Den Seinen nimmt’s der Staat im Schlaf: Stromkosten 2017

Wer das Pech hat, in Deutschland zu wohnen, zahlt dafür. Nicht nur das Steuerniveau als solches ist europäische Spitze, auch die Strompreise, die Privathaushalten in Deutschland abverlangt werden, sind europäische Spitze. Und im Jahr 2017 hat es Deutschland endlich geschafft, mit den Dänen, die bislang die höchsten Strompreise zahlen mussten, gleichzuziehen: 30,5 Cent pro Kilowattstunde kostet der Strom in beiden Ländern.

Wie sehr deutsche Verbraucher beim Strom geschröpft werden, wird dann deutlich, wenn man die Stromkosten international vergleicht (siehe die Abbildung). Wir haben uns bei Eurostat Daten für die Stromkosten inklusive Steuern pro Kilowattstunde für Privathaushalte besorgt und einen Teil der Daten in die folgende Abbildung übertragen.

Strom ist in Deutschland und Dänemark rund dreimal so teuer wie in der Türkei und Bulgarien, rund doppelt so teuer wie in Frankreich und im Vereinigten Königreich und gut ein Drittel teurer als im Durchschnitt aller 28 EU-Länder.

Während Deutsche schlafen und die Heizung summt, während der elektronische Wecker und der Kühlschrank Strom verbrauchen, läuft der Zähler beim Finanzamt, freut sich dort ein Finanzbeamter darüber, dass man Deutsche auch im Schlaf schröpfen kann.

Dabei hat die Gier des deutschen Staates, wie man der folgenden Abbildung entnehmen kann, stetig zugenommen. Der Preis für Strom, er ist seit 2007 kontinuierlich gestiegen und hat 2017 das Niveau von Dänemark erreicht. Dass Strompreise nicht nur steigen, sondern auch fallen können, zeigen die Beispiele der Niederlande, des Vereinigten Königreichs und der Türkei. Dort sind Strompreise in den letzten Jahren gefallen, dort gibt es auch Wettbewerb zwischen Anbietern.

Wettbewerb zwischen Anbietern gibt es auch in Deutschland, aber beschränkt auf lediglich 18,5% des Strompreises. Die 18.5% stellen den Anteil der Stromkosten dar, der für Strombeschaffung notwendig ist. Weitere 25,2% der Stromkosten sind Netzentgelte, die von der staatlichen Regulierungsbehörde festgesetzt werden bzw. Kosten für Abrechnung, Messung und Messstellenbetrieb – nichts also, worum es heftigen Preiswettbewerb geben kann. Diesen 43,7% des Strompreises stehen 56,3% Steuern und Abgaben gegenüber, darunter sind die Umsatzsteuer mit 16% und die EEG-Umlage mit 24,3% die bedeutendsten Kostenfaktoren.

Müssten Deutsche nicht diejenigen bezuschussen, die Windkrafträder in die Landschaft stellen, dann wäre der Strompreis in Deutschland auf dem Niveau von Portugal, bei 22,9 Cent anstelle von 30,5 Cent pro Kilowattstunde. Aber sie müssen die Windräder finanzieren und neben Steuern und EEG-Umlage noch eine Konzessionsabgabe von 6,0% [Die Konzessionsabgabe ist eine Abgabe, die Privatkunden dafür bezahlen, dass Stromtrassen über öffentliches Eigentum verlaufen, das sie über ihre Steuern finanziert haben] und eine Stromsteuer (doppelt besteuert rechnet sich besser – für den Staat), von 7,2% entrichten. Insgesamt summieren sich die Steuern, Abgaben und Umlagen, die der Staat allen seinen Privathaushalten auferlegt, weil er mit den Erlösen Gutes tun will, auf 56,3% des Strompreises. Damit sind die Fragen, warum Strom in Deutschland so teuer ist und wer am Strom verdient, beantwortet.

Und während in Deutschland Rentner, die ein Leben lang gearbeitet haben, nur um im Alter von einer kleinen, oftmals zu kleinen Rente zu leben, hohe Steuern auf Strom zahlen müssen, damit ihnen nicht zu warm wird, gibt es im Vereinigten Königreich, in dem die Stromkosten für Privathaushalte sowieso um gut 50% geringer sind als in Deutschland das Warm Home Discount Scheme, mit dem die Stromkosten für Rentner und Haushalte mit geringen Einkommen um weitere £140, also gut 157 Euro im Jahr gesenkt werden können. Aber natürlich gibt es im Vereinigten Königreich auch keine EEG-Umlage und andere wichtige Dinge, die sichern, dass heutige Generationen leiden, damit spätere Generationen ohne Strom dastehen.

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