Segregation: Bestandteil der “deutschen Kultur”?
von Dr. habil. Heike Diefenbach & Michael Klein

Wer schon einmal mit dem Flugzeug in London-Heathrow gelandet ist, der hat einen Eindruck davon erhalten, wie eine integrierte Gesellschaft aussieht. Die Passkontrolle führt ein Brite durch, der offensichtlich afrikanische Vorfahren hat, ein Brite mit offensichtlich asiatischen Vorfahren kümmert sich um die Touristen vom Kontinent, die auf der Suche nach der Tube (U-Bahn) verloren gegangen sind, und ein Polizeibeamter mit klar erkennbarem osteuropäischem Akzent nimmt sich derer an, die nicht verloren gingen, sondern verloren haben, was auch immer. Damit nicht genug: Der Tierarzt ist in Zimbabwe geboren, die Eltern des Augenarztes kommen aus Indien, der Postbote hat in seiner Kindheit noch ein paar Eindrücke in Guinea-Bissau mitbekommen, die Fragen, die Selbständige im Zusammenhang mit ihrer Steuererklärung haben, beantwortet ein offensichtlich aus Pakistan stammender Civil Servant, und wem dies alles noch nicht reicht, der kann in Job Centern unter den dort Beschäftigen einen Eindruck davon gewinnen, wie viel unterschiedliche Länder diese Erde doch hat. Anders formuliert: Die Gesellschaft des Vereinigten Königreiches ist das, was Migrationsforscher eine integrierte Gesellschaft nennen. Geht es um den Arbeitsplatz, dann zählen Qualifikation und Motivation – und nicht die Abstammung.
In Deutschland ist das anders. Hier gilt und europäisch einmalig, das ius sanguinis, das Blutrecht. “Deutsch”, so wird angenommen, ist eine mystische Eigenschaft, die sich über das Blut vererbt, als bislang unentdeckter Genzusatz zum Beispiel. Und dieser Zusatz zeichnet seine Träger vor allen aus, die nicht mit der Gnade des hämoglobinen Deutschtums ausgestattet sind. Dass diese Abstammungslehre die gleiche Abstammungslehre ist, die bereits die Nationalsozialisten angewendet haben, um Arier von Nicht-Ariern zu unterscheiden, sei hier nur angemerkt. Die mystische Kraft des Blutes ist jedenfalls so stark, dass sie über Generationen fortlebt, sich von Generation zu Generation quasi vererbt, und letztlich dazu führt, dass Migranten, die vor nunmehr mehr als 50 Jahren nach Deutschland eingewandert sind, immer noch als Fremde angesehen werden, als “Blutsfremde”. Das ist ein wissenschaftliches Rätsel.

Als die illegalen Methoden vornehmlich deutscher Bauern, die in den 1950er Jahre Erntehelfer als Touristen getarnt nach Deutschland eingeschleust haben, durch Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei und Portugal im Verlauf der 1960er Jahre legalisiert wurden, um letztlich den im Deutschland des Wirtschaftswunders grassierenden Arbeitskräftemangel zu beseitigen, erhöhte sich der Anteil der nicht-deutschen Erwerbstätigen unter allen Erwerbstätigen auf 11,9%, 11.9%, die am deutschen Wirtschaftswunder mitgearbeitet haben und, die mit zunehmender Dauer des Aufenthalts, immer weniger an eine Rückkehr in ihre Heimatländer dachten – was, rein menschlich betrachtet, kein Wundern ist.
Aber: Menschlichkeit hört bekanntlich da auf, wie uns die Genderisten und die Linken so gerne lehren, wo die Ökonomie anfängt, und insbesondere in Zeiten wirtschatflicher Rezession, wie sie 1973 mit der ersten Ölkrise eingeläutet wurden, muss dann jeder selbst sehen, wo er bleibt. Daher wurde der “Zuzug von Gastarbeitern” (ein Euphemismus übelster Sorte, wenn man bedenkt, dass die entsprechenden Gastarbeiter in ihren Heimatländern angeworben wurden) im Jahre 1973 durch ein Aktionsprogramm zunächst begrenzt, um dann in einen Anwerbestopp zu münden. Fortan erfolgt Einwanderung nach Deutschland hauptsächlich als Nachzug Familienangehöriger, ein Nachzug, den eine Gesellschaft, die um den Zentralmythos von Verwantschaft kraft Blut und Abstammung gebaut ist, Fremden, mit zwar anderer “Abstammungslinie”, aber doch vergleichbaren Befürfnissen des Blutes kaum verweigern kann.
