Soziale Ungleichheit macht Kinder glücklich!? In armen Ländern sind die Kinder glücklicher als in Deutschland
Die Umfrageforschung kennt keine Bevölkerungsgruppe, die nicht zumindest ansatzweise erforscht wird. Auch Kinder entgehen den repräsentativen Studien nicht: 53.164 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren wurden im Auftrag der Jakobs Stiftung für den “Children’s World Survey, 2013-14” in 15 Ländern, darunter auch Deutschland befragt. Neben Kindern aus Deutschland sind auch Kinder aus Algerien, Kolumbien, Estland, Äthiopien, Israel, Nepal, Norwegen, Polen, Rumänien, Südafrika, Südkorea, Spanien, der Türkei und dem Vereinigten Königreich befragt worden, unter anderem zu Ihrer Lebenszufriedenheit und dazu, wie glücklich sie in den letzten zwei Wochen waren.
Kenner der Materie wissen, hier kommen die berüchtigten Satisfaction of Life und Happiness Skalen zum Einsatz, die einen Wertebereich von 0 bis 10 haben. Je zufriedener oder je glücklicher die Befragten (hier: Kinder) sich einschätzen, um so höher der Wert.
Gehen wir einmal konform (einmal!) mit der Mehrzahl der Lebenszufriedenheits- und Happiness-Forscher und unterstellen, die Frage nach der Lebenszufriedenheit und dem Glück in den letzten zwei Wochen, gebe tatsächlich einen Aufschluss darüber, wie die Lebenszufriedenheit bzw. das Glück unter Kindern von 8 bis 12 Jahren in einem Land durchschnittlich verteilt sind, so dass man Vergleiche zwischen den 15 Ländern, aus denen die 53.164 Kinder stammen, die an der Befragung teilgenommen haben, anstellen kann.
Dann kommt man zu den folgenden Ergebnissen:
Nur in Südkorea sind die befragten Kinder weniger glücklich als in Deutschland.
Nur in Südafrika, Nepal, Polen, dem Vereinigten Königreich und Südkorea sind Kinder mit ihrem Leben als solchem unzufriedener als in Deutschland.
Die Unterschiede sind relativ groß und bewegen sich bei der Einschätzung des Glücklichseins zwischen 9,4 in Rumänien (Wertebereich 0 bis 10) und 7,5 in Südkorea bzw. zwischen 9,5 in Rumänien und 7,6 in Südkorea bei der Einschätzung der allgemeinen Lebenszufriedenheit (siehe Abbildung). Zwischen dem ersten und dem letzten der jeweiligen Skala liegen somit immerhin 19% des Wertebereichs.
Nun stellt sich die Frage, woran es liegt, dass Kinder in Rumänien, in Kolumbien oder Israel im Durchschnitt glücklicher sind als Kinder in Deutschland?
Vermutlich gibt es jetzt wieder welche, die behaupten, Deutschland sei eine kinderfeindliche Gesellschaft. Einen derartigen Einwurf nehmen wir jedoch erst dann ernst, wenn die entsprechenden Behaupter angeben, wie man “kinderfeindliche Gesellschaft” operationalsieren und messen kann, dann sehen wir weiter.
Einstweilen haben wir die Daten genutzt, die man erheben kann und die auch erhoben wurden, z.B. die Daten zur Ausstattung des kindlichen Lebens mit den Annehmlichkeiten, die zu einem Kinderleben zu gehören scheinen, also:
gute Kleidung;
Computer;
Zugang zum Internet;
Mobitltelefon;
eigenes Zimmer;
Bücher;
ein Auto in der Familie;
Musikabspielgerät
eigener Fernseher
Betrachtet man die Ergebnisse für Deutschland, dann zeigt sich u.a., dass 21% der Kinder angeben, keinen Zugang zu Büchern zu haben, 16% haben keinen eigenen Computer, 11% müssen ihr Kinderzimmer teilen und 8% haben kein Mobiltelefon. Dagegen haben 62% der algerischen Kinder kein eigenes Zimmer, 86% der äthiopischen Kinder haben kein Mobiltelefon, 38% der Kinder in Südafrika keinen Computer, und 29% der Kinder in Kolumbien keine Bücher.
