Um aller Götter Willen – Eine Pressemeldung aus Berlin

Haben Sie heute schon Vielfalt gespürt? Oder hat ihnen Integration bereits eine wie auch immer geartete Empfindung verschafft? Nein? Nun, dann geht es Ihnen wie Dr. Maria Wünsche, die für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der SRH Hochschule in Berlin verantwortlich ist. Sie hat die folgende höchst interessante Empfindung nicht gehabt:

SRH_berlin

“Von Vielfalt und Integration ist in der Medien- und Kommunikationsbranche wenig zu spüren. Dadurch geht viel Potential und Kreativität verloren, findet Prof. Dr. Anabel Ternès und engagiert sich für Chancengleichheit.”

Nicht nur, regieren Gefühle und nicht Wahrnehmungen an der SRH Berlin. Die Gefühle werden auch gleich durch Empfindungen als nicht ausreichend gewichtet. Und wie immer, wenn Gefühle regieren, ist die Assoziationskette von Vielfalt und Integration über die Kommunikationsbranche zu Potential und Kreativität höchts willkürlich oder wie Dr. habil. Heike Diefenbach kommentiert: Weil Fische nicht Fahrrad fahren können, ist der Weltfriede in Gefahr. Ist doch offensichtlich, oder haben Sie etwa andere Empfindungen?

Und es geht weiter mit Unsinn in der Pressemeldung aus Berlin:

“Die viel gepriesene Vielfalt in unserer Gesellschaft ist insbesondere in Kommunikationsberufen deutlich unterrepräsentiert.”

Ich finde, wir sollten eine Quote für Vielfalt einrichten. Sagen wir 40% Vielfalt in den Führungsetagen von Bürokratien und nur noch 60% Einfalt in den Presseabteilungen von Universitäten.

Hoecker_nonne_Wer es noch nicht bemerkt hat, in der Pressemitteilung aus Berlin geht es um “Nachwuchstalente nicht-deutscher Herkunft”, also um “PR-Managerinnen mit Kopftuch”, wie man der Überschrift der Pressemeldung entnehmen kann. Die Vielfalt in der PR-Branche braucht nämlich “Frauen mit Kopftuch”.

Das ist ein interessanter Ansatz, Vielfalt durch die Förderung einer bestimmten Klientel herstellen zu wollen. Und warum Frauen mit Kopftuch? Keine Ahnung oder: warum nicht? Ich meine, in der Welt der Empfindungen, die Dr. Maria Wünsche (nomen est omen) und Prof. Dr. Anabel Temés zu teilen scheinen, hat sich halt ein positives starkes Gefühl eingestellt als von Frauen mit Kopftüchern die Rede war. Und dann haben die beiden sich in der PR-Welt umgesehen und gesagt: “Hey, hier gibt es gar keine Frauen mit Kopftuch. Dabei ist Vielfalt doch wichtig. Deshalb müssen wir Frauen mit Kopftuch in die PR-Welt bringen, damit Vielfalt hergestellt ist.”

Ja.

Und warum fehlt in der PR-Branche die Kopftuch-Vielfalt?

Anabel Ternès, Professorin für Kommunikationsmanagement an der SRH Hochschule Berlin, […]. „Viele junge Menschen aus Einwandererfamilien wollen lieber in klassische Ingenieurberufe gehen. Sie sehen in [der] Kommunikationsbranche keine Perspektive. Eine türkisch-stämmige Schülerin gestand mir, sie interessiere sich sehr für PR-Arbeit, sorge sich aber, ob sie als Frau mit Kopftuch in dieser Branche akzeptiert würde.

Wenn eine türkisch-stämmige Schülerin im Beichtstuhl von Anabel Ternès sitzt und gesteht, dass sie lieber in die PR-Branche ginge, aber nicht sicher ist, ob sie als Frau mit Kopftuch in dieser Branche akzeptiert würde, dann ist das natürlich eine ausreichende Grundlage für eine Verallgemeinerung. Denn, wo es eine türkisch-stämmige Frau mit Kopftuch gibt, sind bekanntlich mehr und alle sind Potential für die PR-Branche und natürlich schon deshalb geeignet, weil sie weiblich und nicht-deutsch sind, wegen der Vielfalt, Sie erinnern sich?

