Unsinn der Woche: Ute Scheub klärt uns über das Patriarchat auf
Ich gebe zu, nachdem ich das, was Ute Scheub da zu Papier gebracht hat, gelesen habe, war ich sprachlos. Zum Glück hält ein solcher Zustand bei mir nicht lange an, und deshalb können sich die Leser dieses blogs in den folgenden Zeilen ein Bild von dem machen, was mich sprachlos gemacht hat. Um auch gleich alle Unvoreingenommenheit bei Lesern zu tilgen: Sprachlos hat mich der absolute und konsistente Unsinn gemacht, der da von Zeile zu Zeile entwickelt wird. Die Konsistenz ist das, was die Sprachlosigkeit in erster Linie produziert. Die meisten, die Unsinn reden, merken an einem Punkt, dass sie sich in etwas Hineingeredet haben und sind dann entweder ruhig, versuchen, den Unsinn zu relativieren oder geben schlicht zu, dass das jetzt Unsinn war. Nicht so Ute Scheub. Sie nimmt ihre Leser auf eine gnadenlose Reise durch alle Schattierungen von Unsinn mit, bis zum bitteren, unsinnigen Ende.
Der Beitrag von Ute Scheub hat mich an das Buch “Asylums: Essays on the Social Situation of Mental Patients and other Inmates” von Erving Goffman erinnert (Goffman & Helmreich, 2007) und an eine ethnomethodologische Studie von Harold Garfinkel, auf die ich hier schon zu sprechen gekommen bin. Die Crux der Arbeiten von Goffman und Garfinkel besteht darin gezeigt zu haben, dass Insassen in Irrenanstalten ausgehend von einer falschen Prämisse eine perfekt rationale Welt zusammenbauen und nur aufgrund der “irren Prämisse”, die am Anfang ihres Gedankengebildes steht, von der “normalen Außenwelt” unterschieden werden können. So ist ein Insasse davon überzeugt, von CIA und FBI verfolgt zu werden, und alle seine irren Handlungen können vor diesem Hintergrund erklärt werden, machen vor diesem Hintergrund Sinn.
Die Prämisse, die Ute Scheub uns in ihrem Text zumutet, und auf die sie ihren ganzen Text gründet, lautet: Es gibt ein Patriarchat, eine gewaltsame Männerherrschaft und unter dieser gewaltsamen Männerherrschaft leiden nicht nur Frauen, sondern auch “immer mehr” Männer. Auch wenn Dr. habil. Heike Diefenbach unumstößlich und ein für alle Mal gezeigt hat, dass es das “Patriarchat” nicht gibt, nie gegeben hat und auch kein Wissenschaftler, der diese Bezeichnung mit einigem Recht und mit Stolz trägt, den Begriff des Patriarchat benutzen will, will ich an dieser Stelle, quasi in Reminiszenz an ethnomethodologische Forschungen Frau Scheub den Gefallen tun und ihre Prämisse an dieser Stelle einmal hinnehmen, schon aus darstellerischen Zwecken. Und nun bitte ich die Leser, sich anzuschnallen, denn ich gedenke nunmehr ein Stakkato von Sätzen folgen zu lassen, die “die Erkenntnisse” von Frau Scheub darüber zusammenstellen, was alles Furchtbares aus dieser Prämisse der Existenz des furchtbaren Patriarchats folgt:
Männerherrschaft führt dazu, dass Männer ein verkürztes, stressiges, schlechtes Leben haben, kürzer als das Leben von Frauen.
Das Patriarchat wird gestützt von einer kleinen Gruppe von Topmachos, die Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Militär einnehmen, sich einen “ganzen Stall von Geliebten halten” und ihre Position über Seilschaften abstützen.
“Vielen Männern sind diese Zusammenhänge aber überhaupt nicht klar…. Patriarchalische Strukturen sind untrennbar mit Macht und Herrschaft verbunden”.
Die schlimmsten unter den Männerherrschern sind Maskulisten. Sie “sprechen an Stammtischen dem Alkohol offenbar so gerne zu, dass sie die Kanzlering nicht nur doppelt, sondern zigfach sehen”, und sie sind rechtspopulistisch oder rechtsradikal. Das hat Hinrich Rosenbrock geschrieben.
“Männer”, also nicht die Männerherrscher, die anderen Männer, leiden unter Rollenzwängen und manchmal mörderischer “innermännlicher Konkurrenz” (gemeint ist inter-männerlicher).
Viele Männerherrscher sind auch nicht in Spitzenpositionen, sondern im Knast, und dort vergewaltigen sie andere Männer und: “Nichts ist für das Patriarchat bedrohlicher zu thematisieren als die Vergewaltigung von Männern durch Männer”.
“Staaten verolgen eine friedliche Außenpolitik, wenn viele Frauen in ihren Parlamenten vertreten sind, wenn diese schon lange das Wahlrecht haben, wenn ein hoher Prozentsatz von ihnen bezahlt arbeitet und die Geburtenrate niedrig ist”.
Das Patriarchat macht wütend, aggressiv, gewalttätig unglücklich, krank und dick – Letzteres aufgrund von Frustessen. Dort aber, wo Frauen gestärkt werden, leben auch Männer besser”
Ja. Kurze Pause zum Verdauen, und wer ein Bier trinken will, kann ruhig eines trinken, der Rest des Textes läuft nicht weg.
Nun, was macht man mit einer derartigen Ansammlung von Unsinn? Ich habe mich, wie die Ziffern in der Aufzählung oben zeigen, dazu entschlossen, die “message” von Frau Scheub Schritt für Schritt zu besprechen. Hier ist das Ergebnis:
Man nehme einen Begriff, der angeblich die gesellschaftliche Wirklichkeit beschreibt, sagen wir: Demokratie anstelle von Männerherrschaft. Niemand wird bestreiten, dass Deutschland eine Demokratie ist. Dennoch sterben Männer in Deutschland im Durchschnitt (der Durchschnitt ist wichtig, Frau Scheub, denn manche Männer werden älter als manche Frauen) früher als Frauen. Also wirkt sich Demokratie negativ auf die Lebenserwartung von Männern aus. Im absolutistischen Zeitalter wurden Männer im Durchschnitt älter als Frauen, also will ich meinen König wieder. Jetzt könnte man einwenden, dass im absolutistischen Zeitalter das Kindbettfieber Frauen dahingerafft hat, noch bevor sie Zeit hatten, alt zu werden. Genau! Und heute haben Männer aufgrund der Tatsache, dass sie Berufe ausüben, die sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken, eine geringere Lebenserwartung. Das hat wenig mit Männerherrschaft, aber viel mit Familien, die gefüttert werden wollen, zu tun. Nur am Rande sei bemerkt, dass die Männerherrschaft, von der uns Frau Scheub erzählt, offensichtlich Männer negativ beeinflusst, Frauen dagegen positiv, denn die Männerherrschaft rafft “die Männer” frühzeitig dahin, während “die Frauen” lustig bis ins hohe Alter leben. Ist halt ein Widerspruch, aber, da es Frau Scheub nicht interessiert, ob sie Widersprüche produziert oder nicht, soll uns das auch nicht weiter stören.
Die Topmachos und ihr Stall voller Geliebter sprechen eigentlich für sich, aber ich muss dennoch die Frage stellen, woher Frau Scheub ihre Erkenntnis hat: Gehört Sie in den beschriebenen Stall? Hat Sie eine Umfrage unter Topmachos gemacht? Konnte Sie eine Seilschaft infiltrieren und unerkannt unter die Topmachos aufsteigen? Fragen über Fragen.
Dass die Zusammenhänge vielen Männern nicht bekannt sind, macht nichts, denn es gibt ja Ute Scheub, die uns darüber aufklärt, dass ein Begriff wie Patriarchat, der als Form der Herrschaft definiert ist, untrennbar mit Herrschaft und Macht verbunden ist. Das hat in etwa den Erkenntniswert, den die Feststellung hat, dass Gesetze etwas mit Rechtssetzung zu tun haben. Es wäre eher verwunderlich, wenn von einem Begriff mit eindeutiger Defnition, sagen wir Intelligenz, behauptet würde, er habe nichts mit Dummheit zu tun.
Maskulisten und Rosenbrock… Ich habe keine Lust mehr, mich zu dieser Magisterarbeit zu äußern. Dazu ist alles gesagt. Daher nur der Einwurf: Es zeichnet einen Journalisten aus, dass er seine Quellen prüft und nicht einfach zusammenklaubt, was ihm in die Finger kommt. Insofern, darf ich an dieser Stelle wohl und begründet feststellen, das Frau Scheub sich nicht als Journalist qualifiziert.
Männer gibt es als Männerherrscher und als Männerbeherrschte. Erstere sind schlecht, letztere sind arm und gut. Aber weil Letztere eigentlich gerne Erstere sein wollen, halten sie sich an Rollenvorstellungen und begeben sich in mörderische Konkurrenz, z.B. im Sportverein. Ja, so ist das.
