Moralische Inszenierung: Was die meisten über Organspende und Organhandel NICHT wissen

Der Bundesrat will eine Widerspruchslösung für Organspenden einführen.
Ein Unding, das, eben weil es ein Unding ist, Zustimmung aus dem entsprechenden Lager erhält:

Nun sollte es eigentlich so sein, dass ein rationaler Akteur dann, wenn Karl Lauterbach etwas empfiehlt bzw. Lauterbach eine Lösung befördern will, die Empfehlung ignoriert bzw. das Gegenteil dessen, was Lauterbach befördern will, tut. Indes mag es den ein oder anderen geben, der sich nach wie vor von der Solidaritäts und “Mitgefühls”-Leier derjenigen, die an Organspende verdienen, beeindrucken lässt. Deshalb stellen wir hier die wichtigsten Probleme, die sich mit einer Organspende verbinden, zusammen. Eine informierte Entscheidung für oder gegen eine Organspende ist nur dem möglich, der diese Probleme kennt.

Beginnen wir mit dem ethischen Problem, das sich mit der “Widerspruchs-Lösung” verbindet, also damit, dass eine staatliche Organisation IHREN Körper generell zur Verfügungsmasse erklärt. Eine Widerspruchs-Regelung sieht vor, dass jeder Bürger, der im Geltungsbereich der Regelung lebt, Organspender ist. Mit anderen Worten, Polit-Kasper maßen sich an, über IHREN Körper zu bestimmen. Ein Eingriff in die individuelle Autonomie, der mit keinem Naturgesetz vereinbar ist. Auch die Tatsache, dass man der eigenen generellen Zuordnung zur Klasse der Organspender widersprechen kann, macht den Übergriff auf die individuelle Autonomie durch in ihrer eigenen Hybris übergeschnappte Übergriffige nicht besser. Es bleibt ein Verstoß gegen die individuelle Autonomie, bei dem die erhoffte Steigerung verfügbarer Organe, allein dadurch, dass Menschen vergessen oder zu träge sind, zu widersprechen, leicht durch einen Faktor aufgewogen werden kann, mit dem die Möchtegern-Weltenlenker, die so gerne über andere verfügen, erfahrungsgemäß nicht rechnen: RENITENZ.

Wir haben die Leser in unserem Telegram Kanal heute morgen gefragt, welche Veränderung in ihrem Verhalten sich durch eine Widerspruchslösung bei Organspenden ergeben würde, sofern sich eine ergeben würde. Hier das Ergebnis:

Angesichts der ohnehin geringen Anzahl von Organspendern in Deutschland sind 15%, die potentielle Organspender waren, sich aber nicht vom Staat auf solche reduzieren lassen wollen, eine der unbeabsichtigten Folgen, an die eindimensionale Möchtegern-Menschenlenker wie gewöhnlich nicht gedacht haben.

Diese unbeabsischtigte Folge ist vorhersehbar, denn die Meldung, die mit einer Widerspruchsregelung einhergeht, ist eindeutig: Uns, die wir uns für den Staat halten und die Interessen derer vertreten, die am Organgeschäft verdienen (es sollte jedem klar sein, dass die “Nächstenliebe”, das Werben mit den armen Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, nur vorgeschoben ist), gehören alle Verwertungsrechte an Deinem Körper. Derzeit sind wir noch so nett, die Verwertungsrechte auf die Zeit nach Deinem vermeintlichen Ableben zu beschränken. Aber wenn erst einmal ein Anfang gemacht ist, dann kommt der Rest von ganz alleine.

Die schöne Erzählung der Organspende vom hirntoten Spender ist eben das, eine schöne Erzählung, denn daran, dass Hirntod auch hirntot und ganz tot bedeutet, gibt es erhebliche Zweifel, wie gewöhnlich, wenn Menschen ein Konzept erfinden, dem bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, die in der Realität nicht einfach so gemessen werden können, denen man sich daher über unterschiedliche Indikatoren nähern muss.

Wir haben die Frage, wie tot man eigentlich bei Organentnahme ist, in einem Beitrag mit dem Titel “License to Kill” behandelt und beantwortet.