Entsprechend wurde der Familiennachzug zähneknirschend ermöglicht, und gleichzeitig mit einer Reihe von Anreizen versucht, diejenigen, von denen zu erwarten war, dass sie ihre Familien nachholen, zur freiwilligen “Heimreise” zu bewegen, z.B. durch das Gesetz zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern aus dem Jahre 1983. Parallel zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Fremden nicht deutschen Blutes, die in manchen Fällen mehr als 20 Jahre in Deutschland gelebt, gearbeitet und Steuern bezahlt hatten, erfolge eine neue Einreisewelle, dieses Mal von deutschblütigen in der 5+ten Generation, die aus den verlorenen Ostgebieten und dem zerbrochenen Großreich der Sowjets zurückgeholt wurden. Und obgleich diese Migranten doch die deutsche Blutslinie teilen, jedenfalls dann, wenn man die Blutslinie von z.B. Wolhyniendeutschen, die sich im 19. Jahrhundert in der Westukraine angesiedelt haben, trotz aller zwangsläufig erfolgten Vermengungen des deutschen Urblutes mit Slawischen Einflüssen als fortbestehend ansehen will, waren und blieben sie – wie die ursprünglichen Migraten – Fremde in deutschen Landen.
Das zeigt eine bemerkenswerte Untersuchung, die Albrecht Glitz (2012) durchgeführt hat. Albrecht Glitz hat ein wahres El-Dorado von Daten, auf die er seine Untersuchung gründen kann: Für den Zeitraum von 1975 bis 2008 kann er auf Daten für alle in diesen Zeitraum sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, insgesamt auf rund 26 Millionen Versicherte für z.B. das Jahr 2008 zurückgreifen. Für alle im Zeitraum von 1980 bis 2008 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat er zudem Angaben über den Bildungsabschluss, die Beschäftigung, die Branche, in der sie beschäftigt sind, und Angaben zur Staatsbürgerschaft. Auf Basis dieser Informationen berechnet Glitz zwei Indizes für Segregagtion, wobei der erste der beiden Indizes den Anteil von ausländischen Arbeitnehmern pro Unternehmen mit dem entsprechenden Anteil deutscher Arbeitnehmer ins Verhältnis setzt (Basis ist der jeweilige Anteil von Migranten oder deutschen Arbeitnehmern in einer Branche), während der zweite Index die Wahrscheinlichkeit für Migranten angibt, eher mit anderen Migranten als mit deutschen Arbeitskollegen zusammenzuarbeiten. Ein gutes Forschungsdesign, das bestehende Segregation als Abweichung von zufällig zu erwartetender Segregation ausweist, führt Glitz dann im Hinblick auf Segregation am Arbeitsplatz zu den folgenden Ergebnissen:
- Zwischen deutschen und “fremden” Erwerbstätigen fndet eine erhebliche Segregation am Arbeistplatz statt.
- Die Segregation deutscher von “fremden” Erwerbstätigen ist seit 1980 nahezu konstant gelieben.
- Die Segregation ist für so genannte Spätaussiedlern höher als für Migranten der ersten Migrantengeneration (aus den 1960er Jahren).
- Die Segregation lässt sich nicht über eine geringere formale Bildung von Migranten erklären.
- Die Segregation lässt sich auch nicht über die Beschäftigungsart/-branche erklären.
- Die Segregation ist am deutlichsten ausgeprägt für Asiaten, Türken, Afrikaner, Polen und Spätaussiedler (Table 3).
Leider endet die Arbeit von Glitz mit diesen deskriptiven Ergebnissen. Glitz versucht nicht, seine Ergebnisse, die allem widersprechen, was uns Politiker glauben machen wollen, z.B. dass Fremde sich nicht integrieren wollen oder sich aufgrund von Sprach- und Bildungsdefiziten nicht integrieren können, zu erklären. Das ist schade, geben seine Ergebnisse doch genügend Ansatzpunkte, um die offizielle Geschichte über den Umgang der deutschen Mehrheitskultur mit Fremden zu hinterfragen, und sie zeigen ganz deutlich, woran Integration bislang nicht scheitert: nicht am Bildungsniveau und nicht am von Migranten ausgeübten Beruf. Und weil die Erklärung im Beitrag von Glitz fehlt, holen wir sie nun – soweit das Möglich ist – nach:
Auch nach rund 50 Jahren Migrationsgeschichte ist es in Deutschland nicht gelungen, eine Segregation zwischen Deutschen und “Fremden” am Arbeitsplatz zu beseitigen. Auch 50 Jahre nachdem die ersten Italiener, die ersten Griechen oder die ersten Türken nach Deutschland gekommen sind, finden sich offensichtlich subtile oder weniger subtile Strukturen am Werk, die z.B. Türken daran hindern, Finanz- oder Polizeibeamter, Zahn- oder Augenarzt zu werden. Die entsprechenden Strukturen können nichts mit dem Bildungsniveau der entsprechenden Deutschen mit Migrationshintergrund zu tun haben, wie die Analyse von Glitz zeigt und wie ein sich langsam zum Massenexodus auswachsender Brain-Drain zeigt, den Yalcin Yildiz (2012) für hochgebildete Türken beschreibt, die nach Abschluss ihrer schulischen und universitären Bildung in die Türkei gehen, um dort zu arbeiten und zu leben. Die Dramatik dieser Entwicklung kann man gar nicht hoch genug bewerten, handelt es sich bei diesen Deutschen türkischer Abstammung doch um Menschen, die in Deutschland geboren und zur Schule gegangen sind, die in Deutschland ihre Berufs- oder universitäre Ausbildung häufig in Bereichen abgeschlossen haben, in denen Arbeitgeber händerringend nach qualifizierten Arbeitskräften suchen (z.B. Maschinenbau oder IT). Was also steht dem Eintritt der entsprechenden hochgebildeten Deutschen “fremder Abstammung” in den Arbeitsmarkt entgegen? Ist es dasselbe, was dazu geführt hat, dass der Versuch, hochqualifizierte IT-Spezialisten mit der sogenannten Green Card nach Deutschland zu locken, gescheitert ist, weil gerade einmal 14.873 Spezialisten überhaupt in Erwägung gezogen haben, nach Deutschland zu kommen?

