Politainment: Pappnasen-Bingo – Achtung: Wir loben die Tagesschau!

Es ist schon einige Jahre her, dass Andreas Dörner mit seinem Buch „Politainment“ eine Welle aus den USA aufgenommen hat, die mit letzter Kraft an den Nordseestrand geschwappt ist. Hinter Politainment steckt die Idee, dass man dem dummen Volk die wichtige Politik als Politik-Entertainment darbieten müsse, als leichtverdauliche Kost, so dass die Bürger in ihrem beschränkten Horizont die wichtigen Inhalte, die Politiker vermitteln wollen, auch begreifen können. Politainment geht davon aus, dass Politiker eine „Elite“ darstellen, eine nach Leistung, Kompetenz und Intelligenz ausgewählte Elite einer Gesellschaft.

Ja. Die Idee kommt, wie gesagt aus den USA. Dort mag es noch den ein oder anderen Politiker mit den entsprechenden Eigenschaften geben. Und man kann eine Idee nicht dafür verantwortlich machen, dass sie von Wohlmeinenden auf die falschen Felder angewendet wird. Wenngleich deutsche Politiker gleich welcher Provenienz des Öfteren den Eindruck vermitteln, sie zumindest, würden sich für intellektuelle Elite halten, immer dann nämlich, wenn sie der Meinung sind, man habe es nicht geschafft, „den Menschen“ die eigenen Programmpunkte näher zu bringen, begreiflich zu machen.

Dass „die Menschen“ weit intelligenter sind als sie selbst, dass sie die Programmpunkte nicht nur verstanden, sondern durchschaut und deshalb von einer Wahl der entsprechenden Partei abgesehen haben, kommt den Politdarstellern in ihrem Echozimmer selbstzugewiesener Wichtigkeit nicht in den Sinn.

Deshalb ist der Kabinett-O-Mat, der sich heute bei der ARD findet, so wichtig. Denn er macht für alle nachvollziehbar und ohne Abstriche deutlich, dass es wurscht ist, welche Pappnase man auf welche Position setzt. Man nimmt einfach einen Namen und zieht ihn auf das zu besetzende Feld. Und wenn der Name, den man selbst auf das Feld gezogen hat, mit dem Namen übereinstimmt, den derjenige hat, der sich nun als Nutznießer der Koalitionsverhandlungen darauf ausbreiten kann, BINGO!

Wer alle richtig hat, der darf sich anschließend betrinken. (aber Vorsicht: 19% davon gehen an den Staat)

Die ARD macht in aller Unschuld dieses Versuchs, Politainment bereitzustellen, deutlich, wie irrelevant persönliche Eignung oder Kompetenz für die Entscheidung ist, welchem Politdarsteller welches Ministerium zugewiesen wird. Diesen Sinn für die Wirklichkeit hätten wir den Redakteuren der ARD-Tagesschau nicht mehr zugetraut. Damit wird auch Politainment vom Kopf auf die Füße gestellt, Politainment meint nämlich nicht die unterhaltsame Vermittlung politischer Inhalte, sondern das Amüsement, das Bürger aus dem neuesten Unsinn entnehmen, den Politiker verbreiten (Aber Vorsicht: Weil sie von der Bevölkerung ausgelacht werden, rächen sich die Politiker mit Selbstbereicherung und hohen Steuern…).

Wir sind erstaunt und begeistert ob dieses Einbruchs der Realität. Der nächste Schritt, der gegangen werden muss, um die völlige Unnötigkeit einer Kompatibilität von Amt und Kompetenz, ja die völlige Unnötigkeit einer irgendwie vorhandenen Kompetenz zu belegen, ist eine Zufallsauswahl aus dem Bundestag. Eine solche hätte übrigens eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine ansatzweise kompetente Person auf ein Ministeramt zu bringen als es jede Koalitionsverhandlung haben kann – eine Erkenntnis, die schon Sir Humphrey Appleby im Jahre 1970 sehr gut formuliert hat.

“The argument that we must do everything a Minister demands because he has been ‘democratically chosen’ does not stand up to close inspection. MPs are not chosen by ‘the people’ – they are chosen by their local constituency parties: thirty-five men in grubby raincoats or thirty-five women in silly hats. The further ‘selection’ process is equally a nonsense: there are only 630 MPs and a party with just over 300 MPs forms a government and of these 300, 100 are too old and too silly to be ministers and 100 too young and too callow. Therefore there are about 100 MPs to fill 100 government posts. Effectively no choice at all.”

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