Die Gleichheitsindustrie

Der Aufstieg der Gleichheitsindustrie, so hat Peter Saunders ein Buch überschrieben, das 2011 bei Civitas in London (The Rise of the Equality Industry) erschienen ist. Peter Sauders ist emeritierter Soziologie-Professor, der u.a. an der University of Essex gelehrt hat.

Peter SaundersSaunders hat der Universität und der institutionalisierten akademischen Welt zwischenzeitlich den Rücken gekehrt und dies mit “I used to be a Sociologist, but I’m alright now” zusammengefasst. Seit 2009 arbeitet und forscht Saunders selbständig, ein Unterfangen, das ihm durch die in angelsächsischen Ländern vorhandene Kultur privater Forschungsförderung erleichtet wird.

So hat Saunders 2011 sein Buch “The Rise of the Equality Industry” als “Fellow” beim Londoner Civitas: Institute for the Study of Civil Society verfasst.

The Rise of the Equality Industry ist ein Buch, das die Etablierung der Gleichmacher, derjenigen, die für Ergebnisgleichheit eintreten, die wollen, dass nicht mehr Leistung, sondern Gruppenzugehörigkeit darüber entscheidet, welche Auszahlung, welchen Lohn jemand erhält, nachzeichnet. Wie wir bei ScienceFiles, so sieht Saunders die Gleichheitsindustrie als anachronistische Industrie, die gegen eine nicht oder nicht mehr vorhandene Benachteiligung gesellschaftlicher Gruppen von Migranten über Homosexuelle bis zu Frauen agitiert.

Mag der Kampf für Gleichberechtigung in den 1960er Jahren noch seine Berechtigung gehabt haben, so schreibt Saunders an einer Stelle in seinem Buch, so ist diese Berechtigung lange beseitigt: Kein Gastwirt weigert sich heute noch, Schwarze zu bewirten, kein Arbeitgeber bezahlt Frauen für gleiche Arbeit einen schlechteren Lohn als Männern, sofern dies je der Fall gewesen sein sollte.

Mission accomplished – und eigentlich sollte man erwarten, dass sich die Gleichheitsindustrie nun auflöst.

Doch das tut sie nicht – im Gegenteil.

Wie alles, was es zu einer Institutionalisierung geschafft hat, partizipiert die Gleichheitsindustrie an öffentlichen Fördermitteln, ist sie verwoben mit Politikern und wie eine Krake in unterschiedliche gesellschaftliche Prozesse verstrickt, und sie zeigt nun, da ihre vorgebliche Mission abgeschlossen ist, ihr eigentliches Gesicht, das Saunders mit einem Rückbezug auf Antonio Gramsci wie wir, und wie vor allem Dr. habil. Heike Diefenbach, es regelmäßig geschrieben haben, als eine sozialistische Fratze ansieht, eine sozialistische Fratze im neuen Gewandt, denn, so Saunders, Gramsci habe eingesehen, dass es nicht möglich sei, den Kapitalismus zu überwinden, denn dafür sei der Kapitalismus einfach zu erfolgreich.

Entsprechend habe Gramsci eine Methode des kulturellen Kampfes propagiert, dessen Ziel darin besteht, den Kapitalismus von innen heraus zu zersetzen, sich quasi wie eine Schmarotzerpflanze an ihn anzulagern, von ihm zu leben und in langsam mit sozialistischen Techniken zu erdrosseln, seine Freiheit und seinen Möglichkeitsraum immer weiter einzuschränken, bis der alte Baum des Kapitalismus abgestorben ist und die sozialistische Schmarotzerpflanze triumphiert, jedenfalls solange bis sie feststellt, dass der Ernäherer verschwunden ist.

Eine besondere Rolle dabei, die individuelle Freiheit, die dem Liberalismus so wichtig ist, zu ersticken, spielen für Gramsci und alle die Jünger, die im nachgefolgt sind, Institutionen wie Schulen, Universitäten Medien, Kirchen, Familien, alle Institutionen, von denen Gramsci angenommen hat, dass sie eine prägende Wirkung auf das Bewusstsein von Individuen haben, jenes Bewusstsein, das Gramsci und seine Nachfolger gerne für ihre Zwecke manipuliert hätten.