Neben den Männerbeherrschern und den Männerberherrschten gibt es noch Männergefangene, die in Gefängnissen sitzen und in gefangene Männerbeherrscher und gefangene Männerbeherrschte unterschieden werden. Und weil das noch nicht reicht, vergewaltigen gefangene Männerbeherrscher die gefangenen Männerbeherrschten und vermutlich sind die Männerbeherrscher in Freiheit schuld, denn sie haben die gefangenen Männerbeherrscher in die Gefängnisse geschickt und auf die sich dort schon befindlichen gefangenen Männerbeherrschten gehetzt. Was aber, wenn ein Beherrschter einen Beherrscher dazu bringt, ihn zu vergewaltigen? Wird dann der Beherrschte zum Herrscher, und der Herrscher degeneriert zum Beherrschten, und in welchem Verhältnis stehen gefangene Männerbeherrscher zu beherrschten Männern in Freiheit? Wieder: Fragen über Fragen.
Das mit den Staaten, den friedlichen Staaten, gefällt mir besonders gut, denn die geringe Fertilität, das Wahlrecht für Frauen (übrigens das Ergebnis des Ersten Weltkriegs), die Erwerbsbeteiligung von Frauen und die sichere Etablierung von Frauen im öffentlichen Leben sind das Ergebnis des Kapitalismus, und ich hätte nicht gedacht, dass Frau Scheub eine glühende Verfechterin des Kapitalismus ist. So kann man sich irren. Aber vermutlich weiß sie das gar nicht, so wie die vielen Männer, die nicht wissen, dass sie von andern Männern und deren Patriarchat unterdrückt und geschädigt werden.
Adipositas wegen dem Patriarchat. Das ist gut. Vermutlich merken die Leser, dass ich zwischenzeitlich wirklich jeden Versuch aufgegeben habe, diesen Unsinn ernsthaft zu besprechen. Ich muss zugeben, das überfordert mich. Ich habe ein Quantum von Unsinn, das ich vertrage, ist es überschritten, dann sehe ich mich berechtigt, to make fun of it: Das Patriarchat führt also zu Adipositas, wegen Frustessen, vermutlich bei den Männerbeherrschten… Mir scheint, Frau Scheub, Inhaberin intimer Kenntnisse über Geliebtenställe von Topmachos und Kennerin der Vergewaltigungskultur in Zuchthäusern, ist hier einem wirklichen Problem auf der Spur, nämlich der wirklichen Erklärung von Adipositas. Frustessen wegen Patriarchat, das muss es sein. Und deshalb müssen wir das Patriarchat abschaffen, damit wir lauter schöne, schlanke Menschen haben… Warum erinnern mich Frau Scheub und ihre Phantasien nur an Leni Riefenstahl?
Nun noch ein ernsthafter Abschluss. Man kann Unsinn, wie den von Frau Scheub eigentlich nicht ernstnehmen. Aber man muss ihn ernstnehmen, denn der darin zum Ausdruck kommende Kollektivismus, bei dem Individuen in in der Regel nicht mehr als zwei Gruppen eingeteilt werden (damit man gut und böse zuordnen kann), denen dann eindeutige und von allen geteilte Eigenschaften zugewiesen werden können, ist die Grundlage von Faschismus, Faschismus, der sich vornehmlich durch eine unglaublich einfache Welt auszeichnet, die z.B. von bösen Topmanagern und guten Frauen, von vergewaltigten Männern und deren Vergewaltigern bevölkert ist. Und immer kommt mit der Einteilung eine Bewertung einher und natürlich, denn wir leben nicht in den 1930er Jahren, der gezähmte Aufruf, das Übel an der Wurzel zu packen, also das Patriarchat zu beseitigen, das allem zu Grunde liegen soll und eigentlich doch nur aus “Topmachos” besteht. Und da das Patriarchat ein Hirngespinnst ist, das es auch bei wiederholter Beschwörung nicht gibt, bleiben nur die Topmachos übrig, wenn es darum geht, das Patriarchat zu beseitigen. Ist auch einfacher, denn Individuen kann man einfach abholen und einsperren und umerziehen oder eliminieren, wenn sie partout nicht einsehen wollen, was gut für sie ist, aber hatten wir das nicht schon einmal?
P.S.
Frau Dr. habil. Heike Diefenbach hat den Gedanken entwickelt, dass hinter den Topmachos Horden von Frauen stehen, die sie dazu bringen, sie als Geliebte in Ställen zu halten. Folglich sind es nicht die Topmachos, die alles Böse dieser Welt zu verantworten haben, sondern die hinter ihnen stehenden Ställe voller Geliebter. Daher sind die Geliebten aus den Ställen in entsprechende Umerziehungslager zu überführen, und sind die Topmachos erst einmal ohne ihre Geliebtenställe, dann sind sie ganz nette und nicht-patriarchalische Männer.
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“…dass hinter den Topmachos Horden von Frauen stehen, die sie dazu bringen, sie als Geliebte in Ställen zu halten. Folglich sind es nicht die Topmachos, die alles Böse dieser Welt zu verantworten haben, sondern die hinter ihnen stehenden Ställe voller Geliebter.”
Dies ist eine eminent wichtige Erkentnis und es ist täglich zu beobachten für den entsprechend geneigten Menschen. Habe selbst erlebt, wie “mein Firmeninhaber” seine Firma gegen die Wand gefahren hat, aufgrund den “Weisungen” seines Weibes. War eine schlimme Zeit für mich, da ich als Betriebsleiter in einer sehr verzwickten Situation geraten war durch das machohafte Fehlverhalten des Inhabers. Danach war ich Projektleiter bei einer international agierenden Firmengruppe und habe erlebt, wie der Inhaber seine Gesundheit ruiniert hat. “Hinter ihm” stand ein sehr dominantes Weib, welches ihn wie eine Marionette dirigiert hat. Der Mann hat gearbeitet bis zum Umfallen und ist nun gesundheitlich sehr schwer geschädigt.
Und noch ein weiterer Fall aus meiner Berufspraxis: Derzeit bin ich als Vertriebsleiter bei einem Mittelständler tätig. Dort gibt es aktuell eine große Unruhe unter den Beschäftigten, da die Lebensgefährtin des Inhabers zickt und einige weibliche MitarbeiterINNEN raus beißen will. Vorgestern habe ich nun erfahren, dass sie den Inhaber, also ihren Lebensgefährten so massiv unter Druck gesetzt hat, dass die Beziehung in die Brüche gegangen ist. Obwohl sie mit 2500 Euro auf seiner Payroll stand (geschenktes Gehalt) und einen Firmenwagen gefahren hat.
Weiber ziehen öfters die fäden im Hintergrund, als den meisten Menschen bewußt ist. Und das ist eines der allergrößten menschlichen Dilemmas…
Kann ich nur unterschreiben. Geschäftspartner meines Bruders, Top-Mann, Firma läuft bestens beide verdienen 3-4K im Monat. Er kriegt eine Freundin, Kind kommt circa 9 Monate nach dem Kennenlernen plus Heirat. Er verschwendet das Geld nur so, das Geld reicht nicht mehr, er fängt an zu klauen, mein Bruder kommt aus der Firma irgendwie raus, danach macht er alleine weiter, sie kriegt erstmal eine neues Auto, ein Jahr später, Firma pleite. Mein Bruders Lebenswerk ruiniert, der Geschäftspartner vor Gericht, pleite und gesundheitlich am Ende und geschädigte Zulieferer. Das Wunder der Liebe, Yeah. Hinzu kommt noch die Frau meines Bruders, die ihn privat nie zur Ruhe kommen ließ, so dass er einen Haufen Fehlentscheidungen getroffen hat, obwohl die sonst okay ist. Aber ich frage mich allen ernstes warum keiner das sieht und alle so tun als wenn alles bestens ist. Das Problem, Männer schalten den Verstand ab, wenn es um Frauen geht, ist sicher ein Problem, was man mal adressieren könnte.
Klingt da vielleicht ein wenig Neid durch, von einer die selbst keinen Mann “abgekriegt” hat und rückblickend insgeheim mit ihren (ideologisch motivierten) Lebensentscheidungen hadert?
ich habe keine Ahnung, ob Ihre Vermutung zutrifft, halte sie aber nicht für prinzipiell unrealistisch, denn natürlich macht man immer auch aufgrund der eigenen Lebenserfahrungen Sinn aus dem, was man beobachtet bzw. was einen umgibt.
Was für mich aber auf jeden Fall (auch) aus dem “ganzen Stall von Geliebten” herausklingt, ist, dass diese Frau keinerlei Respekt vor Frauen, ihren Wünschen und ihren Entscheidungen, hat.
Ich denke doch, dass man die Wünsche und Entscheidungen von Frauen wie von Männern respektieren sollte, und wenn man sie für sich selbst für noch so unnachvollziehbar hält. Wenn eine Frau sich dafür entscheidet, als Geliebte eines Mannes und vermutlich unter Kenntnis der Existenz anderer Gliebter (oder auch nicht), zu “fungieren”, dann ist das allein ihre Entscheidung.
Ich bin immer wieder erstaunt und sehr negativ davon berührt, wie wenig gerade FeminstINNEN Frauen als verantwortliche, entscheidende und handelnde Subjekte (statt als passive Objekte, mit denen etwas getan wird,) ansehen, und dass gerade FeministINNEN nicht akzeptieren wollen oder können, wenn sich Frauen zu anderen Dingen entscheiden, als sie selbst es für “richtig” halten.