Wen zwischen beiden sozialen Phänomenen eine Gemeinsamkeit besteht, wenn beide eine gemeinsame Erklärung haben, dann muss diese Erklärung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erklärung sein, die sich auf den Umgang mit “Fremden”, die Aufnahme von Fremden in die Mehrheitskultur, wie es Migrationsforscher gerne in kaum zu überbietendem Euphemismus bezeichnen, bezieht. Tatsächlich müsste man wohl eher von einer Ausgrenzung, von einem nicht-Mitmachen-Lassen sprechen als von einer Aufnahme, und insofern gehen Diskussionen über eine Parallelgesellschaft und hektische Integrationsgipfel, die dem Ziel dienen, Integrationswilligkeit bei Migranten (also mehrheitlich in Deutschland Geborenen) zu wecken, am Punkt vorbei. Nicht die Integrationswilligkeit von Migranten scheint generell das Problem zu sein, sondern die Aufnahmebereitschaft, die Akzeptanz und Toleranz der deutschen Mehrheitskultur, die sich durch ein Minarett in Köln Zollstock gefährdet sieht und jede Form der Abweichung als Fremdheit bewertet, gegen die man, vielleicht aus eigener Unsicherheit über das, was außer Blut die eigene kulturelle Zusammengehörigkeit ausmachen könnte, nur abwehrend und abweisend sein kann. Wobei noch zu klären wäre, nach welchen Kriterien “Fremdheit” bestimmt wird, also: Was macht ein Minarett “fremder” als die Arche von McDonalds? Bis zur Klärung dieser spannenden Fragen, die bislang, wie könnte es anders sein, in Deutschland unter Sozialwissenschaftlern eher nicht gestellt wird, muss daher festgehalten werden, dass Briten ganz offensichtlich selbstbewusster sind als Deutsche, wenn es um die eigene kulturelle Zugehörigkeit geht, so selbstbewusst, dass sie es sogar ertragen können, von einem Briten asiatischer Abstammung ihr Steuersystem erklärt zu bekommen.
Literatur
Glitz, Albrecht (2012). Ethnic Segregation in Germany. Bonn: Institute for the Study of Labour.
Yildiz, Yalcin (2012). Abitur + Diplom + Doktor = Hartz IV? Der Massen-Exodus bildungserfolgreicher Deutsch-Türkinnen in die Türkei. In: Fereidooni, Karim (Hrsg.). Das interkulturelle Lehrerzimmer. Perspektiven neuer deutscher Lehrkräfte auf den Bildungs- und Integrationsdiskurs. Wiesbaden: SpringerVS, S.51-60.
Bildnachweis:
The Guardian
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“Bis zur Klärung dieser spannenden Fragen, die bislang, wie könnte es anders sein, in Deutschland unter Sozialwissenschaftlern eher nicht gestellt wird…”
Nun, wir wissen doch wohl alle, daß England, Frankreich, etc.) bedeutende Kolonialmächte gewesen sind, Deutschland hingegen war es nicht. Die Engländer konnten sich an die Fremden schon in der Fremde gewöhnen, sodann im eigenen Land, weil sie ihnen frühzeitig Zuzugsrechte gegeben haben. Da sahen sie sich in der Pflicht.
Zurecht fühlen sich Deutsche nicht in dem Maße dazu verpflichtet.
Übrigens, der Sikh wirkt mit seinem Turban eigentlich nicht so integriert.
Wir sollten auch bedenken, daß die Fremden (ich benutze dieses Wort bewußt) nicht Deutsch lernen – falls sie es überhaupt tun -, um Goethe und Schiller im Original zu lesen, sondern weil die Sozialleistungen hier so großzügig verteilt werden und auch die Meßlatte für Eigenleistungen so niedrig gehängt wurde wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Diese Feststellung macht den gesamten Unterschied zwischen D und UK deutlich, denn “richtige” Integration geht nur ohne Dastar…! Der Unterschied besteht gerade in der Einsicht, dass Integration nicht Uniformität bedeutet.
