DIW: Mindestlohn bewirkt NICHTS – alles nur politische Inszenierung
Politiker fühlen sich gerne gut.
Besonders gerne fühlen sie sich gut, wenn sie anderen erzählen können, sie hätten etwas für den kleinen Mann, die sozial Schwachen, die Bildungsfernen, die Armen und gesellschaftlich Benachteiligten getan.
Damit kann man im politischen Diskurs besonders viel Brownie-Punkte gewinnen, wenn man sich für den armen Mann und die arme Frau eingesetzt hat.
Einsatz und Dabeisein sind alles.
Ob sich der Einsatz dann in Zählbares für den armen Mann und die arme Frau übersetzt, ob den vielen politischen Worten Taten nachfolgen, ob die politische Absicht im Wolkenkuckucksheim tanzt und zu keiner Zeit einen Fuß auf die Erde bekommt, das ist egal. Es geht um die Inszenierung, darum, den sozial Schwachen, denen, die man unter sich wähnt, denen man helfen zu können glaubt, zu erzählen, ihnen und all den anderen den Eindruck zu vermitteln, man wolle ihnen helfen.
Es geht nicht darum, ihnen zu helfen.
Ginge es darum, sozial Schwachen zu helfen, Politiker kämen eher auf die Idee, Gewerkschaften, die Lobby der Arbeitsplatzbesitzer und Hüter eines rigiden Arbeitsmarkts, die Flexibilität verhindern und Arbeitslosen den Weg zu einem Arbeitsplatz versperren, zu verbieten als einen Mindestlohn durchzusetzen.
Die ökonomische Literatur (siehe unten) ist voller Beiträge, in denen der negative Einfluss von Gewerkschaften auf die Flexibilität von Arbeitsmärkten und die Fähigkeit von Arbeitnehmern, sich einen neuen oder überhaupt einen Arbeitsplatz zu suchen, dargestellt wird und ebenso ist die ökonomische Literatur voller Beiträge, die die negativen Effekte von Mindestlöhnen beschreiben.
Zu Letzteren gibt es ein einfaches Modell.
Arbeitgeber X hat 1000 Geldeinheiten zur Verfügung, um die Arbeitnehmer A und B und C und D zu beschäftigen. Alle vier verdienen gleich, nämlich 25 Geldeinheiten in zehn Zeiteinheiten.
Politiker führen einen Mindestlohn ein. 25 Geldeinheiten pro Zeiteinheit sind Ihnen zu wenig, 30 sollen es mindestens sein.
Für Arbeitgeber X hat dies zur Folge, dass er pro zehn Zeiteinheiten nunmehr 50 Geldeinheiten pro Arbeitnehmer mehr bezahlen muss.
Insgesamt steigen seine Lohnkosten von 1000 auf 1200 Geld- pro 10 Zeiteinheiten.
Was tut X, wenn er ein rationaler Unternehmer ist, wie in die ökonomischen Modelle vorsehen?Er hat z.B. die folgenden beiden Möglichkeiten:
Er entlässt D. Damit fallen ihm 10 Zeiteinheiten weg. Für A,B und C entstehen ihm Lohnkosten von 900, zu den ursprünglichen 1000 hat er somit noch 100 frei, die er z.B. an A und B verteilen kann. A und B arbeiten dann 12 Zeiteinheiten und erhalten je 360 Geldeinheiten (wen die 20 mehr Geldeinheiten stören, der kann von 11,7 Zeiteinheiten für A und B ausgehen).
Der Effekt des Mindestlohns: Er erhöht das Verdienst von einigen und kostet manche den Arbeitsplatz.
Möglichkeit zwei sieht vor, dass Arbeitgeber X alle seine Arbeitnehmer behält, aber ihre Arbeitszeit verkürzt. Statt 10 Zeiteinheiten arbeiten alle vier nur noch 8,3 Zeiteinheiten. Die Kosten pro Arbeitnehmer belaufen sich auf nunmehr auf 249 Geldeinheiten.