Und da komme ich auf Ihre Vermutung zurück. Vielleicht steckt hinter solchen Zerrbildern wie einem “ganzen Stall von Geliebten” die Unfähigkeit, zu den eigenen Entscheidungen zu stehen. Und wenn man über die eigenen Entscheidungen unsicher ist, versucht man vielleicht, Sicherheit dadurch zu gewinnen, dass man die Entscheidungen anderer Leute diskreditiert.
Vielleicht ist es aber auch schlimmer, und dahinter steckt eine regelrechte Verachtung von Frauen, denn als Dreh- und Angelpunkt dessen, was Frau Scheub zu sagen hat, dienen “die” Männer oder jedenfalls das, was Frau Scheub meint, was “die” Männer wären oder wollten oder täten. Obwohl “die” Männer also schlecht und böse sind, sind sie doch Frau Scheubs “graue Eminenzen”, an denen sie sich orientiert und die sie für den Lauf der Welt für entscheidend und verantwortlich hält.
Nur gut, dass ich kein Freudianer bin; sonst würde mir dazu wahrscheinlich noch einiges mehr einfallen….
Leute wie Ute Scheub arbeiten mit einem simplen Machtverständnis und das, obwohl für sie Macht augenscheinlich das Hauptthema ist. Schließlich sehen sie immer nur Herrscher und Beherrschte. Zwar argwöhnen sie, dass Macht in allen möglichen, noch so schlichten Bereichen des menschlichen Alltags wirksam ist. Aber sie kommen dann immer wieder bei einem totalen Herrschaftssystem heraus, in dem die Rollen klar verteilt sind. Ihnen entgeht also, dass Macht in Beziehungen selten einseitig verteilt ist nach dem Muster: Der eine hat sie, der andere ist vollkommen ohnmächtig. Frauen sind aber nicht nur Individuen mit eigenen Entscheidungen, sie haben auch Möglichkeiten des gestaltenden Eingriffs. Sprich: Sie machen die Welt ebenso, sie ist nicht nur männergemacht. Man darf sich dann zwar streiten, in welchem Maße sie das tun, aber sie tun es, weil es in den meisten Beziehungen gar nicht anders geht.
Zweitens übertreiben Scheub und andere maßlos den Systemcharakter von Gesellschaften. Sie behaupten eine durch und durch integrierte und durch ein übergeordnetes Prinzip (“der Männerherrschaft”) durchformte Gesellschaft. Michael Mann hat in seiner “Geschichte der Macht” bestritten, dass es solche Gesellschaften überhaupt gibt. Und in der Tat wird der Empiriker immer auf Räume stoßen, wo Machtverhältnisse existieren, die nicht aus der übergreifenden Gesellschaft abgeleitet sind. Weder ist die “Kultur” so ein monolithischer Block, noch ist es der deutsche Staat. Überall gibt es Freiheitsgrade des Handelns und des Definierens.
Mir scheint, dass solche Spielarten des Feminismus vor allem der einseitigen Theorielastigkeit geschuldet sind. In der Theorie lässt sich eine vollkommene gesellschaftliche Ordnung (ob vermeintlich verwerflich oder nicht) konstruieren. Wer empirisch ein soziales Feld untersucht, merkt dagegen schnell, dass diese System-Konsistenz an allen Ecken und Enden fehlt und dass eine Erklärung des beobachteten Geschehens eben nicht so leicht fällt. Nur durch die Vernachlässigung sehr vieler Tatsachen gelangt man als Empiriker in begrenzter Zeit überhaupt zu einem Erklärungsmodell. Aber schon das sollte doch zur Bescheidenheit mahnen, anstatt das eigene Modell als unanfechtbare Tatsache auszugeben.
Daher denke ich, das führt wieder zurück zur Frage sozialwissenschaftlichen Denkens überhaupt. Roland Eckert hat vor einigen Jahren kritisiert, dass oft mit Großschemata wie “Individualisierung” und “Globalisierung” vermeintliche Erklärungen produziert werden. Diese Schemata täuschen Erklärungen vor, aber das gelingt nur vom Feldherrnhügel einer empiriefreien Theorie aus.
Ich nehme mir einfach einmal die Freiheit, hier zu intervenieren:
Zweifellos ist der Scheub’sche Artikel untere Schublade, wie etwa in folgender Aussage deutlich wird:
“Das Patriarchat macht wütend, aggressiv, gewalttätig, unglücklich, krank und dick”.
Ich lebte jahrelang in einer matrizentrischen Gegend Afrikas und sah dort viele sehr dicke und sehr aggressive Frauen. Sie schlugen sich vor Allem untereinander, besonders auf Märkten, konkurrenzbedingt. Männer hatten zuwenig Einfluß, um daran schuld zu sein.
Ob es ein Patriarchat gebe, ist hingegen eine ganz andere Frage. Anders als Frau Diefenbach bejahe ich diese Frage; nur übernehme ich nicht ihre Definition, die sie ihrerseits vom Feminismus übernommen hat. So besehen, ist das Patriarchat natürlich nur eine (feministische) Erfindung. Aber muß man ausgerechnet den Meinungs- und Systemgegnern die Deutungshoheit überlassen?
Man kann nicht einfach, nachdem bis ins Detail nachgewiesen wurde, dass es etwas nicht gibt, hier das Patriarchat, behauptet, doch das gibt es doch. Und wenn man es doch tut, dann ist es notwendig, ein Argument, eine Begründung anzugeben, wenn man dem von Garfinkel oder Goffman beschriebenen Schicksal entgehen will.
Noch eine kritische Anmerkung: Michael schrieb:
“war ich sprachlos. Zum Glück hält ein solcher Zustand bei mir nicht lange an”
Hätte er aber sollen! Um mehr steigt nämlich die Chance für einen korrekten Sprachgebrauch. Wenn es heißt,
“Die Crux der Arbeiten von Goffman und Garfinkel besteht darin gezeigt zu haben,”
so erkennt der gebildete Leser sofort, daß das daneben ist. Der Ausdruck “die Crux [von etwas]” bezeichnet nämlich einen Schwachpunkt, ein Problem und nicht, wie es hier wohl gemeint war, ein Ergebnis. Etwas mehr Sorgfalt auch im Publizieren stünde einem, der sich so sehr auf Wissenschaftlichkeit verlegt, gut an. Vgl. hierzu diesen Artikel: http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5c2c0accb99.0.html
Offensichtlich haben Sie verstanden, was mit Crux gemeint war. Ich weiß nun nicht, ob Sie mir verstehen geben wollten, dass ich nicht in die Klasse der “gebildeten Leser” gehöre, Sie dagegen schon, aber sei’s drum.
Ich weise noch darauf hin, daß die innere Logik paranoider Wahnsysteme mit falschen Prämissen schon vor Jahrzehnten beschrieben worden ist, also keineswegs eine Neuigkeit aus der Feder von Goffmann bzw. Garfinkel darstellt. Dabei trifft diese Diagnose für Frau Scheub nicht einmal zu, da letztere nichts weiter als eine opportunistische Publizistin ist – nicht krank, nur skrupellos.
Nun, dann darf ich an dieser Stell die publizistische Sorgfalt zurückgeben. Die Arbeiten von Goffman und Garfinkel stammen aus den 1960er und 1970er Jahren und nach dem Zählsystem, das ich benutze, sind seither mehrere Dekaden vergangen. Da an dieser Stelle von Ihnen abermals etwas ohne Beleg behauptet wird und mir das bei Ihren Beiträgen generell auffällt: wie wäre es, wenn Sie in Zukunft Ihre Behauptung mit nachvollziehbaren Belegen versehen? – Für alle gebildeten Leser hier; MK
in meinen Kreisen (der “gebildeten Leser”) ist es üblich, wenn man eine Definition ablehnt, die Gründe für die Ablehnung anzugeben, die eigene Definition zu geben, und die Gründe dafür anzugeben, warum man diese Definition ablehnt.
Sie haben lediglich Ersteres (ansatzweise), getan, und auch dies beruht auf einem Missverständnis Ihrerseits:
Sie unterstellen, ich übernähme die Definition der Feministen für “Patriarchat”. Dies ist falsch. Meine Darstellung beruht gerade darauf, zu zeigen, dass das “Patriarchat” sich immer dann als nicht-existent erweist, wenn man es anhand von Kriterien, also realen Sachverhalten, festzustellen versucht, wie es die Ethnologen getan haben. Da ich selbst Ethnologin bin, liegt mir diese Vorgehensweise nahe. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Sie auf die Idee kommen, hier würde die Definition von Feministen übernommen – und sei es nur deswegen, weil die Feministen sich dadurch auszeichnen, keine Definition von “Patriarchat” zu geben – ganz wie Sie 🙂 Wenn eine Feministin das tut, kommt sie sehr schnell dazu, den Begriff fallenzulassen; ein Beispiel hierfür ist die feministische Anthropologie, die mit dem Begriff nicht mehr arbeiten will; aber das hatte ich in meinem Text eigentlich alles berichtet, und wenn Sie ihn gelesen haben, wissen Sie das doch eigentlich.
Wenn ich lese, was Sie ansonsten noch zum Text von Herrn Klein geschrieben haben, dann stellt sich mir die Frage, was an diesem Text Ihnen nicht “passt”. Es ist ja offensichtlich, dass Ihnen irgendetwas nicht “passt” und dass Sie negativ kritisieren wollen, aber wofür oder wogegen Sie ARGUMENTIEREN wollen, bleibt leider völlig unklar
– jedenfalls mir, und ich würde mich als einen mindestens durchschnittlich gebildeten Leser bezeichnen.
