Warum Politiker den Klimawandel fürchten und Revolutionäre auf ihn hoffen
Eine Untersuchung von Solomon M. Hsiang, Marshall Burke und Edward Miguel, die uns heute auf den Tisch gekommen ist, bringt einiges Licht in die Frage, warum Politiker einen Klimawandel fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Dabei ist es zunächst notwendig, Klimawandel zu spezifizieren, denn was Politiker fürchten, ist eine Erhöhung der Temperaturen. Eine nahende kleine Eiszeit würde wohl keinen Politiker hinter’m Ofen hervorlocken.
Was also ist das Problem mit höheren Temperaturen?
Bereits die erste Zeile des Beitrags von Hsiang, Burke und Miguel führt hier weiter:
Human behavior is complex, and despite the existence of institutions designed to promote peace, interactions between individuals and groups sometimes lead to conflict. When such conflict becomes violent, it can have dramatic consequences on human wellbeing” (1)
Vermutlich liegt das Versagen der “friedensstiftenden Institutionen”, die die Autoren hier ansprechen, daran, dass sie von denselben Individuen bevölkert werden, deren Konflikte zuweilen “dramatische Konsequenzen” haben. Dies wiederum wirft die Frage auf, warum diese “dramatischen Konsequenzen” dadurch verursacht werden, dass Indivdiuen gewalttätig werden und Konflikte zuweilen im Krieg enden?
Auf diese Frage, die große Teile der Menschheit und die versammelte Zunft der Sozialwissenschaften seit Jahrhunderten beschäftigt, haben die Autoren eine klare Antwort: Es ist alles, wegen dem Klima. Ändert sich das Klima, wird es wärmer, dann werden Menschen gewalttätiger.
Dieses Ergebnis ist den Autoren nicht im Traum eingefallen. Es ist keine Intuition, sondern Resultat einer Meta-Analyse, in deren Verlauf sie 60 Primärforschungen untersucht haben, die von mehr als 190 Wissenschaftlern durchgeführt und in 27 wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden, und in denen allesamt untersucht wurde, wie sich das Klima auf die Gewalttätigkeit auswirkt. Die Studien reichen von 10.000 vor Christus bis in die Gegenwart: Mit 60 Studien durch das Klima der Menschheitsgeschichte, so könnte man formulieren.
Dabei sind die Ergebnisse, die die Autoren im Einzelnen bei anderen nachlesen, gar nicht so eindeutig, wie es scheint, denn viel Regen hat in “armen” Gesellschaften Gewalt zur Folge, und hohe Temperaturen auch (4). Feuchtigkeit und Hitze scheinen Wechsel zu wirken. Soviel zum Rat, sein Mütchen zu kühlen…
Die Meta-Analyse von Hsiang, Burke und Miguel überspannt nicht nur einen erheblichen Zeitraum, auch die Definition dessen, was als gewalttätig angesehen wird, ist etwas breit. Sie reicht vom Hupen, wenn es verboten ist, über Gewalt unter Sportlern und im Polizei-Training bis zu Mord, Putsch und Krieg. Manchen mag diese Definition zu breit sein, aber wenn man sicher gehen will, dass es keinen goldenen Rochen mit Platinstachel gibt, dann muss man eben das Meer trockenlegen.
Es ist im Ergebnisteil dieser doch sehr breiten Arbeit, dass den Leser die folgende Einsicht erwartet:
“Under sufficiently high levels of climatological stress, pre-existing social institutions may strain beyond recovery and lead to major changes in governing institutions (…), a process that involves the forcible removal of rulers. (…) Finally, in extreme cases, entire communities, civilizations and empires collapse following large changes in conditions” (4).
Da sich in der Literaturliste der Autoren kein Verweis auf Platon findet, gehe ich davon aus, dass hier nicht der Untergang von Atlantis beschrieben ist. Vielmehr ist die Ursache der Angst von Politikern vor der Erderwärmung berichtet: Wenn es wärmer wird, steigt die Gefahr, dass es den Beherrschten oder den Bürgern reicht und sie ihre Politiker mehr oder weniger gewaltvoll in die Wüste schicken. Wer also eine Revolution abzuhalten gedenkt, sollte die Wettervorhersage im Auge behalten.
