Die große Retardierung: Kampf gegen HateSpeech macht kindisch

In deutschen Ministerien breitet sich ein Virus aus. Wir beobachten mit Schrecken, wie ganze Abteilungen dem Virus der Infantilität zum Opfer fallen. Wo früher kohärente und grammatisch halbwegs korrekte Sprache zu finden war, wo Sachbearbeiter die Haken in der richtigen Box gemacht haben, führt der Virus der Infantilität zu einem wahren Fest in Kindisch-Sein.

Weber WirtGesDamit hat Max Weber nicht rechnen können. Als er seine Theorie der Bürokratie aufgestellt hat, jener Institution, die dadurch charakterisiert ist, dass sie einer bedingungslosen Rationalität folgt, die dafür sorgt, dass die Aufgaben der Verwaltung effizient, effektiv und ohne Ansehen der Person erledigt werden, konnte er nicht vorhersehen, dass deutsche Institutionen nicht nur und zunehmend von Kindsköpfen (im eigentlichen Sinn des Wortes) bevölkert werden, sondern dass sich der Virus der Infantilität in sagenhafter Geschwindigkeit durch Verwaltungen ausbreitet und heute bereits Mitarbeiter befällt, von denen man gestern noch den Eindruck hatte, sie hätte zumindest vier ihrer fünf Sinne beisammen.

Aber natürlich haben DiMaggio und Powell in ihrer Arbeit zum „Iron Cage“ die Grundlage dafür, dass die Infantilität ihren Siegeszug durch Verwaltungen in dem Maße antreten kann, wie sie das derzeit tut, bereits dargestellt: Isomorphie. Isomorphie wird als umso mächtiger beschrieben, je weniger Akteure in Verwaltungen wissen, zu welchem Zweck sie eigentlich da sind. Betrachtet man die Laiendarsteller, die derzeit Ministerien vorstehen sollen, die sich als Kinderminister bezeichnen oder in Kinderkommissionen sitzen, um Kinderrechte durch zu nängern, dann ist es kein Wunder, dass diese Laiendarsteller nicht wissen, zu welchem Zweck sie da sind, und was von ihnen erwartet wird. Isomorphie hat leichtes Spiel: Denn Laiendarsteller suchen nach Handlungsanleitungen, nach Rollenbildern, nach Personen, die sie kopieren können und dabei sind ihnen offensichtlich die engen Grenzen ihres Intellekts gesetzt, jenes Intellekts, der sich auf dem Niveau eines Kindes wohler fühlt als auf dem Niveau eines Erwachsenen.

Also fängt einer an, sich kindisch zu geben, zu schmollen, wenn er seinen Willen nicht bekommt, mit dem großen Bruder zu drohen, wenn andere ihm nicht zu Willen sind, sich an den Bonbondosen zu bedienen, die andere gefüllt haben und sich gleich noch in den Mittelpunkt zu stellen, als derjenige, der die Bonbons an andere kindische Darsteller verteilen kann. Es geht kein Aufschrei durch die Verwaltung. Die „Würde des Amtes“, die früher einmal beschrieben oder gar geschützt werden musste, sie kommt nicht einmal dem rationalsten der Amts-Mitglieder mehr in den Sinn, angesichts dessen, was er da mit ansehen muss.

Und so kann sich das Modell des kindischen Ministerdarstellers, des Narziss mit Kindesmund, als Kinderminister oder Minister mit anderem Vorsatz etablieren und wird für all die anderen Laiendarsteller, die nach Halt in der ihnen fremden Verwaltungswelt suchen, zum Vorbild, zum Gegenstand der Imitation. Der Weg ist frei für den Virus der Infantilität. Das neueste Opfer: Bundesinnenminister de Maizière, der in die allgemeine Kindischkeit, die die Kampagne NoHateSpeech zu einer ChildGabble-Kampagne hat degenerieren lassen, mit einstimmt:

 

Wer solche Ministerien hat, der kann getrost die Kindergärten und Kindertagesstätten schließen.

Wir wissen nicht, ob Hass zur dunklen Seite der Macht führt, aber wir wissen, dass Teilnahme an der NoHateSpeech-Kampaign ganz offensichtlich zur dunklen Seite des menschlichen Gehirns führt, jener Seite, auf der sich der Wahnsinn breitgemacht hat.

Oder wie Algernon Blackwood quasi in einer Vorwegnahme der deutschen NoHateSpeech-Kampagne geschrieben hat:

Das leere haus“… war man Zeuge eines wahrhaft ungeformten, durch und durch primitiven Vorganges gewesen. Irgend etwas, das außerhalb allen menschlichen Fortschritts geblieben war, hatte sein furchtbares Haupt erhoben und dabei ein ungeheuerliches, vorzeitliches Leben an den Tag gelegt. Für Simpson war es fast wie ein Blick in urweltliche Bereiche gewesen, darin der Aberglaube nich in all seiner gigantischen, ungebrochenen Wildheit die Herzen der Menschen bedrückte, und die Naturkräfte noch ungezähmt waren, jene Mächte, welche auch noch heute die urtümlich gebliebenen Regionen der Erde beherrschen” (94)

Blackwood, Algernon (1997). Der Wendigo. In: ders: Das leere Haus. Frankfurt a. Main: Suhrkamp.


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