Die durchschnittliche Anzahl der Gegenstände aus der Liste der neun Gegenstände, auf die Kinder in Deutschland verzichten müssen, beträgt 0,8, sie beträgt in Kolumbien 2,4, in Algerien 3,6, in Nepal 4,2 und in Äthiopien 6,3.
Und dennoch sind die Kinder in den angegebenen Ländern glücklicher als deutsche Kinder.
Wir haben die Daten der Jakobs-Stiftung genommen und eine Regression gerechnet: Zwischen dem Ausmaß des Glücklichseins, das Kinder sich zuschreiben, und dem Fehlen von Gegenständen aus der Liste, die oben zusammengestellt ist, besteht ein Zusammenhang von r = 0.25, d.h. je weniger Gegenstände aus der Liste Kinder in ihrem Besitz haben, desto glücklicher sind sie.
Macht soziale Ungleichheit am Ende glücklich und nicht soziale Gleichheit, wie Richard Wilkinson und Kate Pickett in ihrem Buch “The Spirit Level” behaupten?
Testen wir weiter. Dazu haben wir die Daten des HDI, des Human Development Index der UN genutzt. Der HDI beschreibt den Entwicklungsstand eines Landes im Hinblick auf u.a. die Lebenserwartung, den Lebensstandard, den Zugang zu Bildung, die Analphabetenquote usw. Auf dem HDI nimmt Norwegen Platz 1 ein, Deutschland steht auf Rang 6, Äthiopien auf Rang 173, Algerien auf Rang 93, Kolumbien auf Rang 98, um nur einige zu nennen.
Wir berechnen abermals eine Regression für die 15 Länder, aus denen die Kinder im Children’s World Survey stammen, und erhalten dieses Mal einen Zusammenhang von r = 0,26 zwischen dem durchschnittlichen Nievau an Kinderglück und dem Entwicklungsniveau: Je schlechter ein Land auf dem HDI abschneidet, je schlechter die Lebensbedingungen, je geringer die Lebenserwartung, je mehr Analphabeten in einem Land vorhanden sind, desto glücklicher sind die Kinder.
Das sagen die Ergebnisse des Children’s World Survey.
Damit deuten die Ergebnisse in eine Richtung, die in modernen Sozialstaaten vollkommen unvorstellbar ist: Die Lebenszufriedenheit und das Glück, das Kinder empfinden, könnte nicht damit zusammenhängen, ob sie mit Designer-Klamotten versorgt werden, ein Mobiltelefon haben und auch ansonsten einen Anspruch auf so ziemlich alles haben, was man als Kind so haben will, warum auch immer. Nein, Glück und Lebenszufriedenheit könnten ganz unabhängig von der Konsumfähigkeit und den vorhandenen finanziellen Ressourcen sein, was ein schwerer Schlag für die Neidindustrie wäre, die uns einzureden versucht, soziale Ungleichheit mache unglücklich und sei nicht etwa ein Ansporn für Kinder, etwas aus sich zu machen.
Unsere Ergebnisse begründen berechtigte Zweifel daran, dass eine gleiche materielle und finanzielle Ausstattung nicht nur von Kindern einen positiven Effekt auf die Lebenszufriedenheit und das Glück von Menschen hat. Letztere, so unsere Hypothese, hängen eher von der Selbstwirksamkeit, von der Möglichkeit, sich als eigenständigen und erfolgreichen Akteur zu erleben, ab, woraus man dann den Schluss ziehen müsste, dass das verregelte Leben in Deutschland Kinder unglücklich macht (samt ihrer Eltern).