Entsprechend, so schreibt Saunders, gehe es der Gleichheitsindustrie heute nicht mehr darum, als z.B. Homosexueller toleriert zu werden, die Gleichheitsindustrie ist auf die Durchsetzung der Hegemonie ihrer Werte fixiert, darauf, diejenigen, die diese Werte nicht unterschreiben wollen, zu kriminalisieren, darauf, Freiheit zu ersticken und einen kulturellen Wandel zu bewerkstelligen, der letztlich den Kapitalismus zerstört und, eine unabsichtliche Nebenfolge aller sozialistischen Erfolge, die Quelle, an der man sich Jahrzehnte lang gelabt hat, beseitigt.

Wir empfehlen unseren Lesern das Buch von Peter Saunders. Als kleinen Teaser hier noch einmal in seinen Worten, was wir kurz zusammengefasst haben.

Saunders hat als Brite sein Material aus der britischen Gesellschaft entnommen, was er wohl geschrieben hätte, wäre er mit dem deutschen Alltag konfrontiert gewesen?

Saunders equalities industry“For 50 years, the equalities industry in Britain has been on the front foot, driving forward its definitions of ‘fairness’ in terms of equal outcomes, and chipping away at the liberal ideal of formal equality. Almost nobody has stood up to it during this period, so resistance to its ideas and objectives now that the industry has established itself in thousand of different organisations across the country will be that much more difficult. Any political challenge will almost certainly be met by loud and vociferous claims that opponents of the equalities industry are seeking to defend ‘unfairness’ and reinforce ‘privilege’. Such claims can only be countered by a vigorous defence of the alternative, liberal conception of fairness which emphasises the principle of equal treatment under a common set of rules, and which is therefore concerned with processes rather than outcomes.

Politicians, whose instinct is to ally with the equalities industry, rather than mounting a robust challenge to its growing influence and hegemony, should understand that it is not some neutral force for good in British politics. We have seen that it has its own anti-liberal agenda, championing group identity over individual responsibility and equality of outcomes over equality before the law. As David Green suggests: ‘No doubt there are many naive champions of victim groups who think they are simply being ‘nice’, but it is no coincidence that many activists of the hard left who previously tried to inflame class divisions have switched their attention to victim groups as potentially more promising sources of hostility to liberalism’. The rhetoric of their banners may still refer to equality, but unlike the French and American revolutionaries of the eighteenth century, their agenda today is not the defence of liberal capitalism, but its dismantling.

Back in the 1920s, the Italian Marxist Antonio Gramsci realized that the industrial proletariat was never going to overthrow capitalism, as Marx had promised, and that the capitalist economic system was certainly not going to collapse under the weight of it own historical contradictions, as Marx had prophesised. Gramsci therefore proposed that a long class war against capitalism should be fought, not in the factories, but in and across the cultural institutions of modern societies – the schools, the media, the family, the churches and any other institutions which play a part in maintaining and reproducing a society’s sense of itself and its core values. The aim was to ‘transform popular consciousness’ by fostering a ‘revolutionary counter-hegemony’. In plain language, capitalism could be subverted from the inside, and intellectuals would play the leading role in undermining the foundations.

[…]

Since the 1960s, as these culture wars have been progressing, so the equalities industry has moved from ‘outsider’ to ‘insider’ status, and from the defensive to the offensive. Fifty years ago, the aim was simply to achieve tolerance for diversity – e.g. by decriminalising consensual acts of homosexuality in private, or by stopping pubs and restaurants from imposing colour bars. This was an agenda consistent with classical liberalism. But today, emboldened by their acceptance into the heart of the British establishment, radical egalitarians seek nothing less than hegemony for their moral values and beliefs and this requires the unconditional surrender of their adversaries. It is no longer sufficient that homosexuality should be tolerated for example; now the aim is to criminalize those who oppose it.

Egalitarians seek to establish their hegemony by writing their morality into the law of the land and into the rulebook of every organisation of civil society. They can then use this institutional power to purge their opponents. If you have been wondering, … why the equalities industry seems to side with the atheist against Presbyterians, or with the gays against the Pentacostalists, then here is your answer. Despite the rhetoric, modern equalities discource is not neutral. It is tied to a wider and deeper political agenda, and it is bent to its purpose. If this agenda is not opposed with a clearly-articulated, alternative conception of fairness rooted in the liberal tradition of equal treatment under a single set of rules, then liberalism itself will eventually crumble and fade away”.

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