie dieser sind nicht nur einmalig und nur bei uns zu finden, sie sind besonders akribisch recherchiert und entsprechend mit viel Aufwand verbunden, deshalb haben wir in der Redaktion darüber diskutiert, ob wir die entsprechenden Texte hinter einer Bezahlschranke anbieten sollten.

Wie Sie sehen, haben wir uns gegen eine Bezahlschranke entschieden.

Wir werden auch weiterhin unser Beiträge frei zur Verfügung stellen, weil wir wollen, dass unsere Texte von Nutzen für möglichst viele Leser sind, und weil wir darauf vertrauen, dass unsere Leser unsere einmaligen Angebote zu schätzen wissen und uns deshalb im angemessenen Ausmaß unterstützen werden, und in der Hoffnung, dass wir diese Serie, für die wir Mitarbeiter tagelang freistellen müssen, weiterführen können.

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Der oben zitierte Joshua D. Brown (2021) vom “Center for Drug Evaluation & Safety, Department of Pharmaceutical Outcomes & Policy, University of Florida College of Pharmacy, hat seinen Widerspruch in einem „Letter to the Editor“, d.h. einen „Brief an den Herausgeber“, der Zeitschrift „Research in Social and Administrative Pharmacy“ formuliert, in dem er schreibt, dass

“… pharmacological effects suggest a potentially detrimental effect [of CBD]” (Brown 2021),

d.h.

“”… pharmakologische Wirkungen […] auf eine potenziell schädliche Wirkung [von CBD] hindeuten” (Brown 2021),

und auf s. E. mangelnde Forschung hinweist, während Tran et al. (2021) ihren Widerspruch in einem Zeitschriftenbeitrag formuliert haben, dessen Gegenstand eine Zählung von „[w]arning letters“, („Warn-Briefen“) ist, die die U.S.-amerikanische FDA (Food and Drug Administration) im Verlauf von achtzehn Monaten (6. März 2020 bis 30. August 2021) wegen Verstößen gegen Regularien mit Bezug auf Werbung für Produkte, die einer Infektion mit Covid-19 vorbeugen, den Krankheitsverlauf erleichtern oder von einer Infektion heilen können sollen, verschickt hat. Ihre Behauptung von der „Rückkehr zur Schlangenöl-Medizin“ sehen Tran et al. (2021) dadurch gerechtfertigt, dass von den 130 Warn-Briefen der FDA fünfzehn oder 11,5% die Werbung für Cannbinoid-Produkte betraf.

Beide, Brown und Tran et al., setzen sich in keiner Weise mit den positiven Forschungsergebnissen mit Bezug auf die antiinflammatorische und die antivirale Wirkung von CBD auseinander, die wissenschaftliche Studien erbracht haben, aber dennoch meint Brown fordern zu können/müssen, dass Apotheker („pharmacists“) den staatlichen Vorgaben folgen und die entsprechenden Praktiken „ihren Patienten“ („our patients“) anpreisen sollten, und Tran et al. (2021, auf Seite 5 von 7) fordern ebenfalls unhinterfragten Gehorsam statt Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Befunden:

“The FDA and other regulators must continue efforts to ensure companies adhere to promotional regulation, and stronger efforts to increase awareness on promotional violations are required to better protect the public’s health”.
„Die FDA und andere Regulierungsbehörden müssen ihre Bemühungen fortsetzen, um sicherzustellen, dass die Unternehmen die Werbevorschriften einhalten, und es sind verstärkte Anstrengungen erforderlich, um das Bewusstsein für Verstöße gegen die Werbevorschriften zu schärfen, damit die Gesundheit der Öffentlichkeit besser geschützt werden kann”.

Behauptungen darüber, dass CBD gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 wirksam sei oder erwartungsgemäß sein sollte, waren zwar bereits damals aufgrund bekannter Wirkungsmechanismen von Cannabis sativa oder speziell CBD (s. hierzu Mahmud et al. 2021; Rossi et al. 2020) und aufgrund vorliegender Forschungsergebnisse zur antiviralen Wirkung von CBD oder speziell zur Wirkung gegen SARS-CoV-2 (wie denen von Raj et al. 2020) keineswegs unbegründet, aber es mangelte an entsprechenden klinischen Studien, die die Wirkung von CBD auf bzw. gegen SARS-CoV-2 testen, insbesondere an (oben bereits erwähnten) RCT [Randomized Control Trial]-Studien. Dem Mangel ist bis heute nicht abgeholfen.

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Immerhin haben Nguyen et al. im Jahr 2022 aber eine Studie zur Wirksamkeit von CBD gegen SARS-CoV-2 vorgelegt, in der sie nicht nur zeigen,

“… that cannabidiol (CBD) inhibits infection of SARS-CoV-2 in cells and mice” (Nguyen et al. 2022: 1),

d.h.

