Dunning-Kruger in Berlin: Je höher die Position, desto geringer die Kompetenz

Wir lassen Sie zunächst einmal mit der Beschreibung einer „Studie“ des DIW allein.

Grüne und AfD als neue Gegenpole der gesellschaftlichen Spaltung in Deutschland

“Die Studie verknüpft Europawahlergebnis mit Strukturdaten der Landkreise und kreisfreien Städte – Grüne dort stark, wo Einkommen hoch sind, Wirtschaft robust ist und Bevölkerung wächst – AfD mit hohen Stimmanteilen in wirtschaftlich schwachen Kreisen, in denen Arbeitsplatzverluste drohen und Menschen abwandern – Langfristige Investitionsstrategie dringend nötig

Die regionale Polarisierung in Deutschland schlägt sich deutlich in den Stimmanteilen bei Wahlen nieder. Das ist die zentrale Erkenntnis einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die das Ergebnis der diesjährigen Europawahl in Verbindung mit Merkmalen der Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland unter die Lupe nimmt. Im Fokus stehen Grüne und AfD, die aus der Opposition heraus die zentralen Wahlkampfthemen setzten, vor allem in der Migrations- und Klimapolitik. Das Kernergebnis: Der Zuspruch für die Grünen ist in wirtschaftlich starken, demografisch jungen und dynamischen sowie wirtschaftsstrukturell soliden Kreisen in Deutschland hoch. Dagegen schneidet die AfD in Kreisen besonders gut ab, in denen die wirtschaftliche Lage weniger gut ist, die Bevölkerung abwandert und die Wirtschaft verwundbarer ist, etwa weil in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze durch Automatisierung und Digitalisierung wegfallen könnten.





„Im Wahlergebnis der Grünen und der AfD bei der Europawahl spiegeln sich die gesellschaftlichen Divergenzen in Deutschland wider, die ihre Ursache vor allem in unterschiedlichen Lebensverhältnissen zwischen verschiedenen Regionen haben“, sagt Alexander Kritikos, Forschungsdirektor am DIW Berlin, gemeinsam mit Marcel Fratzscher und Christian Franz Autor der Studie. „Interpretiert als Signal eines Vertrauensverlusts in die Politik der beiden Regierungsparteien weist das Wahlergebnis und damit auch unsere Analyse darauf hin, dass die Politik in den vergangenen Jahren nicht genug geleistet hat, um möglichst gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen. Nötig wäre eine langfristige Investitionsstrategie, damit strukturschwache Regionen nicht noch weiter abgehängt werden“, macht DIW-Präsident Marcel Fratzscher deutlich.”

Wer solche Wissenschaftler hat, der benötigt keine Ideologen mehr.

In der empirischen Sozialforschung kennt man – normalerweise – den ökologischen Fehlschluss (und vermeidet ihn tunlichst !sic). Ein ökologischer Fehlschluss liegt immer dann vor, wenn von Zusammenhängen, die auf Basis von aggregierten oder strukturellen Daten berechnet wurden, auf Zusammenhänge der Mikro- der individuellen Ebene geschlossen wird, ohne dass dieser Schluss durch eine Theorie begründet und auf der Individualebene geprüft worden wäre. Fratzscher und die beiden anderen Künstler vom DIW schließen von aggregierten Daten auf „Lebensverhältnisse“ und somit auf zutiefst individuelle Verhältnisse, denn nicht Strukturen leben in Verhältnissen und auch nicht Stimmanteile bei Europawahlen, Individuen leben in bestimmten, und zwar individuell verschiedenen Verhältnissen.

Von den Individuen, die die Grünen wählen, weiß man zum Beispiel, dass sie vor allem in Städten leben, dass sie unter Studenten, deren Lebensverhältnisse subventionierte Lebensverhältnisse sind und unter denen, die in den verschiedensten Positionen öffentlicher Verwaltungen und anderen Ausprägungen des tertiären Sektors (hoffentlich) arbeiten, am häufigsten sind. Die Grünen sind eine klassische Partei, deren Wähler sich aus der konsumtiven Mittelschicht, also aus denen zusammensetzt, die von Produktivkräften, die einen Mehrwert erwirtschaften, unterhalten werden.

Diese Produktivkräfte wiederum finden sich häufig als Wähler der AfD, deren Anteil an Arbeitern den der SPD zwischenzeitlich wohl übersteigt, ebenso, wie die AfD eine Partei der gutverdienenden und vergleichsweise Hochgebildeten ist.

Was die neuerliche Niederlage für die empirische Sozialforschung, die in Berlin erstellt wurde, zeigt, ist dagegen, dass man mit strukturellen Daten genau das findet, was man als Aussage bereits durch die Auswahl der entsprechenden Daten festgelegt hat.

„Der Zuspruch für die Grünen ist in wirtschaftlich starken, demografisch jungen und dynamischen sowie wirtschaftsstrukturell soliden Kreisen in Deutschland hoch“, so schreiben die Autoren.

Grüne werden häufiger in Städten gewählt. Städte sind in der Regel durch eine höhere Wirtschaftskraft (schon, weil sie Zentren sind) geprägt, als ländliche Gebiete. Städte sind z.B. industrielle Zentren. Im Modenbachtal in Rheinland-Pfalz finden sich eher keine industriellen Ansiedlungen und entsprechend ein geringer Anteil von Grünwählern. Städte sind darüber hinaus Orte, an denen Hochschulen und ihre Infrastruktur angesiedelt sind, und Hochschulen sind der Nährboden, auf dem grüne Wähler gedeihen. Was die drei vom DIW hier verbraten wollen, ist nichts anderes als eine Neuformulierung des Bekannten, die mit den Lebensverhältnissen, von denen Fratzscher schwafelt und vor allem mit deren Angleichung überhaupt nichts zu tun hat.