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Nun, die Care – Industrie kann nicht überall gleich erfolgreich sein. Daher gibt es in einigen Ländern Kinder, die gar nicht wissen, daß sie unglücklich zu sein haben. Aber solche Reports werden das schon zu ändern wissen. Wieder ein Beispiel für Methode 1 der Befragung und der damit gesicherten Fortsetzung der Studien. Hierzu aus dem Report:
– ” It must be acknowledged that any international comparative work using self-report data rests on a number of assumptions about the reliability, validity and comparability of responses to survey questions, taking into account linguistic and cultural differences.”
heisst eigentlich, daß ich die Studie beliebig ergebnisorientieren kann, je nach “assumptions” (wobei mein amerikanischer Freund zu bemerken pflegt, das der Wortanfang schon sagt, was die Intention ist),
und
-“The overall aim of the Children’s Worlds project is to generate findings which are not only of research interest but also can be valuable to key stakeholders who are concerned with the quality of children’s lives.”
Ich verstehe das so, daß die eventuellen Interessen von Kindern nicht interessieren.
Um die These “…soziale Ungleichheit mache unglücklich..” zu widerlegen ist m.E. der Entwicklungsstand eines Landes nicht zielführend, weil erstens der Entwicklungsstand die soziale Ungleichheit nicht misst und zweitens m.M. das Unglück von Kindern nicht mit dem Mangel an Konsumgüter korreliert, sondern mit dem Mangel an Zeit und Zuneigung von den Eltern, welcher wiederum mit der sozialen Ungleichheit korrelieren könnte, falls diese Ungleichheit in einer hoch entwickelten und hoch kompetitiven Gesellschaft auftritt. Wie verhält es sich mit Norwegen? Bei denen ist die soziale Gleichheit ausgeprägter als bei uns. Der Entwicklungsstand auch. Trotzdem sind die norwegischen Kinder glücklicher als die deutschen. In Israel ist die soziale Ungleichheit größer als in Deutschland und die israelischen Kinder glücklicher als die deutschen. Da stimmt die Theorie. Aber im Vergleich zu Äthiopien haben sie einen höheren Entwicklungsstand und trotzdem glücklichere Kinder. Offenbar gibt es einige zusätzliche Faktoren für das Glücksempfinden von Kindern, als nur die große soziale Ungleichheit.
In einer Konkurrenzgesellschaft, in der der Neid ein wichtiger Antriebsfaktor ist, die soziale Ungleichheit zu fördern, weil in Rumänien die Kinder glücklicher sind, ist nach meiner Einschätzung etwas gewagt 🙂
Ist doch klar, dass Kinder, die viel draussen spielen, rumtollen, Kameraden haben und lärmen dürfen, glücklicher sind, als Kinder die zu Hause vor dem Fernseher oder Computer sitzen. Das jetzt aber als Rechtfertigung für soziale Ungerechtigkeit zu deuten, scheint mir ein rechter Krampf zu sein. Die wirkt sich erst später aus. So sind Länder mit ausgeprägtem Sozialausgleich wie Dänemark und Schweden immer weit oben in der Liste der Erwachsenenzufriedenheit. Der absolute Reichtum spielt dabei weniger eine Rolle, als der relative. Deutsche scheinen generell nicht besonders glücklich. Stänkern gehört doch zum Nationalsport.
Das Kinderglück hängt sicher nicht von den Dingen ab, die man besitzt. Ob allerdings soziale Ungleichheit einen Einfluss hat, können wir erst feststellen, wenn wir die Daten von Kindern reicher Familien mit denen von armen im gleichen Land vergleichen. Auch müssten wir noch viele weitere Faktoren einbinden. Israel liegt beim HDI und beim Kinderglück weit oben.
Aber das haben wir doch getan, reiche deutsche Familien mit armen äthiopischen oder algerischen Familien z.B., Ergebnis: die Kinder aus äthiopischen und algerischen Familien sind glücklicher.
Der “Krampf” stammt nicht von uns, sondern ist die Implikation aus anderer Leute Krampf, und zwar aus der Pseudo-Forschung, die angeblich demonstriert, dass Menschen in Ländern, in denen – wiederum angeblich, weil das Ausmaß sozialer Gleichheit oder Ungleichheit ja nur anhand stark kumulierter Daten operationalisiert werden kann – größere soziale Gleichheit herrscht, unglücklicher sind.