Zur Kolonialgeschichte: Erstens leben wir im Jahre 50+ nach dem Ende der Britischen Kolonialgeschichte, zweiten, wenn wir Kolonialgeschichte einen Effekt zuweisen wollen, dann trifft dies Deutschland auch, denn auch Deutschland hatte eine “Platz an der Sonne” und drittens finde ich die Sprache äußerst “telling”, von wegen Zuzugsrechte… Wir reden in Deutschland nicht von zu ziehenden Ausländern, sondern von Migranten in der dritten und vierten Generation, die in Deutschland geboren sind … Man braucht nicht über Zuzugsrechte zu philosophieren, wenn die Migranten seit rund 50 im Land sind…
Seien wir einmal wissenschafts-ethisch korrekt: Das mit dem “Platz an der Sonne” war ein politischer Wunschtraum, auf den das damalige Kaiserreich schließlich verzichtet hat. Wir hatten bis zum Ersten Weltkrieg z.B. Togo, ein Staat, der heute (!) nicht größer ist als Bayern, dazu Namibia, einen Teil Kameruns – und ich glaube, das wars dann auch schon. So ehrlich sollten wir schon sein.
Zum Thema des Artikels möchte ich auf auf die heute erschienene Kolumne in der JF verweisen: Einwanderung – die Herkunft entscheidet, http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M57901640abe.0.html
“Die staatliche französische Statistikbehörde Insee”, lesen wir dort, ” hat sich dieser Tage zaghaft auf die Terra incognita des Ethnischen vorgewagt und aus ihrem Zahlenmaterial bemerkenswerte Schlüsse gezogen. Warum leben, trotz langer Immigrationsgeschichte, französische Staatsbürger, die eingewandert sind oder von Einwanderern abstammen, noch immer anders als autochthone Franzosen?”
Mehr zitieren kann ich natürlich nicht. Jedenfalls decken sich die Ergebnisse weitgehend mit denen des soeben vorgelegten Jahrbuches des Statistischen Bundesamtes. Demnach ist in beiden Ländern die Integration etwa gleichermaßen und aus den gleichen Gründen gescheitert.
Umso skeptischer bin ich angesichts der Behauptung, daß es in England besser gelungen sei. War nicht vor wenigen Monaten das Video in Umlauf, wonach eine Engländerin, die im öffentlichen Verkehrsmittel sich über Ausländer beklagt hatte, in Schutzhaft genommen werden mußte? Wobei sie wahrscheinlich gar nicht den Mund aufgekriegt hätte, wenn sie nicht bereits angetrunken gewesen wäre.
Ich würde mich ja gerne zu dem äußern, was Sie anführen, aber es ist inhaltsleer. Dass die französische Statistikbehörde etwas herausgefunden hat, ist schön für die Behörde, ebenso schön ist es, wenn das Statistische Bundesamt etwas herausfinden, nur hätte ich gerne gewusst, was beide herausgefunden haben und wie sie was warum herausgefunden haben… Ich habe schon einmal von einem Video gehört, in dem ein deutscher Mann in Schutzhaft genommen werden musste, weil er ein Treffen deutscher Feministinnen mit Fragen über den Sinn des Feminismus konfrontiert hat.
By the way, wenn Engländer sich über “Ausländer” beklagen, dann meinen Sie damit in der Regel Touristen, und wenn die Regel nicht zutrifft, dann sind damit Polen und Weißrussen gemeint.
Die deutsche Kultur wurde zerstört durch die geistig-seelische / spirituelle Kastration, die die Römer an uns, d.h.: unseren Vorfahren, vorgenommen haben.
Waren die damaligen Römer für uns denn nicht “Kulturbereicherer” im wahren Sinne des Wortes – so wie etwa die europäischen Kolonisatoren für Afrika echte Kulturbereicher gewesen sind?
Heute bezeichnet man ja umgekehrt die “Menschen mit Migrationshintergrund” in Europa als Kulturbereicherer. Das mag so stimmen – enthält dann aber ein vernichtendes Urteil über den Zustand der indigenen Kultur im Nachkriegs-Europa. Vor dem Krieg wäre diese Bezeichnung absolut unmöglich gewesen. Damals war die Wissenschaftssprache übrigens noch Deutsch.
In der ausgehenden Antike ist Rom durch germanische Usurpatoren besiegt worden. Das war zu Lebzeiten des in Afrika lebenden Bischofs Aurelius Augustinus, der das dann in seinem “Gottesstaat” verarbeitet hat. Die Römer zu dieser späten Stunde waren auf einem geistig-moralischen Niveau wie die Europäer heute, so daß die Germanen, umgekehrt wie früher, als Kulturbereicherer auftreten konnten.
Das kommt jetzt auch auf uns zu. Mit der Integration fängt es an. Aus Integration wird Usurpation. Daraus kann wiederum Hochkultur entstehen, nur eben eine ganz andere, als wir sie bis etwa 1950 noch hatten.
“im wahren Sinne des Wortes?”:
Welchen Wortes? Kultur?
Ich bin von Ausbildung und Beruf Groß- und Außenhandelskaufmann und habe viele Kontakte zu Menschen aus anderen Ländern/Kontinenten gehabt (bin jetzt Rentner).