Der Effekt des Mindestlohns besteht also darin, dass die Arbeitnehmer, die von ihm betroffen sind, weniger arbeiten und entsprechend auch weniger oder maximal gleich verdienen.
Und genau diesen Effekt finden Marco Cliendo, Alexandra Fedorets und Carsten Schröder vom DIW und der Universität Potsdam in ihrer Untersuchung des Effekts des Mindestlohns.
Für ihre Berechnungen nutzen sie Daten des sozioökonomischen Panels (SOEDP) und vergleichen für die selben Befragten, die angeben, Geringverdiener zu sein, deren Entgelt und Arbeitszeit vor und nach der Einführung des Mindestlohns.
Ergebnis: Vom Mindestlohn geht ein positiver Effekt auf den Stundenlohn, ein Plus um 6,5% UND ein negativer Effekt auf die Arbeitszeit aus. „Der positive Effekt auf die Stundenlöhne und der negative Effekt auf die Arbeitszeiten im unteren Lohnsegment … wiegen sich fast auf“ (606).
D.h. die Einführung eines Mindestlohns hat dazu geführt, dass Geringverdiener pro Arbeitsstunde mehr verdienen, aber insgesamt weniger arbeiten. Der Mindestlohn hat die Einkommenssituation der Geringverdiener also in keiner Weise verbessert oder verändert. Er ist einfach verpufft.
Das war vorherzusehen. Ökonomische Studien finden diese Ergebnisse seit Jahrzehnten.
Politiker hätten das wissen können, wenn sie es hätten wissen wollen.
Aber sie wollen es nicht wissen. Sie wollen bei „den Menschen“ den „Eindruck erwecken“, wie Bundeskanzlerin Merkel sich ausdrückt, dass man die Situation von sozial Schwachen verbessert habe. Dass man das nicht getan hat, interessiert niemanden. Es geht um die Symbolik und darum, einen Eindruck zu erwecken.
Wer Lust hat, sich in die Forschung zum Mindeslohn einzulesen, der kann dies mit den folgenden Arbeiten tun (31 und 34 von der Liste sind jeweils ein guter Einstieg in die Forschung, die die negativen Beschäftigungswirkungen von Gewerkschaften zeigt):
- Abowd, John M., Kramarz, Francis & Margolis, David N., 1999: Minimum Wages and Employment in France and the United States. Washington: National Bureau of Economic Research (NBER), Working Paper No. 6996.
- Baker, Michael, Dwayne, Benjamin & Shuchita, Stanger, 1999: The Highs and Lows of the Minimum Wage Effect: A Time-Series Cross-Section Study of the Canadian Law. Journal of Labor Economics 17, 2: 318-350.
- Bauer, Thomas K., Kluve, Jochen, Schaffner, Sandra & Schmidt, Christoph M., 2009: Fiscal Effects of Minimum Wages: An Analysis for Germany. German Economic Review 10, 2: 224-242.
- Bellante, Don, 2007: The Non Sequitur in the Revival of Monopsony Theory. Quarterly Journal of Austrian Economics 10, 2: 15-24.
- Brown, Charles, 1999: Minimum Wages, Employment and the Distribution of Income. In: Ashenfelter, Orley & Card, David E. (eds.): Handbook of Labor Economics. Amsterdam: Elsevier, 2101-2163.
- Burkhauser, Richard V., Couch, Kenneth A. & Wittenburg, David C., 2000: A Reassessment of the New Economics of the Minimum Wage Literature With Monthly Data from the Current Population Survey. Journal of Labor Economics 18, 4: 653-680.
- Burkhauser, Richard V., Couch, Kenneth A. & Wittenburg, David C., 1996: ‚Who Gets What’ From Minimum Wage Hikes: A Re=Examination of Card and Krueger’s Distributional Analysis in Myth and Measurement: The New Economics of the Minimum Wage. Industrial and Labor Relations Review 49, 3: 547-552.
- Card, David & Krueger, Alan B., 1995: Myth and Measurement: The New Economics of the Minimum Wage. Princeton: Princeton University Press
- Card, David & Krueger, Alan B., 1995a: Time-Series Minimum-Wage Studies: A Meta-analysis. American Economic Review 85, 2: 238-243.