Das war der Aufhänger unseres Artikels, und den Bezug zu dieser Pseudo-Forschung haben wir am Beginn des Textes ja auch hergestellt.
Das ist manchmal so mit blogs, also weblogs: sie sind eben doch eine Art Tagebuch, und erst dann, wenn man unsere Texte regelmäßig liest, erschließt sich einem der Kontext eines bestimmten Textes vollständig. Wer nicht regelmäßig unseren weblog liest, wird uns wohl oder übel zugute halten müssen, dass er bestimmte Zusammenhänge nicht herstellen kann, weil er etwas verpasst hat. Es ist daher ein Ausdruck mangelnden guten Willens und mangelner Bescheidenheit, wenn man meint, einige unserer Argumentationen als “Krampf” bezeichnen zu müssen, nur, weil man die Hintergründe und Zusammenhänge nicht kennt.
Um es noch einmal festzuhalten:
Wenn man den Krampf glauben möchte, nach dem individuelle Menschen im Aggregat betrachtet glücklicher sind, wenn Sozialismus (sprich: soziale Gleichheit) herrscht, dann muss man dummerweise auch glauben, dass es für einen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und sozialer Ungleichheit spricht, wenn sich unter Verwendung derselben Messinstrumente wie in Vorgängerstudien Befunde ergeben, die der These Glück (oder Zufriedenheit) = Gleichheit (oder Sozialismus) widersprechen – alles klar?!?
Zu Deutsch: Wir fordern ein, dass jemand, der A gesagt hat, bereit ist, auch B zu sagen!
Also wenn man einmal miterlebt hat unter welchem Druck hierzulande schon 10jährige stehen wenn es um den Übertritt ins Gymnasium geht, dann erklärt sich fehlendes Glück recht gut.
Wie sollen Kinder auch glücklich sein wenn sie (am besten schon mit 0 Jahren) ständig durchpädagogisiert werden und jeder kleine Entwicklungsschritt exakt geplant, dokumentiert und anschließend seziert wird. Schon als Kleinkinder lernen sie, dass ihre Interessen irrelevant sind und nur als Motivationsmaßnahme missbraucht werden für das eigentliche durchgeplante Lernprogramm. Gestaltungsmöglichkeiten beschränken sich auf Bastbasteleien oder “jetzt malt mal eine Sonne”, auch weitgehend unter Anleitung.
Die Eltern sieht man nur in müdem Zustand am Abend, Geschwister sind in einer anderen Gruppe (oder Klasse), Onkel, Tanten, Neffen, Großeltern wohnen in einer anderen Stadt, so dass soziale Kontakte hauptsächlich von “Klient” zu “Betreuer” stattfinden, und nicht einfach von Mensch zu Mensch.
Einfach mal in den Wald gehen darf man natürlich auch nicht, schließlich lauern überall Gefahren. Und überhaupt erfahren schon die ganz kleinen dass sie auf unserem ach so verschmutzen Planeten keine Zukunft mehr haben können, dass Mensch sein an sich bereits Sünde an der Natur ist, dass essen nicht einfach schmecken darf sondern ethisch wohlüberlegt konsumiert werden muss. Und überhaupt ist das ganze Essen sowieso voller Gifte durch die böse Lebensmittelindustrie.
Soweit die Schwarzmalerei. Etwas übertrieben, aber zumindest nach meiner Meinung dürfe die kindliche Glücksverteilung eher in den beschriebenen Phänomenen zu suchen sein als im wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft.
Ich denke “soziale Ungleichheit” wird dann gluecksempfindungsrelevant wenn sie substanziell wird – sprich wenn der Reichtum der wenigen das Leben der meisten bedroht.
Und das die “hochentwickelten” Laender voellig ueberorganisiert sind ist sicher auch ein gewisser Faktor der das “gluecklichsein”, nicht nur von Kindern, erheblich beeintraechtigt.
