Sozialismus macht dünn – Freiheit erfordert Verantwortung

auch beim Essen …

Davide Dragone und Nicolas R. Ziebarth haben ein Arbeitspapier veröffentlicht, das überschrieben ist mit:

Economic Development, Novelty Consumption, and Body Weight: Evidence from the East German Transition to Capitalism.

Ein interessantes Arbeitspapier mit einer Reihe von zum Teil bekannten Ergebnissen:

banana revolutionDie sogenannte friedliche Revolution in der DDR hat wohl doch Bananen zur Ursache, wie sich daran zeigt, dass Dragone und Ziebarth eine sprunghafte Zunahme des Konsums tropischer Früchte bei Ostdeutschen von 1989 bis 1991 feststellen. Vielleicht ist es auch die Flucht vor der Kartoffel, die die Ostdeutschen zum Marsch auf dem Leipziger Ring veranlasst hat, denn der Konsum von Kartoffeln ist nach Öffnung der Grenzen zu Westdeutschland stark zurück gegangen.

Der veränderte Konsum ist zukunftsweisend, kreiert eine Gewohnheit, denn auch 1998 und 2005 zeigen Ostdeutsche die Konsummuster, die sie sich 1991 angewöhnt haben und: andere Essgewohnheiten als Westdeutsche.

Nicht ganz unproblematische Essgewohnheiten, wie es scheint, denn:

Nicht nur der Verzehr tropischer Früchte hat sprunghaft zugenommen, auch der Verzehr von Fertiggerichten, deren Attraktivität darin besteht, dass sie die Zubereitung von Speisen vereinfachen und beschleunigen und den Aufwand reduzieren. Davon haben in der Vergangenheit vor allem Ehefrauen profitiert, die die neu gewonnene Freiheit in mehr Körpergewicht investiert haben, wie Cutler, Glaeser und Shapiro (2003) für den Zeitraum von 1970 bis 1990 zeigen.

Offensichtlich muss man lernen, mit der neuen Freiheit, sowohl was die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln als auch das Mehr an Zeit angeht, umzugehen.

Für diese Annahme spricht auch, was Dragone und Ziebarth für Ostdeutsche zeigen können. Nach der Wende haben viele Ostdeutsche ihre Nahrung umgestellt: Deutlich weniger Kartoffeln, mehr tropische Früchte und vor allem: mehr Fertiggerichte und entsprechend: mehr Gewicht, mehr Übergewicht, mehr Adipositas, höhere Cholesterol-Werte, höherer Blutdruck und eine Zunahme von Diabetes (Typ II), und alles im Vergleich zu Westdeutschen.

Daraus kann man schließen, dass der ostdeutsche Sozialismus seine Bürger so ausgedorrt hat, dass sie sich, gleich dem fast Verdursteten, der eine Oase erreicht, auf das Angebot an neuen Waren, das ihnen der Kapitalismus zugänglich gemacht hat, gestürzt haben, es in vollen Zügen und mit vollen Mägen genossen und – wie man im Englischen sagt – dabei overindulged haben.

Das an sich wäre nicht schlimm, ergäbe sich daraus keine Gewohnheit. Aber: Es hat sich für viele Ostdeutsche eine Gewohnheit, eine Essgewohnheit ergeben: Scheinbar aus Angst davor, wieder in den ausgemerkelten Zustand sozialistischer Plan-Leere im Konsum-Laden gestürzt zu werden, hat sich eine “was-man-hat,-hat-man-Mentalität” durchgesetzt, durchaus auf Kosten der eigenen Gesundheit, wie die Ergebnisse von Dragone und Ziebarth zeigen: Im Gegensatz zu Westdeutschen sind Ostdeutsche dicker, übergewichtiger und kränker, gemessen an den drei Indikatoren von Cholesterolwert, Höhe des Blutdrucks und Diabetes.

Kampf gegen Adipositas in Venezuela
Kampf gegen Adipositas in Venezuela

Kurz: Sozialismus schafft bei denen, die ihm ausgesetzt sind, Entzugserscheinungen, die der einer Drogenabhängigkeit gleichen. Werden Waren, die im Sozialismus entzogen sind, zugänglich, dann führt dies zu einem entsprechenden Torschlusspanik- und Überkonsum, der sich in einer  Konsumtradition festsetzt, die Auswirkungen auf die Gesunheit der so Konsumierenden hat.

Nicht nur, dass sozialistische Systeme ihren Bürger Konsum vorenthalten, sie machen viele ihrer Bürger auch unfähig, dann, wenn der Sozialismus, wie er das regelmäßig tut und wie man es gerade wieder in Venezuela beobachten kann, an der Realität scheitert, normale Konsummuster und Umgangsweisen mit den Produkten zu entwickeln, die ihnen im Sozialismus vorenthalten waren. Entsprechend ist die höhere Adipositas unter Ostdeutschen eine fortdauernde Folge sozialistischer Unmündigkeit, ein kulturelles Erbe sozialistischer Magerkur.

Daten und Methoden
Die Ergebnisse von Dragone und Ziebarth basieren auf einer breiten Datengrundlage, nämlich dem nationalen Gesundheitssurvey von 1990 und 1992 (2.160 ost- und 4.390 westdeusche Befragte), der Folgestudie zum Gesundheitssurvey von 1996 (2.216 ostdeutsche und 4.203 westdeutsche Befragte) sowie dem Mikrozensus von 2005 (1% der deutschen Bevölkerung, derzeit rund 380.000 Haushalte und rund 820.000 Befragte). Die Analysen werden zum einen mit subjektiven Selbsteinschätzungen, z.B. im Hinblick auf die Veränderung der Konsumgewohnheiten nach der Wende, zum anderen mit objektiven Maßen, Cholesterolspiegel, Bludruck, BMI durchgeführt. Die Autoren rechnen Regressionsanalysen (OLS) mit unterschiedlichen abhängigen und unabhängigen Variablen.

Cutler, David M., Glaeser, Edward L. and Shapiro, Jesse M. (2003). Why have Americans become more obese? Journal of Economic Perspectives 17(3), 93–118 (und NBER, siehe Link).

Dragone, Davide & Ziebarth, Nicolas R. (2015). Economic Development, Novelty Consumption, and Body Weight: Evidence from East German Transition to Capitalism. Bonn: Institute for the Study of Labor, IZA DP No.8967.

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