Wie aus der Männererregung eine Männerbewegung werden kann

Ein Kommentar, den Dr. habil. Heike Diefenbach gestern veröffentlicht hat, hat mir deutlich vor Augen geführt, wo überall es bei der deutschen Männerbewegung im Argen liegt, weshalb ich dem Kommentar nach einer kurzen Einleitung eine prominentere Position in diesem blog geben will.

Für  Hinrich Rosenbrock ist die “Männerbewegung” ein Block rechter Aktivisten, die in konzertierter Aktion Onlineforen und die Kommentarseiten von Online-Medien überfallen, um dort ihre gemeinsame Meinung zu verbreiten. Die letzten Tage haben meine Ansicht bestätigt, dass es schön wäre, wenn es wäre, wie Rosenbrock annimt, aber: nothing could be further from the truth. Die Männer”bewegung” ist eine lose Blattsammlung mit vielen Aufschriften, deren Gemeinsamkeit stiftender Kern in einer gemeinsamen Verletzung und daraus resultierender Aufgeregtheit über Ungerechtigkeit bzw. das, was die jeweiligen Erregten als Ungerechtigkeit ansehen, besteht. Was als Ungerechtigkeit angesehen wird, ist dem Zeitgeist geschuldet und muss mit der jeweiligen Befindlichkeit harmonieren. Die jeweilige Befindlichkeit wiederum ist das Ergebnis eigener Verletzung, eigener Emotionen und eigener affektiver Einbildungen. Eine rationale Bewegung, eine politische Bewegung, eine Bewegung, die versucht, einen Effekt auf das öffentliche Leben in Deutschland zu erzielen, sieht anders aus. Eine politische Bewegung ist präsent als Lobbygruppe, sie versucht, Kontakte mit Repräsentanten des öffentlichen Lebens herzustellen, versucht, finanzielle Ressourcen einzuwerben. Eine rationale, politische Bewegung basiert auf einer Grundüberzeugung, die programmatisch in rationalen Sätzen zu fassen ist und die nicht den täglichen Launen der eigenen Aufgeregtheit geopfert wird. Eine rationale, politische Bewegung richtet sich nicht nach Moden, sie versucht Moden zu bestimmen und Trends zu setzen. Von all diesen Zielen ist die Männer”bewegung” in Deutschland noch weit entfernt. Unter der Annahme, dass die deutsche Männer”bewegung”, von der Männererregung wirklich zur Männerbewegung werden will, ist ein gestern von Dr. habil. Heike Diefenbach geposteter Kommentar von besonderem Interesse. Dem Kommentar kann u.a. entnommen werden, wie erste Gehversuche einer Männerbewegung, die etwas bewirken will, aussehen könnten. Und man soll ja nie die Hoffnung aufgeben, dass sich doch einmal etwas tut. Daher bitte ich dem nun Folgenden offen und unvoreingenommen zu begegnen, you might learn something.

Der folgende Kommentar gibt die Antwort auf die Frage wider, ob es ausreichen kann, in der Auseinandersetzung mit dem Staatsfeminismus sachlich zu argumentieren und faktisch im Recht zu sein.

Ein Kommentar von Dr. habil. Heike Diefenbach

Wenn die Männerbewegung zu einem politischen Akteur mit Breitenwirkung werden will, MUSS sie m.E. sachlich Recht haben. Mit viel Emotion und Überzeugung vorgebrachte Positionen werden nichts ausrichten. Derzeit gilt, dass der Staatsfeminismus und (zumindest) Teile der Männerbewegung gleichermaßen kein Niveau haben mögen, aber sie sind ansonsten in nichts auf derselben Ebene angesiedelt, denn der Staatsfeminismus ist fest etabliert mit einer erheblichen Anzahl von staatlich finanzierten Positionen, die ein sich selbst erhaltendes Netzwerk bilden, und zwar auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Davon ist die Männerbewegung – gelinde gesagt – sehr, sehr weit entfernt.

