Forschungsförderung ohne staatliche Lenkung

Während Bürokratien in Deutschland bemüht sind, Forschung zu verwalten, Wissenschaftler durch Auflagen weitgehend an Innovativem zu hindern und gute Ideen in bürokratischem Kleingeist zu ersticken, sind andere Länder, in denen die Notwendigkeit technologischer Innovationen und deren Bedeutung für die wirtschaftliche Zukunft selbst bei Verwaltungen bekannt ist, etliche Schritte weiter. So haben die USA bereits im Jahre 1980 mit dem Bayh-Dole Act die Möglichkeit einer kommerziellen Verwertung von Forschungsergebnissen durch die jeweiligen Wissenschafter bzw. deren Institutionen geschaffen, auch wenn die Forschungsergebnisse mit öffentlichen Fördergeldern ermöglicht wurden. Als Konsequenz florieren die universitären Ausgründungen in den USA. Allein im Jahre 2009 gingen 569 Unternehmen aus Universitäten hervor Im selben Jahr wurden 53,9 Milliarden US-Dollar für universitäre Unternehmensgründungen bereit gestellt (AUTM, 2010, S.3). Derweil beschäftigt sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit der Auswertung einer Studie, in der die rechtlichen Bedingungen der Möglichkeit universitärer Ausgründungen für Deutschland untersucht wurden (Hemer, Dornbusch & Kulicke, 2010). Und während man hierzulande darüber grübelt, wie man staatliche gesteuerte Forschungstätigkeit in gewinnbringende Bahnen lenken kann, ist man in den USA abermals einen Schritt weiter.

Peter Thiel, erfolgreicher Venture Capitalist mit Beteiligungen an Facebook und Paypal, der sich selbst als „technology entrepreneur, investor and philanthropist“ beschreibt, hat mit der Thiel-Foundation eine Stiftung ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, Forschung außerhalb des (staatlich kontrollierten) universitären Kontextes zu fördern. Die Stiftung gewährt 20 jungen Forschern unter 20 Jahren mit interessanten Forschungs- und Geschäftsideen ein Forschungsdeputat von 100.000 US Dollar, um deren Forschung voranzutreiben. Zudem sorgt die Thiel-Foundation dafür, dass erfolgreiche Entrepreneurs die Stipendiaten mit Wissen darüber versorgen, wie man aus einer guten und innovativen Technologie ein erfolgreiches Unternehmen macht. Mit anderen Worten, die Thiel-Foundation macht Forscher zu Unternehmern.

Das Besondere an der Thiel-Foundation besteht darin, dass die Jungforscher mit ihrem Stipendium die Universtät verlassen müssen, um sich ganz der Umsetzung der eigenen Forschung in ein eigenes Unternehmen zu widmen: „University is a tremendously valuable experience, but when entrepreneurs are ready to launch, they should do so immediately, rather than sticking around to satisfy expectations or a full four years of college or eight grade school“. Nicht der formale Bildungsabschluss steht demnach im Vordergrund der Thiel-Foundation, sondern die schnelle Entwicklung und Umsetzung guter Idee zu und in Innovationen, die Erfolg am Markt haben.

Während in Deutschland Administrationen dafür kämpfen, dass Lehrstühle für Gendermainstreaming eingerichtet werden, deren Effekt auf das wirtschaftliche Wachstum negativ ist und Forschungsvorhaben aus öffentlichen Mitteln genau dann gefördert werden, wenn sie der herrschenden Ideologie nicht zuwiderlaufen und z.B. nicht mit Stammzellen oder Gentechnologie verbunden sind, sind in den USA nicht nur die Weichen für eine zügige Kommerzialisierung öffentlich finanzierter Forschungsideen gestellt, es gibt auch unabhängig vom öffentlichen Fördersystem private Investoren wie Peter Thiel, die versuchen, die Anzahl bahnbrechender Innovationen zu erhöhen.

Thiel tut dies bewusst außerhalb der Universität, weil er der Überzeugung ist, dass viele gute Ideen nicht von Akademikern, sondern von „self-made men“ kommen. Entsprechend haben viele der 20 Fellows, die derzeit gefördert werden, nie eine Universität von innen gesehen, wie z.B. die 19jährige Eden Full, „founder of Roseicollis Technologies, a solar energy start-up that deploys her patent inventions in established and emerging markets. Currently electrifying two villages of 1000 citizens in Kenya, Eden’s SunSaluter is a solar panel rotating system that tracks the sun to optimize energy collection by up to 40 percent for only $10. She began developing her social enterprise when she was 15“. Oder der gleichalrtige Jim Danielson, der derzeit einen leistungsstärkeren Elektromotor für Autos entwickelt: „He has already electrified a Porsche 924S, including power electronics of his own design. He is currently co-launching Markt Systems LLC, a start-uo to commercialise his research and design“.

Initiativen, wie die von Peter Thiel sind nur möglich, wenn die entsprechende Freiheit für private Initiativen vorhanden ist und Unternehmer nicht gezwungen sind, einem unsinnigen Kodex wie z.B. der social corporate responsibility zu huldigen oder sich durch einen Dschungel der Rechtsregeln, der von einer unglaublichen Anzahl juristischer Spinnweben und Schlingpflanzen bevölkert ist, zu fressen. Kurz: Ein Peter Thiel und seine Stiftung sind nur da möglich, wo sich staatliche Steuerung von Wirtschaft und Forschung auf die Bereitstellung von Finanzen beschränkt und nicht die Vorgabe der Forschungsthemen gleich mit übernimmt.

Die Website der Thiel-Foundation: http://www.thielfoundation.org

Literatur:

AUTM (Association of University Technology Managers) (2010). AUTM U.S. Licensing Activity Survey: FY2009. Deerfield: AUTM.

Hemer, Joachim, Dornbusch, Friedrich, Kulicke, Marianne & Wolf, Björn (2010). Beteiligungen von Hochschulen an Ausgründungen. Endbericht für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Karlsruhe: Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung.

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