Ich denke, “Faschismus” ist nicht das richtige Etikett. Scheub kommt nicht unbedingt militant daher. Faschismus thematisiert einen Schicksalskampf, proklamiert die Herrschaft der Überlegenen, die legitime Unterwerfung der Schwachen. Das lese ich bei Scheub nicht. Wohl aber erinnert mich ihr Text an “Umerziehung”, an die Versuche, Menschen den “richtigen Klassenstandpunkt” einzupauken.
Der Text von Scheub folgt einem alten Strickmuster. Der Kern ist die Annahme, dass die Männer nicht ahnen würden, wie sehr sie unter dem Patriarchat leiden. Sie unterstützen es irrtümlich. In ihrem Irrtum sind sie Täter, weil sie an einem Repressionssystem mitwirken. Sie sind aber nicht verlorene Seelen, denn sie sind eigentlich guten Willens. Man müsse sie nur aufklären, damit sie auf den “rechten Weg” finden. Ihre Einsicht in die fehlerhaften Strukturen des Patriarchats solle die Frauenunterdrückung beenden und zugleich auch den Männern Erlösung bringen. Schon dieser Punkt mutet religiös an: Die Entfremdeten beider Geschlechter sollen durch die Überwindung des Patriarchats zu sich selber finden.
Die leidenden Männer sind laut Scheub keine souveränen Entscheider, die wissen, was sie tun. Sie bedürfen der feministischen Aufklärung, ansonsten bleiben sie auf dem Irrweg. Sie sind vermeintlich nicht alleine in der Lage, ihr Tun zu reflektieren. In dieser Annahme steckt auch die Erwartung, der Mann möge sich einsichtig zeigen, er möge zur Umkehr bereit sein. Er darf jedenfalls nicht auf seinem Urteil über die Gesellschaft festhalten. Sein Urteil ist ja schließlich falsch und schadet ihm selbst. Wo der Mann auf seinem Standpunkt beharrt, stützt er wiederum ein verwerfliches Unterdrückungssystem. Folglich erscheint die pädagogische Intervention nicht nur sinnvoll, sondern auch geboten. Es gehe ja schließlich um die Befreiung der Menschheit von der Knechtschaft.
Gut, das ist jetzt sicher etwas sehr überspitzt, denn so steht es nicht in dem Text von Scheub.
Aber eine gewisse Perfidie lässt sich doch deutlich erkennen: Die Schwelle ins vermeintliche Reich der Freiheit kann der Mann nur übertreten, wenn er seine Schuld und seine Fehler eingesteht. Er muss seine alte Identität in Frage stellen, denn diese beruhte auf Irrtum und auf der Schuld, das Patriarchat unterstützt zu haben. Er muss gewissermaßen die Sünden seiner Vergangenheit bereuen. Sodann soll er eine neue Identität annehmen, nämlich eine von den feministischen Aufklärern vorgegebene Form des Mannsein. Nur diese sei akzeptabel und gesellschaftsdienlich. Anerkennung erhält er nur von außen, durch die Aufklärerelite. Diese beurteilt, wann er Anerkennung verdient hat und wann deren Entzug. Der Text von Scheub ist gewissermaßen die Aufforderung an den männlichen Leser, sich in seiner Identität vollkommen fremdbestimmen zu lassen.
Und hier noch die Kurzfassung von Ute Scheub’s ausserordentlich lehrreichem Text: Der Feminismus ist in Wirklichkeit dazu angetreten, das Leben der Männer zu verbessern *hüstel*. Nur haben das, leider muss man sagen, noch nicht alle erkannt…
1. Zur Datierung der Arbeiten von Goffmann und Garfinkel:
Sie haben diese Arbeiten oben auf das Jahr 2007 (Goffmann) bzw. – Ihrem Link zufolge – auf 1996 (Garfinkel) datiert, Wenn Sie nun behaupten: “Die Arbeiten von Goffman und Garfinkel stammen aus den 1960er und 1970er Jahren”, dann belegen Sie das bitte!
Nachdem Sie also selber bestätigen, daß es sich um eine Jahrzehnte alte Erkenntnis handelt, frage ich Sie, warum Sie von mir noch Belege verlangen. Antworten Sie einfach: “Ich laste den Mangel an eigener wissenschaftlicher Sorgfaltspflicht einfach dem Kritiker an.”
Anstatt zu polemisieren, sollten Sie mir danken, daß Sie von mir lernen konnten. Künftig werden Sie das Wort sicher nicht mehr falsch anwenden. Es kann doch nicht so schlimm sein, von Kritikern zu lernen. Sie selbst betreiben “Kritische Wissenschaft”, erwarten vermutlich also auch, daß Andere von Ihnen irgendwie profitieren.
Ich hoffe, ich verletze Ihre Gefühle nicht zu sehr, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir meine Lehrer selbst aussuche und mir auch bei angebotenem Lernmaterial vorbehalten, darüber zu entscheiden, ob ich es annehme oder nicht. Wenn ich es mir richtig überlege, dann bin ich gar der Meinung, dass Sie von mir noch etwas über Individualismus und darüber, dass sich Sprache entwickelt, lernen können. In der Regel dauert es 10 Jahre und dann kommen die meisten Änderungen auch im Duden an, also haben Sie Geduld. Übrigens ist nicht alles, was Sie als Polemik auffassen, Polemik.
3. Zur Frage, ob es ein Patriarchat gebe:
“Man kann nicht einfach, nachdem bis ins Detail nachgewiesen wurde, dass es etwas nicht gibt, hier das Patriarchat, behaupten, doch das gibt es doch.”
Man kann. Ja, da staunen Sie: Wir sind verschiedener Auffassung! Das soll sogar in wissenschaftlichen Kreisen vorkommen. Können Sie das ertragen?
Aber darüber haben wir ja bereits anderorts diskutiert (im wgvdl.com-Forum). Außerdem habe ich mich zum Patriarchat, wie ich es verstehe, schon auf meinen eigenen Netzseiten vielfach geäußert. Hier spielte die Frage ja eher eine marginale Rolle, sodaß ich nicht ausführlich darauf eingehen mußte.
Nun, wenn Sie darüber diskutieren wollen, dann sollten Sie auch ein ARGUMENT machen. Bis ich von Ihnen ein Argument lese, das einen Grund und einen Beleg dafür angibt, dass es ein Patriarchat gibt, hat Ihre Aussage für mich denselben Stellenwert, den die Aussage, es gibt keine Schwerkraft hat und das Aufstampfen mit dem Fuss nutzt auch nichts. Natürlich steht es Ihnen frei, eine andere Meinung zu vertreten, aber wenn Sie zu den Menschen mit begründeter Meinung gehören wollen, dann sollten Sie sich doch ein paar Gründe zurechtlegen.
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Eine abschließende Bemerkung:
Ich glaube, Sie würden mehr überzeugen, wenn Sie etwas mehr Ruhe in Ihre Seele einkehren ließen. Der Anteil der Polemik in ihren Artikeln ist – meiner Meinung nach – oft übermäßig, und der Erkenntnisgewinn dann entsprechend gering. Zum eigentlichen Thema hat ja der Kommentator “michaellohmann” das gesagt, was eigentlich Inhalt des Artikels hätte sein müssen. So aber haben Sie uns viel mehr Ihr Affektleben, Ihren Ärger wegen einem – zugegebenermaßen dummen und überflüssigen – publizistischen Beitrag (von Frau Scheub) ausgebreitet. – Das ist meine Sicht Ihres Artikels; ich will Sie damit nicht ebenfalls ärgern.
Ich entnehme diesem Beitrag, dass Ihnen meine Art zu schreiben nicht gefällt. Das steht Ihnen frei, aber hören Sie bitte auf mit diesem sanctimonious crab. Ich werde meinen Stil wegen Ihnen nicht ändern und wenn Sie noch so sehr der Meinung sind, er sei polemisch, was er nicht ist, wie Sie schnell merken werden, wenn Sie sich mit der Frage beschäftigen, was eine Polemik ist. Und wenn ich schon dabei bin: ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es in Zukunft unterlassen, sich Aussagen über meine Motivation oder mein Seelenleben anzumaßen. Ich denke, Sie sind gänzlich ungeeignet darüber eine fundierte Aussage machen zu können…
Was alle Feministen gemein haben ist, dass sie kontinuierlich auf der Suche nach irgendwelchen Benachteiligungen für mehr oder weniger irgendwen sind, die dann immer einem mysteriösen strukturellen Irgendwas – beispielsweise dem Patriarchat – entspringen. Die Benachteiligten sind normalerweise keine heterosexuellen, arbeitenden Männer – und jetzt erklärt mir Frau Schaub, dass auch diese unterdrückt werden? Als Feministin müsste sie, wenn sie das wirklich glaubt, einen herzzerreißenden Aufruf an alle guten Menschen schreiben, sich für die armen unterdrückten Männer einzusetzen. Aber den schreibt sie nicht. Sie schreibt einen Artikel, der Männer in Männerrechtsbewegungen dazu aufruft, gegen das Patriarchat anzukämpfen statt gegen Feministen. Denn sowas machen nur Leute wie der Herr Breivik. Der übrigens aus Norwegen kommt, da, wo alles so schön gendergerecht ist. Zumindest viel besser als bei uns. Wenigstens da sollten ja endlich die furchtbaren patriarchalen Machtstrukturen überwunden sein und endlich alle lieb zueinander sein. Ach, sind sie nicht?