“… dass Cannabidiol (CBD) die Infektion mit SARS-CoV-2 in Zellen und in Mäusen hemmt” (Nguyen et al. 2022: 1),

sondern auch eine Auswertung von Patientenakten im Rahmen eines matched-group-Designs vornehmen, die es ihnen erlaubt, einen Vergleich anzustellen zwischen der Infektionsrate von Personen, die bereits CBD aus medizinischen Gründen einnehmen, und der Infektionsrate von Personen, die kein CBD einnehmen:

“Given that high-purity CBD preparations are taken by a large number of individuals, we examined whether medication records of CBD prescriptions or use are associated with indications of SARS-CoV-2 infection (i.e., positive COVID-19 tests and/or COVID-19 diagnoses proximal to COVID-19 tests). An oral solution of CBD (100 mg/ml) (CBD100) is often used for the treatment of seizures … Analysis of 1212 patients from the National COVID Cohort Collaborative (N3C) … with a history of seizure-related conditions and a medication record of CBD100 revealed 6.2% (75 patients) with an indication of SARS-CoV-2 infection proximal to the dates of their first COVID-19 test in their N3C data. This was a significantly lower rate than the rates of matched control groups of patients that did not have any CBD100 records [… 6.2% for CBD100 patients compared to 8.9% for non-CBD100 patients, P = 0.014; multivariable logit model odds ratio (OR) of 0.65, P = 0.009, 95% confidence interval (CI) (0.47 to 0.90)]. The demographics and medical history of the CBD100 patients were similar to those of the matched control group. The medical condition history for these patients included seizure-related conditions, the Centers for Disease Control (CDC) list of at-risk conditions … and other potential confounders such as conditions of reduced mobility, chronic pain, or developmental disabilities that can limit public interaction and COVID-19 exposure. The negative association was even more significant in analyses of a subgroup of 531 CBD100 patients who were likely taking CBD100 on the dates of their first COVID-19 tests [… 4.9% among these CBD100 patients compared to 9.0% among 531 matched controls, P = 0.011; OR = 0.48, P = 0.006, 95% CI (0.29,0.81)] …” (Nguyen et al. 2022: 8).
“Vor dem Hintergrund, dass hochreine CBD-Präparate von einer großen Anzahl von Personen eingenommen werden, haben wir untersucht, ob Medikamentenaufzeichnungen über CBD-Verschreibungen oder -Verwendung mit Hinweisen auf eine SARS-CoV-2-Infektion (d. h. positive COVID-19-Tests und/oder COVID-19-Diagnosen in zeitlicher Nähe zu COVID-19-Tests) in Verbindung stehen. Eine orale Lösung von CBD (100 mg/ml) (CBD100) wird häufig zur Behandlung von Krampfanfällen eingesetzt … Eine Analyse von 1212 Patienten aus der National COVID Cohort Collaborative (N3C) … mit einer Vorgeschichte von Anfallsleiden und einer Einnahme von CBD100 ergab 6,2 % (75 Patienten) mit einem Hinweis auf eine SARS-CoV-2-Infektion nahe dem Datum ihres ersten COVID-19-Tests in ihren N3C-Daten. Dies war eine signifikant niedrigere Rate als die Raten der entsprechenden Kontrollgruppen von Patienten, die keine CBD100-Aufzeichnungen hatten [… 6,2% bei CBD100-Patienten im Vergleich zu 8,9% bei Nicht-CBD100-Patienten, P = 0,014; multivariables Logit-Modell Odds Ratio (OR) von 0,65, P = 0,009, 95 % Konfidenzintervall (CI) (0,47 bis 0,90)]. Die demografischen Daten und die Anamnese der CBD100-Patienten waren ähnlich wie die der Kontrollgruppe. Die Krankengeschichte dieser Patienten umfasste anfallsbedingte Erkrankungen, die Liste der Centers for Disease Control (CDC) von Risikokrankheiten … und andere potenzielle Störfaktoren wie eingeschränkte Mobilität, chronische Schmerzen oder Entwicklungsstörungen, die die Interaktion mit der sozialen Umwelt und [damit] die COVID-19-Exposition einschränken können. Die negative Assoziation war sogar noch signifikanter in Analysen einer Untergruppe von 531 CBD100-Patienten, die zum Zeitpunkt ihrer ersten COVID-19-Tests wahrscheinlich CBD100 einnahmen [… 4,9 % unter diesen CBD100-Patienten im Vergleich zu 9,0 % unter 531 angepassten Kontrollen, P = 0,011; OR = 0,48, P = 0,006, 95% CI (0,29,0,81)] …” (Nguyen et al. 2022: 8).