Das, was ich unter “Kultur” (bei Menschen) verstehe (nicht im Sinne von z.B. Bakterien-Kultur), wird durch das, was “Zivilisation” antreibt, beschädigt. Es mag anfangs – vor vielen tausend Jahren – nur die Verführung zu mehr und mehr Betätigung des rationalen Denkens und entsprechenden Lebens gewesen sein, aber durch die entstandene Überbetonung des Intellekts und Vernachlässigung der “Gefühlswelt” / Seele, des Menschen wahre – höhere – Natur, ist eine konkrete – und schwere – Krankheit hinzugekommen, die von den meisten Fachleuten, die sich damit befaßt haben, als “Neurose” benannt wird.
Ich nenne diese Krankheit seit 1992 die “Kollektive Zivilisations-Neurose”.
Diese Krankheit kam aus der Gegend der ersten Städtekulturen – vor ca. 10.000 Jahren im Indus-Tal – über eine Reihe von Kulturen zum Mittelmeerraum, letztlich zu den Griechen und Römern und wurde uns von den Römern “übertragen”.
Ich bin heute ziemlich sicher, dass die uns in der Schule vermittelten Geschichts-“Fakten” FALSCH sind. Geschönt – oder “geklittert” wie man auch sagt. Denn die wirklich wichtigen Fakten stehen nicht drin. Obwohl man sie dennoch – wenn man wie ein Krimi-Kommissar forscht und Indizien sammelt und Rückschlüsse ziehen kann – herausfinden kann.
Das Überstülpen der römischen Religion und das Unterdrücken und Verdrängen / Bekämpfen der bei den Germanen und weiteren nordischen Völkern gewachsenen gesunden Spiritualität – deren deutliche Spuren NOCH IMMER in den nordischen Sprachen zu finden sind!! – war ein perverser Gewaltakt. Von ähnlicher abstruser Brutalität wie das, was an den “Nazis” kritisiert wurde und wird. Denn die einen und die anderen waren von derselben Krankheit befallen und schwer beeinträchtigt: von der Kollektiven Zivilisations-Neurose. Entfremdet – von ihrer Seele, von ihrem wahren (Mensch-)Sein.
Dabei ist noch nicht einmal davon gesprochen worden, ob die Römer uns die christliche Lehre RICHTIG oder FALSCH vermittelt haben. Es gibt Hinweise darauf, dass sie VERFÄLSCHT vermittelt wurde, um uns absichtlich einen “toten Gott” zu “verkaufen”, um uns zu schwächen und für die Römer “gefügig(er)” zu machen. Und unter dieser “spirituellen Kastration” leiden wir noch immer und leidet die gesamte westliche zivilisierte Gesellschaft, die vom christianisierten (Nord-)Europa in andere Kontinente sich ausgebreitet hat.
Wir haben es mit einer Pandemie zu tun. Die allerdings weitestgehend im Bereich des UNBEWUSSTEN galoppierend grassiert – dort, wo der typische “erwachsene” zivilisierte Mensch nicht mehr wohnt, nicht mehr herrscht.
Nur die wenigen heute noch verschonten Völkchen dieses Planeten wissen vom kollektiven Irrsinn der Europäer.
Woher wissen Sie, daß es “vor vielen tausend Jahren” (Zivilisations-)Neurosen gegeben habe? Mir scheint, daß Sie die Natursehnsucht und Zivilisationsmüdigkeit, welche Menschen ab etwa der Wende vom 18. zum 19. Jahrundert empfunden und literarisch gestaltet haben – so etwa L.Klages in seinem “Kosmogonischen Eros” (1922) oder im “Geist als Widersacher der Seele” (1929-1932) auf urferne Zeiten zurückprojizieren.
Und was meinen Sie mit “römischer Religion”? Anscheinend nicht römischen Polytheismus, sondern das Christentum, mit welchem das Römische Reich zuende ging.
In einem Punkt widerspreche ich Ihnen entschieden: Daß das Christentum falsch überliefert sei. Selbst wenn das stimmt, so macht das nichts, weil man dem Auferstandenen sowieso nur mystisch, d.h. durch innere Wahrnehmung begegnen kann. Wem die fehlt, so wie dem Pharisäer Saulus (dem späteren Paulus), da nützen alle Schriftkenntnisse nichts.
Die “spirituelle Kastration”, die Sie beklagen, erfolgte früher durch die Muttergottheiten und heute in derem Aufguß, dem Differenz- Feminismus, genauer: der sog. “Matriarchats-Forschung” z.B. einer Heide Göttner-Abendroth; ebenso bei vielen evangelischen Theologinnen, die heute fast alle feministisch eingestellt sind.
Die Zukunft des Menschen kann m.E. nur liegen in einem erneuerten, d.h. einem innerlich erlebten Christentum, welches sich dann freilich auch zu bewähren hat, etwa im Widerstand gegen staatliche Zensur.
Lesen Sie doch bitte nach bei Rudolf Steiner. Der hat sich ausgiebig auch mit der germanischen Religion befaßt, und er hat versucht, die Verbindung zum Christentum herzustellen. (Richard Wagner übrigens auch.) Es ist mir momentan allerdings kaum möglich, Ihnen ein für den Einstieg geeignetes Werk zu nennen. Fragen Sie am Besten nach im Büro Ihrer örtlichen Anthroposophischen Gesellschaft.