Herr Klein, Sie bringen das schon ganz gut auf den Punkt: Die Feministen richten sich gegen Menschen, nicht gegen eine nichtexistente Konstruktion, ganz klar. Aber das können sie ja schlecht zugeben. Und deswegen sagen sie – sämtlichst mit vielen Worten – normalerweise gar nichts. Ganz erhlich, ich habe, je mehr feministische Texte ich lese, desto stärker den Eindruck, dass die gar keine Message haben. Sie haben eine Agenda – “dagegen muss man was tun”. Es erklärt aber niemand, warum. Nie. Oder was denn die Alternative ist.
Und vielleicht verstehe ich deswegen nicht, was mir Frau Schaub erklären will. Ich soll gegen das Patriarchat sein, weil, äh, ja, weil, wenn – aber nur wenn – man es im Patriarchat nach oben schafft, bekommt man einen Stall voller Geliebter. Wenn nicht – wohl nicht. Die Alternative dazu ist – äh, da steht nichts dazu, aber ich nehme mal an, es wird kein Stall voller Geliebter sein.
Ich weiss nicht, ob ich da alleine bin, aber die Aussicht von dem Im-Patriarchat-an-die-Spitze-kommen wirkt gerade irgendwie sexy.
Um auf Ihre relativ ausführlichen Einwendungen korrekt zu antworten, müßte ich mir Ihren langen Artikel zum Patriarchat noch einmal vornehmen. Da wir hier aber im Kommentarbereich schreiben und das Thema Patriarchat schon gelaufen ist, will ich nur eine vorläufige, insofern wohl nicht befriedigende Antwort geben.
Sie schreiben, “dass das “Patriarchat” sich immer dann als nicht-existent erweist, wenn man es anhand von Kriterien, also realen Sachverhalten, festzustellen versucht, wie es die Ethnologen getan haben. Da ich selbst Ethnologin bin, liegt mir diese Vorgehensweise nahe.”
Ich habe zwar selbst einige Semester Ethnologie studiert und mich mit dem Thema, wie es dort behandelt wurde, bis zu einem gewissen Grade vertraut gemacht, übernehme aber nicht die ethnologische Fragestellung und Vorgehensweise. Ich habe im Rahmen meines Weltbildes einen eigenen Begriff von Patriarchat entwickelt, ohne damit mit ethnologisch geläufigen Auffassungen konkurrieren zu wollen. Inhaltlich will ich an dieser Stelle (Kommentarbereich!) nichts dazu sagen. Nehmen Sie einfach zur Kenntnis, daß wir dasselbe Wort auf verschiedene Vorstellungskomplexe anwenden. Zu gegebener Zeit können wir darauf zurückkommen.
Wenn Sie meinen, ich hätte Sie mißverstanden, wenn ich behaupte, daß Sie den Patriarchatsbegriff, den Sie kritisieren, von Feministen übernommen hätten – nun, wie sollte ich Ihnen widersprechen? Aber um etwas zu leugnen – hier: das Patriarchat -, muß man das zu Leugnende definieren und beschreiben. Da Sie selbst aber die Existenz dessen, was unter “Patriarchat” firmiert, leugnen, und diesen Begriff auch nicht selbst erfunden haben, müssen Sie ihn von irgendwo hergenommen haben. Aber von wem, wenn nicht von Feministen? Das war meine Überlegung.
Zu aller Anwesenden Info: Der Typ hat keinen Universitätsabschluss, geriert sich aber gerne als Oberakademiker, hat zugleich aber von den grundlegendsten Prinzipien wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens nicht auch nur den Hauch einer Ahnung.
Ein immer wiederkehrendes Ärgernis innerhalb der Maskulistenszene.
Den Artikel von der Scheub halte ich sowohl für einen klugen wie für einen dummen Versuch, die feministische Diskursstrategie zu ändern.
Als ich am Anfang des Artikels die ganzen Zahlen laß (Suizide zu 3/4 von Männern, 90% im Knast männlich etc.), dachte ich mir zuerst: wow, das habe ich ja noch nie aus dieser Ecke da gehört! Normalerweise herrscht da ja beflissenes Schweigen zu diesen Fakten. Schon nach den ersten paar Zeilen des eigentlichen Artikels hatte ich aber den Eindruck, dass es sich um einen Vereinnahmungsversuch mittels “Platzhalter” (eben den Fakten) handelt. Und insofern ist das strategisch ziemlich geschickt.
Aber der Artikel wird auch recht schnell als eine Art Theoretisierungsversuch lesbar: wie passen diese (lange ignorierten) Fakten nun wiederum ins feministische Gedankengebäude? Und hierbei scheitert der Artikel durchaus eher etwas, wie michaellohmann und auch der hier voriegende Artikel zeigt. Aber das ist noch nicht das Dumme an dem Versuch von Scheub. Wirklich dumm könnte das Öffnen des von ihr angegangenen Themas dann werden, wenn die Frage lauter wird: wieso in aller Welt interessieren den Feminismus diese Probleme erst jetzt oder anders gesagt: zeigt her eure schweigsame Vergangenheit und erklärt sie mal ausführlich!
Ideologien scheiterten nicht selten an Verfehlungen innerhalb der eigenen Geschichte und dem Faktum, diese Verfehlungen irgendwann nicht mehr verschleiern zu können, wodurch allerdings der Verschleierungsversuch zugunsten der religiösen Dogmatik der Ideologie umso deutlicher hervortritt (das Besprechen von lange beschwiegenen Fakten wird als Täuschungsversuch wahrgenommen).
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“…dass hinter den Topmachos Horden von Frauen stehen, die sie dazu bringen, sie als Geliebte in Ställen zu halten. Folglich sind es nicht die Topmachos, die alles Böse dieser Welt zu verantworten haben, sondern die hinter ihnen stehenden Ställe voller Geliebter.”
Dies ist eine eminent wichtige Erkentnis und es ist täglich zu beobachten für den entsprechend geneigten Menschen. Habe selbst erlebt, wie “mein Firmeninhaber” seine Firma gegen die Wand gefahren hat, aufgrund den “Weisungen” seines Weibes. War eine schlimme Zeit für mich, da ich als Betriebsleiter in einer sehr verzwickten Situation geraten war durch das machohafte Fehlverhalten des Inhabers. Danach war ich Projektleiter bei einer international agierenden Firmengruppe und habe erlebt, wie der Inhaber seine Gesundheit ruiniert hat. “Hinter ihm” stand ein sehr dominantes Weib, welches ihn wie eine Marionette dirigiert hat. Der Mann hat gearbeitet bis zum Umfallen und ist nun gesundheitlich sehr schwer geschädigt.
Und noch ein weiterer Fall aus meiner Berufspraxis: Derzeit bin ich als Vertriebsleiter bei einem Mittelständler tätig. Dort gibt es aktuell eine große Unruhe unter den Beschäftigten, da die Lebensgefährtin des Inhabers zickt und einige weibliche MitarbeiterINNEN raus beißen will. Vorgestern habe ich nun erfahren, dass sie den Inhaber, also ihren Lebensgefährten so massiv unter Druck gesetzt hat, dass die Beziehung in die Brüche gegangen ist. Obwohl sie mit 2500 Euro auf seiner Payroll stand (geschenktes Gehalt) und einen Firmenwagen gefahren hat.
Weiber ziehen öfters die fäden im Hintergrund, als den meisten Menschen bewußt ist. Und das ist eines der allergrößten menschlichen Dilemmas…
Kann ich nur unterschreiben. Geschäftspartner meines Bruders, Top-Mann, Firma läuft bestens beide verdienen 3-4K im Monat. Er kriegt eine Freundin, Kind kommt circa 9 Monate nach dem Kennenlernen plus Heirat. Er verschwendet das Geld nur so, das Geld reicht nicht mehr, er fängt an zu klauen, mein Bruder kommt aus der Firma irgendwie raus, danach macht er alleine weiter, sie kriegt erstmal eine neues Auto, ein Jahr später, Firma pleite. Mein Bruders Lebenswerk ruiniert, der Geschäftspartner vor Gericht, pleite und gesundheitlich am Ende und geschädigte Zulieferer. Das Wunder der Liebe, Yeah. Hinzu kommt noch die Frau meines Bruders, die ihn privat nie zur Ruhe kommen ließ, so dass er einen Haufen Fehlentscheidungen getroffen hat, obwohl die sonst okay ist. Aber ich frage mich allen ernstes warum keiner das sieht und alle so tun als wenn alles bestens ist. Das Problem, Männer schalten den Verstand ab, wenn es um Frauen geht, ist sicher ein Problem, was man mal adressieren könnte.
“ganzen Stall von Geliebten halten”
Klingt da vielleicht ein wenig Neid durch, von einer die selbst keinen Mann “abgekriegt” hat und rückblickend insgeheim mit ihren (ideologisch motivierten) Lebensentscheidungen hadert?