Hirntod als mehr oder weniger erfundenes Konzept ist eine Voraussetzung für die Organentnahme, und Hirntod zeichnet sich dadurch aus, dass keine Gehirnfunktion mehr gemessen werden kann, der Organismus aber weiterhin so tut, als wäre der Hirntote lebendig, weiterhin Organe versorgt, weiterhin Blut zirkulieren lässt [im Gehirn offenkundig ohne Wirkung, wenn man die Erzählung vom Hirntod ernst nehmen kann]. Indes, der, dessen Organismus lebt, ist tot, jedenfalls in einer Art und Weise, die ihn keinen Nutzen mehr aus seiner Durchblutung ziehen lässt. Er ist somit bereit, um Organe zu spenden.

Indes, nicht einmal in ihrer Idealform hält die Erzählung von der Organentnahme, was sie verspricht.

Source

Ein Leser berichtet in unserem Telegram-Kanal:

“Schon vor Feststellung des Hirntods werden bei potenziellen Organspendern Behandlungen eingeleitet, die ausschliesslich dem Organerhalt dienen. Dabei dürfen solche vorbereitenden Maßnahmen streng genommen erst beginnen, wenn der schwer verletzte Patient tatsächlich tot ist.

Die Wirklichkeit in deutschen Kliniken sieht anders aus.

Jemand hat z.B. ein schweres Schädel-Hirn-Traum erlitten. Möglicherweise ist er hirntot, sagen die Ärzte. Doch die Diagnoseschritte zur Feststellung des Hirntods sind noch nicht eingeleitet. Der Patient lebt also noch. Und es ist auch nicht geklärt, ob er überhaupt als Organspender infrage kommt. Trotzdem ist bereits jetzt der sogenannte Transplantationsbeauftragte der Klinik wie üblich über den Fall informiert worden und zum Patienten geeilt. Er berät, welche Maßnahmen nötig sind, um die Organe von allen potenziellen Spendern in guter Qualität zu bewahren.

Was wenige wissen: Diese Behandlungen beginnen noch bevor der Hirntod diagnostiziert wird. Dem Patienten werden Medikamente gegeben, die weder seine Lebens- noch seine Sterbequalität steigern; es werden Hormone gegeben; es wird Blut abgezapft, um für den Organerhalt wichtige Werte zu bestimmen. Und statt ihn in Frieden sterben zu lassen, wird er unter anderem mit künstlicher Beatmung am Leben erhalten. Organkonditionierung heißt dieses Vorgehen im Fachjargon. Und es ist ein Graubereich, medizinisch wie ethisch.

Das sind Maßnahmen, für die das Einverständnis des Patienten fehlt. Gleichzeitig ist es aber eine Situation und ein Zeitpunkt, bei dem mit den Angehörigen die Organspende noch gar nicht besprochen worden ist, aus guten Gründen, weil ja die Hirntod-Diagnostik noch gar nicht erfolgt ist.

Die informierte Zustimmung des Patienten oder stellvertretend der Angehörigen ist eigentlich eine Grundvoraussetzung jeden ärztlichen Handelns. Doch sie wird bei der Organkonditionierung übergangen. Selbst wenn der Patient einen Spenderausweis haben sollte: Das „Ja“ zur Organspende und damit verbundene medizinische Eingriffe gilt ausschließlich für die Zeit nach dem Tod. So steht es wörtlich auf dem Ausweis. Doch die Missachtung dessen ist Alltag im Umgang mit Hirntoten.”

Derartige Verstöße gegen eine Vorgabe, die nach außen als unverrückbar bezeichnet wird: Feststellung des Hirntods geht allen weitergehenden Handlungen voraus, haben natürlich ihre Gründe: GELD. Organtransplantation ist ein großes Geschäft, an dem viele, nur derjenige, der ausgenommen wird nicht, verdienen.

Wir haben vor einiger Zeit zwei Beiträge verfasst, in denen wir die Kosten einer Organtransplantation für Steuer- und Gebührenzahler, die für die am Geschäft Beteiligten den Umsatz darstellen, zusammengestellt haben. Die Beiträge behandeln 1) die Kosten die bei Entnahme entstehen und 2) die Kosten, die sich mit der eigentlichen Transplantation verbinden:

Das sind die materiellen, finanziellen Kosten, die für eine Transplantation anfallen. Indes, ein Mensch ist kein Handelsgut, auch seine Organe sind es nicht, auch nicht posthum, ergo stellt sich eine ganz grundsätzliche Frage: Was ist ein Mensch wert?

