Ebola: Kein Grund zur Sorge – angeblich
Entwarnung. Ebola mag tödlich sein, aber nicht in Deutschland. Äußerst unwahrscheinlich sei ein Ausbruch von Ebola in Deutschland, so das Ärzteblatt. Und im O-Ton geht es weiter:
“Auch mit den weiter steigenden Ebola-Zahlen besteht in Deutschland kein Grund zur Sorge. Dass eine infizierte Person einreise, sei zwar möglich, aber extrem ununwahrscheinlich, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) am Montag in Hamburg. Andere lebensbedrohliche Krankheiten wie Malaria seien deutlich häufiger.”
Ob Herr Schmidt-Chanasit stottert oder das “ununwahrscheinlich” ein Anflug von Pessimismus bei den ansonsten so überzeugten Ärzten ist, muss derzeit offen bleiben.
Nich offen bleiben muss die Tatsache, dass das Ebola-Virus ein tödliches Virus ist, das nach Angaben der WHO zwischen 41% und 100% der Infizierten umbringt. Seit 1976 als Ebola zum ersten Mal und simultan im Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo, in einem Dorf nahe beim Fluss Ebola ausgebrochen ist, gibt es regelmäßig widerkehrende Epidemien, die in 24 Epidemien bislang insgesamt 2.387 Infizierte und davon wiederum 1.590 Tote (67% Mortalität) hinterlassen haben. Die neuerliche Epidemie in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria findet sich mit 1.711 Infizierten und bislang 932 Toten in einer neuen Liga. Entsprechend hat die WHO den Notstand ausgerufen.
Dennoch: kein Grund zur Sorge, wie nicht nur das Ärzteblatt verkündet. Die Meinung im Medienwald scheint dahingehend einmütig zu sein, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Ebola befällt keine Europäer und wenn doch, so die allgemeine Meinung, dann ist der Ausbruch schnell eingedämmt und das effiziente Gesundheitsystem wird dem Virus schnell den Garaus machen.
Das muss auch schnell geschehen, weil sonst der Virus den Infizierten den Garaus macht: 2 bis 21 Tage dauert die Phase der Inkubation. Der Virus findet sich in allen Formen körperlicher Flüssigkeiten und Sekrete, entsprechend leicht kann er zwischen Menschen übertragen werden. Er äußert sich zunächst in Fieber, Schwäche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, einem rauhen Hals, geht schnell zu Erbrechen, Durchfall und Aussschlag, Nieren- und Leberschädigung über und von dort fast nahtlos in innere oder äußere Blutungen.
Ebola ist in vielerlei Hinsicht besonders: Es gibt keine zugelassenen Medikamente zur Bekämpfung von Ebola. Es gibt keine Form der Behandlung, die Erfolg verspricht. Es gibt keinen Impfstoff. Es gibt Vermutungen darüber, dass das Ebola-Virus vor allem Flughunde als Wirt nutzt. Aber: Genaues weiß man derzeit nicht, nur eines weiß man, nämlich, dass man sich in Deutschland keine Sorgen über Ebola machen muss, auch nicht als spezifische Form von Empathie angesichts der vielen Toten, die der neueste Ausbruch des Virus bislang hinterlassen hat.
Statt Sorgen plagen Europäer und die Verantwortlichen bei der WHO ethische Fragen, denn: die US-amerikanische Firma Mapp Biopharmaceutical Inc. hat ein Serum entwickelt, ZMapp mit Namen, das gegen Ebola wirksam sein soll. Aber: Es ist derzeit noch nicht an Menschen getestet, so dass über Risiken und Nebenwirkungen keine Aussagen gemacht werden können. Und jetzt haben Europäer und die WHO ein ethisches Luxus-Problem: Kann man dem Tode geweihten Menschen ein nicht getestetes Medikament verabreichen? Ob sie auch ein ethisches Problem hätten, wenn sie selbst mit Ebola infiziert wären und ihre Überlebenschancen geringer als ihre Wahrscheinlichkeit, zu sterben?
Derartige Luxus-Probleme aus angeblich ethischen Erwägungen kann man sich in der trauten Sicherheit leisten, dann, wenn man sich in seinem Ebola-freien Idyll eingerichtet hat. Und schließlich muss man sich ja keine Sorgen machen, wie das Ärzteblatt weiß. Aber weiß es das wirklich?
Ebola ist eine Form des hämorrhagischen Fiebers, also eines zu Blutungen führenden Fiebers, das nicht ganz unbekannt ist, in Deutschland. Im Jahre 1967 kam es in Marburg, Frankfurt am Main und Belgrad zu einem Ausbruch des Marburg Virus, einem Ableger von Ebola, der ebenfalls zur Gruppe der hämorrhagischen Fieber gehört. 31 Arbeiter bei Hoechts, in den Behring Werken wurden infiziert, sieben davon sind gestorben. Damit hatte der Ausbruch die Größenordnung des Ebola-Ausbruchs von 2008 in der Demokratischen Republik Kongo, was zeigt, dass es mitnichten so ist, dass Ebola ein Schauspiel ist, das sich im fernen Afrika ereignet.
Überhaupt, wir leben in einer globalisierten Welt, in der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen den Virus ebenso nach Hause bringen können, wie Touristen. Ob die 11.9 Millionen Euro, die die EU derzeit eingesetzt hat, um vor Ort in Afrika Hilfe gegen Ebola zu leisten, adäquat oder ein Feigenblatt sind, ist entsprechend eine offene Frage. Fraglich ist zudem, ob man sich die Luxus-ethischen Probleme, die derzeit gewälzt werden, auch in Zukunft wird leisten können. Klar ist lediglich, dass es sinnvollere Weisen gibt, Steuergelder anzulegen als sie in Frauenförderung zu stecken: Wie wäre es statt dessen mit einer Finanzierung von Unternehmen, die tödliche Krankheit wie Ebola erforschen? Wir können das Professorinnenprogramm streichen und statt dessen entsprechende Stellen in Unternehmen schaffen, auf die sich dann natürlich auch Frauen bewerben können, die bei entsprechender Eignung auch eingestellt werden.