@ben
ich habe keine Ahnung, ob Ihre Vermutung zutrifft, halte sie aber nicht für prinzipiell unrealistisch, denn natürlich macht man immer auch aufgrund der eigenen Lebenserfahrungen Sinn aus dem, was man beobachtet bzw. was einen umgibt.
Was für mich aber auf jeden Fall (auch) aus dem “ganzen Stall von Geliebten” herausklingt, ist, dass diese Frau keinerlei Respekt vor Frauen, ihren Wünschen und ihren Entscheidungen, hat.
Ich denke doch, dass man die Wünsche und Entscheidungen von Frauen wie von Männern respektieren sollte, und wenn man sie für sich selbst für noch so unnachvollziehbar hält. Wenn eine Frau sich dafür entscheidet, als Geliebte eines Mannes und vermutlich unter Kenntnis der Existenz anderer Gliebter (oder auch nicht), zu “fungieren”, dann ist das allein ihre Entscheidung.
Ich bin immer wieder erstaunt und sehr negativ davon berührt, wie wenig gerade FeminstINNEN Frauen als verantwortliche, entscheidende und handelnde Subjekte (statt als passive Objekte, mit denen etwas getan wird,) ansehen, und dass gerade FeministINNEN nicht akzeptieren wollen oder können, wenn sich Frauen zu anderen Dingen entscheiden, als sie selbst es für “richtig” halten.
Und da komme ich auf Ihre Vermutung zurück. Vielleicht steckt hinter solchen Zerrbildern wie einem “ganzen Stall von Geliebten” die Unfähigkeit, zu den eigenen Entscheidungen zu stehen. Und wenn man über die eigenen Entscheidungen unsicher ist, versucht man vielleicht, Sicherheit dadurch zu gewinnen, dass man die Entscheidungen anderer Leute diskreditiert.
Vielleicht ist es aber auch schlimmer, und dahinter steckt eine regelrechte Verachtung von Frauen, denn als Dreh- und Angelpunkt dessen, was Frau Scheub zu sagen hat, dienen “die” Männer oder jedenfalls das, was Frau Scheub meint, was “die” Männer wären oder wollten oder täten. Obwohl “die” Männer also schlecht und böse sind, sind sie doch Frau Scheubs “graue Eminenzen”, an denen sie sich orientiert und die sie für den Lauf der Welt für entscheidend und verantwortlich hält.
Nur gut, dass ich kein Freudianer bin; sonst würde mir dazu wahrscheinlich noch einiges mehr einfallen….
Leute wie Ute Scheub arbeiten mit einem simplen Machtverständnis und das, obwohl für sie Macht augenscheinlich das Hauptthema ist. Schließlich sehen sie immer nur Herrscher und Beherrschte. Zwar argwöhnen sie, dass Macht in allen möglichen, noch so schlichten Bereichen des menschlichen Alltags wirksam ist. Aber sie kommen dann immer wieder bei einem totalen Herrschaftssystem heraus, in dem die Rollen klar verteilt sind. Ihnen entgeht also, dass Macht in Beziehungen selten einseitig verteilt ist nach dem Muster: Der eine hat sie, der andere ist vollkommen ohnmächtig. Frauen sind aber nicht nur Individuen mit eigenen Entscheidungen, sie haben auch Möglichkeiten des gestaltenden Eingriffs. Sprich: Sie machen die Welt ebenso, sie ist nicht nur männergemacht. Man darf sich dann zwar streiten, in welchem Maße sie das tun, aber sie tun es, weil es in den meisten Beziehungen gar nicht anders geht.
Zweitens übertreiben Scheub und andere maßlos den Systemcharakter von Gesellschaften. Sie behaupten eine durch und durch integrierte und durch ein übergeordnetes Prinzip (“der Männerherrschaft”) durchformte Gesellschaft. Michael Mann hat in seiner “Geschichte der Macht” bestritten, dass es solche Gesellschaften überhaupt gibt. Und in der Tat wird der Empiriker immer auf Räume stoßen, wo Machtverhältnisse existieren, die nicht aus der übergreifenden Gesellschaft abgeleitet sind. Weder ist die “Kultur” so ein monolithischer Block, noch ist es der deutsche Staat. Überall gibt es Freiheitsgrade des Handelns und des Definierens.
Mir scheint, dass solche Spielarten des Feminismus vor allem der einseitigen Theorielastigkeit geschuldet sind. In der Theorie lässt sich eine vollkommene gesellschaftliche Ordnung (ob vermeintlich verwerflich oder nicht) konstruieren. Wer empirisch ein soziales Feld untersucht, merkt dagegen schnell, dass diese System-Konsistenz an allen Ecken und Enden fehlt und dass eine Erklärung des beobachteten Geschehens eben nicht so leicht fällt. Nur durch die Vernachlässigung sehr vieler Tatsachen gelangt man als Empiriker in begrenzter Zeit überhaupt zu einem Erklärungsmodell. Aber schon das sollte doch zur Bescheidenheit mahnen, anstatt das eigene Modell als unanfechtbare Tatsache auszugeben.
Daher denke ich, das führt wieder zurück zur Frage sozialwissenschaftlichen Denkens überhaupt. Roland Eckert hat vor einigen Jahren kritisiert, dass oft mit Großschemata wie “Individualisierung” und “Globalisierung” vermeintliche Erklärungen produziert werden. Diese Schemata täuschen Erklärungen vor, aber das gelingt nur vom Feldherrnhügel einer empiriefreien Theorie aus.
sehr schöner Beitrag, ich stimme voll zu.
Ein ähnlich guter, inhaltlich sehr ähnlicher Artikel – auch von einem anderen Standpunkt ausgehend – ist “Gérard Bökenkamp Frauenpolitik in der Kollektivismusfalle”
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/frauenpolitik_in_der_kollektivismusfalle/
Ich nehme mir einfach einmal die Freiheit, hier zu intervenieren:
Zweifellos ist der Scheub’sche Artikel untere Schublade, wie etwa in folgender Aussage deutlich wird:
“Das Patriarchat macht wütend, aggressiv, gewalttätig, unglücklich, krank und dick”.
Ich lebte jahrelang in einer matrizentrischen Gegend Afrikas und sah dort viele sehr dicke und sehr aggressive Frauen. Sie schlugen sich vor Allem untereinander, besonders auf Märkten, konkurrenzbedingt. Männer hatten zuwenig Einfluß, um daran schuld zu sein.
Ob es ein Patriarchat gebe, ist hingegen eine ganz andere Frage. Anders als Frau Diefenbach bejahe ich diese Frage; nur übernehme ich nicht ihre Definition, die sie ihrerseits vom Feminismus übernommen hat. So besehen, ist das Patriarchat natürlich nur eine (feministische) Erfindung. Aber muß man ausgerechnet den Meinungs- und Systemgegnern die Deutungshoheit überlassen?
Man kann nicht einfach, nachdem bis ins Detail nachgewiesen wurde, dass es etwas nicht gibt, hier das Patriarchat, behauptet, doch das gibt es doch. Und wenn man es doch tut, dann ist es notwendig, ein Argument, eine Begründung anzugeben, wenn man dem von Garfinkel oder Goffman beschriebenen Schicksal entgehen will.
Noch eine kritische Anmerkung: Michael schrieb:
“war ich sprachlos. Zum Glück hält ein solcher Zustand bei mir nicht lange an”
Hätte er aber sollen! Um mehr steigt nämlich die Chance für einen korrekten Sprachgebrauch. Wenn es heißt,
“Die Crux der Arbeiten von Goffman und Garfinkel besteht darin gezeigt zu haben,”
so erkennt der gebildete Leser sofort, daß das daneben ist. Der Ausdruck “die Crux [von etwas]” bezeichnet nämlich einen Schwachpunkt, ein Problem und nicht, wie es hier wohl gemeint war, ein Ergebnis. Etwas mehr Sorgfalt auch im Publizieren stünde einem, der sich so sehr auf Wissenschaftlichkeit verlegt, gut an. Vgl. hierzu diesen Artikel: http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5c2c0accb99.0.html
Offensichtlich haben Sie verstanden, was mit Crux gemeint war. Ich weiß nun nicht, ob Sie mir verstehen geben wollten, dass ich nicht in die Klasse der “gebildeten Leser” gehöre, Sie dagegen schon, aber sei’s drum.
Ich weise noch darauf hin, daß die innere Logik paranoider Wahnsysteme mit falschen Prämissen schon vor Jahrzehnten beschrieben worden ist, also keineswegs eine Neuigkeit aus der Feder von Goffmann bzw. Garfinkel darstellt. Dabei trifft diese Diagnose für Frau Scheub nicht einmal zu, da letztere nichts weiter als eine opportunistische Publizistin ist – nicht krank, nur skrupellos.
Nun, dann darf ich an dieser Stell die publizistische Sorgfalt zurückgeben. Die Arbeiten von Goffman und Garfinkel stammen aus den 1960er und 1970er Jahren und nach dem Zählsystem, das ich benutze, sind seither mehrere Dekaden vergangen. Da an dieser Stelle von Ihnen abermals etwas ohne Beleg behauptet wird und mir das bei Ihren Beiträgen generell auffällt: wie wäre es, wenn Sie in Zukunft Ihre Behauptung mit nachvollziehbaren Belegen versehen? – Für alle gebildeten Leser hier; MK
@ Herr/Frau Lentze,
in meinen Kreisen (der “gebildeten Leser”) ist es üblich, wenn man eine Definition ablehnt, die Gründe für die Ablehnung anzugeben, die eigene Definition zu geben, und die Gründe dafür anzugeben, warum man diese Definition ablehnt.