Ansonsten gilt: …mehr als Leben geht nicht – und es ist nicht unbedingt eine Verbesserung dieses Lebens hinter irgendwelchen Besitztuemern herzuhecheln um diese dann staendig vor Verlust bewahren zu muessen.
Oder wie war der schoene Satz: Wir arbeiten in Jobs die wir hassen um Dinge zu kaufen die niemand braucht um damit Menschen zu beindrucken die wir nicht leiden koennen…so wird das nichts mit dem Glueck.
Tja, das Leben könnte so unbeschwert sein, wenn da nicht die Angst vor dem geltungsverlust wär – macht euch frei von eurer geltungssucht und lebt in den Tag hinein glücklich und zufrieden
Eine methodische Frage: Auf Grund der geschachtelten Datenstruktur dürften hier Mehrebenenanalysen das Mittel der Wahl sein, wie sie z. B. in der Bildungs- oder Werteforschung üblich sind. Sind entsprechende Verfahren zum Einsatz gekommen? Wenn nicht, könnte auch das eine Erklärung für die in der Tat erklärungsbedürftigen Erbebnisse sein.
Reizen denn Kinder (in z.B. Deutschland) die Bewertungsskala eventuell bei gleichem “Glücklichsein” unterschiedlich stark aus? Bzw. wurde das überprüft, ob sich diese Zahlenbewertung ohne weiteres vergleichen lässt? Da käme mir als Möglichkeit in den Sinn die Kinder zu fragen wie lecker für sie Eis, Bonbons, etc. schmecken auf einer Skala von 1-10. Anderes formuliert: ist sicher, dass für Kinder im Rahmen dieser Studie in Nation XY eine 9 die gleiche Wertigkeit hat wie für Kinder der Nation YZ?
“Einstweilen haben wir die Daten genutzt, die man erheben kann und die auch erhoben wurden, z.B. die Daten zur Ausstattung des kindlichen Lebens mit den Annehmlichkeiten, die zu einem Kinderleben zu gehören scheinen, also:
gute Kleidung;
Computer;
Zugang zum Internet;
Mobitltelefon;
eigenes Zimmer;
Bücher;
ein Auto in der Familie;
Musikabspielgerät
eigener Fernseher”
Nun ja, das mögen ja ganz interessante Randdaten sein, aber was ist mit dem wesentlichen? Wie steht es bspw. mit der Umsetzung der Kinderrechte nach UNkrk, also bspw. mit dem Recht auf Familie, Eltern, Wohnung ( und damit zusammenhängend auf das gewachsene soziale Umfeld ) u.a. nach Trennungen, oder wenn die Eltern dummerweise Kontakt zu Jugendämtern, o. damit kooperierenden weiteren gesucht haben?
Sind das keine bei der Erforschung des “Kinderglücks” zu berücksichtigenden Aspekte?
Oder kann es sein, daß man diese Faktoren dann doch lieber gar nicht erst überprüfen möchte, um nicht in Gefahr zu geraten, daß besonders die deutschsprachigen Länder ( aber möglw. auch das UK, Finnland u.w. ) sonst ganz weit nach unten in den entsprechenden Statistiken absacken?
Nein, ich denke nicht, daß unsere Gesellschaft besonders kinderfeindlich ist.
Die durch Kinderelend finanzierten Institutionen i.d.R. aber schon.
Meine VT: Wir sollen konditioniert werden, daß Ungleichheit quasi gut ist und Besitz schlecht. Hat der Herr Schwab ja bereits angekündigt, wobei er eben “ihr” verwendet hatte und nicht “wir alle”.
Wir sehen, dass du dich in Vereinigtes Königreich befindest. Wir haben unsere Preise entsprechend auf Pfund Sterling aktualisiert, um dir ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Stattdessen Euro verwenden.Ausblenden
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gerade haben Sie uns dabei geholfen, eine Finanzierungslücke für das Jahr 2023 zu schließen, da ist das Jahr auch schon fast zuende.
Weihnachten naht.