Manchen Lesern solcher Ergebnisse, wie sie Hsiang, Burke und Miguel präsentieren, kommt sofort die Frage in den Kopf: Wie können die Autoren eine Kausalität des Klimas auf das Verhalten von Idi Amin behaupten oder: war der britische Rosenkrieg das Ergebnis einer Zwischenerwärmung der Insel, die Temperaturen in den Bereich von 20 Grad hat explodieren lassen? Führen fünf Grad globale Erderwärmung in Island zu genau dem selben Anstieg an Gewalttätigkeit wie in Indonesien oder in Bergisch Gladbach? Fragen über Fragen. Und die Antwort?
“Existing research has successfully established a causal relationship between climate and conflict …” (7)
Was die Autoren hier behaupten, ist so etwas, wie der heilige Gral der sozialwissenschaftlichen Forschung: Eine Kausalität. Mit einer Standardabweichung mehr Temperatur (wo auch immer) steigt das Risiko auf einen Krieg um 14% an, so die Autoren. Also keine Kausalität, sondern eine statistische Kausalität, und mit statistischen Kausalitäten ergibt sich ein Problem, das man mit dem Wort “warum” beschreiben kann. Statistische Kausalitäten sind nämlich so lange den Monitor nicht wert, auf dem sie ausgegeben werden, so lange es keine Theorie gibt, die die Kausalität zu erklären vermag.
Und damit komme ich zu dem, was Politiker, wären sie in der Lage, statistische Analysen zu lesen, beruhigen könnte: Die Autoren haben keine Theorie, keine Spur von Ahnung, warum das Klima Gewalttätigkeit und Krieg kausal bedingen sollte:
“Although the physiological mechanism linking temperature to aggression remains unknown, the causal association appears robust across a variety of contexts” (4)
Wir wissen zwar nicht warum A und B zusammenhängt, wir wissen eigentlich gar nichts, über A und B außer, dass sie kausal zusammenhängen – die Kausalität des Unbekannten, wie man sagen könnte. Die zitierte Aussage der Autoren hätte vermutlich David Hume einen Lachkrampf veursacht. Hume, hat sich nämlich Jahrzehnte lang gemüht herauszufinden, was eine zufällige zeitliche Assoziation zweier Objekte von einer kausalen zeitlichen Assoziation zweier Objekte unterscheidet. Bekanntlich ist Hume zu dem Schluss gekommen, dass eine Unterscheidung nicht möglich ist, es Menschen daher versagt ist, kausale Zusammenhänge zu finden.
Diese Humesche Vernichtung der empirischen Wissenschaft hat Karl Raimund Popper dadurch rückgängig machen können, dass er die Bedeutung einer Theorie zur Erklärung von beobachteten Zusammenhängen betont und in einer Methodologie niedergelegt hat. Diese Lösung des Kausalitätsproblem haben Hsiang, Burke und Miguel eben einmal vergessen. Im Zeitalter der statistischen Modelle scheint jeder Korrelationskoeffizient den Stellenwert einer Kausalität anzunehmen, was einem auf die Frage bringen könnte, ob das Gerede über den Klimawandel nicht in einem kausalen Zusammenhang mit dem Verfall wissenschaftlicher Methoden steht.
Wie dem auch sei, Politiker können vorerst aufatmen und Revolutionäre müssen vielleicht doch aufhören, auf das Klima zu hoffen.
Hsiang, Solomon M., Burke, Marshall & Miguel, Edward (2013). Quantifying the Influence of Climate on Human Conflict. Science
doi:10.1126/science.1235367
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Ich bin weder Politiker noch Wissenschaftler, weder Revolutionär noch “hoffe” ich auf den einen oder anderen – oder irgendeinen – “Faktor”.
Mir ist in meinen nunmehr 66 Lebensjahren – und u.a. nach der Lektüre über die Chaostheorie und einige andere Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen – klar geworden, daß man NICHTS wirklich vorhersagen kann. Es gibt einfach zu viele Einflußfaktoren – und einige davon kennen wir nicht einmal.