Es handelt sich also nicht um eine RCT-Studie im eigentlichen Sinn, aber die Idee, Patientenakten auf diese Weise und inklusive der Schaffung einer bezüglich einer Reihe von vermutlich relevanten Variablen vergleichbaren Kontrollgruppe, auszuwerten, ist eine bemerkenswert gute Idee, die ziemlich zuverlässige Ergebnisse produzieren dürfte, besonders dann, wenn die Ergebnisse auf Robustheit durch statistische Tests und durch die Variation der Kontrollgruppen getestet werden, wie Nguyen et al. 2022 dies getan haben.  (Von “Schlangen-Öl-Medizin” kann hier nun wirklich keine Rede sein.)

Ein Weg, auf dem CBD seine SARS-CoV-2 hemmende Wirkung tun kann (s. hierzu neben dem untenstehenden Bild auch die Liste in Turcotte et al. 2014 in Tabelle 4 auf Seite 4456), ist

“… the induction of the interferon pathway both directly and indirectly following activation of the host immune response to the viral pathogen. Interferons have been tested clinically as potential treatments for COVID-19” (Nguyen et al. 2022: 8).

D.h.

„… die Induktion des Interferon-Signalwegs sowohl direkt als auch indirekt im Anschluss an die Aktivierung der Immunantwort des Wirts auf den viralen Erreger. Interferone wurden in klinischen Studien als potenzielle Behandlungsmethoden für COVID-19 getestet“ (Nguyen et al. 2022: 8).

Quelle: Anil et al. 2022: 2

Wenn sich in weiteren Studien bestätigen sollte, dass

“… CBS and its metabolite 7-OH-CBD can block SARS-CoV-2 infection at early and even later stages of infection“ (Nguyen et al. 2022: 8),

d.h., dass

„… CBS und sein Metabolit 7-OH-CBD […] eine Infektion mit SARS-CoV-2 in frühen und sogar späteren Stadien der Infektion blockieren [können]” (Nguyen et al. 2022: 8),

dann ist ein Weg gefunden, einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf effiziente und sehr kostengünstige Weise vorzubeugen oder eine bestehende zu bekämpfen, ohne schwere Nebenwirkungen zu produzieren, die Menschen ein Leben lang zu begleiten drohen oder sie sogar ihr Leben kosten können, wie das bei den Steuerzahler viel Geld kostenden mRNA-basierten „Impf“-Stoffen gegen Covid-19 der Fall ist, die nachweislich ohnehin nicht im Stande sind, der Ansteckung mit SARS-CoV-2 vorzubeugen oder einen milden Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu garantieren.

Die Geschichte der Wirkungslüge der COVID-19 Shots in Wort und Bild:


Literatur:

Anil, Seegehalli M., Peeri, Hadar, Koltai, Hinanit, 2022: Medical Cannabis Acticity Against Inflammation: Active Compounds and Modes of Action. Frontiers in Pharmacology 13: 908198. doi: 10.3389/fphar.2022.908198

Bellocchio, L., Cervino. C., Pasquali, R. & Pagotto, U., 2008: The Endocannabinoid System and Energy Metabolism. Journal of Neuroendocrinology 20(6): 850-857.

Berman, Paula, de Haro, Luis Alejandro, Jozwiak, Adam, et al., 2023: Parallel Evolution of Cannabinoid Biosynthesis. Nature Plants. doi.org/10.1038/s41477-023-01402-3

Bilbao, Ainhoa, & Spanagel, Rainer, 2022: Medical Cannabinoids: A Pharmacology-based Systematic Review and Meta-analysis for All Relevant Medical Indications. BMC Medicine 20(1): 259. doi: 10.1186/s12916-022-02459-1

Blaskovich, Mark A. T., Kavanagh, Angela M., Elliott, Alysha G., et al. 2021: The Antimicrobial Potential of Cannabidiol. Communications Biology 4(1): 7. doi: 10.1038/s42003-020-01530-y

Brown, Joshua D., 2021: Letter to the Editor: Cannabidiol as Prophylaxis for SARS-CoV-2 and COVID-19? Unfounded Claims Versus Potential Risks of Medications During the Pandemic. Research in Social and Administrative Pharmacy 17(19: 2053. doi: 10.1016/j.sapharm.2020.03.020.

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Turcotte, Caroline, Blanchet, Marie-Renée, Laviolette, Michel, & Flamand, Nicolas, 2016: The CB2 Receptor and Its Role as a Regulator of Inflammation. Cellular and Molecular Life Sciences 73(23): :4449–4470.

Woelkart, Karin, Salo-Ahen, Outi M. H., & Bauer, Rudolf, 2008: CB Receptor Ligands from Plants. Current Topics in Medicinal Chemistry 8(3): 173-186.

Zuardi, Antonio Waldo, 2006: History of Cannabis as a Medicine: a Review. Revista Brasileira de Psiquiatria (Brazilian Journal of Psychiatry) 28(2): 153-157.


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