Alternative Sprache: Lieferservice für politisch-korrekten Sprachwahn

Alle Jahre wieder … haben wir denselben Unmut, einfach keine Lust, einen richtigen Widerwillen… Aber es hilft nichts. Auch dieses Jahr wird das, was sechs – soll oder muss man sagen: Linksextreme, in jedem Fall aber linkspopulistische Mitglieder einer Unwort-Jury, die sich zum Teil sogar für Sprachwissenschaftler halten, aus ihrer ideologischen Sicht auf die Welt für sprachlich nicht angemessen halten, durch die Mainstream-Medien geprügelt. Es ist, wie jedes Jahr, ein kurzer Aufschrei, gefolgt von einer langen Phase der Leere, die letztlich ins Vergessen mündet. Wer denkt am 18. Januar noch an das Unwort des Jahres? Wer kann am 2. Februar noch das Unwort des Jahres benennen? Wen interessiert am 3. März, dass es sechs Gestalten gibt, die sich jedes Jahr aufschwingen, die Wortbenutzung anderer, die ihnen ideologisch nicht in den Kram passt, zu tadeln?

Vermutlich ist es der letzte Punkt, der uns regelmäßig dazu veranlasst, wieder über diesen Langweiler des Jahres zu schreiben: Es bringt uns immer auf die Palme, wenn paternalistisch veranlagte Intellektuelle per Einbildung sich anmaßen, die Handlungen anderer zu bewerten und was uns bis zur Spitze der Palme bringt, ist die Tatsache, dass die alternativen Sprecher, von diesem Lieferservice für politisch-korrekten Sprachwahn, den niemand in Auftrag gegeben hat und außer den Mainstream-Schreiern niemand nachfragt, behaupten, sie hätten ein wissenschaftliches Gewand um ihre Schultern, obwohl sie, im wissenschaftlichen Sinne als Metapher und nicht als alternativer Fakt gemeint, nackt dastehen.

Um die Wissenschaftslosigkeit der Unwortverkünder zu belegen, reicht es, deren angebliche Begründungen für die übrigens drei Unwörter des Jahres zu betrachten. Die diesjährigen Unwörter lauten: „alternative Fakten“, „Shuttle-Service“ und „Genderwahn“. Die Jury besteht aus vier Gestalten, die sich auf Professuren unterschiedlicher Universitäten herumdrücken, die etwas mit Sprachwissenschaft zu tun haben sollen, einem Autoren und freien Journalisten und einer Street-Art-Künstlerin, die anonym bleiben will.

Keinem kommt der Gedanke, dass man vielleicht wissenschaftliche Kriterien heranziehen sollte, wenn man sich schon zum einen anmaßt, Wissenschaftler zu sein, und zum anderen, den Sprachgebrauch von anderen zu tadeln. Doch sucht man die wissenschaftlichen Kriterien, die schon bei dem sprachlichen Unsinn „alternative Fakten“ nahegelegen hätten, umsonst. An ihre Stelle treten ideologische Zeitgeistüberlegungen von Links, die das ganze so ermüdend machen.

Frage: Was hat Linke 2017 besonders aufgeregt.
Donald Trump – richtig.
Die Flüchtlinge im Mittelmeer bzw. die Diskussion darüber – richtig.
Das, was Linke immer aufregt, Gender und die Kritik daran.

Die schwere Langeweile, die uns erfasst, wenn wir vom Unwort des Jahres hören, sie geht u.a. darauf zurück, dass die angebliche Wahl so vorhersagbar ist. Aus Gründen des Virtue Signalling – seht her, wir sind besonders gute Menschen, – aus Gründen der politischen Anbiederung – sehr her, wenn ihr uns fördert, dann bekommt ihr politisch korrekten Brei … Es ist einfach nur erschütternd.

Und um es zu wiederholen: Es gibt das alles ohne den Hauch einer wissenschaftlichen Begründung.

Alternative Fakten, so schreibt die Jury, sei zwar ein Begriff, für den es nur eine einzige belegte Verwendung durch eine „Trump-Beraterin“ gebe, aber das reicht, um den Floh zu einem Dinosaurier aufzupumpen. Es muss für Linke lebenswichtig sein, sich aufzuregen, excitaro ergo sum. Nur so kann man die Verzweiflung erklären, mit der sie aus Flöhen Saurier herbeikonstruieren und aus einem Begriff, der genau einmal genannt wurde, ein Ungeheuer zimmern, an dem sie sich emotional abarbeiten können, bis sie im Aufschrei enden.

Alternative Fakten sei ein Begriff, der in Deutschland „Synonym und Sinnbild für eine der besorgniserregendsten Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, vor allem auch [Sprachwissenschaftler wollen das sein: vor allem auch !] in den sozialen Medien, geworden: ‚Alternative Fakten‘ steht für die sich ausbreitende Praxis, den Austausch von Argumenten durch Behauptungen zu ersetzen“.

[20 Minuten später]

Okay, wir haben uns mittlerweile wieder beruhigt und können, zwar mit Gesichtskrampf vom Lachen aber doch einigermaßen ernsthaft, den Post fortsetzen. Aber der Witz war gut. Die lange Begründung der Jury des Unwortes des Jahres enthält kein einziges Argument, sondern ausschließlich Behauptungen und muss somit als „alternatives Faktum“ nach der Art der Benutzung dieses „Unwortes“ angesehen werden. It comes to bite you in the arse – Wenn man andere belehren will, dass sie Begriffe benutzen, um Behauptungen an die Stelle von Argumenten zu setzen und diese Belehrung auf Behauptungen baut, die man an die Stelle von Argumenten setzt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man zum Gespött derer wird, die noch normal denken können.

Und wo wir so über die Unwort-Jury, den jährlichen Lieferservice für politisch-korrekten Sprachwahn schreiben, müssen wir zugeben, es hat einen gewissen Unterhaltungswert.

Aber jetzt wieder ernsthaft.

Werden wir dem ernsthaften Anliegen, das die ernsthaften Menschen, die sich in Darmstadt die Räumlichkeiten der TU ausleihen, um dort ihr wichtiges sprachreinigendes Werk zu vollbringen, gerecht und besprechen Unwort II „Shuttle-Service“, jenen Begriff, mit dem „Menschen, die in Schlauchboten flüchten“ und die, „die ihnen humanitäre Hilfe leisten“ diffamiert werden und mit dem behauptet werde, dass die guten Rettungsmenschen im Mittelmeer „die Flüchtlinge erst zur lebensgefährlichen Flucht über das Mittelmeer“ ermuntern würden. Das, so ereifern sich die Sprachwahn-Dienstleister ganz ernsthaft und um das Wohl der deutschen Sprache besorgt, sei menschenverachtend, polemisch und zynisch.

Man merkt eben in jeder Zeile der Begründung dieser „Jury“, wes‘ Geistes Kind sie sind. Jetzt haben die fünf bekannten und das anonyme Jurymitglied gerade alternative Fakten gebrandmarkt, da liefern sie selbst welche. Natürlich ist es so, dass die Aussicht, kurz hinter der Grenze lybischer Hoheitsgewässer von wohlmeinenden Menschen auf ein großes Schiff gerettet und nach Italien geshuttled zu werden, die Entscheidung von Flüchtlingen, sich in ein seeuntaugliches Schlauchboot zu begeben, das zudem mit zu vielen Flüchtlingen beladen ist, beeinflusst. Die Juryisten glauben doch nicht im Ernst, dass ein Mensch, der noch bei normalen Verstand ist, sich auf eine Seereise von mehreren hundert Seemeilen in einem Schlauchboot begibt. Eine derartige Ansicht kann man nur vertreten, wenn man Flüchtlinge für debile, irrationale und vollkommen uninformierte, um nicht zu sagen, dumme Menschen hält. Das wäre jedoch eine sehr menschenverachtende und zynische Sichtweise, die Flüchtlinge zu dummen Menschen stilisiert, um sie für die eigene moralische Erhöhung und ideologische Purifikation missbrauchen zu können.

Glauben Sie, dass die Jurymitglieder, die vermeintlichen Sprachwissenschaftler, die anonyme Künstlerin, die vermutlich ihre angeblichen Kunstwerke mit einem X signiert und der freie Journalist zynisch und menschenverachtend sind? Wenn nicht, dann bleibt nur noch dumm oder, wem das besser gefällt: ideologisch verblendet – oder?

Uns bleibt nur noch der Genderwahn als Begriff, den die sechs dem Sprachwahn frönenden deshalb beanstandenswert finden, weil er in „undifferenzieter Weise“ die Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit diffamiere, etwa so, wie die Sprachwahn-Jury diejenigen, den Begriff Genderwahn benutzen, in vollkommen undifferenzierter Weise als „rechtspopulistisch“ diffamiert und jede Kritik an dem, was die Jury für Geschlechtergerechtigkeit hält, gleichermaßen undifferenziert, abbügelt.

Auch hier verbreitet die Jury „alternative Fakten“, um in der Sprache zu bleiben, die die sechs Sprachwahn-Vertreter vielleicht verstehen. Das Ziel von Genderisten ist nicht Geschlechtergerechtigkeit. Gerechtigkeit liegt dann vor, wenn eine Person für eine Leistung, die im Vergleich zu einer anderen Person besser war, auch mehr Auszahlung, z.B. in Form von Entgelt erhält. Was Genderisten aber wollen, ist nicht eine der Leistung entsprechende Behandlung, sie wollen eine gerade von der Leistung unabhängige Behandlung, eine bestimmte Quote in Vorständen, dieselben Rechte für homosexuelle Paare, die auch heterosexuelle Paare haben (bis hin zum Ehegattensplitting). Das hat mit Geschlechtergerechtigkeit nichts zu tun. Es handelt sich um die künstliche Herstellung von ErgebnisGLEICHHEIT. Ergebnisgleichheit ist das Gegenteil von Verteilungsgerechtigkeit. Eine gleiche Verteilung benutzt die Gießkanne und gießt über alle Pflanzen, ersäuft diejenigen, die nicht viel Wasser wollen, lässt diejenigen verkümmern, die mehr Wasser benötigen. Eine gerechte Verteilung, die keine Ergebnisgleichheit herstellen will, stellt die Bedürfnisse und Leistungen in Rechnung. Genderista wollen gerade keine Leistungen und auch keine Bedürfnisse und vor allem keine Unterschiede in Rechnung stellen. Deshalb sprechen manche von einem Genderwahn.

So, genug der Aufmerksamkeit für den Sprachwahn aus Darmstadt. 

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