Sie haben lediglich Ersteres (ansatzweise), getan, und auch dies beruht auf einem Missverständnis Ihrerseits:
Sie unterstellen, ich übernähme die Definition der Feministen für “Patriarchat”. Dies ist falsch. Meine Darstellung beruht gerade darauf, zu zeigen, dass das “Patriarchat” sich immer dann als nicht-existent erweist, wenn man es anhand von Kriterien, also realen Sachverhalten, festzustellen versucht, wie es die Ethnologen getan haben. Da ich selbst Ethnologin bin, liegt mir diese Vorgehensweise nahe. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Sie auf die Idee kommen, hier würde die Definition von Feministen übernommen – und sei es nur deswegen, weil die Feministen sich dadurch auszeichnen, keine Definition von “Patriarchat” zu geben – ganz wie Sie 🙂 Wenn eine Feministin das tut, kommt sie sehr schnell dazu, den Begriff fallenzulassen; ein Beispiel hierfür ist die feministische Anthropologie, die mit dem Begriff nicht mehr arbeiten will; aber das hatte ich in meinem Text eigentlich alles berichtet, und wenn Sie ihn gelesen haben, wissen Sie das doch eigentlich.
Wenn ich lese, was Sie ansonsten noch zum Text von Herrn Klein geschrieben haben, dann stellt sich mir die Frage, was an diesem Text Ihnen nicht “passt”. Es ist ja offensichtlich, dass Ihnen irgendetwas nicht “passt” und dass Sie negativ kritisieren wollen, aber wofür oder wogegen Sie ARGUMENTIEREN wollen, bleibt leider völlig unklar
– jedenfalls mir, und ich würde mich als einen mindestens durchschnittlich gebildeten Leser bezeichnen.
Am Ende des Artikels von Scheub steht:
Ute Scheub, freie Journalistin und Schriftstellerin, schreibt über Feminismus, Ökologie und Friedenspolitik.
Das sagt eigentlich schon alles.
Ich denke, “Faschismus” ist nicht das richtige Etikett. Scheub kommt nicht unbedingt militant daher. Faschismus thematisiert einen Schicksalskampf, proklamiert die Herrschaft der Überlegenen, die legitime Unterwerfung der Schwachen. Das lese ich bei Scheub nicht. Wohl aber erinnert mich ihr Text an “Umerziehung”, an die Versuche, Menschen den “richtigen Klassenstandpunkt” einzupauken.
Der Text von Scheub folgt einem alten Strickmuster. Der Kern ist die Annahme, dass die Männer nicht ahnen würden, wie sehr sie unter dem Patriarchat leiden. Sie unterstützen es irrtümlich. In ihrem Irrtum sind sie Täter, weil sie an einem Repressionssystem mitwirken. Sie sind aber nicht verlorene Seelen, denn sie sind eigentlich guten Willens. Man müsse sie nur aufklären, damit sie auf den “rechten Weg” finden. Ihre Einsicht in die fehlerhaften Strukturen des Patriarchats solle die Frauenunterdrückung beenden und zugleich auch den Männern Erlösung bringen. Schon dieser Punkt mutet religiös an: Die Entfremdeten beider Geschlechter sollen durch die Überwindung des Patriarchats zu sich selber finden.
Die leidenden Männer sind laut Scheub keine souveränen Entscheider, die wissen, was sie tun. Sie bedürfen der feministischen Aufklärung, ansonsten bleiben sie auf dem Irrweg. Sie sind vermeintlich nicht alleine in der Lage, ihr Tun zu reflektieren. In dieser Annahme steckt auch die Erwartung, der Mann möge sich einsichtig zeigen, er möge zur Umkehr bereit sein. Er darf jedenfalls nicht auf seinem Urteil über die Gesellschaft festhalten. Sein Urteil ist ja schließlich falsch und schadet ihm selbst. Wo der Mann auf seinem Standpunkt beharrt, stützt er wiederum ein verwerfliches Unterdrückungssystem. Folglich erscheint die pädagogische Intervention nicht nur sinnvoll, sondern auch geboten. Es gehe ja schließlich um die Befreiung der Menschheit von der Knechtschaft.
Gut, das ist jetzt sicher etwas sehr überspitzt, denn so steht es nicht in dem Text von Scheub.
Aber eine gewisse Perfidie lässt sich doch deutlich erkennen: Die Schwelle ins vermeintliche Reich der Freiheit kann der Mann nur übertreten, wenn er seine Schuld und seine Fehler eingesteht. Er muss seine alte Identität in Frage stellen, denn diese beruhte auf Irrtum und auf der Schuld, das Patriarchat unterstützt zu haben. Er muss gewissermaßen die Sünden seiner Vergangenheit bereuen. Sodann soll er eine neue Identität annehmen, nämlich eine von den feministischen Aufklärern vorgegebene Form des Mannsein. Nur diese sei akzeptabel und gesellschaftsdienlich. Anerkennung erhält er nur von außen, durch die Aufklärerelite. Diese beurteilt, wann er Anerkennung verdient hat und wann deren Entzug. Der Text von Scheub ist gewissermaßen die Aufforderung an den männlichen Leser, sich in seiner Identität vollkommen fremdbestimmen zu lassen.
@ michaellohmann:
Das war eine hervorragende Analyse; ganz unaufgeregt, sehr sachlich und erhellend.
Und hier noch die Kurzfassung von Ute Scheub’s ausserordentlich lehrreichem Text: Der Feminismus ist in Wirklichkeit dazu angetreten, das Leben der Männer zu verbessern *hüstel*. Nur haben das, leider muss man sagen, noch nicht alle erkannt…
@ Michael Klein
1. Zur Datierung der Arbeiten von Goffmann und Garfinkel:
Sie haben diese Arbeiten oben auf das Jahr 2007 (Goffmann) bzw. – Ihrem Link zufolge – auf 1996 (Garfinkel) datiert, Wenn Sie nun behaupten: “Die Arbeiten von Goffman und Garfinkel stammen aus den 1960er und 1970er Jahren”, dann belegen Sie das bitte!
Nachdem Sie also selber bestätigen, daß es sich um eine Jahrzehnte alte Erkenntnis handelt, frage ich Sie, warum Sie von mir noch Belege verlangen. Antworten Sie einfach: “Ich laste den Mangel an eigener wissenschaftlicher Sorgfaltspflicht einfach dem Kritiker an.”
Entschuldigen Sie, Herr Lentze, ich dachte als gebildeter Leser ist Ihnen bekannt, dass Erving Goffman bereits im Jahre 1982 gestorben ist. Dass es im Jahre 2007 ein Buch von ihm gibt, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass es in der x-ten Auflage ist. Aber sicher bekommen Sie von mir einen Beleg:
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk/view-title/index.php?katalog=HEBIS&url=http%3A%2F%2Fcbsopac%2Erz%2Euni-frankfurt%2Ede%3A80%2FDB%3D2%2E1%2FCHARSET%3DUTF-8%2FIMPLAND%3DY%2FLNG%3DDU%2FSRT%3DYOP%2FTTL%3D1%2FCOOKIE%3DU203%2CK203%2CI251%2CB1999%2B%2B%2B%2B%2B%2B%2CSN%2CNDefault%2Blogin%2CD2%2E1%2CEc2c3288f-a25%2CA%2CH%2CR129%2E13%2E130%2E211%2CFY%2FSET%3D1%2FSHW%3FFRST%3D1&showCoverImg=1
2. Zur richtigen Wortbedeutung von Crux:
Anstatt zu polemisieren, sollten Sie mir danken, daß Sie von mir lernen konnten. Künftig werden Sie das Wort sicher nicht mehr falsch anwenden. Es kann doch nicht so schlimm sein, von Kritikern zu lernen. Sie selbst betreiben “Kritische Wissenschaft”, erwarten vermutlich also auch, daß Andere von Ihnen irgendwie profitieren.
Ich hoffe, ich verletze Ihre Gefühle nicht zu sehr, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir meine Lehrer selbst aussuche und mir auch bei angebotenem Lernmaterial vorbehalten, darüber zu entscheiden, ob ich es annehme oder nicht. Wenn ich es mir richtig überlege, dann bin ich gar der Meinung, dass Sie von mir noch etwas über Individualismus und darüber, dass sich Sprache entwickelt, lernen können. In der Regel dauert es 10 Jahre und dann kommen die meisten Änderungen auch im Duden an, also haben Sie Geduld. Übrigens ist nicht alles, was Sie als Polemik auffassen, Polemik.
3. Zur Frage, ob es ein Patriarchat gebe:
“Man kann nicht einfach, nachdem bis ins Detail nachgewiesen wurde, dass es etwas nicht gibt, hier das Patriarchat, behaupten, doch das gibt es doch.”
Man kann. Ja, da staunen Sie: Wir sind verschiedener Auffassung! Das soll sogar in wissenschaftlichen Kreisen vorkommen. Können Sie das ertragen?
