Wer zu offen ist, ist nicht ganz dicht – Elfen sollen Unfälle verhindern

Es wird in Teilen der Gesellschaft immer noch als eine Errungenschaft der Moderne gefeiert, dass Aberglaube, der Glaube an finstere Mächte, an den Teufel, an Dämonen, an von Dämonen Besessene, an Poltergeister und an die Wirksamkeit des Termiten-Orakel der Vernunft und Wissenschaft gewichen sind.

Die Aufklärung wird gemeinhin als Anfang dessen gesehen, was in den Technologien der Moderne seinen aktuellen Niederschlag findet: Rationalität und wissenschaftliche Methode haben die Grundlagen für den Lebensstandard geschaffen, auf dem wir uns heute ausruhen können.

Und das tun wir dann auch: uns ausruhen.

Obwohl Bertrand Russell das Lob des Müßiggangs gesungen hat, war er dennoch der Ansicht, dass auch Müßiggang in Konstruktives, in eine Erweiterung des menschlichen Geistes durch methodisches Nachdenken und Entwickeln neuer Ideen münden müsse. Müßiggang und Langeweile die sich zusammenschließen, um längst Beseitigtes und als falsch Erwiesenes aus ihrem Grab zu holen und eine moderne Form von Nekromantie zu betreiben, waren nicht das, woran Russell in seiner Form des Müßiggangs gedacht hat.

Er hätte es vermutlich, obwohl er die McCarthy-Ära erlebt hat, nicht für möglich gehalten, dass moderne Gesellschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen Ansturm von Irrationalen, von Spinnern und Gläubigen an alles und jedes erleben, dass der Glaube an geheime Mächte und finstere Verschwörungen wieder aufleben und sogar Professuren an Hochschulen, als Gender Studies, Queer Studies, Postcolonial Studies oder als Whiteness Studies wird reklamieren können.

Er hat nicht mit der Idiotie des konstruktivistischen Zeitalter gerechnet, jenem Zeitalter, in dem sich-für-besonders-schlau-Haltende die letzten Trivialitäten thematisieren, z.B. dass man kein objektives Wissen erreichen könne und diese Erkenntnis, die schon Millionen Menschen vor Ihnen hatten und vermutlich die Neandertaler bereits diskutiert haben, nachdem sich ein Induktionsschluss über die Reaktionsweise von Bären bei direkter Konfrontation als falsch erwiesen hat, als neue Erkenntnis verkaufen.

Mit der Installation von Feinden der Wissenschaft, Abergläubigen, die an ein Patriarchat glauben oder daran, dass die Geschichte durch geheimnisvolle, immer nur zwei Klassen hervorbringende Kräfte determiniert ist, die der wirren Ansicht sind, ihre Gefühle seien deshalb, weil sie von Steuerzahlern an Hochschulen ausgehalten werden, zur Wissenschaft transzendiert, wurde dem Irrationalismus ein Finger gewährt und nun greift er nach der ganzen Hand.

Der Wahnsinn feiert ein Fest nach dem nächsten:

Medien jammern über das vermeintliche Insektensterben und berichten am nächsten Tag über die vielen Wespen, die Deutschland derzeit sieht. Zusammenhänge werden im Zeitalter der Irrationalität nicht mehr hergestellt.

Gutmenschen, die noch nie einen produktiven Beitrag zur Gesellschaft gebracht haben und immer von ihrer Gesellschaft ausgehalten wurden, wollen andere an diesem Füllhorn teilhaben lassen. Dass Ressourcen begrenzt sind und Wohlstand erwirtschaftet werden muss, ist ihnen unbekannt.

Der Irrsinn feiert Feste bei denen, die gegen Hass anhassen wollen. Wir finden Personen, die Multikulturalität predigen und dann, wenn sie mit einem deutschen Konservativen konfrontiert sind, die Multikulturalität nicht ertragen können. An Hochschulen finden sich Besessene, die an die Macht der Sprache glauben und meinen, man müsse Sprache verstümmeln, um auch das zugehörigen Denken zu verstümmeln, wieder andere sind der Ansicht, die von Charles Dickens erzählte Geschichte von Gabriel Grub beruhe auf wahren Gegebenheiten.

Die Liste der Alltags-Idiotien, sie ließe sich endlos fortsetzen.

Wie weit der Wahnsinn bereits Bestandteil des Alltags geworden ist, das zeigt ein Bericht aus den Kieler Nachrichten. Zwei weibliche “Elfenbeauftragte”, so wird berichtet, sind unter Schutz der Autobahnmeisterei über die A2, eine bekannte Unfallstrecke, gezogen, haben dort Kontakt zu „Naturgeistern, Elementar- und Erdwesen“ aufgenommen, „sehr traurige Energien“ empfunden, was auch immer sehr traurige Energien sein mögen und einige Strecken der Autobahn „energetisch versiegelt“. Dabei wurden sie “durch einen Lastwagen der Autobahnmeisterei Braunschweig und … von zwei Mitarbeitern der Behörde” begleitet. Nach der Versiegelung gegen Elementarwesen und “traurige Energie” sollen sich nun weniger Unfälle auf der A2 ereignen.

„Wir sind eine offene Behörde, die allen Bürgern gerecht werden möchte und viele Aktivitäten unterstützt“, sagt Friedhelm Fischer, der Chef der Landesstraßenbaubehörde in Hannover. „Ich könnte so etwas nicht, aber wenn die Frauen glauben, mit ihren Kräften etwas bewirken zu können, unterstützen wir das“.

Hoffen wir, dass die Elfenbeauftragten nicht „sehr traurige Energie“ im Dienstzimmer von Friedhelm Fischer entdecken und der Ansicht sind, man müsse Fischer rituell verbrennen, um seinen negativen Einfluss, der die Unfälle auf der A2 erst möglich macht, zu beseitigen.

Wir sind schon gespannt, wann die Landesstraßenbaubehörde an ausgewählten Strecken der A2 Regentänze gegen die Trockenheit aufführen lässt, wann es im Ministerium rituelle Befragungen eines aus dem Süden des Sudan importierten Orakels gibt, wann der Konsum von flüssigem Waschmittel, der bewusstseinserweiternd sein soll, für die Mitarbeiter in der Landesstraßenbaubehörde zur Pflicht wird, und wann im Eingangsbereich die Köpfe der Opfer, die die A2 fordert, aufgespießt werden, um den Erfolg der Hannoveraner, wenn es um Straßenplanung geht, deutlich zu machen.

Falls irgend eine geschlossene Anstalt mit ihren Insassen gerne einen Ausflug in eine Landesbehörde machen möchte, bitte bei Friedhelm Fischer melden, er will “allen Bürgern gerecht” werden. Linke, die planen, auf der A2 Reifen zu stapeln und in Brand zu stecken, werden gebeten, mit Herrn Fischer einen entsprechenden Termin zu vereinbaren. Denn: Er will allen Bürgern gerecht werden.

Deutschland 2018 – Der Irrsinn greift immer weiter um sich.

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