Unstatistik der Woche
Es gibt nicht viele Sozialwissenschaftler, die versuchen, sich mit Argumenten gegen die Flut an Unsinn zu stemmen, die täglich die Deiche der Vernunft in deutschen Medien überspült.
Entsprechend muss man sie pflegen, hüten und weiterempfehlen, die wenigen, die es gibt.
Wir wollen heute unseren Lesern die Seite “Unstatistik des Monats“, die am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung gehostet wird, empfehlen.
Verantwortlich für die Seite zeichnen Prof. Dr. Thomas K. Bauer, Prof. Dr. Gerd Gigerenzer und Prof. Dr. Walter Krämer und somit gleich drei Sozialwissenschaftler, die ihre Aufgabe nicht mehr darin sehen, sich im Elfenbeinturm zu verschanzen und bestenfalls vom obersten Fenster zu Claqueuren zu sprechen, sondern darin, Aufklärungsarbeit zu leisten, Informationen bereitzustellen und ihr Wissen zum Nutzen der Allgemeinheit zur Anwendung zu bringen.
Und so haben es sich die drei Professoren zur Aufgabe gemacht, jeden Monat eine besonders unsinnige Statistik, die durch die unkritische Presse gegangen ist, in ihrer Peinlichkeit zu entlarven.
Die aktuelle Unstatistik, die sich die drei Professoren vorgenommen haben, ist die Armutsstatistik, mit der die Sozialindustrie Kasse zu machen versucht, denn nichts macht sich so bezahlt, wie der Ruf nach noch mehr Sozialarbeitern, die den angeblich Armen unter die Arme greifen.
Wir haben über das Schindluder, das Verbände wie der Paritätische Wohlfahrtsverband mit der Erfindung relativer Armut treiben, in einer Reihe von Beiträgen berichtet. Deshalb freut es uns, dass wir nunmehr auf Vertreter der institutionalisierten Wissenschaft verweisen können, die es uns gleich tun, und zwar so:
“Man sollte endlich zur Kenntnis nehmen, dass relative Armutsquoten nur ein (schlechtes) Maß für die Einkommensungleichheit darstellen und mit Armut im herkömmlichen Sinne nichts zu tun haben. Wenn der Präsident des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sagt: „Nie war die Armut in Deutschland so hoch“, ist man versucht, ihm zuzurufen: „Beamen Sie sich mal zurück in das Jahr 1948! Da ging es allen gleichermaßen dreckig, aber nach Ihrer Definition war so gut wie niemand arm.“
Den Rest des Beitrags gibt es hier zu lesen, und natürlich all die anderen Unstatistiken.
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Und wenn das nun eine schlechte Methode ist, die Armut zu messen: was ist denn dann eine gute? Ich erwarte von wissenschaftlich gebildeten Menschen (mit Lehrstühlen) nicht bloß, dass sie etwas als schlecht kritisieren, sondern auch, dass sie sagen, wie es denn besser ginge.
Mir fehlt auch eine tragfähige Begründung, warum die relative Armut als Massstab nun schlecht sein soll. Dass in einem relativen System sich überhaupt nichts verändert, wenn man die Variablen in gleichen Umfängen austauscht, ist kein absoluter Makel, sondern ein relativer.
Ich sehe aber auch, dass man es sicher besser messen könnte als auf diese Weise. Nur dazu schreiben die Professoren überhaupt nichts.
Hätten Sie gelesen, was wir oder die drei von RWI dazu schreiben, Sie hätten Ihre tragfähige Begründung.
Ich habe es gelesen und ich fand ausser zweier Beispiele keinen empirischen Beleg für den proklamierten völligen Unnutzen. Diese Beispiele sind zudem ökonomisch nicht durchdacht, da bei einem globalen Anstieg oder Verfall von Einkommen auch dasselbe mit den Preisen passiert. Wenn alle 1000 Euro mehr kriegen, steigen die Preise dementsprechend und das heißt, wer vorher 699 Euro hatte und nachher 1699 kann sich nach kurzer Zeit wieder genauso wenig leisten, wie er mit 699 Euro konnte. Er bleibt damit arm. Der, der vorher 5000 Euro hatte, bleibt reicher.
Ich sagte auch, daß es sicher nicht die beste Methode ist.
Ich sage nicht: Finger weg von dieser heiligen Methode! sondern: welche ist denn besser geeignet?
Ich finde es etwas widersprüchlich, erst zu sagen: die relative Armut ist generell ungeeignet, um dann im nächsten Satz zu sagen: man müsste sie feiner ausrechnen. Was nun: ist die relative Armut nur ungeeignet, wenn sie zu grob ist oder aber grundsätzlich? Das ist für mich nicht erkenntlich.
Ich finde Kritik am Paritätischen etwas dürftig, wenn man denen ankreidet, keine angemessene Methode zu verwenden und dann aber genauso verbleibt wie der Paritätische: nämlich ohne eine angemessene Methode anzuwenden.
Wenn man weiß, wie es besser ginge: warum macht man das nicht, sondern erwartet, der Paritätische möge es bitte machen? Wenn man weiß, wie man näher an die Wahrheit rücken könnte, warum überläßt man dann den Falschen mindestens seit 2012 kampflos das Feld? Das wirkt wie klugshieten, aber sich nicht die Hände schmutzig machen wollen, mit einem Wort: Selbstbeweihräucherung.
Das Problem mit der relativen Armut besteht darin, dass in einer Gesellschaft voller Millionäre es Arme gibt, es relativ arme gibt, wie das Wort RELATIVE ARMUT schon sagt, sie die Millionärer mit 10 Millionen auf der Bank eben RELATIV ÄRMER als die Millionäre mit 100 Millionen auf der Bank.
Besser als die Relative Armut wäre die Absolute Armut eine aussagefähige Kennzahl. Man würde definieren, bis zu welchem Einkommen jemand als arm gälte. Das könnte z. B. der Hartz-IV-Satz sein. Eine 4köpfige Familie würde z.Zt. bereits als arm gelten, wenn der Versorger weniger als 3500,- brutto verdienen würde. Objektiv würde wohl niemand hier von Armut reden. Aber warum macht der Paritätische Wohlfahrtsverband soviel Wirbel um diesen “Armutsbericht “? Weil er davon profitiert. Dies ist ein milliardenschweres Wirtschaftsunternehmen, das nichts mit Wohlfahrt zu tun hat. Neben Diakonie und Caritas leben diese Unternehmen davon, immer mehr “Arme”, sozial Benachteiligte, Kinder und Jugendliche, Diskriminierte pp. zu pampern. Und je mehr Arme es angeblich gibt, desto mehr gibt es zu betreuen.
Ich vertrete die These, dass nach der verwendeten Armutsdefinition es gar keine materielle Armut in Deutschland gibt. Dazu erlaube mir, auf meinen Beitrag zu diesem Thema zu verweisen: https://widdersecke.wordpress.com/2015/02/26/armutszahlen-immer-noch-armselig-eine-aktualisierung/