Die Mehrheit der Anhänger des (cartesianisch-)wissenschaftlichen Weltbildes zum Beispiel hat weder Kenntnis von der feinstofflichen (Bewußtseins-)Ebene des Seins noch von den Potenzialen / Möglichkeiten dieser Ebene. Andererseits liegt auf dieser – feinstofflichen – Ebene auch die Ursache der “Kollektiven (Zivilisations-)Neurose”, die der zivilisierten Gesellschaft – oder gar der gesamten Menschheit – das baldige Ende bringen kann / wird. Da müssen wir über drohende globale Erwärmung oder Abkühlung nicht mehr lange spekulieren. Die wirklich große Katastrophe, die uns alle bedroht, kommt aus einer “Ecke”, in der ca. 99,99(999)% sie überhaupt nicht vermuten. Das “Sprengkraft-Potenzial” der Kollektiven (Zivilisations-)Neurose ist schwer einschätzbar, aber in jedem Falle riesig!
Die Kriege allein der letzten 100 Jahre haben uns gezeigt, was passieren kann, wenn die Kollektive NEUROSE zur Kollektiven PSYCHOSE eskaliert.
Ich befasse mich seit 1991 mit der Kollektiven Neurose, der “Krankheit der Gesellschaft”. Und ich bin nicht – mehr – so wahrnehmungsbeeinträchtigt wie die große Mehrheit. Ich habe seit 1992 den Weg der gezielten grundlegenden Heilung beschritten und meine neurotischen Blockaden abgelegt und den geistig-seelischen Aspekt der Pubertät, die Initiation, nachgeholt und bin seitdem in mein wahres Erwachsenen-Bewußtsein hineingewachsen und kann demzufolge die tieferen Ursachen und Zusammenhänge – vor allem auf der feinstofflichen Ebene – erkennen.
So erkenne ich in den letzten Jahren ein Wachstum der Kollektiven Neurose, welches sich schon eine Weile im exponentiellen Bereich zu befinden scheint – womit das Risiko einer kollektiven Dekompensation – einer “Kollektiven Psychose” – im ähnlichen Maße steigt.
Ich bin deswegen nicht in Panik. Ich ruhe im inneren Frieden und bin seit 1992 bestrebt, die Öffentlichkeit über die wachsende Gefahr und vor allem über die gegebene Möglichkeit der grundlegenden Heilung (von) der Kollektiven (Zivilisations-)Neurose aufzuklären.
Obwohl es geradezu ein Wunder wäre, wenn es ausgerechnet JETZT gelänge, die Wende einzuleiten, nachdem diese “Krankheit der (zivilisierten) Gesellschaft” schon mindestens 10.000 Jahre durch unzählige (“Hoch”-)Kulturen zerstörend wandert, evtl. sogar schon 20.000 oder 30.000 oder 40.000 Jahre (seit dem Beginn).
Wenn die Menschheit es schafft, diese Krankheit zu erkennen – die sich durch das “Angst-Tabu” vor der Erkenntnis und Heilung schützt, darf sie in der Evolution bleiben.
Wenn die Menschheit diese Herausforderung jedoch NICHT meistert, wird sie ausscheiden aus der Evolution.
Und das wäre in jedem Falle im Einklang mit den universellen Gesetzen – mit denen ich mich schon vor vielen Jahren einverstanden erklärt habe. Alles andere wäre auch Irrsinn.
“Fürchten” sollten wahrhaft erwachsene Menschen gesunderweise NICHTS. Nicht einmal den Tod. Der wahrhaft erwachsene Mensch hat gesunderweise gelernt, Angst – konstruktiv – zu überwinden; also nicht (nur) zu verdrängen.
Nur wer frei ist von dominierender Angst, vom dominierenden “Ego”, ist wahrhaft frei, DAS offen auszusprechen und zu tun, was zu sagen bzw. zu tun ist. Alles andere ist krank – und nicht lebensfähig.
Ich brauche nicht zu “hoffen”. Es wird genau DAS eintreten, was eintreten KANN.
Übrigens: “Beten” im üblichen Sinne wird nicht helfen. Vom universellen Bewußtsein (Gott) eine Änderung der Umstände zu erbitten, wird nicht erfolgreich sein.
Beten im recht verstandenen Sinne aber wird helfen. Denn es verändert das EIGENE Bewußtsein.
Beten ist: sich der eigenen Mitte zuwenden, der göttlichen Bewußtseins-Ebene im Menschen. DORT hat der Mensch die “Schnittstelle” zum universellen Bewußtsein und kann sich Rat und Ermutigung, Kraft und Liebe, Frieden und Gelassenheit “holen”.