Aber darüber haben wir ja bereits anderorts diskutiert (im wgvdl.com-Forum). Außerdem habe ich mich zum Patriarchat, wie ich es verstehe, schon auf meinen eigenen Netzseiten vielfach geäußert. Hier spielte die Frage ja eher eine marginale Rolle, sodaß ich nicht ausführlich darauf eingehen mußte.
Nun, wenn Sie darüber diskutieren wollen, dann sollten Sie auch ein ARGUMENT machen. Bis ich von Ihnen ein Argument lese, das einen Grund und einen Beleg dafür angibt, dass es ein Patriarchat gibt, hat Ihre Aussage für mich denselben Stellenwert, den die Aussage, es gibt keine Schwerkraft hat und das Aufstampfen mit dem Fuss nutzt auch nichts. Natürlich steht es Ihnen frei, eine andere Meinung zu vertreten, aber wenn Sie zu den Menschen mit begründeter Meinung gehören wollen, dann sollten Sie sich doch ein paar Gründe zurechtlegen.
—————
Eine abschließende Bemerkung:
Ich glaube, Sie würden mehr überzeugen, wenn Sie etwas mehr Ruhe in Ihre Seele einkehren ließen. Der Anteil der Polemik in ihren Artikeln ist – meiner Meinung nach – oft übermäßig, und der Erkenntnisgewinn dann entsprechend gering. Zum eigentlichen Thema hat ja der Kommentator “michaellohmann” das gesagt, was eigentlich Inhalt des Artikels hätte sein müssen. So aber haben Sie uns viel mehr Ihr Affektleben, Ihren Ärger wegen einem – zugegebenermaßen dummen und überflüssigen – publizistischen Beitrag (von Frau Scheub) ausgebreitet. – Das ist meine Sicht Ihres Artikels; ich will Sie damit nicht ebenfalls ärgern.
Ich entnehme diesem Beitrag, dass Ihnen meine Art zu schreiben nicht gefällt. Das steht Ihnen frei, aber hören Sie bitte auf mit diesem sanctimonious crab. Ich werde meinen Stil wegen Ihnen nicht ändern und wenn Sie noch so sehr der Meinung sind, er sei polemisch, was er nicht ist, wie Sie schnell merken werden, wenn Sie sich mit der Frage beschäftigen, was eine Polemik ist. Und wenn ich schon dabei bin: ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es in Zukunft unterlassen, sich Aussagen über meine Motivation oder mein Seelenleben anzumaßen. Ich denke, Sie sind gänzlich ungeeignet darüber eine fundierte Aussage machen zu können…
Was haben Sie eigentlich für ein Problem?
Was alle Feministen gemein haben ist, dass sie kontinuierlich auf der Suche nach irgendwelchen Benachteiligungen für mehr oder weniger irgendwen sind, die dann immer einem mysteriösen strukturellen Irgendwas – beispielsweise dem Patriarchat – entspringen. Die Benachteiligten sind normalerweise keine heterosexuellen, arbeitenden Männer – und jetzt erklärt mir Frau Schaub, dass auch diese unterdrückt werden? Als Feministin müsste sie, wenn sie das wirklich glaubt, einen herzzerreißenden Aufruf an alle guten Menschen schreiben, sich für die armen unterdrückten Männer einzusetzen. Aber den schreibt sie nicht. Sie schreibt einen Artikel, der Männer in Männerrechtsbewegungen dazu aufruft, gegen das Patriarchat anzukämpfen statt gegen Feministen. Denn sowas machen nur Leute wie der Herr Breivik. Der übrigens aus Norwegen kommt, da, wo alles so schön gendergerecht ist. Zumindest viel besser als bei uns. Wenigstens da sollten ja endlich die furchtbaren patriarchalen Machtstrukturen überwunden sein und endlich alle lieb zueinander sein. Ach, sind sie nicht?
Herr Klein, Sie bringen das schon ganz gut auf den Punkt: Die Feministen richten sich gegen Menschen, nicht gegen eine nichtexistente Konstruktion, ganz klar. Aber das können sie ja schlecht zugeben. Und deswegen sagen sie – sämtlichst mit vielen Worten – normalerweise gar nichts. Ganz erhlich, ich habe, je mehr feministische Texte ich lese, desto stärker den Eindruck, dass die gar keine Message haben. Sie haben eine Agenda – “dagegen muss man was tun”. Es erklärt aber niemand, warum. Nie. Oder was denn die Alternative ist.
Und vielleicht verstehe ich deswegen nicht, was mir Frau Schaub erklären will. Ich soll gegen das Patriarchat sein, weil, äh, ja, weil, wenn – aber nur wenn – man es im Patriarchat nach oben schafft, bekommt man einen Stall voller Geliebter. Wenn nicht – wohl nicht. Die Alternative dazu ist – äh, da steht nichts dazu, aber ich nehme mal an, es wird kein Stall voller Geliebter sein.
Ich weiss nicht, ob ich da alleine bin, aber die Aussicht von dem Im-Patriarchat-an-die-Spitze-kommen wirkt gerade irgendwie sexy.
Sehr, sehr schlechtes Marketing.
@ Frau Diefenbach
Um auf Ihre relativ ausführlichen Einwendungen korrekt zu antworten, müßte ich mir Ihren langen Artikel zum Patriarchat noch einmal vornehmen. Da wir hier aber im Kommentarbereich schreiben und das Thema Patriarchat schon gelaufen ist, will ich nur eine vorläufige, insofern wohl nicht befriedigende Antwort geben.
Sie schreiben, “dass das “Patriarchat” sich immer dann als nicht-existent erweist, wenn man es anhand von Kriterien, also realen Sachverhalten, festzustellen versucht, wie es die Ethnologen getan haben. Da ich selbst Ethnologin bin, liegt mir diese Vorgehensweise nahe.”
Ich habe zwar selbst einige Semester Ethnologie studiert und mich mit dem Thema, wie es dort behandelt wurde, bis zu einem gewissen Grade vertraut gemacht, übernehme aber nicht die ethnologische Fragestellung und Vorgehensweise. Ich habe im Rahmen meines Weltbildes einen eigenen Begriff von Patriarchat entwickelt, ohne damit mit ethnologisch geläufigen Auffassungen konkurrieren zu wollen. Inhaltlich will ich an dieser Stelle (Kommentarbereich!) nichts dazu sagen. Nehmen Sie einfach zur Kenntnis, daß wir dasselbe Wort auf verschiedene Vorstellungskomplexe anwenden. Zu gegebener Zeit können wir darauf zurückkommen.
Wenn Sie meinen, ich hätte Sie mißverstanden, wenn ich behaupte, daß Sie den Patriarchatsbegriff, den Sie kritisieren, von Feministen übernommen hätten – nun, wie sollte ich Ihnen widersprechen? Aber um etwas zu leugnen – hier: das Patriarchat -, muß man das zu Leugnende definieren und beschreiben. Da Sie selbst aber die Existenz dessen, was unter “Patriarchat” firmiert, leugnen, und diesen Begriff auch nicht selbst erfunden haben, müssen Sie ihn von irgendwo hergenommen haben. Aber von wem, wenn nicht von Feministen? Das war meine Überlegung.
Um Gottes Willen… Lentze schon wieder…
Zu aller Anwesenden Info: Der Typ hat keinen Universitätsabschluss, geriert sich aber gerne als Oberakademiker, hat zugleich aber von den grundlegendsten Prinzipien wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens nicht auch nur den Hauch einer Ahnung.
Ein immer wiederkehrendes Ärgernis innerhalb der Maskulistenszene.
Den Artikel von der Scheub halte ich sowohl für einen klugen wie für einen dummen Versuch, die feministische Diskursstrategie zu ändern.
Als ich am Anfang des Artikels die ganzen Zahlen laß (Suizide zu 3/4 von Männern, 90% im Knast männlich etc.), dachte ich mir zuerst: wow, das habe ich ja noch nie aus dieser Ecke da gehört! Normalerweise herrscht da ja beflissenes Schweigen zu diesen Fakten. Schon nach den ersten paar Zeilen des eigentlichen Artikels hatte ich aber den Eindruck, dass es sich um einen Vereinnahmungsversuch mittels “Platzhalter” (eben den Fakten) handelt. Und insofern ist das strategisch ziemlich geschickt.
Aber der Artikel wird auch recht schnell als eine Art Theoretisierungsversuch lesbar: wie passen diese (lange ignorierten) Fakten nun wiederum ins feministische Gedankengebäude? Und hierbei scheitert der Artikel durchaus eher etwas, wie michaellohmann und auch der hier voriegende Artikel zeigt. Aber das ist noch nicht das Dumme an dem Versuch von Scheub. Wirklich dumm könnte das Öffnen des von ihr angegangenen Themas dann werden, wenn die Frage lauter wird: wieso in aller Welt interessieren den Feminismus diese Probleme erst jetzt oder anders gesagt: zeigt her eure schweigsame Vergangenheit und erklärt sie mal ausführlich!
Ideologien scheiterten nicht selten an Verfehlungen innerhalb der eigenen Geschichte und dem Faktum, diese Verfehlungen irgendwann nicht mehr verschleiern zu können, wodurch allerdings der Verschleierungsversuch zugunsten der religiösen Dogmatik der Ideologie umso deutlicher hervortritt (das Besprechen von lange beschwiegenen Fakten wird als Täuschungsversuch wahrgenommen).