- Dolado, Juan, Kramarz, Francis, Machin, Stephen, Manning, Alan, Margolis, David, Teulings, Coen, Saint-Paul, Gilles & Keen, Michael, 1996: The Economic Impact of Minimum Wages in Europe. Economic Policy 11, 23: 317-372.
- Fitzenberger, Bernd, 2008: Anmerkungen zur Mindestlohndebatte: Elastizitäten, Strukturparameter und Topfschlagen. Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung 42, 1: 85-92.
- Fitzenberger, Bernd & Kohn, Karsten, 2006: Skill Wage Premia, Employment and Cohort Effects: Are Workers in Germany All of the Same Type. Bonn: Institute for the Study of Labour, IZA DP No. 2185.
- Franz, Wolfgang, 2007: Der trügerische Charme des Mindestlohns. Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung 4: 431-438.
- Galindo-Rueda, Fernando & Pereira, Sonia, 2004: The Impact of the National Minimum Wage on British Firms. Final Report of the Low Pay Commission on the Econometric Evidence From the Annual Respondents Database. London: London School of Economics.
- Hammermesh, Daniel, 1995: ‚Myth and Measurement:’ The New Economics of the Minimum Wage. Comment. Industrial and Labor Relations Review 48, 4: 830-834.
- Kim, Taeil & Taylor, Lowell J., 1995: The Employment Effect in Retail Trade of California’s 1988 Minimum Wage Increase. Journal of Business and Economic Statistics 13, 2: 175-182.
- Leigh, Andrew, 2007: Does Raising the Minimum Wage Help the Poor? Economic Record 83, 263: 432-445.
- Machin, Stephen, Manning, Alan & Rahman, Lupin, 2003: Where the Minimum Wage Bites Hard: Introduction of Minimum Wages to a Low Wage Sector. Journal of the European Economic Association 1, 1: 154-180.
- Machin, Stephen & Wilson, Joan, 2004: Minimum Wages in a Low-Wage Labour Market: Care Homes in the UK.. Economic Journal 114, 494: C102-C109.
- Manning, Alan, 2003: Monopsony in Motion: Imperfect Competition in Labor Markets. Princeton: Princeton University Press.
- Metcalf, David, 1999: The Low Pay Commission and the National Minimum Wage. Economic Journal 109 (453): F46-F66.
- Müller, Kai-Uwe & Steiner, Viktor, 2009: Labor Market and Income Effects of a Legal Minimum Wage – A Microsimulation Study for Germany. Paper proposed for the IZA Conference “The Economics of the Minimum Wage” Berlin, June 21-23, 2009.
- Neumark, David, 2001: The Employment Effects of Minimum Wages: Evidence from a Prespecified Research Design. Industrial Relations 40, 1: 121-144.
- Neumark, David, Schweitzer, Mark E. & Wascher, William, 2005: The Effects of Minimum Wages on the Distribution of Family Incomes: A Nonparametric Analysis. Journal of Human Resources 40, 4: 867-894.
- Neumark, David & Wascher, William, 2007: Minimum Wages and Employment. IZA Discussion Paper No. 2570. Bonn: Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit/Institute for the Study of Labour (IZA).
- Neumark, David & Wascher, William, 2002: Do Minimum Wages Fight Poverty? Economic Inquiry 40, 3: 315-333.
- Neumark, David & Wascher, William, 1994: Employment Effects of Minimum and Subminimum Wages. Reply to Card, Katz and Krueger. Industrial and Labor Relations Review 47, 3: 497-512.
- Neumark, David & Wascher, William, 1992: Employment Effects of Minimum and Subminimum Wages: Panel Data on State Minimum Wage Laws. Industrial and Labor Relations Review 46, 1: 55-81.
- Nickell, Stephen, 1997: Unemployment and Labor Market Rigidities: Europe versus North America. Journal of Economic Perspectives 11 (3): 55-74.
- Nickell, Stephen & Bell, Brian, 1995: The Collapse in Demand For the Unskilled and Unemployment Across the OECD. Oxford Review of Economic Policy 11, 1: 40-62.
- Nickell, Stephen, Nunziata, Luca & Ochel, Wolfgang, 2005: Unemployment in the OECD Since the 1960s. What Do We Know? Economic Journal 115: 1-27.
- Ragnitz, Joachim & Thum, Marcel, 2008: Beschäftigungswirkungen von Mindestlöhnen – eine Erläuterung zu den Berechnungen des ifo Instituts. ifo Schnelldienst 61, 1: 16-20.
- Ragnitz, Joachim & Thum, Marcel, 2007: Zur Einführung von Mindestlöhnen: Empirische Relevanz des Niedriglohnsektors. Ifo Schnelldienst 60, 10: 33-35.
- Scarpetta, Stefano, 1997: Assessing the Role of the Labour Market Policies and Institutional Settings on Unemployment: A Cross-Country Study. OECD Economic Studies 26: 43-96.
- Spriggs, William E. & Klein, Bruce W., 1994: Raising the Floor: The Effect of the Minimum Wage on Low-Wage Workers. Washington: Economic Policy Institute.
- Straubhaar, Thomas, 1996: Schutzzoll auf Arbeit – das neue Gesicht des Protektionismus. List Forum 3: 209-221.
- Yelowitz, Aaron S., 2005: How Did the $8.50 Citywide Minimum Wage Affect the Santa Fe Labor Market. Washington: Employment Policies Institute.
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Wem die vorgestellte Literatur zu schwierig/umfangreich ist, dem empfehle ich das schlanke, aber vorzügliche Büchlein Economics von Henry Hazlitt – trotz des Titels auch in deutscher Sprache.
Er erklärt auch die Auswirkungen des Mindestlohnes!
Er erklärt auch, warum der Mindestlohn trotz seiner schädlichen Auswirkungen so beliebt ist.
Eingriffe in das Marktgeschehen haben vielfache Auswirkungen, sichtbare, aber vor allem auch unsichtbare.
Die Einführung des Mindestlohnes bewirkt – für jeden sichtbar – eine Erhöhung des Stundenlohns der Mindestlöhner.
Die ganzen, negativen Auswirkungen (Entlassungen, Nichteinstellungen, Senkung der Stundenzahl etc. pp.) kommen dagegen zum Tragen, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfährt.
Politiker, die den Mindestlohn propagieren, ob mit oder wider besseres Wissen sei dahingestellt, können sich daher der Zustimmung der breiten Massen sicher sein.
Schöne neue Welt
Das DIW erklärt den Menschen den Mindestlohn und dazu gesellen sich noch eine Menge Fachleute, die offensichtlich alle nicht dem produktiven Sektor zuzurechnen sind und gemeinsam eines vermissen lassen – die Schlussfolgerung aus dem Ganzen:
Weg mit dem Mindestlohn und was dann?
Dabei ist die Antwort eindeutig und hunderttausendfach real belegt:
Single-Haushalte und Hartz IV, dazu ein wenig Schwarzarbeit – da kommt kein Mindestlohn mit.
Natürlich gibt es da noch mehr: Lohnverzicht (vermeintlich zur Arbeitsplatzsicherung), Leiharbeiter, Saisonarbeiter, “Kapovaz” ( und dazu die englische Variante ohne Arbeitszeit- und Lohnvereinbarung), Erntehelfer, Kinderarbeit und nun die jenseits aller Regularien einsetzbaren Migranten (nannten Sie es nicht das “Unter-schichten” – Modell?),
Doch zurück zum Mindestlohn: Kürzlich las ich von einem Arbeiter, der sich tatsächlich im Übereifer den Ast absägte, auf dem er saß. Mit dem gleichen Eifer sägen heute eine Menge Leute im unproduktiven Teil unserer Gesellschaft, in Verwaltung und “schreibenden Zunft” an dem Ast ihrer eigenen Existenz, wenn sie immer wieder beharrlich vertreten, dass man dem Anderen doch nicht die Butter auf dem Brot zugestehen sollte. Toleranz und Großzügigkeit aber immer dann, wenn andere bezahlen. Doch hier zeigt nicht nur die Gender-Debatte wohin die Reise geht.
Damit einher geht die unsinnige Aufblähung des Staatsapparats trotz eines Haushaltsdefizits von rd. 2.000 Mrd. Euro und der jährlichen folgenlosen Verschwendung von Steuergeldern in dreistelliger Milliardenhöhe. Hier von einer “schwarzen Null” zu reden und zu schreiben ist ein kollektiver Blackout, der – wie schon 2006 – in nächster Zukunft bitter aufstoßen dürfte. Auf das folgende Sparprogramm darf man gespannt sein.
Die überfällige Reform der Verwaltung im Sinne der Bürger findet nicht statt, stattdessen wandelt sie sich zum Service-Apparat der Politik. Wer nicht mitzieht, wird versetzt, vorauseilender Gehorsam wird belohnt, Arbeitseinsatz i.d.R. nicht honoriert.
Die Diskussion um den Mindestlohn wirkt vor dem Hintergrund eher banal, zumal man die Konsequenzen, z.B. den Bezug von Hartz IV an eine geregelte kommunale Halbtagstätigkeit zu binden, nicht unmissverständlich ausgesprochen werden.
Man könnte glauben, Huxley habe das Modell seiner zukünftigen Gesellschaft bereits auf den Weg in die heutige Zeit gebracht, in der Entsolidarisierung auf allen Ebenen, Verantwortungs-losigkeit und Desorientierung durch Konsum und Drogen sowie die Zementierung sozialer “Kasten” zugunsten der “Alphas” Schritt für Schritt umgesetzt werden.
W.Lehberger
Der Sozialismus verträgt keine Vertragsfreiheit.
Diese ist zwar im GG Art. 2 niedergeschrieben, unabänderlich, liest aber keiner, man kann als Abgeordneter schließlich nicht zu jeder Abstimmung mit dem GG unterm Arm laufen.
….und für Regierungsmitglieder ist das GG lediglich ein Arbeitshindernis.
….und wenn dann noch eine Gendertussi namens Baer über die GG-Einhaltung wacht, gute Nacht.
Top, Dein Beitrag. Hadmut Danisch könnte es kaum besser und knapper beschreiben. Bin zu 100 % dabei. Sozialismus ist immer Tod, auch der der individuellen Freiheit.
” Fauler Zauber” von Roland Baader erklärt den ” Sozialsozialismus” der BRD in knappen, unterhaltsamen Worten. Was hier in diesem Land geschieht, ist ABM für SPD und Linke.
Die klassische neokonservative Ökonomie geht davon aus, das der Arbeitsmarkt funktioniert wie ein Kartoffelmarkt. Das tut er nicht. Kein einziger Markt ist so verbastelt wie der Arbeitsmarkt.
Gerade in der Makroökonomie gelten die Regeln der Betriebswirtschaft NICHT. Nominal Löhne konvergieren mit der Inflation und die Reallöhne bestimmen die Nachfrage – das wird in keinem einzigen Buch erwähnt, keine ihrer Studien berücksichtigt das.
Der Grund ist einfach: man geht vom Monetarismus als Inflationsregel aus. Die Geldmenge bestimme die Inflation. Das macht sie auch, aber nur da, wo das Geld ausgegeben wird, also marktwirksam wird.
Ausserdem wird nirgends berücksichtigt, dass die, die nicht arbeiten trotzdem im Markt verbleiben, nämlich als Konsumenten. Senkt man die Löhne um 30 % produziert man Arbeitslosigkeit – weil die Konsumenten sofort 30 % weniger Geld ausgeben und damit die Nachfrage zusammenbricht. Das kann man in Griechenland sehen, dort hat man um 30 % gesenkt und den Binnenmarkt zerstört. Herausgekommen ist eine viel höhere Arbeitslosigkeit und das Land wird sich lange nicht erholen.
Setzt man einen Mindestlohn an, passiert in aller Regel – nichts. Man stärkt lediglich die Kaufkraft am untersten Rand.
In Deutschland war der Mindestlohn notwendig.
Während der Rot-Grünen Lohnsenkungsorgie, die bis heute anhält und jeden von uns inzwischen mehr als 30 % Lohn kostet, wurden die generellen Tarifbindungen aufgehoben und die Gewerkschaften entmachtet. Weil das ein Zuschussgeschäft ist, d.h. viele sind Vollzeit arbeiten gegangen und mussten mit Hartz IV aufstocken, wurde das korrigiert.. Über die Aufstockung wurden die Firmen subventioniert, die keine ausreichenden Löhne gezahlt haben.
Jetzt kann man argumentieren, wenn einer sowenig zahlt, geht man nicht für den arbeiten – und vor Hartz wäre das auch passiert – heute bekommt man dann eine Sanktion und damit kein Geld mehr, d.h. die Leute wurden massig in solche Jobs gezwungen und konnten sich das nicht aussuchen. Von wegen Angebot und Nachfrage – auf dem Arbeitsmarkt ein Mythos.
Ihre Feststellung, der Mindestlohn bewirkt nichts stimmt, aber das war zu erwarten.
Hinzu kommt, dass die Arbeiter in den 8,3 Zeiteinheiten das gleiche Pensum abarbeiten müssen, wie vorher in den 10 Zeiteinheiten, sonst kann der Arbeigeber ja seine 1000 Geldeinheiten nicht erwirtschaften. “Weniger arbeiten” ist in diesem Zusammenhang vll. etwas irreführend. Da Leistung = Arbeit pro Zeiteinheit, wird eben mehr Leistung abverlangt. Die negativen Folgen, die daraus entstehen (Stress, Überbelastung,…), werden auch nicht erwähnt.
Was man vllt. der Literaturliste noch hinzufügen könnte, da es sozusagen die Stimme der deutschen Ökonomen zur Einführung zum Mindestlohn in Deutschland widerspiegel, ist das Dosier vom ifo-Institut “Mindestlohn: Für und Wider” aus dem Jahre 2008:
https://www.cesifo-group.de/DocDL/SD-6-08.pdf
Was man auch nicht vergessen darf:
1. Der Mindestlohn wurde in Deutschland unter dem Verweis auf GB eingeführt, die einen Mindestlohn haben und er dort angeblich keinen Schaden verursacht hat. Was man aber verheimlicht hat ist, dass dort insgesamt weniger Arbeitnehmer vom Mindestlohn betroffen sind als dies hier der Fall ist.
2. Auch hat man alle Warnhinweise bzgl. der Höhe des Mindestlohn ignoriert. Ökonomen hatten, nachdem klar war, dass die deutsche Pollitik auf Biegen und Brehcen einen Mindestlohn einführen will, die sogenannte Topfschlagen-Taktik vorgeschlagen: Den Mindestlohn niedrig wählen und wenn sich zeigt, dass er keinen Schaden anrichtet, dann schrittweise erhöhen. Aber die Politik ist ja dann bekanntlich gleich bei 8,50€ eingestiegen, um ein Zeichen zu setzen.
3. Trotz des Hinweises auf den Mindestlohn in GB, wo man in der Mindestlohnkommission neben den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern auch die Wissenschaft als stimmberechtigtes Mitglied hat, hat man der Wissenschaft (also der Stimme für die Arbeitslosen) in der deutschen Mindestlohnkommission nur eine beratene Rolle zukommen lassen. D.h. in Deutschland können Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Pakt gegen die Arbeitslosen schließen, dabei sind ja in der Regel die ärmsten der Armen gerade die, die keine Arbeit haben.
4. Der Mindestlohn wurde zu einer Zeit diskutiert und eingeführt, als es in Deutschland ordentlich bergauf ging, so dass mögliche negative Effekte durch die konjunkturell gute Lage gar nicht so dramatisch zum Vorschein kamen. Wir sehen nun, dass er trotz dieser glücklichen Umstände gereade so wirkungslos ist. Der wahre Lackmustest des Mindestlohnes steht aber noch aus, und findet im nächsten konjunkturellen Abschwung statt, der so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche.