Ich darf, glaube ich, anfügen, dass ich in der Auseinandersetzung mit diesen Netzwerken bzw. Positonshinhaber(innen) in diesen Netzwerken einiges mehr an Erfahrung habe als die meisten Männerrechtler, und nach meiner Erfahrung gibt es nur einen einzigen Punkt, an dem man ansetzen kann, wenn man den staatsfeministischen “Mauerbau” aufhalten bzw. aufbrechen will: man muss diese Leute zur rationalen Begründung ihrer Position zwingen, ihnen logische Widersprüche nachweisen und sie mit empirischen Fakten konfrontieren. Alles andere wird keinerlei Wirkung erzielen. Der Staatsfeminismus wähnt sich nicht nur in höherem moralischen Recht (über das er zu streiten ohnehin nicht bereit ist), sondern auch in höherem FAKTISCHEN Recht, und nicht umsonst ist der Staatsfeminismus das Steckenpferd einer sich selbst für eine solche haltende (pseudo-)akademischen “Elite”. Dementsprechend legt man im Staatsfeminismus großen Wert darauf, “wissenschaftlich” fundiert zu sein oder doch zumindest so zu erscheinen. Deswegen ist die Kontrolle der Universitäten, der akademisch Gebildeten in Fachzeitschriften und der Gutachterindustrie so wichtig gewesen (und sie ist es immer noch). Und ich glaube, dass es bisher so wenig gelungen ist, meine eigene Arbeit zu diskreditieren, die ich als Wissenschaftlerin tue, bzw. dass diesbezüglich kaum Versuche gemacht wurden, weil die Chancen dafür, dass das gelingt, einfach sehr schlecht stehen, gibt meiner Einschätzung Recht – man kann schwerlich etwas gegen Fakten und folgerichtige Argumentation einwenden, also schweigt man und sucht zumindest nicht die Konfrontation (es sei denn, man kann ahnungslose, naive, junge Kollegen in die “Höhle des Löwen” schicken).

Wenn man diesen Leuten etwas entgegenhalten will, kann man sich daher selbst keine Fehler leisten, mögen sie logischer, faktischer oder strategischer Art sein, während der Staatsfeminismus dies bislang ungestraft tut, denn er verfügt ja über das Netzwerk, die eigenen Fehler durch andere in den eigenen Reihen irgendwie hinwegerklären oder hinweg”begutachten” zu lassen. Man darf aber auch nicht übersehen, dass innerhalb dieses Netzwerkes eher wenig an eigenen Fehlern repariert wird, sondern man, um diese Fehler nicht thematisieren zu müssen, mit dem Angriff auf Menschen und Positionen außerhalb der eigenen Reihen beschäftgt ist, z.B,. indem man seine Gegner probeweise als “Rechte” einzuordnen versucht. Es geht nicht anders, als dass man diese Versuche als das ausweist, was sie sind: Ablenkungsmanöver. Und das wird nicht ohne objektive Richtigkeitsrationalität (und daher notwendigerweise ohne liberale Haltung) gehen.

Und es bedeutet für mich, dass die Männer(rechts/)bewegung gut daran tun würde, sich als Emanzipationsbewegung männlicher Menschen (die ansonsten durchaus verschiedenartig sein dürfen) zu präsentieren und allergrößten Wert auf faktische und logische Richtigkeit öffentlich geäußerter Positionen legen muss. Wenn sie ein ernstzunehmender player werden will, dann muss sie, glaube ich, eine rationale, gut begründete, überlegene Position dem staatsfeministischen Anspruch auf moralische und faktische Überlegenheit entgegensetzen – und vielleicht wäre es gut, sie würde ebenfalls anfangen, Netzwerke aufzubauen (z.B. sich zu internationalisieren statt zu “fremdeln”) und auch finanzielle Mittel für den Aufbau von think tanks u.ä. zu organisieren). Das wird aber erfordern, dass man sich über ein paar Grundpositionen einig ist, und das zu erreichen wird wiederum kaum möglich sein ohne eine liberale Haltung in den eigenen Reihen, die Variationen in Einzelfragen zulässt.

Ich glaube, die beste Investition, die die Männerbewegung derzeit machen könnte, wäre die Investition in eine strategische Beratung – und das meine ich nicht despektierlich, sondern absolut ernst.

Bildnachweis
Polyvore

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