Deadline: Für Journalisten, die nicht wissen, worum es beim Journalismus eigentlich geht
Erick Elejalde, Leo Ferres und Eelco Herder haben eine Untersuchung vorgelegt, in der sie zeigen, dass Medien einen Bias in der Berichterstattung haben. Das Ergebnis (zu dem wir in den nächsten Tagen noch näher kommen) bestätigt eigentlich nur den gesunden Menschenverstand gewürzt mit ein wenig Sozialpsychologie à la Kahneman und Tversky:
(1) Wahrnehmung hängt von Erwartungen ab,
(2) Erwartungen werden durch den Rahmen, innerhalb dessen wahrgenommen wird oder durch die Überzeugung dessen, der wahrnimmt oder durch beides beeinflusst und
(3) wenn man nach Bestätigung für seine Erwartungen sucht, dann wird man diese Bestätigung auch finden und übersehen, dass es neben der Bestätigung etwa doppelt so viele widersprechende Fakten gibt.
Auf der Grundlage dieser sozialpsychologischen Gegebenheiten, die wieder und wieder in Experimenten und Untersuchungen bestätigt wurden, ist es keine Überraschung, wenn Medien, in denen 80% Journalisten mit einer politischen Einstellung, die linksaffin ist, arbeiten, Schlagseite zu Gunsten linker Inhalte haben.
Das einzige, was überrascht ist, dass es tatsächlich Menschen gibt, die allen Ernstes behaupten, ein öffentlich-rechtliches Monopol, in dem es keinerlei Wettbewerb zwischen Journalisten gibt, könne irgend etwas anderes als eine Berichterstattung mit Schlagseite erbringen, mit linker Schlagseite (derzeit).
Dass Wettbewerb die Voraussetzung dafür ist, nicht auf allen Programmen, zu jeder Zeit mit demselben Inhalt beschwätzt zu werden bzw. in allen Zeitungen dieselben Schlagzeilen vorzufinden, dass Wettbewerb der einzige Garant dafür ist, dass sich ein journalistisches Ethos entwickeln kann, das Journalisten ihre Identität aus ihrer Kompetenz und Arbeit und nicht aus ihrem Anstellungsverhältnis ableiten lässt und dass Journalismus einmal als investigativer Journalismus vorhanden war, der unabhängig von Parteien, Verbänden und staatlicher Aufsicht, Kontrolle über Parteien, Verbände und staatliche Akteure ausgeübt hat, das ist in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten.
Als kleine Erinnerungsleistung haben wir heute für unsere Leser ein kleines Schmankerl. Den Film “Deadline” mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle des Herausgebers der Tageszeitung “The Day”.
Alles, was Journalismus ausmacht, Ethos, Identität, Kompetenz, Commitment ist in diesem Film dargestellt. Er sei deutschen Journalisten zur Nachhilfe empfohlen, vielleicht regt sich ein kritisches Neuron und wird zu einer Idee.
Unseren Lesern wünschen wir viel Spaß mit einem Zeugnis aus einer Zeit, in der das Leitbild des Journalisten noch den Blick für’s Ganze und vor allem zweierlei umfasst hat: Rückgrat und Verantwortungsbewusstsein.
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Es zählt immer noch der Rat an Kollegen von Hajo Friedrichs (sinngemäß): Mache Dich nicht mit einer Sache gemein, auch nicht mit einer guten. Daran hält sich aber leider kaum noch jemand.
http://www.hanns-joachim-friedrichs.de/
Schlimmer noch! Man vergibt einen Preis an Journalisten, die genau das Gegenteil dessen machen, wofür Hajo Friedrichs mit o.g. Zitat stand. Es reicht die erste Überschrift….
Ja, an ihn erinnere ich mich . Er war auch für Sport zuständig, wenn ich nicht irre. Aber das war vor 20 Jahren. Eine Generation !!!
Inzwischen wachsen eine andere Art von Menschen heran.
Aber selbst ein Journalist wie Wolfgang Herles, der ja noch lebt, spricht in seinem Buch: “Die Gefallsüchtigen” von Journalisten und Medien, ihr Fähnchen nach dem Wind zu hängen.
Fazit: In jedem Beruf gibt es nur wenige gute. Das wird früher wahrscheinlich auch nicht anders gewesen sein.
… aber wenn das früher auch so war, muss etwas anderes anders gewesen sein:
Die meisten in den meisten Berufen, die nicht zu den “Guten” gehörten, hatten zumindest hiervon anscheinend eine Ahnung und haben dementsprechend die Klappe gehalten.
Jedenfalls müssen wir irgendwie erklären, warum sich derzeit wirklich jeder ahnungslose Hinz oder Kunz zu allen möglichen Themen, von denen er/sie überhaupt nichts versteht, aber zu denen er/sie eine emotionale Reaktion hat, äußern zu können oder gar zu müssen glaubt.
Und DAS ist doch das oder zumindest ein großes Problem: dass eine Menge Leute nicht einmal mehr den Unterschied zwischen Ratio und Gefühl kennen (oder fühlen:-)) und vor allem den Unterschied zwischen beiden hinsichtlich ihrer Relevanz im öffentlichen Diskurs und für die Frage nach Entscheidungen über oder die Bewertung von Sachverhalten.
Ich persönlich bin geneigt, jeden bis auf Weiteres für einen vernünftigen Menschen zu halten, der heutzutage sagen kann: “Dazu kann ich nichts sagen; davon verstehe ich nichts/darüber habe ich mich noch nicht hinreichend informiert” o.ä., egal ob im privaten oder im beruflichen Leben.
Natürlich war auch früher nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Hierzu die Erfahrungen von Niklaus Meienberg, war u.a. bei Stern in Deutschland (unter Scholl-Latour) und Paris, danach freier Journalist.
Im Buch “Zensor USA” beschreiben einige investigative Journalisten aus USA und England ihre Erfahrungen.
Heute sind viele Medien unter Kontrolle einiger Weniger.
Dazu kommt noch der (linke) Zeitgeist.
Hier die Infos für die Schweiz: https://swprs.org/
PS: Danke für die vielen meist interessanten Beiträge und Ihre Arbeit sowie die engagierten Kommentatoren.