Ich frage mich, wie sehr diese essentialistische Auffassung des “Deutsch-Seins” durch die Hallstein-Doktrin begünstigt wurde. Wer jahrzehntelang zwanghaft darauf besteht, der einzige Vertreter des “Deutschen Volkes” zu sein, wird das natürlich auch in Gesetze fließen lassen, die dann diese mythische Blutlinien Abstammungslehre zementieren.
4 kleine Anmerkungen zum Hauptext:
1. war das viel zitierte “Wirtschaftswunder” schon vorbei, als die ersten “Gastarbeiter” in Deutschland tätig wurden.
2. ist nicht eine der Anwerbeinitiativen von Deutschland ausgegangen, sondern immer vom Ausland angetragen.
3. Wieso werden die wenigen motivierten, intelligenten, wasauchimmer, Immigranten als Beispiel plakattiert, aber nicht die weitaus größere Zahl Schulabbrecher “mit Migrationshintergrund” und Zugereister, deren kognitive Fähigkeiten ganz einfach nicht ausreichen, um in einer Zivilisation wie Mitteleuropa mithalten zu können? Manchmal brüllt der Elfenbeinturm geradezu nach etwas längerer Erfahrung im realen Leben unter Normalsterblichen, oder?
4. kann ich aus Bangalore als Erfahrung mitteilen, daß die Inder null Interesse hatten, nach Dt. zu kommen, weil
a. die Bezahlung nicht mal im Ansatz mit dem Gehalt in UK und USA mithalten konnte (unabhängig von der max. vorgegebenen Lohnhöhe, denn die Jahresgehälter in den Staaten waren fern von gut und böse)
b. immer wieder argumentiert wurde: “Was soll ich in Deutschland? Das Fernsehen ist in deutsch, im Supermarkt ist alles auf deutsch, wenn ich einkaufen, zur Behörde, zu… gehe, versteht keiner Englisch…”. Das wissen die Leute natürlich nur vom Hörensagen, aber das ist nun mal das 2. wichtige Argument.
Und btw: die Inder sind nicht besser, als europäische Entwickler. Eher im Gegenteil behaupte ich, daß wir Europäer kreativer sind und selbstständiger projektieren können. Einen Vorteil sehe ich nur im Codieren. Wo unsereiner doch noch mal nachschlägt, haben die Jungs alles im Schädel und rattern runter. Liegt aber an deren Ausbildung. Wer sich mal so eine IT-Kaderschmiede dort angeschaut hat, bekommt ein ganz anderes Bild vom “Büffeln”.
Mit besten Grüßen,
Peter Mayer-Dorn
1. Das Wirtschaftswunder wird gewöhnlich bis 1966 datiert und die Anwerbeabkommen sind zu diesem Zeitpunkt alle abgeschlossen, von den illegalen Anwerbungen von Gastarbeitern ganz zu schweigen. Das Abkommen mit Italien stammt übrigens aus dem Jahre 1955.
2. Deutschland hat durch die Anwerbeabkommen eine illegale Praxis legalisiert, dass diese Legalisierung von z.B. Spaniern oder Griechen angemahnt wurde, ist glaube ich nicht weiter verwunderlich… Im Übrigen wurden in den entsprechenden Ländern von Deutschland Büros zur Anwerbung von Arbeitskräften unterhalten, was man wohl kaum darauf zurückführen kann, dass Spanier oder Türken unbedingt nach Deutschland wollten… Es heißt ja auch Anwerbe- und nicht Aufnahmeabkommen, das ist eigentlich deutlich genug. Suchen Sie einfach nach “deutsche Verbindungsstellen” (1970 waren es 440 Verbindungsstellen, die in den Anwerbeländern unterhalten wurden) bzw. “deutsche Kommissionen” in Griechenland oder Portugal oder der Türkei. Dazu gibt es u.a. bei der Bundeszentrale für politische Bildung einiges an Material, nichts davon deutet darauf hin, dass Deutschland Gastarbeiter aufgedrängt worden wären, wie sie hier behaupten – ganz zu schweigen von den jährlichen so genannten Erfahrungsberichten der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (ab 1969 die Bundesanstalt für Arbeit) über ihre jährlichen Erfolge bei der Anwerbung von Gastarbeitern.
