„Auseinandersetzungen sind ganz normal“, aber …
Am 29. September haben wir unsere Leser dazu aufgerufen, an Primärforschung teilzunehmen. Ziel der Primärforschung war es, eine Forschungslücke zu füllen, die in Deutschland – wie so häufig – mit Blick auf das, was Politiker gerne die Bürger nennen, besteht. Politiker, aber auch Wissenschaftler reden gerne und häufig über die Bürger oder von den Bürgern, weniger bis gar nicht mit Bürgern. Weil dem so ist, gibt es viele Vorstellungen darüber, wie Bürger seien (z.B. dass sie Hasskommentierer sind) und was sie so machten (eben hasskommentieren), aber kein Wissen.
Niemand weiß z.B., wie Bürger in Deutschland mit Konflikten umgehen, wie sie Auseinandersetzungen führen, ob sie Auseinandersetzungen unbefangen führen, wie man das in einer angeblichen Demokratie erwarten sollte oder bei Auseinandersetzungen darauf achten, nichts preiszugeben, was man als eine falsche Meinung auslegen könnte. Welche Ideale tragen Bürger an eine Diskussion heran? Wie viel kann von diesen Idealen in der deutschen Realität umgesetzt werden? Als wie belastend werden Auseinandersetzungen erfahren? Welche Konsequenzen und Reaktionen zeitigen Auseinandersetzungen
Dr. habil. Heike Diefenbach hat eine Skala zur Messung von Konfliktorientierung entwickelt, und wir haben unsere Leser gebeten, Angaben zu den 56 Aussagen, aus denen sich die Ausgangsskala zusammensetzt, zu machen. Nach wenigen Wochen haben mehr als 1000 Leser an der Primärforschung teilgenommen.
Das ist phänomenal.
Normalerweise können Forscher, die eine Skala entwickeln, regelmäßig nur auf wenige 100 Befragte zurückgreifen, bei denen es sich in der Mehrzahl der Fälle um Studenten handelt. Dank der Bereitschaft vieler Leser, an unserer Befragung teilzunehmen, konnte Dr. Diefenbach aus einem Datenreichtum schöpfen, der seinesgleichen sucht.
Als Dankeschön an unsere Leser und alle, die sich an der Befragung beteiligt haben, hat Dr. Diefenbach einen Bericht mit ersten Ergebnissen erstellt, der bewusst so formuliert ist, dass auch statistisch nicht oder kaum Vorgebildete etwas davon haben. Der Bericht kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden.
Eines der vielen interessanten Ergebnisse wollen wir bereits vorab verraten. Die Teilnehmer an unserer Befragung zeichnen sich u.a. durch Idealvorstellungen darüber aus, wie man eine Auseinandersetzung führt, man kann fast von einer Ethik der Auseinandersetzung sprechen. Die Umsetzung dieser Ethik scheint jedoch für nicht wenige an den Realitäten zu scheitern, wie sie sich in Deutschland darstellen. Das Klima, die Atmosphäre im Land der Deutschen, scheint so vergiftet zu sein, dass die Ideale auf der Strecke bleiben und der Vorsicht, weil man aufpassen muss, was man sagt, zum Opfer fallen.
In der Sowjetunion Stalins wären die Ergebnisse, hätte man die Skala von Dr. Diefenbach zur Anwendung gebracht, vermutlich ähnlich ausgefallen.
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Habe den Link noch nicht vollständig gelesen, nur einige Themen herausgepickt und muss sagen, da hat Frau Dr. Diefenbach eine tolle Arbeit geleistet.
Ganz besonders, dass inzwischen wieder sehr viele Menschen Angst haben, ihr Meinung zu äußern. Das betrifft ja einen großen Teil ihres Alltags.
Das macht mir Angst. Wenn es auch nichts neues ist..
Aber sehr gut, es einmal so rational aufgelistet zu sehen.
Es gibt bereits Abmahnungen im öffentlichen Dienst, wenn die Angestellten ihr Meinung offen vertreten.
Und diese Leute haben durchaus was zu verlieren, wenn sie weiterhin die Klappe riskieren.
Also halten sie die Klappe.
So weit sind wir wieder. Das nennt man dann Demokratie. Einfach lachhaft.
Auch wenn ich nicht immer mit jedem hier veröffentlichten Inhalt bzw. jeder Meinung einverstanden bin, habe ich doch gerne diesen Fragebogen ausgefüllt. Und trotz der Meinungsverschiedenheiten halte ich Euch für einen der wichtigsten Blogs im deutschsprachigen Raum. Durch Eure sachlichen Analysen habt Ihr mich auch schon oft auf den Boden der Objektivität zurück geholt.
Vielen Dank für Eure tolle Arbeit.