Aber das wird natürlich nicht geschehen, denn: wir müssen uns keine Sorgen machen, wie das Ärzteblatt weiß und der für Gesundheit zuständige EU-Kommissar Tonio Borg erklärt:
As European Commissioner for Health I want to reassure citizens that the risk from Ebola to EU territories is extremely low. This is both because relatively few people travelling to the EU are likely to be infected with the virus, and because of the way in which it spreads, i.e. only through direct contact with the symptomatic patient’s body fluids.
Ebola verbreitet sich wie eine Schnupfenvirus, sagt Borg, und es gibt keinen Grund zur Sorge.
Na dann.
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Ich stimme Ihnen in der Sorge zu und lehne das Professorinnenprogramm auch ab, aber der Zusammenhang zu diesem wirkt doch arg bemüht. Manchmal ist weniger mehr.
Na gut. Da Ebola kein explizit deutsches Problem ist (wie das Professorinnenprogramm), kann man den Spielraum vergrößern und die UN-Fördertöpfe austrocknen, die für “Gender-Mainstreaming”-Programme und dergleichen geschaffen wurden.
Am Ende läuft es auf das Selbe hinaus, allergings mit einem größeren Nutzenfaktor. 😉
Das “Professorinnenprogramm” ist ja nur EIN Beispiel für die Verschwendung von Geldmitteln. Angemerkt soll trotzdem noch sein, dass über dieses Programm geförderte “Ärztinnen” und “Forscherinnen” bei der Bekämpfung einer jeglichen Pandemie ein Risiko darstellen, daher finde ich in dem Artikel gleich zwei Bezüge, die Ihnen nicht aufgehen wollen.
@unser unknown
Angesichts der real existierenden Knappheitsbedingungen, die auf dieser Erde herrschen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wo
“der Zusammenhang [des Textes] zu diesem [d.h. zur Förderung des Professorinnenprogramms] […] doch arg bemüht [wirkt]”.
Ich kann nur unterstreichen, was karsten mende schon auf Ihren Kommentar geantwortet hat:
Man kann Gelder nicht mehrfach ausgeben, sondern nur einmal, und man muss dabei Prioritäten setzen. Mir scheint, dass Sie erheblich unterschätzen, was für das Professorinnenprogramm und die schier unüberschaubare Anzahl von angeblichen Förderprogrammen und dem Stichwort “Gender” ausgegeben wird – und wieviel daher nicht für vernünftige und dringliche Aufgaben zur Verfügung steht.
Daran ist überhaupt nichts “bemüht” – und viel sinnlosere und von der Bevölkerung weniger nachgefragte Förderprogramme als diejenigen, die mit Gender zu tun haben, gibt es m.W. nicht (und kann ich mir auch kaum vorstellen).
Wenn es keine zugelassenen Medikamente und keine erfolgversprechende Behandlung gegen Ebola gibt, dann sollte die Tatsache, daß es Infizierte gab, die sich trotzdem erholten und wieder gesundeten, die Mediziner darüber nachdenken lassen, wie das möglich sein kann. Und genau diese Tatsache, daß nicht alle mit Ebola Infizierten daran sterben, würde mich dazu veranlassen, im Fall einer Ebolainfektion kein Medikament an mir testen zu lassen, dessen Wirkungen auf Menschen nicht bekannt sind und die deshalb möglicherweise schwere, im schlimmsten Fall irreparable Nebenwirkungen haben oder den Tod eintreten lassen.
Dessenungeachtet halte ich die im Ärzteblatt verbreitete Sorglosigkeit für unverantwortlich.
Ich denke nicht, dass Menschen, die bereits in Ihrem Blut und Exkrementen liegen – oder in den nächsten 21 Tagen darin liegen werden – Ihrem Argument gegen nicht getestete Medikamente folgen werden.
Ebola hat eine Kill-Rate bis zu 90%, von Ansteckung bis Ausbruch und Tod vergehen, glaube ich keine 4 Wochen.
Der Sterbeprozess ist als höchst unangenehm zu bezeichnen.
Ich würde sagen, scheiss drauf, her mit den Medis..
Das ist ja jedem unbenommen. Es gibt auch Sektierer, die Bluttransfusionen verweigern und Leute die Chemotherapie ablehnen. Solange die mündig sind und nur selbst dabei draufgehen, ist das ja kein Problem.
Mal ganz davon abgesehen, das “nicht daran sterben” ja nicht das allein Erstrebenswerte ist. Ist ja nicht so, das die Leute, die es überleben, dann nicht schwere bis schwerste Langzeitschäden hätten.
Ich mache mir um so einen debilen Müll überhaupt keine Kopf mehr. Die Leute sind schon krank genug in der Birne 🙂
Warum lesen Sie das denn dann hier und kommentieren es sogar? Verstehe ich das falsch, oder wollten Sie irgendwie illustrieren, dass “die Leute” “schon krank genug in der Birne” sind? :-))
Nur so, grade eben;:
“Wegen der Ebola-Epidemie hat das Auswärtige Amt alle deutschen Staatsbürger zur Ausreise aus den westafrikanischen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia aufgefordert. Das gelte ausdrücklich nicht für dringend benötigtes medizinisches Personal, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin. ”
Hmmm. Wär’s im Sinne der Gesamtsicherheit (individuell natürlich nicht) nicht sinnvoller, die schon in diesen Ländern befindlichen blieben auch dort ?