3. Es geht in dem Text um Segregation, die nicht durch Bildung erklärt werden kann, also gerade nicht um die Schulabbrecher. Im übrigen wäre noch zu klären, warum manche Migranten in Deutschen Schulen keinen Erfolg haben und welche Rolle Diskriminierung dabei spielt… Aber wer nicht forscht, bekommt auch keine Resultate. Dabei liegen alle möglichen Erklärungen für das schlechte Abschneiden auf dem Tisch, seit 2007 Dr. habil. Heike Diefenbach ihr Buch “Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien im deutschen Bildungssystem: Erklärungen und empirische Befunde” veröffentlicht hat, man müsste sie einfach nur testen, um herauszufinden, ob es bestimmte Bildungsentscheidungen (z.B. verdienen Migranten, die die Schule abbrechen, aufgrund der Jobs, die sie machen, recht schnell recht gut…), institutionelle Diskriminierung, Stereotypisierungen oder was auch immer sind, die den Bildungs(miss)erfolg von Migranten erklären. Kulturelle Defizite und fehlendes Humankapital sind es jedenfalls nicht, wie die Ergebnisse zeigen, die Dr. Diefenbach in ihrem Buch berichtet. Woher haben Sie übrigens ihre Erkenntnis, dass es nur wenige hochmotivierte und gut ausgebildete Migranten in Deutschland gibt? Wir wollen ja unsere Behauptungen belegen…
4. Ja, so kenn ich das auch, und noch deutlicher: Warum soll ich nach Deutschland gehen, wenn in den USA und im UK der Aufenthalt angenehmer und die Leute netter sind und das Verdienst deutlich höher und die Gängelung durch die Verwaltung kaum vorhanden ist…
Diese “Blutseinstellung” gegenüber “Fremden” ist nicht so deutschtypisch wie es scheinen mag. Auch in Kanada feiert das Ausgrenzen von kanadafremdblütigen fröhliche Urstände.
Im “Toronto Star” gab es einmal einen Beitrag darüber, dass a) Imigranten in der Regel weit besser ausgebildet sind (viele mit 2 abgeschlossenen Studiengängen) als die Ur-Kanadier und b) Imigranten im Durchschnitt 1.000 Dollar pro Monat weniger verdienen als die seit Generationen Tiefgefrorenen.
Während die Gesetze gegen Diskriminierung obskure Formen annehmen (z. B. Entlassung wg. eines “sexistischen Witzes”), ist das Ausgrenzen von Imigranten gleich zu Anfang deren Karriere ganz einfach: “Sie sind hochqualifiziert für diesen Job und wir würden Sie gerne einstellen. Aber – Sie haben leider keine kanadische Erfahrung (Canadian experience).” die man natürlich nie haben kann, wenn man schon beim 1. Job nach der Immigration so abgespeist wird. Eines der Ergebnisse daraus (laut Toronto Star): Über 4.000 promovierte, immigrierte Taxifahrer.
Ph.
Der komplette 2. Absatz ist mindestens grob irreführend, wenn nicht falsch. Das ius sanguinis ist ein weltweit üblicher Rechtsgrundsatz für die Überleitung der Staatsangehörigkeit von den Eltern auf ihre Abkömmlinge. Deutschland ist weder europa- noch weltweit „einmalig“ und hat überdies das ius sanguinis seit über einem Jahrzehnt durch Elemente des ius soli ergänzt.
Das ius sanguinis hat nichts mit „mystischer Kraft“, „Ariern“ und „Deutschtum“ zu tun, sondern bezeichnet schlicht und ergreifend die leibliche Abstammung, in diesem Fall von mindestens einem Elternteil deutscher Staatsangehörigkeit. Welches „Blut in dessen Adern rauscht“, sprich welche Volkszugehörigkeit die Eltern besitzen, ob japanisch, Herero, ägyptisch oder deutsch, spielt für das ius sanguinis nicht die geringste Rolle. Mit der „Abstammungslehre der Nationalsozialisten“ hat es demzufolge ebensowenig etwas zu tun.
Das „Deutschtum“ spielt nur im Rahmen des §6 Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz eine ausschlagebende Rolle. Dort gibt es auch den historischen Bezug zur NS-Zeit, denn die ursprüngliche Definition der Volkszugehörigkeit geht auf einen Erlaß des Reichsinnenministeriums vom März 1939 zurück. Aber selbst hier befindet sich Deutschland in guter Gesellschaft, denn viele Länder privilegieren bei der Migration Personen mit volkstumsmäßigen Wurzeln oder Bindungen an das betreffende Land.
Das ius sanguinis ist jedenfalls keine Ursache für eine tatsächliche oder angebliche Segregation in Deutschland. Das wissenschaftliche Rätsel dürfte allerdings bei derartigen Irrtümern noch längere Zeit ungelöst bleiben.
Hans Mustermann,
(wieder einer dieser mutigen Deutschen, der sich hinter Pseudonym versteckt…): Ihr Kommentar könnte den “Glauben an das Mystische”, das ich im Artikel beschrieben habe, gar nicht besser zum Ausdruck bringen. Dass Sie die Mystik des Blutes mit Begriffen wie “Abkömmlinge” und “Abstammung” ersetzen, ändert überhaupt nichts daran, dass Sie der Staatsangehörigkeit eine Qualität zu schreiben, die sich per Geburt weitergibt und an nichts anderes als die Bluts-Abstammung gekoppelt ist. Wären Ihre Ausführungen richtig, dann wären wir alle Edenianer, wenn man die Staatsangehörigkeit von Adam und Eva einmal als edenianisch annimmt oder wir wären alle Afrikaner, wenn man den Ursprung der Menschheit in “Staatsangehörigkeit” fasst. Das kommt Ihnen jetzt komisch vor? Genau so komisch kommt mir die Idee vor, es gäbe per se, in Stein gemeiselt oder von Geist der Nationalität verliehen eine Qualität “Staatsangehörigkeit”, die sich per Blut weitergibt. Und an dieser Grundprämisse ändern auch alle Versuche, sie in andere Worte zu kleiden, nichts. Denn: Selbst wenn ich versuche, Ihren Beitrag auf eine argumentative Basis zu stellen und, unter weiter Dehnung dessen, was Sie schreiben, davon ausgehe, Sie wollen argumentieren, dass Blut und Abstammung askriptive Kriterien sind, die zur Festlegung von Staatsangehörigkeit dienen, so müsste man doch fragen: Warum Blut und Abstammung? Warum nicht Schuhgröße und Haarfarbe?