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Nun, die Care – Industrie kann nicht überall gleich erfolgreich sein. Daher gibt es in einigen Ländern Kinder, die gar nicht wissen, daß sie unglücklich zu sein haben. Aber solche Reports werden das schon zu ändern wissen. Wieder ein Beispiel für Methode 1 der Befragung und der damit gesicherten Fortsetzung der Studien. Hierzu aus dem Report:
– ” It must be acknowledged that any international comparative work using self-report data rests on a number of assumptions about the reliability, validity and comparability of responses to survey questions, taking into account linguistic and cultural differences.”
heisst eigentlich, daß ich die Studie beliebig ergebnisorientieren kann, je nach “assumptions” (wobei mein amerikanischer Freund zu bemerken pflegt, das der Wortanfang schon sagt, was die Intention ist),
und
-“The overall aim of the Children’s Worlds project is to generate findings which are not only of research interest but also can be valuable to key stakeholders who are concerned with the quality of children’s lives.”
Ich verstehe das so, daß die eventuellen Interessen von Kindern nicht interessieren.
Um die These “…soziale Ungleichheit mache unglücklich..” zu widerlegen ist m.E. der Entwicklungsstand eines Landes nicht zielführend, weil erstens der Entwicklungsstand die soziale Ungleichheit nicht misst und zweitens m.M. das Unglück von Kindern nicht mit dem Mangel an Konsumgüter korreliert, sondern mit dem Mangel an Zeit und Zuneigung von den Eltern, welcher wiederum mit der sozialen Ungleichheit korrelieren könnte, falls diese Ungleichheit in einer hoch entwickelten und hoch kompetitiven Gesellschaft auftritt. Wie verhält es sich mit Norwegen? Bei denen ist die soziale Gleichheit ausgeprägter als bei uns. Der Entwicklungsstand auch. Trotzdem sind die norwegischen Kinder glücklicher als die deutschen. In Israel ist die soziale Ungleichheit größer als in Deutschland und die israelischen Kinder glücklicher als die deutschen. Da stimmt die Theorie. Aber im Vergleich zu Äthiopien haben sie einen höheren Entwicklungsstand und trotzdem glücklichere Kinder. Offenbar gibt es einige zusätzliche Faktoren für das Glücksempfinden von Kindern, als nur die große soziale Ungleichheit.
In einer Konkurrenzgesellschaft, in der der Neid ein wichtiger Antriebsfaktor ist, die soziale Ungleichheit zu fördern, weil in Rumänien die Kinder glücklicher sind, ist nach meiner Einschätzung etwas gewagt 🙂
Ist doch klar, dass Kinder, die viel draussen spielen, rumtollen, Kameraden haben und lärmen dürfen, glücklicher sind, als Kinder die zu Hause vor dem Fernseher oder Computer sitzen. Das jetzt aber als Rechtfertigung für soziale Ungerechtigkeit zu deuten, scheint mir ein rechter Krampf zu sein. Die wirkt sich erst später aus. So sind Länder mit ausgeprägtem Sozialausgleich wie Dänemark und Schweden immer weit oben in der Liste der Erwachsenenzufriedenheit. Der absolute Reichtum spielt dabei weniger eine Rolle, als der relative. Deutsche scheinen generell nicht besonders glücklich. Stänkern gehört doch zum Nationalsport.
Der Unterschied ist, wir haben Daten, Sie urteilen nach Vorliebe.
Das Kinderglück hängt sicher nicht von den Dingen ab, die man besitzt. Ob allerdings soziale Ungleichheit einen Einfluss hat, können wir erst feststellen, wenn wir die Daten von Kindern reicher Familien mit denen von armen im gleichen Land vergleichen. Auch müssten wir noch viele weitere Faktoren einbinden. Israel liegt beim HDI und beim Kinderglück weit oben.
Aber das haben wir doch getan, reiche deutsche Familien mit armen äthiopischen oder algerischen Familien z.B., Ergebnis: die Kinder aus äthiopischen und algerischen Familien sind glücklicher.
@Roland S.
Der “Krampf” stammt nicht von uns, sondern ist die Implikation aus anderer Leute Krampf, und zwar aus der Pseudo-Forschung, die angeblich demonstriert, dass Menschen in Ländern, in denen – wiederum angeblich, weil das Ausmaß sozialer Gleichheit oder Ungleichheit ja nur anhand stark kumulierter Daten operationalisiert werden kann – größere soziale Gleichheit herrscht, unglücklicher sind.
Das war der Aufhänger unseres Artikels, und den Bezug zu dieser Pseudo-Forschung haben wir am Beginn des Textes ja auch hergestellt.
Das ist manchmal so mit blogs, also weblogs: sie sind eben doch eine Art Tagebuch, und erst dann, wenn man unsere Texte regelmäßig liest, erschließt sich einem der Kontext eines bestimmten Textes vollständig. Wer nicht regelmäßig unseren weblog liest, wird uns wohl oder übel zugute halten müssen, dass er bestimmte Zusammenhänge nicht herstellen kann, weil er etwas verpasst hat. Es ist daher ein Ausdruck mangelnden guten Willens und mangelner Bescheidenheit, wenn man meint, einige unserer Argumentationen als “Krampf” bezeichnen zu müssen, nur, weil man die Hintergründe und Zusammenhänge nicht kennt.
Um es noch einmal festzuhalten:
Wenn man den Krampf glauben möchte, nach dem individuelle Menschen im Aggregat betrachtet glücklicher sind, wenn Sozialismus (sprich: soziale Gleichheit) herrscht, dann muss man dummerweise auch glauben, dass es für einen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und sozialer Ungleichheit spricht, wenn sich unter Verwendung derselben Messinstrumente wie in Vorgängerstudien Befunde ergeben, die der These Glück (oder Zufriedenheit) = Gleichheit (oder Sozialismus) widersprechen – alles klar?!?
Zu Deutsch: Wir fordern ein, dass jemand, der A gesagt hat, bereit ist, auch B zu sagen!
Also wenn man einmal miterlebt hat unter welchem Druck hierzulande schon 10jährige stehen wenn es um den Übertritt ins Gymnasium geht, dann erklärt sich fehlendes Glück recht gut.
Wie sollen Kinder auch glücklich sein wenn sie (am besten schon mit 0 Jahren) ständig durchpädagogisiert werden und jeder kleine Entwicklungsschritt exakt geplant, dokumentiert und anschließend seziert wird. Schon als Kleinkinder lernen sie, dass ihre Interessen irrelevant sind und nur als Motivationsmaßnahme missbraucht werden für das eigentliche durchgeplante Lernprogramm. Gestaltungsmöglichkeiten beschränken sich auf Bastbasteleien oder “jetzt malt mal eine Sonne”, auch weitgehend unter Anleitung.
Die Eltern sieht man nur in müdem Zustand am Abend, Geschwister sind in einer anderen Gruppe (oder Klasse), Onkel, Tanten, Neffen, Großeltern wohnen in einer anderen Stadt, so dass soziale Kontakte hauptsächlich von “Klient” zu “Betreuer” stattfinden, und nicht einfach von Mensch zu Mensch.
Einfach mal in den Wald gehen darf man natürlich auch nicht, schließlich lauern überall Gefahren. Und überhaupt erfahren schon die ganz kleinen dass sie auf unserem ach so verschmutzen Planeten keine Zukunft mehr haben können, dass Mensch sein an sich bereits Sünde an der Natur ist, dass essen nicht einfach schmecken darf sondern ethisch wohlüberlegt konsumiert werden muss. Und überhaupt ist das ganze Essen sowieso voller Gifte durch die böse Lebensmittelindustrie.
Soweit die Schwarzmalerei. Etwas übertrieben, aber zumindest nach meiner Meinung dürfe die kindliche Glücksverteilung eher in den beschriebenen Phänomenen zu suchen sein als im wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft.
@A.S.
” Etwas übertrieben, …”
Ja, wirklich? Mir scheint das nicht übertrieben, eher im Gegenteil …
Hat dies auf psychosputnik rebloggt.