Und davon wird er in der kommenden großen Krise / Katastrophe eine Menge brauchen…
Uns allen: Gute Besserung!
Zwei Satiren so dicht hintereinander. Wenn das mal keinen Auffahrunfall gibt.
Mein Aggressionspotential scheint vom Auftreten der Kombination “wissenschaftlich bewiesen” abhängig zu sein. Muß ein Trainingseffekt sein.
Carsten
—
http://www.nichtlustig.de/toondb/080709.html
Leider ist das keine Satire, sondern ein ernstgemeinter Beitrag, der in Science veröffentlicht wurde…:((
Offenbar im Dienste von Machtinteressen stehende Wissenschaftler behaupten also in ihren Blättern und Büchern allen Ernstes, nicht die Sonne mit ihrer wechselnden Aktivität erwärme die Erde, sondern menschliches Kohlenstoffdioxid, durch Erwärmung der Landmassen, auf einem Planeten, der zu drei Vierteln von Wasser bedeckt ist. Zweifel sind verboten, denn schließlich geht es um alles und sie sind angeblich die Mehrheit. Als ob richtige Erkenntnisse jemals eine Frage von Mehrheiten gewesen wären und obwohl bekanntlich der Zweifel die Grundlage jeder Wissenschaft bedeutet. Wer beobachtet, wie Leute solchen Vorgehens Wissenschaftler genannt werden, wird sehr bald verstehen, wie die Erde so lange Zeit für eine Scheibe gehalten werden konnte.
Was ist Klima? Klima ist der errechnete Durchschnittswert von Wetterdaten. Was ist ein Durchschnittswert? Ein Durchschnittswert ist der Mittelwert, über eine bestimmte Zeit gesammelter Messdaten. Wie sollte ein Durchschnittswert gerettet werden können? Was ist der Durchschnitt von Wetter? Aus dem Durchschnitt gesammelter Wetterdaten kann ein Klima für einen Ort errechnet werden, für einen anderen Ort ergibt sich ein anderes Klima. Kann Wetter gerettet werden? Nein. Können Durchschnittswerte von Wetter gerettet werden? Nein. Wenn schon kein errechneter Durchschnitt gerettet werden kann, wie sollte dann erst ein errechneter Durchschnittswert von Wetter gerettet werden können und dann noch für ein angebliches „Erdklima″, das es schon rein logisch überhaupt nicht geben kann, weil Sahara und Sibirien zusammen in einen Topf zu werfen wohl kaum einen Aussagewert haben kann, und um der Absurdität die Krone aufzusetzen, das Ganze auch noch menschengemacht sein soll?
Als damals die Schildbürger vergessen hatten ihr neu erbautes Rathaus mit Fenstern zu versehen, wollten sie das Licht hinein tragen. Als moderne Version davon soll CO2 vergraben werden, die Nahrung der Pflanzen, ohne die es auf der Erde überhaupt kein Leben gäbe, jedoch in sehr hoher, in der Natur eher selten vorkommender Dosis, für Lungenatmer wie die Menschen tödlich sein kann, so wie die meisten natürlichen Stoffe in sehr hoher Dosis tödlich sein können, während rein profitorientierte Geschäftemacher ihr Image beispielsweise damit aufbessern können, dass sie die Regenwaldvernichtung als „Umweltschutz″ darstellen lassen, weil auf den Flächen der vernichteten Lebensräume „klimaschützende″ Palmölplantagen für den Biosprit der Ölkonzerne entstehen.
Hier nur einige der verheerenden grünen Umweltzerstörungen für „Klimaschutz″, ermöglicht durch das Fehlleiten der Umweltschutzbewegungen zu der verirrenden „Rattenfängerei″ des scheinlinken, in Wirklichkeit wie alles Kapitalistische, interessenbedingt rechtsgerichteten und seinen Auswirkungen zufolge lebensfeindlichen Klimaglaubens:
http://tinyurl.com/nwgp89n
In einer anderen Geschichte war es ein Kind, welches die ebenso für alle gut sichtbare wie von allen stur verleugnete Wahrheit wagte öffentlich auszusprechen: Der Kaiser ist nackt. Was hat dieses Kind getan? Sapere Aude! Dieses Kind hatte den Mut sich des eigenen Verstandes zu bedienen.
Facepalm – danke für diesen Hinweis.