* Was macht ein Minarett “fremder” als die Arche von McDonalds? *
Das liegt doch auf der Hand:
Ein Minarett ist ein religiöses Symbol und die Verkündungsssäule von McDonalds ist ein wirtschaftliches Symbol. Religiöse Symbole erscheinen den Menschen fremdartig, während wirtschaftliche Symbole den Menschen vertraut erscheinen. 😉
M.Klein: “Warum Blut und Abstammung? Warum nicht Schuhgröße und Haarfarbe?”
Vielleicht, weil Schuhgröße und Haarfarbe nur einen winzigen Ausschnitt dessen bilden, was vererbt wird. Zudem werdenSchuhgröße und Haarfarbe nicht durch Erziehung beeinflußt.
Blutsverwandtschaft bedeutet nicht nur Weitergabe eines kompletten Genpools, sondern auch, durch den Zusammenhalt der Familie, Weitergabe von Gebräuchen, von Kultur-Elementen. Das nennt man Tradition. Es herrschen auch meist enge seelische Beziehungen zwischen den Generationen.
Dagegen fühlen sich Menschen wegen gemeinsamer Schuhgröße oder Haarfarbe meist kaum miteinander verbunden. Es sind keine kulturbildende Gemeinsamkeiten.
Daß wir alle “Edenianer” oder, dem Ursprung nach, Afrikaner seien, ist eine wissenschaftliche Theorie und begründet daher keine auf Erleben gestützte Tradition.
Woher wissen Sie, dass sich Menschen mit gemeinsamer Schuhgröße weniger verbunden fühlen als Menschen gleicher Blutlinie. Ich wette, es gibt viel mehr Streitigkeiten zwischen Verwandten als zwischen Menschen der Schuhgröße 45. Im übrigen reden wir von Staatsangehörigkeit, und ich sehe nach wie vor nicht, wo zwischen Abstammung und Staatsangehörigkeit die Verbindung ist. Und angesichts der Menge von Genen, die wir alle teilen, ist der Hinweis auf den vererbten Genpool eher lahm, ein Miniaturunterschied mit großer Wirkung … und bislang ohne Beleg: Deshalb Mystik. Was um aller Götter Willen sollen seelische Beziehungen sein? Nicht nur, dass bislang niemand außer der katholischen Kirche eine Seele entdeckt hat, Sie stellen gleich noch Beziehungen zwischen unentdeckten Entitäten her. Wenn man von einem angenommenen etwas auf ein anderes angenommenes etwas assoziiert, dann erhöht sich dadurch vielleicht die Wahrscheinlichkeit, dass man den Faden verliert, aber das ursprüngliche etwas ist und bleibt ein angenommenes, unbelegtes, eingebildetes etwas…
M. Klein: “Ich wette, es gibt viel mehr Streitigkeiten zwischen Verwandten als zwischen Menschen der Schuhgröße 45.”
Stimmt. Aber das beweist doch nur die größere Relevanz der Verwandtschaft. Menschen mit verschiedenen Schugrößen vertragen sich einfach nur deswegen besser, weil sie sich mangels seelischer Beziehungen ohnehin nichts zu sagen haben.
—
M.Klein: “Was um aller Götter Willen sollen seelische Beziehungen sein?”
Wenn Sie so fragen, dann unterstelle ich, daß sie selber keine haben.
—
M.Klein: “Nicht nur, dass bislang niemand außer der katholischen Kirche eine Seele entdeckt hat”
Eine Kirche kann nichts entdecken, es könnten nur gewisse ihrer Vertreter sein. Und selbst das ist in groteskem Umfang falsch. Fragen Sie nur einen Animisten in Afrika, Asien oder Australien: Der wird schon beim Wort “entdecken” verwundert gucken, weil er der Meinung ist, die Seele müsse nicht erst entdeckt werden. Lassen Sie sich das durch einen Ethnologen bestätigen.
Aber “seelische Beziehungen” haben ja hier gar keinen Bezug zum Begriff “Seele” im Sinne einer unsterblichen Entität. Das Wort Seele hat nämlich zwei verschiedene Bedeutungen. Wenn es um seelische Beziehungen geht, dann bezeichnet “Seele” die Gesamtheit der seelischen Funktionen, darunter Denken, Fühlen und Wollen (Begehren).
Ahh, jetzt habe ich verstanden, was Sie mit Seele meinen, warum haben Sie das nicht gleich gesagt. Damit bin ich einverstanden: