Fast, dass man den Eindruck gewinnen könnte, die Herrschaften bei ver.di wollten den deutschen Bundesbürgern das Weihnachtsfest vermiesen. Das klappt aber offensichtlich nicht, denn Amazon hat bereits kund getan, dass die Streiks auch 2015 wirkungslos verpuffen werden: “Wir halten unser Lieferversprechen ein”, sagte ein Sprecher. Insgesamt habe sich auch heute nur ein sehr geringer Teil der Mitarbeiter am Ausstand beteiligt.” (Wer das nicht glaubt, kann ja bei Amazon.co.uk bestellen…)
“Solange der Versandhändler sich weigert, über existenzsichernde Arbeitsbedingungen zu verhandeln, wird es immer wieder zu Streiks kommen. Es ist beeindruckend, dass sich die Beschäftigten von Versprechungen nicht ködern und von Drohungen nicht beeindrucken lassen. Amazon sollte endlich seine gewerkschaftsfeindliche Haltung aufgeben und existenzsichernde, gute Arbeitsbedingungen garantieren. Die Streiks entlarven das Unternehmen, das behauptet, man könne auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber sein“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.”
Nach Angaben von Amazon, denen man bei ver.di nicht widersprochen hat, verdient “ein Mitarbeiter in einem Logistikzentrum nach zwei Jahren – zusammen mit Boni, Aktien und jährlichen Sonderzahlungen – einen durchschnittlichen Monatslohn von 2311 Euro”.
Insofern stellt sich die Frage, wie die “existenzsichernden Arbeitsbedingungen”, die ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger hier einklagt, aussehen sollen, oder wie ein Kommentator auf Tagesschau.de etwas lakonisch kommentiert:
“So weit mir bekannt ist bezahlt Amazon ungelernten Kräften über 10 Euro die Stunde ab dem ersten Tag.”
Von 10 Euro pro Arbeitsstunde können viele ungelernte Kräfte in Deutschland nur träumen, selbst die gewerkschaftlichen Mindestlohnkämpfer…
Und so fragt man sich, was dieser jährliche Weihnachtsstreik eigentlich soll, denn weder geht es darum, dass Amazon-Mitarbeiter schlecht bezahlt werden, denn das werden sie nicht, noch geht es darum, dass das Unternehmen kein “guter Arbeitgeber” ist. Es geht einzig und allein darum, dass Amazon sich weigert, Gewerkschaften ins Haus zu lassen und einen Tarifvertrag mit Funktionären auszuhandeln.
Das geht nicht. Unternehmen, große Unternehmen, bei denen Gewerkschaften wie ver.di vor der Tür bleiben müssen, das ist nicht nur ein Unding, sondern ein Präzedensfall: Was, wenn andere Unternehmen Amazon nachfolgen? Was, wenn viele andere Unternehmen Amazon nachfolgen?
Das wäre schlecht für die Funktionäre, die ihr Geld damit verdienen, dass sie Arbeitnehmern einreden, sie würden deren Interessen vertreten und zudem behaupten, sie würden diese Interessen besser vertreten als dies Arbeitnehmern selbst möglich sei. Für beide Behauptungen, die nicht einmal plausibel sind, da Funktionäre ihre Funktionärsinteressen und nicht die Interessen von Arbeitnehmern haben, gibt es keinerlei Belege.
Dafür gibt es Belege, viele Belege, viele wissenschaftliche Belege für einen schädlichen Einfluss der Gewerkschaften: Sie erhöhen die Arbeitslosigkeit, dämpfen die Produktivität der Wirtschaft und wirken sich entsprechend negativ auf die Wirtschaftskraft eines Landes aus.
Überhaupt sind Gewerkschaften nicht mehr zeitgemäß. Sie sind ein Relikt aus Tagen, in denen Arbeitgeber nicht händeringend nach qualifizierten Arbeitnehmern suchen mussten, wie dies heute der Fall ist. Entsprechend ist es Zeit, Gewerkschaften zu schließen und deren Funktionäre auf den Arbeitsmarkt zu entlassen, schon damit sie sich nicht in ritueller, alljährlich wiederkehrender Streiksymbolik üben, um vor Weihnachten auch möglichst viele Bürger zu schädigen und ihnen das Weihnachtsfest zu vermiesen. Dass die so freigesetzten Funktionäre vermutlich in ihrer Mehrzahl als ungelernte Arbeitskräfte zählen, hat eine gewisse pikante Note. Aber sie können sich ja bei Amazon bewerben. Dort wird man auch als low-skill Arbeiter gut bezahlt.