Interessanter Weise scheinen die Sorgen um die Akzeptanz, die sich türkisch-stämmige Frauen mit Kopftuch machen, für klassische Ingenieursberufe nicht zu gelten, woraus man in der Logik der Genderisten messerscharf schließen muss, dass das maskuline Klima, wie es in der männlich dominierten Ingenieurswissenschaft vorherrscht, für Frauen mit Kopftuch und türkischer Abstammung – jedenfalls in deren eigener Wahrnehmung – günstiger ist als das mit hohem Frauenanteil durchsetze Klima in der PR-Welt.

Ich habe die klare Empfindung, dass ein zu hoher Frauenanteil schlecht ist für Frauen mit Kopftuch. Offensichtlich haben Frauen mit Kopftuch Bedenken, dass sie von Frauen ohne Kopftuch nicht akzeptiert werden. Aber jetzt gibt es ja Prof. Dr. Anabel Ternès, die ausgezogen ist, um zu ändern und um Vielfalt herzustellen:

big bubba“Um das [das halt!] zu ändern, setzt sich Anabel Ternès als Mentorin bei verschiedenen Initiativen aktiv für mehr Vielfalt und Chancengleichheit ein. Im Stipendien- und Mentorenprogramm der Deutschlandstiftung Integration „Geh deinen Weg“ unterstützt sie junge Menschen mit Migrationshintergrund, die sich durch besonderes gesellschaftliches, kulturelles oder sportliches Engagement auszeichnen [weshalb man das Programm besser “Geh’ unseren vorgegebenen Weg” oder “Geh’ unsere ausgetretenen Pfade” nennen würde]. Die „Neuen Deutschen Medienmacher“ ist ein Verbund von Medienschaffenden, die sich für mehr Vielfalt in den Medien stark machen. Als Mentorin begleitet die Professorin eine junge Frau mit türkischem Hintergrund auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen PR-Managerin.”

Vielfalt, Chancengleichgeit, gut, mehr Vielfalt, mehr Migrationshintergrund, gut. Mentorin, Migrantionshintergrund, Kopftuch?, Engagement, gut, PR-Managerin, gut. Gelegenheit, Auskommen, Verdienst, prima. Das ist meine Zusammenfassung der letzten Absätze, wer will, der kann passende Verben und Artikel einsetzen und die Sätze entsprechend vervollständigen.

do-you-cloneDie große Einfalt hat sich der Vielfalt bemächtigt. Vielfalt ist, wenn weibliche Menschen in Positionen gehievt werden, denn weibliche Menschen sind von Natur aus Vielfalt. Im Gegensatz zu männlichen Menschen, die von Natur aus, nicht Vielfalt sind oder zumindest nicht weiblich oder nicht gut oder was auch immer, jedenfalls nicht Vielfalt. Vielfalt ist nicht mehr ein Ergebnis, sondern eine Zutat. Man nehme zwei Frauen, eine mit, eine ohne Kopftuch, ergänze eine behinderte Frau, eine Frau, die mit 14 Jahren der Gewerkschaft Verdi beigetreten ist, und noch eine, die nicht Verdi beigetreten ist, aber bei den Grünen mitarbeitet und schon hat man Vielfalt – oder vielleicht nicht Vielfalt, aber einen Grund Fördergelder anzufordern, von irgend einer Vereinigung die gut sein will und deshalb Vielfalt fördert, also die beschriebene Vielfalt.

Wer gedacht hat, Vielfalt beziehe sich auf das Ergebnis, der sieht sich enttäuscht in seiner Hoffnung, dass das Programm öffentlich-rechtlicher Sender in Zukunft besser wird als es heute ist: Vielfalt ist, wenn derselbe Langweiler von Frauen-Vielfalt produziert wird.

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