Ich halte den Mindestlohn unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten für die richtige Maßnahme. Es obliegt in der Sozialen Marktwirtschaft dem Staat, Rahmenbedingungen für Markt und Wirtschaft zu setzen, das war hier der Fall, und m.E. auch notwendig. In der Lausitz gab es Arbeitsplätze mit Löhnen von deutlich unter 5 Euro, die Leute mussten aufstocken.
Ich bestreite nicht, dass eine solche Marktregulierung zum Verlust von Arbeitsplätzen führt, aber eben Billigstarbeitsplätzen. Diese volkswirtschaftliche Konsequenz halte ich für vertretbar.
Mindestlohn bewegt NICHTS, wirklich ? Die einzelnen Betriebe sind doch trotz ähnlicher Arbeits abläufe sehr unterschiedlich, aber alle Betriebe, Konzerne uä berechnen am Jahresende ihren Bruttoumsatz usw und auch die prozentualen Ausgaben für Löhne. Da kommt ein imens großer Betrieb so auf 4% Lohnanteil und kleinere Betriebe leicht auf 30% Lohnanteil. Dem großen Berieb schmälert Mindestlohn etwas die Gewinnausschüttung, dem kleinem Betrieb droht Schlimmstenfalls das Aus. Je nach Struktur versucht das Mittelfeld gegenzusteuern. Gängige Methode aller Betriebe in Deuschland, der Einsatz kostengünstiger Leiharbeit, mit geichzeitigen Abbau des Stammpersonals. Wer es kann setzt auf Automation/ Inovation und verringert sein Personalbestand. Wer aber Personal für sein Produkt braucht, kürzt die Arbeitszeit seines Personals(bei gleichem Stundenlohn), aber setzt nur Personal ein, dass zur höheren Produktivität fähig ist, die Soll-Produktion wenigstens zu sichern. Bei all diesen Diskussionen um Mindestlohn, Produktivität, Bedingunsloses Grundeinkommen uä, wird immer von der Tagesproduktion einer Einzelperson ausgegangen, den Betriebseignern, bzw der Wirtschaft alg, interessiert nur die Tagesproduktion seines Betriebes und deren Unkosten. Bildlich ausgedrückt, bei diesen Diskussionen wird ein 100m- Läufer mit einem Langstreckenläufer verglichen und hier beginnt das Täuschungsmanöver der DIW. Beginnt ein Arbeitgeber mit einer Arbeitsplatzgerechten Selektion, legt er, anfangs, die Arbeitszeiten so, dass er gesetzliche Pausenzeiten (uä) nicht mehr berechnen braucht. Hier beginnt der Prozess, wo der Langstreckenläufer zum 100m-Läufer wird. Die Steigerung endet dann, wenn der Arbeitnehmer nur noch für die Zeiten eingesetzt und bezahlt wird, wenn er zu Höchstleistungen fähig ist. Betrachten wir wieder die Tagesproduktion, aufgeteilt in kleine, aber hochproduktiven Zeiteinheiten, aufgeteilt auf mehrere Arbeitnehmer, geschieht eine wesentliche Qualitäts- und Produktivitätssteigerung bei etwa gleichbleibenden Lohnkosten. Sollte die Steigerung nicht benötigt werden, wird die Anzahl der Arbeitnehmer reduziert.
Wenn aber nur noch wenige hochleistungsfähige Arbeitnehmer eingesetzt werden und Lohn erhalten (Nettosteuerzahler), führt es zwangsläufig zu gesellschaftlich struktuellen Veränderungen, zB zu einem bedingunslosem Grundeinkommen, zu einem anderen Verständniss zu seiner Gesundheit, zur Lernbereitschaft, zur Familie usw .
Geschehen die gesellschaftlichen Veränderungen nicht, wie zZ, Deutschland hat das niedrigste Medianvermögen in Europa, setzt sich die alg Verarmung in Deutschland fort.
Die Sicht eines sehr alten Hausmeisters.