„Dagegen schneidet die AfD in Kreisen besonders gut ab, in denen die wirtschaftliche Lage weniger gut ist, die Bevölkerung abwandert…“

Genau. Das beschreibt Ostdeutschland, alle ostdeutschen Bundesländer und somit die meisten ostdeutschen Kreise. Die drei Künstler verbreiten hier nichts anderes als das, was längst bekannt ist. Die AfD wird in Ostdeutschland häufiger gewählt als in Westdeutschland. Das hat mit den Lebensverhältnissen überhaupt nichts zu tun, schon deshalb nicht, weil die Lebensverhältnisse, um es noch einmal zu wiederholen, eine individuelle Variable sind, denn Individuen leben in bestimmten Verhältnissen, nicht Gruppen oder Mengen von Individuen, und es hat schon gar nichts damit zu tun, dass Lebensverhältnisse unterschiedlich sind.



Warum also gibt Marcel Fratzscher den folgenden Unsinn von sich?

„Interpretiert als Signal eines Vertrauensverlusts in die Politik der beiden Regierungsparteien weist das Wahlergebnis und damit auch unsere Analyse darauf hin, dass die Politik in den vergangenen Jahren nicht genug geleistet hat, um möglichst gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen“.

Was sind überhaupt gleichwertige Lebensverhältnisse? Wollen Sie leben, wie Fratzscher, in enger Wohnung in Berlin, mit Gestank und Geschrei und Stau und Lärm fast rund um die Uhr? Wir nicht. Wir bestehen daher auf ungleichwertigen Lebensverhältnissen, auf den Blick auf die Berge in 20 Meilen Entfernung und die Leere der Landschaft dazwischen. Fratzscher will hier offenkundig die politische Agenda der großen Gleichmacher bedienen, die der absurden Ansicht sind, wenn man die Lebensverhältnisse angleichen würde, dann könnte man damit die Wahlergebnisse beeinflussen. Wie wenig diese Leute von Wahlforschung oder der Natur des Menschen verstehen, wie fremd ihnen die Idee ist, dass Menschen unterschiedliche Präferenzen haben, erschreckend.

Damit sind wir beim Technischen für alle, die es interessiert: Fratzscher, Kritikos und Franz arbeiten mit Daten auf Kreisebene, also z.B. dem Arbeitslosenanteil auf Kreisebene und dem Anteil der Zweitstimmen für die AfD und die Grünen auf Kreisebene. Sie finden Korrelationen auf Kreisebene und formulieren auf Basis dieser Korrelationen die Gemeinplätze, die wir hier zitiert haben. Weil man mit Gemeinplätzen wenig Aufmerksamkeit erreichen kann und das statistische Artefakt, das zeigt, dass die AfD genau da gewählt wird, wo sie gewählt wird, nichts anderes wird, wenn man es umschreibt und nicht sagt: Die AfD wird vornehmlich in Ostdeutschland gewählt, sondern, die AfD wird vor allem in Kreisen gewählt, in „denen die wirtschaftliche Lage weniger gut ist, die Bevölkerung abwandert“, deshalb muss ein phantasievoller Knaller formuliert werden. Fratzscher tut das: Die Lebensverhältnisse, die nicht gleichwertigen Lebensverhältnisse, sie sind schuld daran, dass die AfD gewählt wird. Verbessert man die Lebensverhältnisse, dann wird die AfD nicht mehr gewählt.

Solange derart naive Menschen die Bundesregierung beraten, muss man keine Sorge um den Zulauf zur AfD haben.

Selbstverständlich ist, was Fratzscher von sich gibt, Unsinn. Die Grünen sind das beste Beispiel. Sie gedeihen in Städten wie Berlin und dort in Wohngebieten, die man in München als Slum bezeichnen würde, ebenso wie sie in der Schicki-Micki-Wohngegend von München gedeihen. Beide Male gedeihen sie im selben sozialen, einem universitären Milieu. Nur ist München eben wirtschaftlich erfolgreich und Berlin nicht. Daran, dass die Leute, die Grüne wählen, mit gleichen Merkmalen beschrieben werden können ändert das wirtschaftliche Umfeld überhaupt nichts, aber es demonstriert den ökologischen Fehlschluss der Aussage, die Grünen würden in „dynamischen“ Gebieten besonders häufig gewählt.

Für die AfD gilt dasselbe: Dass sie in ostdeutschen Gebieten, die durch Wegzug geprägt und wirtschaftlich im Vergleich zu manchen westdeutschen Gebieten schlechter aufgestellt sind, gewählt werden, ändert nichts daran, dass ihre Wähler zu denen gehören, die wirtschaftlich besser dastehen als der Durchschnitt, in der Regel gut verdienen und im Gegensatz zu einem großen Anteil der grünen Wähler in den „dynamischen Gebieten“ erwerbstätig und nicht studierender Transferempfänger sind.

Selbstverständlich hat dieser Junk aus Berlin auch nichts mit “gesellschaftlicher Spaltung” zu tun. Gesellschaftliche Spaltung wurde weder definiert noch operationalisiert oder gar gemessen. Es ist einfach der phantastische Zusatz, mit dem entweder der eigene Junk interessant gemacht werden soll oder mit dem die Interessen dessen bedient werden sollen, der den Junk finanziert und bestellt hat.

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