Ich denke “soziale Ungleichheit” wird dann gluecksempfindungsrelevant wenn sie substanziell wird – sprich wenn der Reichtum der wenigen das Leben der meisten bedroht.
Und das die “hochentwickelten” Laender voellig ueberorganisiert sind ist sicher auch ein gewisser Faktor der das “gluecklichsein”, nicht nur von Kindern, erheblich beeintraechtigt.
Ansonsten gilt: …mehr als Leben geht nicht – und es ist nicht unbedingt eine Verbesserung dieses Lebens hinter irgendwelchen Besitztuemern herzuhecheln um diese dann staendig vor Verlust bewahren zu muessen.
Oder wie war der schoene Satz: Wir arbeiten in Jobs die wir hassen um Dinge zu kaufen die niemand braucht um damit Menschen zu beindrucken die wir nicht leiden koennen…so wird das nichts mit dem Glueck.
Tja, das Leben könnte so unbeschwert sein, wenn da nicht die Angst vor dem geltungsverlust wär – macht euch frei von eurer geltungssucht und lebt in den Tag hinein glücklich und zufrieden
Eine methodische Frage: Auf Grund der geschachtelten Datenstruktur dürften hier Mehrebenenanalysen das Mittel der Wahl sein, wie sie z. B. in der Bildungs- oder Werteforschung üblich sind. Sind entsprechende Verfahren zum Einsatz gekommen? Wenn nicht, könnte auch das eine Erklärung für die in der Tat erklärungsbedürftigen Erbebnisse sein.
Reizen denn Kinder (in z.B. Deutschland) die Bewertungsskala eventuell bei gleichem “Glücklichsein” unterschiedlich stark aus? Bzw. wurde das überprüft, ob sich diese Zahlenbewertung ohne weiteres vergleichen lässt? Da käme mir als Möglichkeit in den Sinn die Kinder zu fragen wie lecker für sie Eis, Bonbons, etc. schmecken auf einer Skala von 1-10. Anderes formuliert: ist sicher, dass für Kinder im Rahmen dieser Studie in Nation XY eine 9 die gleiche Wertigkeit hat wie für Kinder der Nation YZ?
Liegt nicht die reaktionäre Erklärung auf der Hand? Verfügbarkeit der Mutter?
“Einstweilen haben wir die Daten genutzt, die man erheben kann und die auch erhoben wurden, z.B. die Daten zur Ausstattung des kindlichen Lebens mit den Annehmlichkeiten, die zu einem Kinderleben zu gehören scheinen, also:
gute Kleidung;
Computer;
Zugang zum Internet;
Mobitltelefon;
eigenes Zimmer;
Bücher;
ein Auto in der Familie;
Musikabspielgerät
eigener Fernseher”
Nun ja, das mögen ja ganz interessante Randdaten sein, aber was ist mit dem wesentlichen? Wie steht es bspw. mit der Umsetzung der Kinderrechte nach UNkrk, also bspw. mit dem Recht auf Familie, Eltern, Wohnung ( und damit zusammenhängend auf das gewachsene soziale Umfeld ) u.a. nach Trennungen, oder wenn die Eltern dummerweise Kontakt zu Jugendämtern, o. damit kooperierenden weiteren gesucht haben?
Sind das keine bei der Erforschung des “Kinderglücks” zu berücksichtigenden Aspekte?
Oder kann es sein, daß man diese Faktoren dann doch lieber gar nicht erst überprüfen möchte, um nicht in Gefahr zu geraten, daß besonders die deutschsprachigen Länder ( aber möglw. auch das UK, Finnland u.w. ) sonst ganz weit nach unten in den entsprechenden Statistiken absacken?
Nein, ich denke nicht, daß unsere Gesellschaft besonders kinderfeindlich ist.
Die durch Kinderelend finanzierten Institutionen i.d.R. aber schon.
Meine VT: Wir sollen konditioniert werden, daß Ungleichheit quasi gut ist und Besitz schlecht. Hat der Herr Schwab ja bereits angekündigt, wobei er eben “ihr” verwendet hatte und nicht “wir alle”.