Kosten sind eine Seite des Organgeschäfts, die Frage, für wen diese Kosten anfallen, wer ein Organ bekommt, wann er es und von wem er es bekommt, ist eine andere Seite, die wir im folgenden Beitrag behandelt haben:

Transplantation ist ein Geschäft mit Wahrscheinlichkeit, bei dem zuweilen der Aufnahmeorganismus nicht mitspielt und das transplantierte Organ partout nicht bei sich haben will. Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Spenderorgans in einem Fremdkörper ist Gegenstand DIESES TEXTES.

Die folgenden Texte widmen sich den organisierten Versuchen, Organspende zu einem moralischen Imperativ, zu etwas zu machen, was man machen muss, wenn man ein guter Mensch sein will, wobei die Frage, warum man ein “guter Mensch” im Sinne des Staates sein sollte, tunlichst umgangen wird.

Die entsprechenden Versuche beginnen bereits in Schulen, kommen gemeinhin mit dem Druckmittel eingeforderter Solidarität , sind letztlich eine Variante von Biomacht, bei der Regierungen Gesundheit als Machtmittel einsetzen, und hinter allem stehen natürlich die handfesten Interessen derer, die verdienen, während sie vorgeben, “den Menschen” helfen zu wollen. Und damit sind wir bei einem ganz dunklen Kapitel der Organspende, das dieses Mal nicht in einem indischen Dorf spielt, in dem die Bewohner so arm sind, dass sie leichte Beute für Geldwedler sind, die “nur” eine der Nieren der jungen Bewohner kaufen wollen und “Reichtum” im Gegenzug versprechen, sondern bei den Versuchen in westlichen Staaten, Organe über Hilfe zum Selbstmord zu beschaffen.

Fassen wir somit die Randbedingen von Organhandel /-transplantation zusammen, um die Probleme, die wir damit haben, zu verdeutlichen:

  1. Staatliche Maßnahmen im Bereich des medizinisch assistierten Selbstmords, wie sie z.B. in Kanada zu finden sind, Selbstmorde, bei denen vorab sichergestellt wird, dass der sich vom Leben Verabschiedende auch seine Organe spendet, bringen den Organhandel, der ohnehin kein appetitliches Geschäft ist, in den Bereich der organisierten Kriminalität.
  2. Transplantationsmedizin ist ein gutes Geschäft für alle daran Beteiligten, mit Ausnahme des Ausgenommenen, der in der Tat ausgenommen wird.
  3. Die Frage, was Hirntod ist und ob er exakt festgestellt werden kann, ist umstritten.
  4. Der Weg eines “legalen” Organs von einem “Spender” zu einem “Empfänger” ist undurchsichtig, um es vorsichtig auszudrücken.
  5. Organtransplantation ist ein unsicheres Unterfangen mit einer stark variierenden Erfolgsquote.
  6. Manipulationen der Empfänger-Chronologie sind ebenso an der Tagesordnung wie “schwarze” Transplantationen in vermeintlich regulären Krankenhäusern.
  7. Welche Art von Leben ein Leben mit Immunsuppressiva ist, ist eine offene Frage.
  8. Es gibt KEIN RECHT auf Spenderorgane. Die Spende eines Organs ist ein Akt der Mildtätigkeit, der eine bewusste Entscheidung eines Lebenden voraussetzt. Eine Regierung, die sich anmaßt, eine solche Entscheidung für andere zu treffen, ist beyond pale.
  9. Eine Steigerung der Verfügbarkeit “legaler Organe”, wie sie durch Widerspruchs-Regelungen versucht wird, wird – sofern sie sich überhaupt materialisiert – lediglich dazu führen, dass die Nachfrage künstlich in die Höhe getrieben wird, der Schwarzmarkt bleibt davon unbeeinflusst.
  10. Wenn Leute, die einen finanziellen Vorteil aus einer Organ-Transaktion ziehen, anderen mit “Nächstenliebe” oder “Solidarität” eine ethische Verpflichtung einreden wollen, dann kann man davon ausgehen, dass Profitstrukturen vorhanden sind, die mafiöse Netzwerke füttern.

 

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