Wer braucht Gewerkschaften, wer braucht solche boshaften Funktionäre?
Niemand, schon gar nicht die Arbeitnehmer, die ohne Gewerkschaften arbeiten könnten wann sie wollen, so lange sie wollen und an den Tagen, an denen sie wollen…
Denn was immer vergessen wird: Tarifverträge mögen einerseits eine Grundsicherung im Hinblick auf Löhne und Arbeitszeiten sein, andererseits berauben sie die Arbeitnehmer, die in den Geltungsbereich eines Tarifvertrags fallen, aber der Freiheit, ihren eigenen Lohn und ihre eigenen Arbeitszeiten zu verhandeln.
Noch ein Grund, Gewerkschaften dem Vergessen anheim zu stellen. Oder wie ein anderer Kommentator auf Tagesschau.de im Hinblick darauf schreibt, dass ver.di jenen Inbegriff einer nicht-säkularisierten Gesellschaft, den Sonntag, vor dem Zugriff fieser Arbeitgeber wie Amazon gerettet hat, die Arbeitnehmern (und sich) zusätzliche Möglichkeiten von Einkommen verschaffen wollten:
“Verdi-Funktionäre haben unter tätiger Mithilfe von wirklichkeitsfremden und -entrückten Richtern verhindert,dass tausende Aushilfen—darunter viele Flüchtlinge… eine zusätzliche Sonntagsschicht arbeiten und dadurch zusätzlich Geld verdienen konnten.
Unter Berufung auf den Schutz der Sonntagsruhe durfte nicht gearbeitet werden.
Man kann nur wünschen, dass den Fuktionären die Mitgliedsbücher um die Ohren geschlagen werden; gleichgültig ob vor oder nach dem Sonntagskirchgang der offensichtlich so frommen (Schein)-Heiligen von Verdi.”
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Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass sich jeder Arbeitgeber in Verhandlungen dann auf den Tarifvertrag beziehen wird.
Dem Thema Gewerkschaften stehe ich gespalten gegenüber. Leider bemerke ich in letzter Zeit eine Tendenz in Richtung contra.
Was mich schon lange an den Gewerkschaften stört, ist die Tatsache, dass diese bei der Aushebelung des “equal pay” Grundsatzes (§ 3 Abs.1 Nr.3 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG)) für Leiharbeitnehmer kräftig und ohne (!) ersichtlichen Einspruch mitgewirkt haben (vgl. hierzu Satz 2 der zitierten Norm: durch Tarifverträge abbedingbar).
Folglich haben die Gewerkschaften Tarifverträge ausgehandelt, die es ermöglichen, Leiharbeitnehmern eine geringere Vergütung bei gleicher Arbeit zu gewähren bzw. aufzuzwingen.
Meines Erachtens wäre es daher ein richtiger Schritt sowie ein gutes Zeichen, wenn die Gewerkschaften begönnen, entsprechende Tarifverträge anzupassen. Die Erfahrung zeigt, dass die wenigsten Leiharbeitnehmer es schaffen, den Sprung von diesem Status zum (Voll)arbeitnehmer zu schaffen. Das ist sicher nicht kausal, aber trotzdem nichtsdestoweniger unangebracht, unbefriedigend und in der Gesamtheit nicht hilfreich.
Bis das geschieht, stehe ich Gewerkschaften grundsätzlich skeptisch gegenüber. Sollten postive Ausnahmen bekannt sein, freue ich mich über einen entsprechenden Hinweis.
Was hat dieser politische Text mit “kritischer Wissenschaft” zu tun?
Zumindest in der Wissenschaft macht sich das Fehlen von Gewerkschaften negativ bemerkbar. Da die wissenschaftlichel Mitarbeiter/Assitenten immer noch als Einzelkämpfer versuchen den Weg nach oben zu gehen, sind sie perfekt und unbegrenzt ausbeutbar (Abwälzen der Lehre auf den Mittelbau, Befristungsverträge, Nepotismus, Entrechtung in der Selbstverwaltung etc.). Diese Abhängigkeiten wiederum verstärken die Anpassung an politische, “Gender-” und andere Vorgaben von oben. Tatsächlich könnte ein oragnisierter Mittelbau die Universitäten massiv verändern.
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